Dr. Norden Bestseller Classic 39 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Classic 39 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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ist er schon noch. Ich meine fast besser, als derzeit Matthias.«

      Es gefiel Fee, dass sie so redete, wie sie es wohl in ihrer Heimat gewohnt war.

      Und als sie dann gut und auch reichlich gegessen hatten, sprach Tina auch von sich.

      »Es muss wohl gesagt sein, dass ich mit Matthias sehr befreundet war. Und auch noch bin«, fügte sie nach einer winzigen Pause hinzu. »Nur bin ich nach München gegangen und habe mir eingebildet, dass ich es hier zu mehr bringen könnte.«

      »Haben Sie das nicht?«, fragte Fee nachdenklich.

      »Ja, was den Beruf anbelangt schon. Aber ich habe auch manches einstecken müssen. Ich mag unser Dorf und die Leute, aber als Bäuerin tauge ich nicht. Oder vielleicht doch, wenn ich jetzt darüber nachdenke. Wenn man die Menschen besser kennt, lernt man die Tiere und die Natur mehr lieben. Da gibt es kein Falschsein. Matthias hat das immer gesagt, und ich habe darüber gelächelt. Ich schäme mich dafür.«

      »Das brauchen Sie doch nicht, wir alle müssen Erfahrungen sammeln, einer so, der andere so«, sagte Fee. »Auf die Selbsterkenntnis kommt es am Ende an. Ich denke, wir machen es so, dass Sie Herrn Mühlbauer hierher bringen, damit er nicht den Eindruck hat, in eine Arztpraxis geschleppt zu werden. Ich werde den Tee von der Insel kommen lassen. Das war eine ganz gute Idee von Dr. Mooslechner. Und uns wird bestimmt etwas einfallen, Herrn Mühlbauer zu überreden, sich klinisch untersuchen zu lassen.«

      »Das überlasse ich dir, Fee«, sagte Daniel lächelnd. »Die besten Ideen hat immer meine Frau«, fügte er hinzu.

      Was ist das für ein Paar, dachte Tina.

      Einfach ideal. So, wie man es sich erträumt.

      Von Fee Norden war sie ebenso begeistert wie von ihrem Mann. Da stimmte alles, und dazu noch diese süßen Kinder, dieses Haus, in dem man sich wohl fühlen musste. Man konnte, ja, man musste ins Träumen geraten.

      »Sie rufen uns an, wenn Herr Mühlbauer kommt?«, fragte Fee.

      »Wenn ich das darf«, sagte Tina.

      »Das ist abgemacht. Übrigens würde ich das Orgelkonzert auch gern hören, aber ich habe einfach keine Zeit, mich um Karten zu kümmern«, sagte Fee.

      »Vielleicht kann ich noch welche bekommen«, sagte Tina. »Ich kenne ein Mädchen, das gute Verbindungen hat. Oh, es wäre schön, wenn wir Sie dort treffen würden.«

      »Wenn es klappt, können Sie mit meiner Frau rechnen«, sagte Daniel. »Bei mir ist das immer ungewiss, aber die zweite Karte würden wir bestimmt unterbringen.«

      »Ich werde mich gleich bemühen«, sagte Tina. »Aber dann sind Sie meine Gäste. Ich schulde Ihnen viel Dank.« Sie ließ ihren Blick zwischen Fee und Daniel hin und her wandern. »Helfen Sie Matthias, wenn es möglich ist«, schloss sie.

      *

      Es herrschte Einigkeit darüber, dass Matthias Mühlbauer geholfen werden sollte. Aber wie, solange man nicht wusste, was ihm fehlte?

      Schon am nächsten Tag hatte Tina bei den Nordens angerufen und gesagt, dass sie noch zwei Karten für das Konzert bekommen hätte. Noch aber stand die Zusage von Matthias aus.

      Doch zu Tinas Erleichterung bekam sie auch die. Ein wenig beklommen war es ihr schon zumute, als er sagte, dass auch seine Mutter mit nach München kommen würde, aber das gab sich gleich als er hinzufügte, dass sie ihre Kusine Sopherl besuchen wolle.

      »Dann trinken wir bei mir Kaffee«, schlug sie vor, und damit erklärte sich Matthias einverstanden. Sie beschrieb ihm, wie er zu ihrer Wohnung gelangen könne, denn das war ein ganz neues Viertel, das selbst Einheimische noch nicht kannten.

      Diese Wohnung betrachtete Tina immer mit gemischten Gefühlen, denn Robert Carstens hatte sie mit ihr ausgesucht, und er hatte die Wohnung nebenan schon vorher inne.

      »Wenn wir heiraten, lassen wir einfach eine Verbindungstür einbauen«, hatte er gesagt.

      Es war nur gut gewesen, dass man von solchen Aussprüchen im Büro nichts gewusst hatte.

      Nun war Robert schon längst ausgezogen. Während Tina ihren Jahresurlaub genommen hatte, war das geschehen. Der Urlaub stand ihr noch zu, darauf folgte dann der Stellungswechsel. Und in Roberts Wohnung war eine nette junge Frau eingezogen, die genau so zurückgezogen lebte wie Tina.

      Robert hatte sie nicht wieder getroffen, und sie wollte ihn auch niemals wiedersehen. Ihr Stolz hatte doch empfindlich gelitten, aber jetzt hatte sie Abstand gewonnen und schalt sich, so töricht gewesen zu ein.

      Ihre Gedanken beschäftigten sich in ihrer Freizeit ausschließlich mit Matthias und dieser geheimnisvollen Krankheit, der der erfahrene Dr. Mooslechner nicht zuleibe rücken konnte.

      Ihren Vater hatte sie gefragt, aber der hatte sie konsterniert angeschaut.

      »Matthias soll krank sein? Ein Mann wie er ist nicht krank. Den kann selbst ein Stier nicht umwerfen.«

      »Wieso ein Stier?«, hatte sie gefragt.

      »Getreten hat dieser wilde Bursche ihn doch mal, als so ein paar alberne Ausflügler ihn verrückt gemacht hatten. Wollten wohl privaten Stierkampf inszenieren. Zu dumm sind diese Leute manchmal, fordern die Gefahr einfach heraus. Ein paar Tage ist der Matthias schon herumgehumpelt, aber dann war er wieder ganz der Alte. Wenn es ihm jetzt nicht gut geht, kommt es wohl daher, dass er zu viel arbeitet. Man bekommt ja kaum noch Leute, und er ist nun mal arbeitswütig.«

      Tina hatte dazu nichts mehr gesagt. Voller Spannung wartete sie auf den Tag an dem Matthias kommen und die Begegnung mit Dr. Norden stattfinden sollte.

      Während dieser Tage ging es Matthias wieder bedeutend besser, und darüber machte sich nun seine Mutter ihre Gedanken. Auch mit ihr hatte Dr. Mooslechner darüber gesprochen, dass Gelenkschmerzen durch einen seelischen Zwiespalt verstärkt werden könnten.

      Sollte es bei Matthias so sein? Hatte er Tina mehr vermisst, als er sich eingestehen wollte? War nun die Freude, sie wiedergesehen zu haben und womöglich doch öfter zu treffen, der Grund, dass sich sein Befinden gebessert hatte?

      Die härteste Arbeit war nun auch getan. Der Herbst war gekommen, die Zeit der Jagd. Doch Matthias zeigte dafür keine Neigung. Er hatte sogar beiläufig bemerkt, dass es wohl besser wäre, sie an den Pichler zu verpachten.

      »An einen Städter?«, fragte Hannerl bestürzt.

      »Er versteht was von der Jagd«, erwiderte Matthias. »Er hat mich neulich gefragt deshalb. Ist doch ein zuverlässiger Mann. Hast du etwas dagegen, Mutter?«

      »Das entscheidest du«, sagte sie.

      Er hatte es entschieden, und das wiederum sprach nicht dafür, dass er sich ganz wohl fühlte.

      Sie war froh, als die Woche vorbei und der Tag herangekommen war, an dem sie nach München fuhren. Hannerl konnte sich sehen lassen in ihrem schwarzen Trachtenkostüm. Groß und schlank war sie und aufrecht hielt sie sich, und selbst das silbergraue Haar änderte nichts daran, dass sie jünger aussah, als sie war. Sie hatte es zu einem schlichten Knoten im Nacken verschlungen.

      Matthias war sehr überrascht, als sie erklärte, dass sie es sich abschneiden lassen wolle.

      »Es ist einfacher«, meinte sie. »Man braucht dann nur ein paar Mal mit der Bürste hindurchzufahren.

      »Du freust dich ja richtig auf die Stadt, Mutter«, staunte Matthias.

      »Freilich freu ich mich«, gab sie zu. »Es braucht halt einen Anstoß. Du bist ja nicht unternehmungslustig.«

      Auch Matthias trug einen Trachtenanzug. Damit könne man überall hingehen, meinte er.

      So, mit dem weißen Hemd und dem Brokatbinder, den Hannerl ihm zuWeihnachten geschenkt hatte, sah er schon sehr imponierend aus. Hannerl meinte für sich voller Mutterstolz, dass er schon ein Mannsbild war, nach dem die Frauen sich umschauen würden. Es gefiel ihr nur nicht, dass er so viel abgenommen hatte, dass er die Hose mit Trägern halten musste und die Jacke recht salopp saß. Hager war auch


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