Die junge Gräfin 21 – Adelsroman. Michaela Dornberg

Die junge Gräfin 21 – Adelsroman - Michaela Dornberg


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machte stolz und glücklich, aber … Das Strahlen ging aus ihrem Gesicht.

      An Titel, Glanz, Besitz, an Reichtum konnte man sein Herz nicht wärmen.

      Alexandra griff nach ihrer Zahnbürste und begann wie eine Wilde ihre ohnehin schon schneeweißen Zähne zu bearbeiten, aber das geschah rein mechanisch und war ihr überhaupt nicht bewusst.

      *

      Alexandra trank bereits ihren zweiten Kaffee, der so stark war, dass er einen toten Seemann wieder auf die Beine gebracht hätte. Bei ihr zeigte sich keine Wirkung, sie fühlte sich müde, erschöpft und ausgelaugt, und sie war unendlich traurig, denn Marion hatte es offensichtlich mit dem Ausziehen mehr als eilig.

      Alexandra hatte gesehen, wie sie, bepackt mit zwei schweren Reisetaschen zum Auto gegangen war.

      Alexandra knabberte gerade lustlos auf einem Stückchen Toast herum, als Marion zur Tür hereinkam.

      »Wo ist Michelle?«, erkundigte Alexandra sich.

      Marion ließ sich auf einen Stuhl fallen, goss sich Kaffee ein.

      »Olaf hat sie schon mit nach Kaimburg genommen. Er kam heute früh ganz zeitig her, um schon mal die schwersten und sperrigsten Sachen abzuholen.«

      »Aber ich …, dann kann ich mich ja überhaupt nicht von Michelle verabschieden, Marion. Findest du das gut?«

      Marion, die gerade trinken wollte, stellte ihre Tasse wieder ab, blickte ihre Schwägerin an.

      »Alexandra, ich wandere nicht nach Alaska oder Südamerika aus, sondern ich ziehe nach Kaimburg. Das ist vom Schloss nicht mehr als ein Katzensprung. Du kannst Michelle sehen so oft du willst, du kannst sie dir holen, wann immer du möchtest. Sie war vorhin wirklich furchtbar nervig, deswegen habe ich sie Olaf mitgegeben. Olaf hat heute extra meinetwegen die Galerie geschlossen, deswegen muss ich das heute durchziehen.«

      »Er hätte seinen Laden auch ein andermal absperren können, wenn du dich entschlossen hättest am Sonntag umzuziehen, dann wäre es überhaupt nicht nötig gewesen zu schließen …, ehrlich mal, Marion. Ich respektiere deinen Wunsch, Schloss Waldenburg zu verlassen, weil du dich hier nicht mehr sicher fühlst, was für mich nicht unbedingt nachvollziehbar ist. Aber diese Eile verstehe ich nicht. Mal ganz ehrlich, bei Olaf, mitten in Kaimburg, bist du gefährdeter als hier auf Waldenburg. Oder glaubst du, dass Olaf Schritt und Tritt an eurer Seite sein wird wie ein furchtloser Ritter?«

      Die letzten Worte hätte sie sich ersparen können, die waren gemein, Alexandra biss sich auf die Unterlippe.

      Traurig schaute Marion ihre Schwägerin an.

      »Alexandra, ihr, ganz speziell auch du, habt so viel für mich getan. Und ich möchte nicht undankbar erscheinen, aber die Angst in mir ist übermächtig. Ein zweites Mal könnte ich so etwas nicht durchstehen, und niemand weiß, ob es ein zweites Mal so glimpflich ablaufen würde. Du hast recht, Schloss Waldenburg ist sicherer als Olafs Wohnung, aber nur scheinbar. Bliebe ich hier, brächte man mich und Michelle immer mit den Waldenburgs in Verbindung. Bei Olaf bin ich nur Marion Bouvier, an der hat niemand Interesse. Oder glaubst du, Ingos Kumpanen würden so weit nachforschen, um herauszufinden, ob es da irgendwo noch jemanden gibt, den man anzapfen und erpressen kann?«

      »Marion, Ingo macht eine Therapie gegen seine Spielsucht. Er hat sich verändert. Ich glaube ihm, dass er um solche Menschen künftighin einen Bogen machen wird, ganz besonders jetzt, nachdem das mit Michelles Entführung passiert ist. Die hat ihn so betroffen gemacht, und er hatte auch Angst um sie, schließlich ist sie auch seine Tochter.«

      Marion winkte ab.

      »Um die er sich bislang herzlich wenig, überhaupt nicht, gekümmert hat. Gut, zuerst wusste er nichts von ihr und erfuhr erst am sechzigsten Geburtstag deines Vaters von ihrer Existenz. Aber, liebe Alexandra, das ist auch schon eine ganze Weile her, und es ist mittlerweile sehr viel Wasser den Rhein entlanggeflossen. Er hat sich niemals gerührt, ihr nicht ein einziges Mal übers Haar gestrichen, sie auf den Arm genommen. Für mich ist Ingo nicht mehr als Michelles Erzeuger, und ich bereue schon meine Zusage, die ich ihm nach der Entführung gab.«

      »Dass er Kontakt zu Michelle aufnehmen darf? Dass du nichts dagegen hast?«

      Marion nickte.

      »Am besten ist, er streicht uns aus seinem Leben, das ist auch sicherer für Michelle. Aber vielleicht mache ich mir in dieser Hinsicht auch zu viele Gedanken. Ingo ist kein Mensch, auf dessen Worte, dessen Versprechen, man ein Haus bauen könnte.«

      Das tat weh, Alexandra zuckte zusammen, aber sie konnte Marion nicht widersprechen, bislang war es so gewesen.

      »Er ist dabei, sich zu ändern«, wiederholte sie beinahe wie ein Mantra, obschon sie wusste, dass diese Worte an Marion vorübergehen würden. Sie verstand auch Marion. Die war während ihrer Ehezeit nicht nur einmal von Ingo belogen, betrogen, hintergangen worden.

      Marion antwortete nicht, sondern stand auf, ohne von ihrem Kaffee getrunken zu haben.

      »Bitte sei nicht böse, Alexandra. Ich möchte gern weiterpacken und meine Sachen nach Kaimburg bringen. Ehe ich meine letzte Fuhre wegbringe komme ich ins Büro, um mich zu verabschieden.«

      »Da wirst du Pech haben, Marion, ich bin gleich weg. Ich habe Außentermine, und heute Nachmittag kommt mich eine alte Freundin besuchen. Aber, wie sagtest du doch so schön? Kaimburg ist nicht aus der Welt. Man sieht sich.«

      Marion schossen Tränen in die Augen.

      »Bitte nicht so, Alexandra, so kenne ich dich nicht, und ich möchte auch nicht, dass es zwischen uns zu einem Zerwürfnis kommt. Bitte, bitte, versuche mich zu verstehen. Vielleicht könntest du das eher, wenn du eine Mutter wärst. Michelle ist mein Ein und Alles. Ich bin für sie verantwortlich, und ich möchte nicht, dass ihr noch einmal so etwas zustößt. So was oder etwas ähnlich Traumatisches.«

      Alexandra stand auf, eilte um den großen, langen Tisch herum und nahm ihre Schwägerin spontan in die Arme.

      »Bitte entschuldige, Marion. Vergiss meine grantigen Worte, ich kann dich ja verstehen. Aber weißt du, es war so schön mit euch hier. Michelle und du, ihr habt so viel Leben in diese Mauern gebracht. Ich bin einfach nur traurig, dass ihr geht.«

      Marion schluckte, ihre Stimme klang belegt, als sie sagte: »Aber wir gehen doch nicht ganz, nicht für immer. Wir verlegen nur unseren Wohnsitz. In meinem Herzen wirst du einen festen Platz haben. Und glaubst du, Michelle wird weniger an dir hängen, nur weil sie nicht mehr auf Waldenburg ist? Sie hängt an dir wie eine Klette.«

      Alexandra ließ Marion los.

      Sie konnte sich jetzt mit Worten alles Mögliche beteuern, den Trennungsschmerz konnte man sich nicht schön reden.

      »Ich will dich nicht länger aufhalten, Marion«, sagte sie. »Wenn ich jetzt nicht gleich diese Termine hätte, würde ich dir gern helfen. Aber ich muss gleich los«, sagte sie nach einem Blick auf ihre Armbanduhr. Und das stimmte wirklich.

      »Ist alles wieder gut zwischen uns, Alexandra?«, erkundigte Marion sich.

      Alexandra nickte.

      »Klar, aber das war es doch immer.«

      Damit gab Marion sich zufrieden, sie warf Alexandra ein schiefes Lächeln zu, ehe sie den Raum verließ.

      Alexandra hatte auch keine Lust, jetzt noch weiter zu frühstücken.

      Sie griff nach ihrer Tasche, dann ging sie ebenfalls.

      Sie würde viel zu früh in Kaimburg bei ihrer Bank sein, aber das machte nichts. Dann würde sie eben noch ein wenig durch die Straßen laufen und versuchen, den Kopf frei zu bekommen, denn es lagen schwierige Verhandlungen vor ihr, bei denen sie hochkonzentriert sein musste.

      Das würde sie viel Kraft kosten, und vernünftiger wäre es gewesen, den Termin abzusagen.

      Aber so etwas machte eine Waldenburg nicht.

      Termine sagte man nur aus ganz, ganz wichtigen Gründen ab, beispielsweise Krankheit, aber dann musste man schon


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