Dr. Laurin Classic 41 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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einfach weghören.«

      Es klopfte, und Karin steckte den Kopf zur Tür herein. »Der Chef hat eben noch mal anrufen lassen. Er bleibt noch in der Klinik. Dr. Petersen auch. Ein schwerer Fall von Sepsis.«

      »Mein Gott, doch nicht bei uns?« rief Antonia erschrocken aus.

      »Eingeliefert«, sagte Karin kurz.

      Ein paar Minuten schwiegen Antonia und Birgit. Dann sagte Antonia: »Bleiben Sie doch bei uns zum Essen. Wir verlegen es vor. Ich werde noch mal kurz zu Frau Remke fahren, und dann kann ich Ihnen gleich Bericht erstatten.«

      »Sie sollen sich aber meinetwegen keine Unannehmlichkeiten machen«, sagte Birgit.

      »Es geht um andere Dinge auch«, sagte Antonia. »Nicht so traurig schauen, Biggi. Hören Sie, wie Ronald lacht.«

      Man konnte es hören. Es war unverkennbar ein süßes, weiches und doch so fröhliches Lachen, und als sie dann ins Kinderzimmer gingen, sahen sie ihn auf dem Schaukelpferd sitzen. Seine großen dunklen Augen strahlten in dem bräunlichen feinen Gesichtchen.

      »Ist das nicht schön?« sagte Antonia mit weicher Stimme zu Biggi. »Die Menschen werden wir nie verändern können, Biggi, aber wenn sich nur einige so gut verstehen, ist es doch viel wert.

      »Ich bin so froh, daß ich zu Ihnen kommen darf«, sagte Biggi. »In Südamerika war alles anders. Da kamen die armen Menschen zu uns. Sie waren dankbar, wenn wir ihnen helfen konnten, aber hier…«

      »Hier geht es den meisten zu gut«, sagte Antonia.

      *

      Diesmal war Frau Remke da. Sie war eine üppige Frau, höchstens dreißig Jahre alt, sah aber verlebt aus. Das grobe Gesicht war fahl, und der dümmliche Ausdruck ihrer Augen verriet, daß es mit dem Denken bei ihr nicht weither war.

      »Mein Name ist Laurin«, stellte sich Antonia vor.

      »Die Frau vom Doktor?« fragte Frau Remke, und ihre Augen kniffen sich zusammen. »Ihre Zwillinge sind mit meiner Vera in einer Klasse.«

      »Ganz recht, und wegen Vera komme ich«, sagte Antonia.

      »Weil die Feinen das Kind aus der Klasse haben wollen?« keifte Frau Remke los.

      »Können wir uns nicht drinnen unterhalten, Frau Remke?« fragte Antonia. »Es braucht nicht jeder zu hören. Könnte ich Vera einmal sehen? Ich bin Ärztin. Es wäre doch im Interesse Ihres Kindes, wenn ihm geholfen werden könnte.«

      »Frau Dr. Schöler hat gesagt, daß mit Vera nichts weiter ist. Das sind nur Pickel. Ein Theater wird darum gemacht! Aber wenn man nichts weiter zu tun hat, kann man das ja! Ich muß arbeiten. Ich muß mein Geld hart verdienen.«

      »Ich möchte vernünftig mit Ihnen sprechen, falls das möglich wäre«, sagte Antonia energisch. Sie war einfach in die Diele eingetreten, die winzig war. Es roch muffig, ungelüftet, nach Kohl, nach Schweiß und nach Schmutz.

      »Ich muß erst putzen«, sagte Frau Remke. »Tagsüber muß ich bei anderen putzen für Geld. Wir haben keinen Ernährer. Wir sind nicht so fein heraus wie Sie.«

      »Was aber durchaus kein Grund ist, daß die Gesundheit Ihres Kindes vernachlässigt wird«, sagte Antonia. »Ich kann Sie nicht zwingen, das Kind untersuchen zu lassen. Das Gesundheitsamt kann dies allerdings. Und dann noch eines…«, endlich hatte Antonia ganz begriffen, daß diese Frau nur harte Worte verstand, »Sie haben da Äußerungen über den Sohn von Dr. Petersen getan, die mir gar nicht gefallen, die an böswillige Verleumdung grenzen, wenn Sie verstehen, was ich damit meine. Er ist ein gesundes Kind. Seine Mutter war Südamerikanerin, daher die etwas dunklere Hautfarbe. Da ich nicht soviel Angst vor einem losen Mundwerk habe wie andere Menschen, sage ich das so klar und deutlich, daß Sie es verstehen werden. Ich werde es nicht auf sich beruhen lassen, wenn Sie weiterhin solche Äußerungen tun. Dr. Petersen ist Arzt an unserer Klinik. Sie werden sich eine andere Stellung suchen müssen, denn wir werden ihm eine andere Hilfe besorgen, die keine diskriminierenden Äußerungen tut.«

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