Butler Parker 176 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 176 – Kriminalroman - Günter Dönges


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und näherte sich erst auf Umwegen wieder der Landstraße, die nach Bingham-Castle führte.

      Nach seiner Einschätzung kam man noch zurecht.

      *

      Parker hatte sein hochbeiniges Monstrum in einen Feldweg bugsiert und so abgestellt, daß schützendes Strauchwerk ihn gegen Sicht verbarg. Er stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite und hielt ein dünnes Seil in der Hand, das mit einem etwa zehn Zentimeter breiten Band verbunden war, das aus einem zähen Stahlgeflecht bestand. Dieses Metallband konnte er mittels des Seils ganz nach Belieben quer über die ganze Breite der Straße ziehen. Es war an einem speziellen Haken befestigt, der unter dem Boden seines Wagens angebracht war.

      Das schmale Geflecht hatte es selbstverständlich in sich. Es war gespickt mit Stahldornen, die unweigerlich jeden Autoreifen dazu brachten, die eingegebene Luft entweichen zu lassen.

      Parker hatte dem Handschuhfach seines Wagens ein lichtstarkes Nachtglas entnommen und beobachtete die Landstraße. Einige unbeteiligte Wagen hatte er bereits identifizieren können und passieren lassen. Doch dann endlich machte er eine Silhouette auf der Straße aus, die ihm nicht mehr unbekannt war. Es erschien ein Jeep, und in der Optik seines; Fernglases machte er vier Gestalten in diesem kurzen Wagen aus.

      Es war soweit...

      Die Landstraße war in beiden Richtungen sonst leer. Besser hätte es für Parkers Absichten gar nicht sein können. Er machte sich bereit, die Fahrt des Kommando-Unternehmens jäh zu stoppen. Darüber hinaus war er gespannt, wie sein neu konstruiertes Stahlgeflechtband funktionieren würde. Er hatte es bisher noch nicht ausprobieren können.

      Der Jeep jagte heran.

      Parker wartete genau den richtigen Zeitpunkt ab, um das Band dann mit dem Seil quer über die Straße zu ziehen. Er legte diese Sperre genau in dem Moment, als der Fahrer es schon von seinem Sitz aus nicht mehr wahrnehmen konnte.

      Es funktionierte zu seiner vollen Zufriedenheit.

      Die Vorderreifen explodierten förmlich und brachten den Jeep sofort aus dem Kurs. Sekundenbruchteile später entwich auch noch die Luft aus den beiden Hinterreifen. Der Fahrer kurbelte geradezu verzweifelt am Steuer herum und versuchte, den Jeep noch abzufangen, konnte es aber nicht verhindern, daß der Wagen im Straßengraben landete.

      Die vier Insassen stiegen gegen ihren erklärten Willen aus und lagerten sich auf einer abschüssigen Wiese. Der Jeep überschlug sich im Zeitlupentempo, rollte auf einen freistehenden Baum zu und legte sich in fast brüderlich zu nennender Geste um ihn. Danach fing der Motor Feuer.

      Die vier Männer waren verständlicherweise benommen, doch sonst war ihnen nichts passiert. Sie rafften sich auf, fluchten ausgiebig und äußerten dann wenig freundliche Worte über einen gewissen Oberst Bingham, der ihnen diese verdammte Suppe eingebrockt hätte ...

      Parker ließ sich nicht sehen.

      Er hatte die Straße bereits überquert, das Panzerband aufgerollt und ausgehakt. Er legte es in den Kofferraum seines hochbeinigen Monstrums, setzte sich ans Steuer und verließ dann den schmalen Feldweg. Er ließ das Wagenlicht erst mal ausgeschaltet, um den vier Männern ein kleines Rätsel aufzugeben. Sie brauchten noch nicht genau zu wissen, was da gerade mit ihnen geschehen war.

      »Das war recht ansprechend, Mr. Parker«, kommentierte die ältere Dame das Intermezzo, »und wohin fahre ich jetzt? Ich hatte da einige Absichten.«

      »Mylady wollten es bei diesem Zwischenspiel belassen«, antwortete der Butler, »erst bei Tageslicht wollen Mylady sich der bereits mehrfach erwähnten Siegfried-Linie widmen.«

      »Der Abend hat doch gerade erst angefangen«, entrüstete sie sich.

      »Mit weiteren Zwischenfällen ist durchaus zu rechnen, Mylady«, vertröstete Parker seine Herrin, »Mylady kommen es im Augenblick sicher darauf an, den Oberst Bingham zu verunsichern.«

      »Das stimmt allerdings«, entgegnete sie umgehend, »im Hotel werde ich weitere Erkundigungen über ihn einziehen. Dieser Kriegsnarr muß doch bekannt sein wie ein bunter Hund.«

      »Eine Feststellung, Mylady, die meine Wenigkeit unterstreichen möchte, wenn es erlaubt ist«, gab Josuah Parker zurück, »die bisherigen Aktivitäten des Mannes konnten sich unmöglich im Verborgenen abspielen.«

      »Ein hübsches Feuer«, meinte Agatha Simpson, die durch das Rückfenster schaute. Ihre Stimme klang durchaus zufrieden, »nur schade, daß diesen Subjekten nicht mehr passiert ist. Sie sind eigentlich sehr glimpflich davongekommen.«

      *

      »Oberst Bingham ist ein Waffennarr«, sagte der Hotelier Lester Dermott. Der etwa fünfzigjährige Mann war groß, schlank und wirkte nervös. Er stand neben Myladys Tisch in der Hotelbar, hatte gerade einige Drinks serviert und war von der älteren Dame ungeniert auf Bingham angesprochen worden.

      »Sie drücken sich erfreulich direkt aus, Sir«, stellte Josuah Parker fest. Auf Myladys Drängen hin hatte er sich zu ihr an den Tisch gesetzt, doch seine steife Haltung besagte eindeutig, daß er ihren Wunsch mißbilligte.

      »Die meisten Leute hier halten den Mund und sehen weg«, redete Lester Dermott weiter, »offen gesagt, ich würde auch schweigen, wenn ich mein Hotel nicht verkauft hätte. Ich werde in einigen Tagen wegziehen und ein paar Kreuze schlagen.«

      »Oberst Bingham scheint demnach nicht sonderlich beliebt zu sein, Sir.«

      »Manche halten ihn für einen alten Haudegen, der zu einem Sonderling geworden ist und vergangenen Zeiten nachtrauert«, meinte Dermott, »andere wieder behaupten glatt, er sei verrückt. Ob er beliebt ist? Sein Geld ist beliebt, das dürfte es wohl sein. Bingham glaubt doch, sich alles leisten zu können.«

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