Der kleine Fürst Classic 37 – Adelsroman. Viola Maybach

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vergnügt ein ganzes Menü. Sie hatte die Premiere genossen, und sie würde sich diesen Abend von niemandem verderben lassen.

      *

      »Das war toll!«, sagte Anna. »Ich habe geweint, ich konnte die Tränen einfach nicht zurückhalten.« Sie schielte zu ihrem Bruder hinüber, der diese Bemerkung normalerweise zum Anlass genommen hätte, sie aufzuziehen, doch zum allgemeinen Erstaunen gestand er: »Mir sind auch die Tränen gekommen. Ich wusste nicht, dass das so eine tragische Liebesgeschichte ist.«

      Baronin Sofia und Baron Friedrich freuten sich über den Erfolg dieses Premierenabends, denn auch ihr Neffe Christian hatte sich bereits beeindruckt von den vergangenen Stunden gezeigt. Es war nicht einfach, Jugendliche heutzutage für die Oper zu begeistern, doch offenbar hatten sie den ersten Schritt erfolgreich getan.

      Sofia gähnte verhalten. »Jetzt bin ich müde«, gestand sie.

      »Sternberg kommt schon in Sicht, Frau Baronin«, sagte der Chauffeur. »In einer Viertelstunde sind wir oben.«

      Sie legte ihren Kopf an die Schulter ihres Mannes. Die Limousine war äußerst geräumig, sie bot ihnen allen genügend Platz. »Das ist gut«, murmelte sie. »Ich könnte nämlich gerade so einschlafen.«

      Das tat sie dann auch, doch als sie auf den Schlosshof fuhren, war sie mit einem Schlag wieder hellwach, denn der Baron stellte beunruhigt fest: »Da steht ein fremdes Auto auf dem Hof – wer kann das denn sein? Wir werden doch nicht unerwartet Besuch bekommen haben?«

      »Das ist das Auto von Herrn Strobel«, stellte Christian fest. »Wenn er um diese Zeit hierhergekommen ist, kann das ja nur eins bedeuten, Onkel Fritz.«

      »Der Wilderer!«, brummte der Baron. »Das hat uns gerade noch gefehlt. Nimmt das denn kein Ende?«

      Der aufgeregte Förster wurde in die Bibliothek gebeten – denn natürlich wollte niemand ins Bett gehen, ohne gehört zu haben, was Herr Strobel mitzuteilen hatte. Er beschrieb die beiden Fallen, die er ausfindig gemacht hatte, und Anna traten zum zweiten Mal an diesem Abend Tränen in die Augen, als er mit leiser Stimme erzählte, wie er den verletzten Hirsch getötet hatte.

      »Ich brauche mehr Leute, Herr Baron, sonst kann ich den Mann nicht fangen. Immer wieder finde ich Spuren von ihm, aber wir sind zu wenige, um die alle zu verfolgen. Und ich habe keine ruhige Minute mehr, seit dieser Kerl da draußen sein Unwesen treibt, ich kann ja nicht einmal mehr richtig schlafen.«

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