Der Wald. Nicolas Scheerbarth

Der Wald - Nicolas Scheerbarth


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einem großen, schweren Kerl tun konnte. Er stieß und schob und stieß und schob ... und als ihre Muskeln sich in der äußersten Lust des Höhepunkts verkrampften, kam es ihm gleich darauf in heißen, befreienden Schüben, die er in diesen dünnen, geschundenen und doch so freudig entgegenkommenden Körper jagte, merkte kaum, dass er selbst nun laut aufbrüllte vor Lust über die gelungene Vereinigung.

      Jeanette.

      Es war wenig los an diesem Freitag. Wenige Autos auf dem Parkplatz, wenige Bäume besetzt. Sogar einige der Plätze, die sonst immer belegt waren, waren heute frei. Vielleicht ein Fußballspiel? Sie wusste es nicht, kümmerte sich nie groß um solche Sachen. Sie konnte nur hoffen, dass irgendwann jemand kam. Ein Kerl am besten. Eine Frau ging natürlich auch, aber Männer waren ihr lieber.

      Wenn niemand kam ... sie überlegte, ob es an einem so ruhigen Abend eine gute Idee war, die selbsteinhakenden Handschellen zu benutzen. Die Dinger waren gemein. Man konnte sie selbst schließen ... problemlos vor dem Körper, mit etwas Übung auch auf dem Rücken, doch öffnen ließen sie sich nur mit Hilfe. Andererseits ... sie hatte sich vorgenommen, sie heute zu benutzen! Wo blieb die Disziplin, wenn sie sich von der Furcht vor einer Nacht allein im Wald schon abhalten ließ?

      Ihr Lieblingsplatz war frei. Das war schon mal ein guter Anfang. Allerdings saß an dem Baum gegenüber eine junge Frau ... anscheinend noch recht jung, mit einem schlanken Körper und langen, schwarzen Haaren. Das war weniger gut. Normalerweise hatte Jeanette nichts gegen Gesellschaft. Aber wenn so wenig los war, wuchs das Risiko, dass ein Kerl sich dann im unmittelbaren Vergleich für die jüngere, besser aussehende entschied. Jeanette hatte kein Problem mit ihrer Figur, doch sie war ein Stück älter als die andere und neigte zum Untersetzten und allgemein Unscheinbaren. Sie war einfach nicht der interessante Typ, der hier gern bevorzugt wurde; das war ihr schmerzlich bewusst.

      Aber es half alles nichts. Sie war hier, um sich und ihren vor Geilheit brodelnden Leib in Disziplin zu üben! Entschlossen machte sie sich an ihre Vorbereitungen. Breitete vor dem Baum die Matte aus. Zündete ihre Laterne an und hängte sie an den üblichen Ast. Daneben die "Tanzkarte" ... ein Schild, bedruckt mit acht quadratischen Feldern. In jedem ein Großbuchstabe oder Zeichen: weiß auf schwarz für passive Vorlieben. Schwarz auf weiß für aktive. Auf der Rückseite Kontakttelefonnummer, Adresse, Notfallhinweise. Sie streifte ihre Alltagskleidung ab. Zog den engen Lederdress an, der ihre runden C-Körbchen-Brüste, die frisch rasierte Scham, Pobacken samt Anus und den Rücken frei ließ. Legte die Kette um den Baum, hakte sie in die Handfessel ein ... und schloss mit einem gekonnten Ruck die Fessel hinter ihrem Rücken.

      Nun war sie völlig hilflos. Jedem ausgeliefert, der vorbeikam. Sie setzte sich seitlich auf die Matte. Wenn jemand kam, würde sie ihre Grundposition einnehmen. Aufrecht auf den Knien, demütig den Kopf gesenkt.

      Sie wartete und lauschte der vertrauten Geräuschkulisse. Dem Rauschen der Blätter, dem Knarren von Ästen, die im leichten Wind aneinander rieben. Wenn man öfter hier war, merkte man, dass es heute ruhiger war als sonst. Nur manchmal drang ein Schrei aus dem Wald, klatschende Schläge, Gemurmel oder eine Stimme im Befehlston.

      Mit der Zeit wurde ihr langweilig. Sie wusste, wie sehr man sich täuschen konnte, wenn man nackt und gefesselt nachts im Wald wartete, dass jemand kam und mit einem spielte. Eine Stunde wirkte leicht wie zwei; vor allem nach Mitternacht zog sich die Zeit endlos. Obwohl es gegen ihre Disziplin und die hiesigen Gepflogenheiten war, begann sie irgendwann, ihr Gegenüber genauer zu mustern. Leicht geblendet von ihrer eigenen Laterne konnte sie die junge Frau kaum erkennen ... sah nicht viel mehr als einen schattenhaften Umriss. Die andere hockte im Schneidersitz vor ihrem Baum und hatte sich nur an einer Hand gefesselt. Eine Anfängerin? Das passte zu ihrer Jugend.

      Oder sie war Bondage-Bottom. Jeanette hatte nicht auf die Tanzkarte der anderen geachtet. Bei Bondage war die ursprüngliche Fesselung nur pro forma, da sie in den allerseltensten Fällen zu den Vorstellungen des Tops passte. Und sich selbst gut verschnürt zwei Meter über dem Boden an einen Ast zu hängen, hatte noch kein Mensch fertig gebracht.

      "Hallo ... entschuldige!" rief es leise von drüben. Eine helle, nicht unangenehme Stimme. "Ich weiß ... man soll hier nicht reden ... aber ... darf ich dich was fragen?"

      "Kein Problem!" antwortete Jeanette. Das klang sehr nach Anfängerin. Bei denen war sie immer freundlich. Für Anfänger war der Wald ein verwirrender Ort, und auch sie selbst war damals dankbar gewesen für ein bisschen Orientierung. "Es ist ja niemand da, den wir stören könnten. Frag ruhig!"

      "Oh, danke! Ich wollte nur wissen ... weil ich heute erst zum zweiten Mal hier bin ... kann das lange dauern ... bis einer kommt?"

      "Ja, das kann schon dauern! Zum zweiten Mal, sagst du? Wie war es denn das erste Mal?"

      "Ach, das ... das war ... da hab ich jemanden gehabt. Mitgebracht. Verstehst du? Ein Bekannter aus dem Joyclub. Ist mitgekommen. Hat mir zuerst alles erklärt. Und dann haben wir eben ... na ... gespielt eben. Aber heute ..."

      "Mach dir keine Gedanken! Heute ist es wirklich ungewöhnlich ruhig. Vor allem hier hinten. Vorne ist bestimmt mehr los, und bei den Gruppenplätzen sowieso. Ich heiße übrigens Jeanette!"

      "Ich heiße ... äh ... Carry. Darf ich ... dich noch was fragen?"

      "Ja, klar! Solange niemand kommt, ist das völlig in Ordnung! Und nur wer fragt, wird schlau!"

      "Ha, danke, ja! Also ... wie lange kommst du schon hierher?"

      "Ach, warte mal ... das ist mein drittes Jahr!"

      "Hey, cool! So lange! Und ... hast du schon mal das Safeword benutzen müssen?"

      "Du meinst, ob es Typen manchmal übertreiben?"

      "Äh, ja ... so etwa ..."

      "In den drei Jahren vielleicht vier Mal. Wobei ein Mal ein Irrtum war. Da hat der Typ etwas aus seiner Tasche gezogen, was ich absolut nicht mag, und ich hab ein bisschen die Panik bekommen. Er hatte gar nicht vor, das Ding zu benutzen."

      "Was war das?"

      "Einen Elektrostab."

      "Ui! So was haben die hier?"

      "Manche schon. Is aber selten, weil die Dinger gefährlich sind. Meistens benutzen nur eingespielte Paare solche Sachen."

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