Dr. Norden Bestseller Classic 39 – Arztroman. Patricia Vandenberg
denn Daniel war lange in der Sprechstunde aufgehalten worden, aber glücklicherweise kam nicht noch etwas anderes dazwischen.
Allerdings kamen sie als Letzte in die Kirche, in der das Orgelkonzert stattfand. Tina und Matthias hatten ihre Plätze längst eingenommen.
Matthias merkte gar nicht, wie Fee und Tina sich kurz begrüßten, und Daniel saß am weitesten von ihm entfernt.
Das war nur recht so, denn eine Vorstellung hätte nur Unruhe geschafft. Die wollte Tina bis zum Ende aufschieben, denn eine Pause gab es nicht.
Es war ein wundervolles Konzert, das alle auf ihre Art genossen.
Fee und Daniel sehr besinnlich, Tina aufgewühlt, weil so viel in ihrem Innern vor sich ging, und Matthias geplagt von Schmerzen, die er nicht wahrhaben wollte.
Am Ende konnte er sich dann kaum erheben. Er versuchte es, und sank dann wieder auf den Sitz zurück.
Er stöhnte leise auf. Tina war erschrocken und warf Dr. Norden einen flehenden Blick zu.
»Stütz dich auf mich, Matthias«, sagte sie.
»Darf ich Ihnen behilflich sein?«, fragte Daniel. »Ich bin Arzt.«
Matthias hob abwehrend die Hand, aber dann, als auch der zweite Versuch missglückte, gab er nach.
Sie warteten, bis sich der Saal geleert hatte. »Es wäre besser, wir würden einen Krankenwagen rufen«, schlug Daniel Norden vor.
»Nein, ich schaffe es schon«, widersprach Matthias. »Es tut mir leid, es ist wie ein Hexenschuss.«
Er wusste nicht, dass Daniel Norden bereits viel besser informiert war, und es war jetzt auch nicht der Augenblick, sich gegenseitig namentlich vorzustellen.
»Hol mir bitte meinen Arztkoffer, Fee«, sagte Daniel, als sie Matthias dann mühsam bis ins Foyer geschleppt hatten.
»Ich bitte um Entschuldigung«, sagte Matthias stockend.
»Wofür? Ich bin dazu da zu helfen«, erwiderte Daniel.
Große Schweißperlen standen auf Matthias’ Stirn. Seine Hände waren eiskalt. Tinas Hände zitterten und auch ihre Lippen zuckten. Hilfeheischend sah sie Dr. Norden an.
Fee kam im Eilschritt zurück. Matthias hatte die Augen geschlossen und rang schwer nach Atem, er merkte gar nicht mehr so recht, was passierte.
»Ruf einen Krankenwagen, Fee«, raunte Dr. Norden seiner Frau zu. Dann zog er schon eine Injektion auf. Eine starke Dosis war es, aber das konnte er verantworten. So sehr Matthias sich auch um Beherrschung bemüht hatte, die Schmerzen waren einfach zu stark. Als der Krankenwagen kam, war er schon betäubt und merkte nichts mehr davon, dass er zur Behnisch-Klinik gebracht wurde.
Fee hatte Dr. Dieter Behnisch bereits angerufen. Er war ihr und Daniels Freund. Auf ihn konnten sie sich immer verlassen.
Tina hatte darauf bestanden, mit Matthias zu fahren. Daniel und Fee Norden folgten mit ihrem Wagen.
Tina hielt Matthias’ Hand, diese sehnige Hand, die früher so kraftvoll zupacken konnte und nun fast schwerelos schien.
Sie hatte ihm die Schweißperlen von der Stirn getupft und das dichte, störrische Haar zurückgestrichen, das sich auch feucht anfühlte.
Sie hatte Angst um ihn, eine fürchterliche Angst. An all den einsamen Abenden, die sie in letzter Zeit verbracht hatte, hatte sie viel gelesen, auch von rätselhaften, unerforschten Krankheiten, von Symptomen, die zur Vorsicht mahnen sollten. Es war begreiflich, dass sie jetzt völlig aufgelöst war.
Flüchtig dachte sie auch an seine Mutter, die jetzt wohl mit ihrer Kusine beisammensaß. Schnell fuhr der Krankenwagen durch die Straßen. Es war genau halb elf Uhr, als er vor der Behnisch-Klinik hielt.
*
»Du möchtest jetzt sicher schlafen, Sopherl«, sagte Hannerl Mühlbauer zu ihrer Kusine.
»Ach was, wir sehen uns so selten und haben uns doch so viel zu erzählen, und vielleicht kommt der Matthias doch noch«, erwiderte Sopherl Köninger. »Ich freue mich doch riesig, dass du mich mal besuchst, Hannerl. Die Kinder sind so weit weg, und sie kommen nur einmal im Jahr zu Besuch. Es wird schon arg still um einen, wenn man älter wird. Du kannst froh sein, dass der Matthias nicht gar so früh ans Heiraten denkt.«
»Ich hätt’ es aber gern, wenn er eine liebe Frau hätte«, erwiderte Hannerl. »Und ein paar Enkelkinder würden mir auch guttun.«
»Man hat nicht viel davon«, seufzte Sopherl. »Die Jungen gehen eigene Wege.«
»Ich würde mich nicht aufdrängen, gewiss nicht. Nur das Gefühl, dass der Bub glücklich ist, würde mir guttun. Du bist doch auch froh, dass deine Kinder gut versorgt sind, Sopherl. Und gern gesehen bist du auch bei ihnen.«
»Ja, gewiss, man gewöhnt sich an alles. Ich habe ja auch mein Kaffeekränzchen und meinen Bridgeclub, aber was tust du auf deinem Dorf, wenn Matthias verheiratet ist.«
»Brauchen könnt er mich dann doch auch noch«, meinte Hannerl.
»Wünschen würde ich es dir. Aber du könntest dann auch öfter bei mir sein. Man kann sich das Leben schon kurzweilig gestalten. Geldnöte haben wir ja beide nicht. Hast du nie daran gedacht, noch mal zu heiraten, Hannerl?«
»Gott bewahr mich, wen denn schon? Dem Toni kommt doch keiner gleich.«
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