Butler Parker 176 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 176 – Kriminalroman - Günter Dönges


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und wartete, bis seine Herrin eingestiegen war. Er hütete sich, ihr seine hilfreiche Hand zu leihen. Lady Agatha schätzte Unterstützungen dieser Art überhaupt nicht.

      Als Parker die Fahrertür öffnete, entdeckte er im Eingang zum Pub einige junge Männer, die schweigend das Lokal verließen und dann zu einem Jeep liefen, der ebenfalls auf dem Parkplatz stand. Dabei entging dem Butler keineswegs, daß die drei jungen Männer mit Sicherheit angetrunken waren.

      Er setzte sich ans Steuer und ließ den Motor unter der eckigen Haube anspringen. Dann brachte er sein Gefährt in Bewegung und steuerte die Landstraße an. Dabei blickte er kurz in den Außenspiegel. Es war so, wie er es sich bereits gedacht hatte. Der Jeep nahm sofort die Verfolgung auf.

      »Ich werde verfolgt?« freute sich die ältere Dame, als Parker ihr diesen Vorgang berichtet hatte, »das hört sich aber doch sehr gut an, Mr. Parker. Daraus könnte vielleicht noch etwas werden.«

      »Eine Möglichkeit, Mylady, die in der Tat nicht völlig auszuschließen ist«, antwortete der Butler, »der Mann, der Oberst genannt wird, scheint Genugtuung fordern zu wollen.«

      »Drücken Sie mir die Daumen, Mr. Parker.« Sie nickte zufrieden und räkelte sich in der Wagenecke zurecht. »Gegen eine kleine Abwechslung habe ich überhaupt nichts einzuwenden. Ich hasse diese Maulhelden. Ist man auch noch wirklich hinter mir her?«

      »In der Tat, Mylady«, lautete Parkers Antwort, »wann beabsichtigen Mylady, den Jeep zu stellen?

      »Das überlasse ich völlig Ihnen, Mr. Parker«, erwiderte sie, »ich will mich aber auf jeden Fall ungestört mit den Lümmeln unterhalten.«

      »Wäre ein kleines Waldstück genehm?«

      »Das ist es, Mr. Parker, wie gut Sie mich inzwischen doch kennen!«

      Parker blickte in den Rückspiegel seines hochbeinigen Monstrums, wie sein Privatwagen von Eingeweihten genannt wurde. Dieses Gefährt war zu einer raffinierten Trickkiste auf Rädern geworden, nachdem es nach Parkers Plänen technisch völlig umgestaltet worden war Der Jeep holte auf und schickte sich an, dieses hochbeinige Monstrum zu überholen. Der Beifahrer stand vor seinem Sitz, hielt sich am oberen Rand der Windschutzscheibe fest und schwang zu Parkers Überraschung eine Maschinenpistole.

      »Falls Mylady einverstanden zu sein belieben, sollte man es auf einen Test ankommen lassen«, schlug Josuah Parker vor, während der Jeep inzwischen überholte. Schüsse aus der Maschinenpistole hatten die Insassen des Wagens nicht zu befürchten. Das hochbeinige Monstrum war völlig schußfest, was sich selbstverständlich auch auf die Scheiben erstreckte.

      »Ich habe aber auch nichts dagegen, wenn Sie den Jeep in den Straßengraben abdrängen«, erwiderte die ältere Dame. Sie blickte interessiert auf die drei Männer, die mit den Fäusten drohten und inzwischen Parkers Wagen überholt hatten.

      Der Butler hatte absichtlich darauf verzichtet, die unbändige Kraft des Rennsportmotors unter der Haube auszuspielen. Er wollte herausfinden, was die Männer wollten. Der Jeep holte spielend leicht einen kleinen Vorsprung heraus und stellte sich plötzlich quer zur Fahrbahn. Der Beifahrer sprang heraus und brachte seine Maschinenpistole in den Hüftanschlag. Im Licht der aufgeblendeten Scheinwerfer konnte Parker dies genau ausmachen.

      Man befand sich immerhin auf einer normalen Landstraße, und der Butler wunderte sich über die Ungeniertheit der drei Männer. Auf der anderen Seite hatten sie wohl kaum mit anderen Autos zu rechnen. Noch befand man sich auf einer Straße zweiter Ordnung, die kaum befahren wurde.

      Parker hielt, als er den Jeep fast erreicht hatte. Er wartete am Steuer, bis der Träger der Maschinenpistole an die Wagentür kam. Dabei beobachtete er die beiden anderen Männer, die in der Dunkelheit verschwunden waren. Wahrscheinlich beabsichtigten sie, sich dem Wagen von der anderen Seite zu nähern.

      »Loß, steigen Sie aus!« brüllte der Waffenträger und machte eine entsprechende Geste mit der Waffe, »ein bißchen plötzlich, Mann, sonst mache ich Ihnen Beine.«

      »Würden Sie meiner Wenigkeit freundlicherweise den tieferen Sinn dieser Aufforderung mitteilen?« erkundigte sich der Butler durch den oberen Spalt der Wagenscheibe.

      »Der Oberst will sich mit Ihnen unterhalten, is’ das klar?«

      »Hat man es tatsächlich mit einem richtigen Oberst der britischen Armee zu tun?«

      »Der Oberst ist pensioniert, aber das steht jetzt nicht zur Debatte, klar? raus aus dem Schlitten, sonst passiert was!«

      »Würden Sie tatsächlich schießen, wenn man höflichst fragen darf?« Während Parker diese Frage stellte, legte seine rechte, schwarz behandschuhte Hand einen kleinen Kipphebel auf dem reichhaltig ausgestatteten Armaturenbrett um. Damit aktivierte Parker eine Art Verteidigungssystem des Wagens. Seiner Schätzung nach mußten die beiden Männer inzwischen den Wagen erreicht haben. »Ob ich schießen werde, Mann«, brüllte der Mann aufgebracht, »los, raus jetzt!«

      In diesem Moment waren zwei spitze Schreie zu vernehmen.

      Parker wandte sich um und machte zwei Schatten auf der anderen Seite des hochbeinigen Monstrums aus. Diese Schatten zappelten wie Marionetten an unsichtbaren Drähten und krümmten sich. Sie schienen nachhaltige Schmerzen zu spüren.

      Der Waffenträger war irritiert, griff nun seinerseits nach der Türklinke und erlebte genau, was seine beiden Begleiter bereits hinter sich hatten. Ein elektrischer Schlag durchzuckte Hand und Arm, setzte sich fort bis in die Schulter und löste dann im Hirn einen wilden Schmerz aus. Er war derart stark, daß der Mann freiwillig seine Maschinenwaffe wegwarf und sich ebenfalls krümmte.

      Parker öffnete die Tür des Wagens, nachdem er den Strom abgestellt hatte, der die Wagentür unter Spannung setzte. Er stieß mit der Spitze seines Universal-Regenschirms die Maschinenpistole unter seinen Wagen und widmete sich dann dem Mann, der sich langsam aufrichtete und seine schmerzende Hand rieb.

      »Sie können versichert sein, daß der Schmerz bald nachlassen wird«, beruhigte Parker den Mann, »Sie gehören, wenn man fragen darf, zu den Freunden des Oberst Bingham, wie er wohl heißt?«

      »Freunde, Mann?« Der Entwaffnete starrte Parker fast entgeistert an, »wir gehören zu seiner Truppe.«

      »Zu seiner Truppe, junger Mann?« Lady Agatha hatte inzwischen ebenfalls den Wagen verlassen und baute sich vor dem Sprecher auf. »Von welcher Truppe reden Sie da?«

      »Vom Bingham-Kommando«, lautete die Antwort, »aber mehr kann ich dazu nicht sagen.«

      »Sie erwähnten, daß der Oberst sich mit meiner Wenigkeit unterhalten möchte.«

      »Der wird Ihnen Manieren beibringen.«

      »Mylady würde gern erfahren, wo Oberst Bingham sein Hauptquartier hat?« fragte der Butler und ging auf den Jargon des Militärs ein.

      »Der Oberst wohnt auf Bingham-Castle«, kam prompt die Antwort, »das ist nicht weit von hier. Hören Sie, kommen Sie nun mit oder nicht?«

      »Was wird sein, wenn man dem Wunsch des Oberst Bingham nicht nachkommen würde?«

      »Mann, dann haben wir mächtig viel Ärger«, entgegnete der Mann schon fast treuherzig.

      »Wie ist das mit diesem Bingham-Kommando, junger Mann?« schaltete Lady Agatha sich ein, »wieviel Männer dienen unter ihm?«

      »Ein gutes Dutze... Äh, ich verweigere jede Aussage, Lady. Ich bin nicht befugt, Aussagen zu machen. Aber Sie können meine Dienstnummer haben.«

      »Papperlapapp, junger Mann«, meinte die ältere Dame wegwerfend, »verschonen Sie mich mit diesen Dummheiten. Was werde ich tun, Mr. Parker?«

      »Wenn Mylady einen Moment entschuldigen wollen...

      Josuah Parker wandte sich um und befaßte sich mit den beiden jungen Männern, die gerade um das Heck des hochbeinigen Monstrums herumjagten und angreifen wollten.

      Der Butler machte kurzen Prozeß, hob seinen altväterlich gebundenen Regenschirm, ließ ihn mit einigem Nachdruck zu Boden fallen und wartete, bis der


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