Toni der Hüttenwirt Classic 41 – Heimatroman. Friederike von Buchner

Toni der Hüttenwirt Classic 41 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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standen auf.

      Susi vergrub ihre Hände in den Hosentaschen ihrer Kniebundhose aus Wildleder. So konnte Andreas sie nicht bei der Hand nehmen. Andererseits wünschte sie es sich so, daß er sie berührte. Doch sie wollte sich keinen falschen Hoffnungen hingeben.

      Sie erreichten die Almhütte. Andreas brachte Susi bis zur Kammertür. Er wartete, bis sie die Kerze angezündet hatte. Dann wünschte er ihr eine gute Nacht.

      Susi schloß die Tür. Sie lauschte. Dann erlosch der schmale Lichtschein, der unter der Tür hindurchgefallen war. Gleich darauf hörte Susi, wie Andreas die Außentür zumachte.

      Andreas ging um die Almhütte herum und stieg auf den Heuboden. Die Luke ließ er offen. Er setzte sich hin und schaute in den Nachthimmel. Dabei dachte er an Susi. Sie gefiel ihm. Als sie mit ihrem Gepäck vom Parkplatz kam, hatte ein einziger Blick genügt, um sein Herz in Flammen zu setzen.

      Susi ist wunderbar. Sie ist sehr schön, hat eine gute Figur, wunderbares, blondes Haar und große, rehbraune Augen, dachte er. Er hatte nur ihre Hand berührt. Aber diese Hand fühlte sich so weich und warm und wunderbar an, wie er es noch nie zuvor empfunden hatte.

      Es war alles so schnell gegangen, gestand er sich ein. Es war nicht das erste Mal, daß ihm eine junge Frau gefiel. Nein! Er war ein Mann, der für die Reize des anderen Geschlechtes durchaus empfänglich war. Doch bei Susi war es anders. Er spürte, daß es ihm ernst war. Jeden Schritt wollte er überlegen. Ja, er wollte sie erobern. Doch sein Herz mahnte ihn zur Vorsicht. Susi war nicht irgendeine Frau. Sie war etwas ganz Besonderes. Tief in seinem Herzen hoffte er, daß er mit Susi die Zweisamkeit erreichen könnte, wonach sich alle Liebenden sehnen, eine innige Verbundenheit für ein langes gemeinsames Leben.

      Susi war so müde. Trotzdem wälzte sie sich im Bett hin und her und fand keinen Schlaf. Immer und immer wieder sah sie Andrea’s wunderschöne Augen vor sich. Sie erinnerte sich, wie er vom Tisch aufgesprungen war, um ihr beim Tragen zu helfen. Welche kräftigen Bewegungen! Was für ein Mann!

      Susi lauschte in sich hinein. Was flüsterte ihr Herz?

      Sie gestand sich ein, daß er ihr gefiel, wie noch niemand zuvor. Doch es ging alles so schnell. Kann man sich so schnell verlieben, fragte sie sich. Ist das möglich?

      Susi war durch ihre Arbeit gewöhnt, alles zu hinterfragen. So überlegte sie. Ich bin im Urlaub. Mich hat der Zauber der Berge erfaßt. Es ist wie ein Rausch. Diese Stille und diese klare Luft vernebeln mir die Sinne. Bin ich dabei, mich auf ein Urlaubsabenteuer einzulassen? In der nächsten Sekunde wußte sie bereits, daß sie sich etwas vormachte.

      Ich habe mich verliebt, gestand sie sich ein. Ich habe mich verliebt in seine grünen Augen. Ich schmachte dahin, wenn ich den Klang seiner Stimme höre. Seine Stimme verzaubert mich. Andreas verzaubert mich. Er ist wunderbar. Er ist einfach perfekt. Ich kenne ihn erst einige Stunden, noch nicht einmal einen ganzen Tag. Trotzdem weiß ich, daß er so besonders ist, wie kein Mann zuvor gewesen ist.

      Susi wollte im Urlaub Ruhe finden und Kraft schöpfen. Statt dessen wälzte sie sich unruhig in den Kissen oder lauschte angestrengt in die Nacht auf jedes Geräusch in der Almhütte. Sie wußte, daß er oben auf dem Heuboden nächtigte. Kann auch er nicht schlafen, fragte sie sich. Denkt er an mich?

      Als Susi endlich einschlief, träumte sie von Andreas.

      *

      Obwohl Hilda sich bemühte leise zu sein, wachte Susi von den Geräuschen auf.

      Mit einem Ruck setzte sie sich auf die Bettkante. Sie schaute sich um. Das erste Tageslicht fiel durch das kleine Fenster. Die Kammer war sehr spärlich eingerichtet. Es gab nur ein schmales Bett mit einen Hocker als Nachttisch. An der Wand waren einige Kleiderhaken. Unter dem Fenster stand ein kleiner Tisch mit einem weiteren Hocker. Interessiert betrachtete Susi die große Waschschüssel aus Email und den Wasserkrug. Er war mit kaltem Wasser gefüllt. Sie vermutete, daß Hilda ihn ihr leise hingestellt hatte.

      Susi wusch sich. Das kalte Wasser erfrischte wunderbar. Dann zog sie sich an. Etwas nachdenklich stand sie vor ihrem Gepäck. Sie entschloß sich, ihren Koffer ins Auto zu bringen. Sie wollte nur die Wanderkleidung mit auf die Berghütte nehmen, vielleicht zusätzlich noch ein Dirndl.

      Susi packte die Tüten aus. Sie häufte die Kleidungsstücke auf dem Bett auf. Links legte sie die Kleidungsstücke hin, die sie erst einmal im Auto lassen wollte. Die anderen verstaute sie im Rucksack. Sie war froh, daß sie auf Anraten von Veronika Boller den größeren Rucksack genommen hatte. Sie bekam alles unter.

      Dabei dachte sie immer wieder an Andreas. Sie wollte nicht, daß er ihren Koffer auf die Berghütte hinauftrug. Susi verspürte zwar diese Schmetterlinge im Bauch, aber sie war sich zugleich unsicher.

      »Guten Morgen, Madl! Schon so früh auf! Hast gut geschlafen? Ich hoffe, wir haben dich net geweckt. Aber wir müssen immer früh raus. Heut’ ist es besonders früh. Ich bin noch früher aufgestanden, damit mein Wenzel ein bisserl länger liegen bleiben kann. Der hat heut’ nacht kaum schlafen können. Er hat wieder Schmerzen im Kreuz. Hast Hunger?«

      Hilda Oberländer schnitt Brot.

      »Danke der Nachfrage, ich hab’ gut geschlafen, Hilda. Auch einen recht schönen Morgen!«

      Susi trank nur einen Kaffee. Sie konnte so früh nichts essen.

      »Na, dann tust später mit dem Andreas frühstücken. Des kann aber dauern. Der Andreas ist ein Langschläfer, des mußt wissen. Wenn er hier bei uns ist, dann schläft er immer sehr lange. Vor zehn Uhr brauchst net mit ihm zu rechnen.«

      »So lange wollte ich eigentlich nicht warten!« bemerkte Susi und erkundigte sich nach dem Weg zur Berghütte.

      »Die ist einfach zu finden. Es gibt nur einen Bergpfad von hier aus, der hinführt. Den gehst du immer weiter, bis dort bist. Willst net auf den Andreas warten?«

      Susi schüttelte den Kopf. Sie erzählte Hilda, daß sie einen Teil ihrer Sachen im Auto lassen würde. Sie habe schon gepackt. Susi wollte nach dem Frühstück alleine aufbrechen. Hilda gefiel das nicht, daß die junge Frau sich ohne Frühstück auf diese Bergwanderung machen wollte. Aber Susi war nicht davon abzubringen.

      »Warte doch bis so um ungefähr halb acht Uhr. Mei, so genau kann ich des net sagen. Kann ein bisserl früher oder auch später sein. Der Toni oder die Anna kommen, um die frische Milch und die Sahne zu holen. Dann gehst du mit. Dann bist auf dem Weg nach oben net so alleine.«

      Susi wollte nicht warten. Getrieben von einer inneren Unruhe, wollte sie bald aufbrechen.

      Hilda Oberländer beobachtete die junge Frau. Da muß was vorgefallen sein zwischen den beiden gestern abend. Des Madl benimmt sich ja, als würde sie vor dem Andreas davonlaufen. Oder läuft die Susi vor ihren eigenen Gefühlen davon? Das fragte sich die alte Hilda. Sie ließ sich aber nichts anmerken. Sie richtete für Susi eine große, nahrhafte Brotzeit. Gegen den Durst füllte Hilda Tee in eine Thermoskanne und gab ihr außerdem noch eine Flasche Wasser mit.

      Hilda begleitete Susi hinaus. Sie zeigte ihr, wo sich der Bergpfad von der Oberländer Alm den Berg hinaufschlängelte.

      »Grüße mir Wenzel, Hilda! Ich hoffe, sein Rücken wird bald wieder besser!«

      »Des hoffe ich auch. Weißt, Susi, es ist net nur wegen der Arbeit. Der Wenzel, der spricht dann nix anderes den ganzen Tag als von seinem Zipperlein. Ständig tut er dran denken und beklagt sich. Ich sage immer zu ihm, er soll dem net so viel Bedeutung beimessen, dann wird’s schneller besser. So halte ich des immer, wenn mir etwas fehlt. Nun ja, er ist eben ein Mann. Aber ich hab’ ihn immer noch lieb nach der langen Zeit, die wir verheiratet sind.«

      Susi rührte, mit welchem zärtlichen Blick Hilda von Wenzel sprach.

      »Soll ich dem Andreas auch einen schönen Gruß bestellen? Er wird enttäuscht sein, daß du schon fort bist.«

      Susi errötete.

      »Ja, meinetwegen! Sag ihm, ich wollte alleine sein. Wir sehen uns ja dann oben auf der Berghütte.«

      »Susi, ich denke, du gefällst dem


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