Butler Parker Box 10 – Kriminalroman. Günter Dönges
Ich muß zugeben und einräumen, daß dieser Gangster recht fest umrissene Vorstellungen hat.“
„Wie trostreich“, gab Draken fast wütend zurück, „Sie loben ihn wohl noch, wie?“
„Er weiß genau, was er will. Und er scheint bereits zu wissen, wie man ihm diese Rohdiamanten aushändigen soll!“
„Woher bekomme ich Rohdiamanten?“ jammerte Draken.
„Sie wollen also zahlen?“ Rander sah Draken aufmerksam an.
„Natürlich. Ich habe mit meinem Aufsichtsrat gesprochen. Man ist der einstimmigen Meinung, daß dieser Aderlaß immer noch billiger ist als eine zweite Bombardierung!“
„Nun gut, wir können Sie daran nicht hindern“, entgegnete der junge Anwalt, „die Rohsteine werden Sie im einschlägigen Handel leicht bekommen.“
„Und was tun Sie?“ Draken sah Rander und Parker anklagend an, „man hat mir doch gesagt, daß Sie so gut sind!“
„Der Mensch neigt zu Übertreibungen jeder Art“, stapelte Parker tief, „vergessen Sie bitte nicht, Sir, daß Mister Rander und meine Wenigkeit erst seit gestern diesen Fall übernommen haben und bearbeiten.“
„Wenn schon! Zum Teufel, eine Million! Wissen Sie, was das für unsere Gesellschaft bedeutet? Zuerst die ausgebrannten Öltanks, und jetzt noch die Rohdiamanten. Haben Sie denn noch keine Spur auf genommen?“
„Bisher leider nicht“, gab Rander ausweichend zurück. „Sie können selbstverständlich von Ihrem Auftrag zurücktreten, Mister Draken. Wir drängen uns bestimmt nicht auf.“
„Aber mißverstehen Sie mach doch nicht.“ Draken hob beschwörend die Hände, „wir brauchen Sie! Denken Sie doch daran, daß diese Rohsteine ausgehändigt werden müssen! Soll ich das etwa übernehmen?“
„Diese Übergabe wird auf sehr einfache Art und Weise erfolgen“, warf Parker ein, „und ich glaube bereits zu wissen, wie der Feuersalamander dies bewerkstelligen will!“
„Sie tun so, als wüßten Sie bereits, wer dieser Gangster ist.“
„Ich weiß, wie er handeln wird“, korrigierte der Butler, „und ich fürchte, er befindet sich uns gegenüber in einem entscheidenden Vorteil.“
„Und der wäre?“ Draken sah den Butler erwartungsvoll und gespannt an.
„Der Feuersalamander weiß mit Modellflugzeugen umzugehen“, erklärte Parker, „aber dieser Vorsprung müßte sich in einer Art Schnellverfahren aufholen lassen, zumal ich in den Tagen meiner unbeschwerten Jugend gern bastelte.“
Draken schluckte und wußte nicht, was er von diesem komischen Butler halten sollte. Mike Rander hingegen hatte verstanden. Er nickte Parker zu und hatte es plötzlich sehr eilig, sich von Draken zu verabschieden.
*
Sie befanden sich auf der Straße, auf der sie bereits schon einmal angegriffen worden waren.
Diesmal waren sie vorsichtiger.
Mike Rander beobachtete sorgfältig den Luftraum, während Parker das Steuer des hochbeinigen Monstrums übernommen hatte.
„Sie glauben, daß der Feuersalamander ein Modellflugzeug zur Übernahme der Rohsteine benutzen wird?“ fragte Rander.
„Ich bin mir dessen fast sicher, Sir.“
„Wäre glaubhaft“, überlegte Rander laut, „viel dürften diese Steine, nicht wiegen, selbst dann nicht, wenn sie einen Gegenwert von einer Million Dollar darstellen.“
„Eine gute Modellmaschine, Sir, müßte dieses Gewicht mit Leichtigkeit schaffen!“
„Wie lange ist die Flugdauer solch eines Motors?“
„Es kommt auf dessen Größe an, Sir. Es gibt da, wenn ich mich recht erinnere, sehr leistungsfähige Modelle. Versehen mit den erforderlichen Zusatztanks könnte ein Modellflugzeug gut und gern eine halbe Stunde fliegen. Genaue Daten zu liefern bin ich erst dann in der Lage, wenn ich die erforderlichen Fachinformationen eingeholt habe.“
„Und wo bekommen Sie die?“
„Beim Modellclub, Sir. Er bietet sich dafür ja förmlich an!“
„Wer mag hinter Halligon stehen? Ich muß immer wieder an den Vornamen Gus denken. Glauben Sie immer noch, daß Rittman mit der ganzen Geschichte nichts zu tun hat?“
„Ich könnte mich mit dieser Vorstellung nur schwerlich anfreunden, Sir.“
„Eben … Rittman ist einfach zu satt und zu vorsichtig, um Risiken solch einer raffinierten Erpressung einzugehen. Na, warten wir ab, ob der Salamander sich noch einmal bei uns melden wird. Er scheint sich ja mächtig für uns zu interessieren.“
„Und ob. Ohne das gewisse Quentchen Glück hätte es in der Nacht böse mit uns ausgesehen. Moment mal, Parker. Da drüben vor den Hügeln bewegt sich doch was!“
Parker hatte diesen sich bewegenden Gegenstand bereits ebenfalls ausgemacht.
„Ein Modellflugzeug“, stellte er ruhig und gelassen fest, „es zieht vor der Hügelkette seine Kreise!“
„Und wartet bestimmt auf uns!“
„Darf ich Sie zu einem Test einladen, Sir?“
„Sie wollen das Ding provozieren?“
„Nur zu gern, Sir!“
„Okay, aber dann halte ich Ihr Spezial-Schrotgewehr bereit. Ich möchte nicht in die Luft gepustet werden.“
Rander wartete, bis Parker durch einen entsprechenden Knopfdruck das Schiebedach geöffnet hatte. Dann griff er nach dem Schrotgewehr und nickte seinem Butler zu, der den Wagen schneller werden ließ.
*
Der Feuersalamander hatte sich eine taktisch günstige Position ausgesucht.
Er trug einen weiten Staubmantel, eine Fliegerhaube, eine große Brille und hatte sich über Mund und Nase ein breites Tuch gebunden. Sein Gesicht und seine Gestalt waren somit völlig unkenntlich gemacht. Zufallsentdeckungen brauchte er nicht zu befürchten.
Vor seinem Leib hing das Steuergerät. Es handelte sich um eine super-moderne und teure Anlage. Mittels eines kleinen Steuerknüppels, der die Funkimpulse auslöste, war er in der Lage, das Modellflugzeug so zu steuern, als säße er im Cockpit dieser kleinen Maschine.
Der Feuersalamander hatte den herankommenden, hochbeinigen Wagen längst ausgemacht. Er wartete nur darauf, bis der Wagen die richtige Stelle erreicht hatte.
Die beiden Insassen des Wagens schienen bisher nichts gemerkt zu haben. Der Wagen fuhr mit unverminderter Geschwindigkeit und blieb auf seinem Kurs. Der Feuersalamander hielt es für unwichtig, daß gerade erst das Schiebedach geöffnet worden war. Dies war schließlich ein völlig normaler Vorgang.
Aber nun war es soweit!
Der Feuersalamander ließ das kleine, aber leistungsstarke Modellflugzeug steil ansteigen und nickte zufrieden, als es dem Druck des Steuerknüppels sofort folgte.
Wie ein kreisender Vogel schwebte das Modell in der Höhe eines Baumes und wartete darauf, auf sein Opfer niederstoßen zu können.
*
„Gleich ist es soweit!“ meldete Rander, der das Modell scharf beobachtete, „es zieht Kreise … Jetzt, Parker … jetzt … Achtung … drücken Sie auf die Tube!“
Was Parker erstaunlicherweise aber nicht tat.
Er wurde im Gegenteil sogar noch etwas langsamer.
„Es stürzt … es stürzt!“ schrie Rander, dem der kalte Schweiß ausbrach, „Parker, worauf warten Sie denn noch?“
Das Modell rauschte wie ein fallender Stein nach unten, genau auf Parkers hochbeiniges Monstrum zu.
In diesem