Butler Parker Jubiläumsbox 3 – Kriminalroman. Günter Dönges
Sie verstanden sich, ohne auch nur ein einziges Wort zu wechseln.
»Was wissen Sie über Canders Barmittel?« stellte Rander dann seine nächste Frage.
»Zuerst sah’s happig damit aus«, erzählte Coltax weiter. »Als Hotelier spürt man ja so was. Er mußte mächtig haushalten. Aber dann, knapp nach einer Woche, traf für ihn eine dicke Geldsendung aus Frisco ein. Ich glaube, es waren tausend Dollar!«
»Erinnern Sie sich zufällig an den Absender?« fragte Rander.
»Es war ’ne Frau, das weiß ich noch genau. Damals hab’ ich noch gegrinst. Canders ist ja genau der Typ, der eine Frau um Geld angeßen kann. Wer die Frau aber ist, weiß ich nicht mehr! So genau hab’ ich mich auch nicht drum gekümmert.«
»Gestatten Sie, daß ich noch einmal zusammenfasse«, meinte der Butler, der einen überraschend aufgekratzten Eindruck machte. »Vor rund einer Woche verließ Mister Canders Ihr Motel, nachdem er insgesamt drei Wochen bei Ihnen verbrachte, nicht wahr?«
»Genau, wenn Sie den Mann meinen, von dem ich gesprochen habe.«
Parker lieferte aus Gründen der Genauigkeit eine Beschreitung von Larry Calderhan. Schon nach den ersten Worten begann Coltax zu nicken, bis er schließlich breit lächelte.
»Sie brauchen gar nicht weiterzureden«, sagte er dann, »das ist Jeff Canders, ein Zweifel ist ausgeschlossen. Das ist Jeff Canders gewesen.«
»Mister Canders transportierte vor etwa einer Woche einen betonschweren Schrankkoffer mittels seines Wagens hinüber nach San Francisco?«
»Das mit dem Koffer und dem Gewicht stimmt, ob er damit aber wirklich nach Frisco gefahren ist, kann ich natürlich nicht sagen. Ich weiß nur, daß er von dort Geld bekommen hat und daß man ihn von dort aus öfters an rief.«
»Ich denke, diese Auskünfte genügen«, sagte Josuah Parker, seinem jungen Herrn einen schnellen Blick zuwerfend.
»Mir kommt’s so vor, als wären Sie hinter Canders her«, sagte Coltax und sah Rander und Parker neugierig an. »Stimmt irgendwas mit ihm nicht? Ist er, sagen wir, ein Gauner?«
»Auf keinen Fall«, bemerkte Josuah Parker höflich und würdevoll, »ein Gauner ist er bestimmt nicht!«
Womit der Butler noch nicht einmal schwindelte. Ein normaler Gauner wäre ja niemals auf den Gedanken gekommen, die Regierung in Washington mit einem A-Geschoß zu erpressen. Um sich so etwas einfallen zu lassen, bedurfte es schon einer gewissen negativen Größe.
Nachdem Rander und Parker das kleine Büro verlassen hatten, konnten Sie ungeniert miteinander reden.
»Die Spur führt offensichtlich nach Frisco«, meinte Anwalt Rander. »Der Schrankkoffer sagt mir alles!«
»Die Unterhaltung mit Mister Coltax war überhaupt recht interessant und aufschlußreich«, antwortete Parker. »Vier Wochen im Leben von Mister Calderhan sind damit geklärt. Vier Wochen. Und es sind jetzt fast auf den Tag genau sechs Wochen her, daß er von der ›Insel der Haie« flüchtete. Bleiben noch zwei Wochen, die aufzudecken sind. Aber möglicherweise kommt es auf die überhaupt nicht mehr an!«
Sie gingen auf den Wagen zu, den sie draußen vor dem Schlagbaum am Straßenrand abgestellt hatten.
Sie hatten ihn noch nicht ganz erreicht, als plötzlich ein cremefarbener Wagen heranpreschte und dicht an die Bordsteinkante heranfuhr.
Parker verzichtete auf lange Erklärungen.
Er trat seinem jungen Herrn in die Kniekehlen und brachte ihn so zu Fall. Mike Rander rutschte zu Boden und kollerte hinter den Buick.
Parker tat es ihm freiwillig nach und landete neben seinem jungen Herrn.
Was sich auszahlte!
Denn Bruchteile von Sekunden später ratterte eine Maschinenpistole los, deren Geschosse wie wilde Hummeln durch die Luft zischten!
»Ich bedaure es ungemein, Sir, daß ich mich in Anbetracht der ungünstigen Umstände gezwungen sah, Sie ohne jede Formalität zu Boden zu werfen.«
Parker stand schon wieder korrekt und in steifer Haltung vor seinem jungem Herrn, der dem davonbrausenden Wagen verdutzt nachsah. Parker griff in eine seiner unergründlichen Anzugtaschen und holte eine kleine Kleiderbürste hervor. Damit wischte und bürstete er peinlich genau die Staubspuren von Randers Anzug.
»Wer mag uns diese Suppe eingebrockt haben?« fragte Rander ärgerlich. »Sherman könnte es gewesen sein!«
»Ich erlaube mir, Sir, Ihnen beizupflichten. Er wird vergrämt darüber sein, daß sein Sprengstoffanschlag nicht gelang. Er dürfte in Ihnen und in meiner bescheidenen Wenigkeit nach wie vor Polizeispitzel sehen, die zusammen mit Mister Calderhan auf ihn angesetzt worden sind.«
»Höchste Zeit, diesen Irrtum aufzuklären und Sherman gehörig auf die Finger zu klopfen«, antwortete Mike Rander. »Wie lange wird Calderhan noch schlafen, Parker?«
»Nach meinen Berechnungen noch etwa vier Stunden, Sir.«
»Müßte eigentlich reichen, Sherman einen kleinen Besuch abzustatten.«
»Sir, ich möchte meiner ehrlichen Freude darüber Ausdruck geben, daß Sie von sich aus zu solch einem Unternehmen auffordern«, sagte Josuah Parker beeindruckt.
»Ab und zu muß ich Ihnen ja mal eine kleine Freude bereiten«, antwortete Mike Rander lächelnd. »Vor diesem Ausflug sollten wir aber Criswood informieren.«
»Natürlich, Sir. Wenn Sie erlauben, werde ich das übernehmen. Sie können einstweilen im Wagen Platz nehmen.«
»Wollen Sie etwa drüben vom Motel aus anrufen?«
»Würde Ihnen das nicht sonderlich passen, Sir?«
»Hören Sie, Parker, ein Wunder, daß die Polizei nach dieser Schießerei noch nicht erschienen ist. Wollen wir es darauf ankommen lassen?«
Josuah Parker, Schießereien dieser Art durchaus gewöhnt, hätte die Polizei um ein Haar glatt vergessen. Jetzt aber, nachdem sein junger Herr ihn auf dieses Versäumnis aufmerksam gemacht hatte, beeilte er sich, schleunigst ans Steuer des Buick zu gelangen. Dann fuhr er so schnell und scharf an, daß die Hinterräder durchtourten.
Sie verschwanden gerade in einer Seitenstraße, als ein Streifenwagen der Polizei erschien, aber ahnungslos an ihnen vorbeizischte. Rander grinste wie ein Schuljunge, dem ein besonders guter Streich gelungen ist.
»Wir werden Criswood sagen, was sich zugetragen hat«, sagte er dann. »Er kann dann die örtliche Polizeibehörde verständigen, damit die Leute nicht unnötig herumrätseln müssen. Denken Sie auch daran, Parker!«
Von der nächst erreichbaren Telefonzelle aus rief Josuah Parker dann an. Er verständigte den CIA-Agenten Criswood, legte auf und suchte dann im Telefonbuch nach Tony Shermans Nummer, die er anschließend ungeniert wählte.
»Mister Sherman bitte«, meldete er sich. »Parker mein Name, Josuah Parker!«
»Moment bitte«, sagte die Stimme von Ernie Claddon, »ich habe keine Ahnung, wer Sie sind? Was wollen Sie von Mister Sherman?«
»Sie sind das, was man im Volksmund so treffend einen Scherz- oder Witzbold nennen würde«, gab der Butler gelockert zurück. »Halten wir uns doch nicht mit unnötigen Plänkeleien auf. Mister Sherman bitte, sonst betrachte ich dieses Gespräch als beendet!«
Ernie Claddon, Ideenlieferant von Tony Sherman, bat um einige Augenblicke Geduld. Wenig später meldete sich Sherman. Und seine Stimme ließ deutlich erkennen, wie neugierig und mißtrauisch er war.
*
Sherman gab sich als geschulter Gastgeber.
Nachdem Claddon einige Drinks serviert hatte, sah er Rander und den Butler abwartend an. Die vierschrötige Bulldogge - anders wirkte Sherman wirklich nicht - fühlte sich als Herr der Situation.
»Sie wollten mich also unbedingt sprechen«, meinte er, »was haben