Dr. Norden Bestseller 339 – Arztroman. Patricia Vandenberg
nicht eine Ehe, nicht ein Kind.
Und jetzt redete sie sich immer wieder ein, daß sie das Kind nicht vermissen würde, wenn sie es zur Adoption freigab.
Unten saß ein einsamer trauriger Mann in seinem Büro und machte seine Abrechnungen. Er wußte nicht, was Ilse sagen würde, wenn Maren fortging. Vielleicht begriff sie es dann schon nicht mehr. Aber er würde Maren vermissen, er würde sich grausam allein fühlen. Das wußte er ganz genau.
Für ein Kind wäre doch auch Platz im Haus, dachte er, aber dann kam ihm auch der Gedanke, was wohl sein würde, wenn Ilse starb.
Lothar wartete doch nur auf ihren Tod, um das Sagen zu haben. Angedeutet hatte er das doch oft genug. Und er traute ihm zu, daß er alles verkaufen würde. Er wußte ja, wie das Testament des alten Weller lautete, wenngleich er sich nie Gedanken darüber gemacht hatte, daß es durch seine Heirat mit Ilse veränderte Umstände gab Herbert Köster wußte zwar mit dem Steuerrecht Bescheid, weil er ein sehr korrekter Mann war, aber sonst kümmerte er sich nicht um die Gesetze, denn dazu hatte er wahrhaftig zuviel zu tun, und er war ein so anständiger Mann, daß er auch nicht daran dachte, was ihm selbst möglicherweise nach dem Tod seiner Frau zustehen würde.
Momentan dachte er überhaupt nur an Maren und ihr Kind. Sie hatte mit Dr. Norden gesprochen, das war ihm ein kleiner Trost. Er wollte auch mit ihm sprechen und hoffte, von ihm mehr erfahren zu können.
Wenn er schon von Maren nichts erfahren würde, so wollte er doch nichts unversucht sein lassen, sich Informationen anderswo zu beschaffen. Und wann sollte Maren überhaupt mit einem Mann zusammengekommen sein? Etwa damals, als sie mal ein Wochenende nach Salzburg gefahren war, weil ihr eine gute Kundin, die plötzlich erkrankt war, eine Karte für die Festspiele geschenkt hatte?
Maren war sehr beliebt bei der Kundschaft. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, daß sie übler Nachrede ausgesetzt werden könnte. Sie war sogar oft von Ehepaaren zu einem Ausflug eingeladen worden, und mit den Weilers und den Möllers war sie auch mitgefahren an den Chiemsee und ins Allgäu.
Sie konnte so fröhlich erzählen von ihren Erlebnissen, und ganz besonders von Salzburg hatte sie geschwärmt. Aber wenn sie da wirklich ein so romantisches Erlebnis mit einem Mann gehabt hatte, warum war sie dann jetzt so voller Abwehr?
Warum hat sie kein Vertrauen zu mir, ging es ihm durch den Sinn. Aber vielleicht habe ich mir auch zuviel eingebildet, daß es für uns einmal eine gemeinsame Zukunft geben könnte. Eigentlich bin ich ja auch zu alt für sie.
Aber was hatte er denn schon vom Leben gehabt, als diesen Traum. Die Ehe mit Ilse war im harmonischen Gleichklang, aber ohne Wünsche und Emotionen verlaufen. Sie war genauso für das Geschäft da wie er, und wenn sie mal über Kinder sprachen, wurde sie still und sagte auch manchmal, sie sei wohl doch nicht die richtige Frau für ihn, aber an eine Adoption wollte sie auch nicht denken. Dann gab es die Sorgen mit Lothar, dem ewigen Studenten, der anscheinend nie fertig wurde und lieber sein Leben genoß. Er brauchte Kleidung und immer wieder mal ein neues Auto. Seine Miete mußte bezahlt werden. Ilse hoffte, daß er mal eine Frau finden würde, die ihn zur Räson brachte. Aber Frauen schien es in seinem Leben nicht zu geben. Er hatte andere Hobbys.
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