Der exzellente Butler Parker 27 – Kriminalroman. Günter Dönges

Der exzellente Butler Parker 27 – Kriminalroman - Günter Dönges


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zu antworten, dürfte mittlerweise gewachsen sein, falls man sich nicht gründlich täuscht, Mister ...«

      »Fillmore. Peter Fillmore«, nannte der Schnauzbärtige seinen Namen. »Was war das noch für eine Frage? Sie haben mich regelrecht durcheinander gebracht.«

      »Mylady begehrt Auskunft über den Inhalt der Fässer, die Sie gemeinsam mit Ihrem Kollegen im See versenkt haben, Mister Fillmore.«

      »Keine Ahnung«, brummte der Gefragte und tastete diskret sein gepeinigtes Sitzfleisch ab, in dem noch immer der Drillingshaken steckte.

      »Der Lümmel wagt es, mir ins Gesicht zu lügen, Mister Parker«, schob Mylady sich fauchend dazwischen. »Ich denke, ich werde ihm eine gründliche Lektion erteilen, ehe ich die Vernehmung fortsetze.«

      »Um Himmels willen!« Der Mann schrie und wich entsetzt einen Schritt zurück. »Mir reicht’s.«

      »Waschlappen!« titulierte die Detektivin ihr Gegenüber. »Aber gut, Mister Drillmore. Sie können sich weitere Unannehmlichkeiten ersparen, indem Sie auf der Stelle ein umfassendes Geständnis ablegen.«

      »Ich habe wirklich keine Ahnung, was in den Fässern drin ist«, beteuerte Fillmore. »Ehrenwort!«

      »Meine Wenigkeit möchte es vermeiden, Ihr Ehrenwort in Zweifel zu ziehen, Mister Fillmore«, entgegnete der Butler. »Dennoch sollte der Hinweis erlaubt sein, daß Ihre Behauptung nicht allzu glaubwürdig klingt.«

      »Harry weiß darüber genauso wenig wie ich«, fuhr Fillmore mit ängstlichem Seitenblick auf seinen schlummernden Kumpan fort. »Der Chef hat uns lediglich aufgetragen, das Zeug in den See zu werfen und aufzupassen, daß uns niemand sieht.«

      »Der Wahrheitsgehalt dieser Darstellung dürfte sich kurzfristig überprüfen lassen, sofern Sie sich bereit finden, Namen und Anschrift Ihres Auftraggebers zu nennen, Mister Fillmore«, ließ Parker sich vernehmen.

      »Er heißt Frank Garney und bewirtschaftet den Hof, der fünf Minuten von hier an der Landstraße liegt«, gab der Mann bereitwillig Auskunft. »Harry und ich arbeiten schon seit Jahren bei ihm. Am besten fragen Sie ihn selbst.«

      »Eine Anregung, die man unverzüglich aufgreifen sollte, sofern Mylady keine Einwände erheben«, bemerkte der Butler, an seine Herrin gewandt.

      »Sie wissen, daß ich mich nur ungern mit Randfiguren abgebe, Mister Parker«, erwiderte die passionierte Detektivin. »Deshalb habe ich bereits beschlossen, den Auftraggeber dieser Rüpel unter die Lupe zu nehmen.«

      »Unter den gegebenen Umständen dürfte es sich als sinnvoll erweisen, wenn Sie und Ihr Kollege mit dem Traktor vorausfahren, Mister Fillmore«, wandte Parker sich wieder dem Schnauzbärtigen zu. »Mylady und meine Wenigkeit werden Ihnen dann folgen.«

      »Schön und gut«, brummte Fillmore. »Aber mit dem Haken im ... äh ...« Er unterbrach sich und blickte verschämt zu Lady Agatha hinüber, bevor er dicht an den Butler herantrat. »Können Sie mir das verdammte Ding nicht rausziehen?«

      »Bedauerlicherweise bedarf es chirurgischer Kunst, um Sie von dem Haken zu befreien, Mister Fillmore«, teilte Parker nach kurzer Inspektion mit, »Wegen der Widerhaken dürfte eine gewaltsame Entfernung beträchtliche Schmerzen verursachen und eine unschöne Wunde hinterlassen.«

      »Dann muß Harry den Traktor fahren«, entgegnete Fillmore achselzuckend. »Stehen geht ja noch. Aber sitzen...«

      »Stellen Sie sich gefälligst nicht so wehleidig an, junger Mann«, herrschte Mylady ihn an. Sie protestierte jedoch nicht, als der Butler die Angelschnur durchschnitt und Fillmore erlaubte, seinen Kollegen zu wecken.

      »Wach auf, Harry!« schrie Fillmore dem Schlummernden ins Ohr und schüttelte ihn. »Du mußt den Trecker fahren.«

      Harry brauchte eine Weile, bis er zu sich kam und zögernd die Augen aufschlug. Er hatte sichtliche Mühe, die Situation zu begreifen.

      »Los!« Fillmore trieb ihn an. »Wir fahren zurück zum Hof, und die Herrschaften folgen uns.«

      »Aber warum fährst du denn nicht, Peter?« wollte der Schieläugige wissen. »Mein Schädel brummt ganz fürchterlich. Und erst mein Arm ...«

      Vorsichtig krempelte er den linken Ärmel hoch und präsentierte eine Brandblase, die fast den halben Unterarm bedeckte, »Reiß dich zusammen und fahr, Harry«, schob Fillmore den Einwand beiseite. »Ich kann nicht, weil ich nicht sitzen kann.«

      »Du kannst nicht sitzen?« Harrys Gesicht war ein einziges Fragezeichen.

      »Ja, ich hab’ mich in einen Angelhaken gesetzt«, erklärte sein Kollege ungeduldig. »Wie das passiert ist, erzähle ich dir später.«

      Gleich darauf saß Harry endlich hinter dem Steuer und tuckerte los. Peter stand außen auf dem Trittbrett des Traktors. Parker hatte sein hochbeiniges Monstrum ein Stück zurückgesetzt und war in einen Seitenweg ausgewichen, um das Gefährt vorbeizulassen.

      »Aber daß Sie mir die Lümmel nicht entwischen lassen, Mister Parker«, mahnte die passionierte Detektivin.

      »Meine Wenigkeit wird alles daransetzen, um zu verhindern, was Mylady befürchten«, versprach der Butler, legte den ersten Gang ein und nahm die Fährte des Treckers auf.

      Schon nach wenigen Minuten löste sanft gewelltes Grasland den Wald ab. Bei den halbverfallenen Gebäuden, die Parker in einiger Entfernung gewahrte, mußte es sich um Frank Garneys Bauernhof handeln.

      *

      Der Farmer, ein breitschultriger Mann von knapp fünfzig Jahren, bekam Stielaugen, als er den merkwürdigen Konvoi auf seinen Hof rollen sah.

      »Wir müssen erst mal zum Arzt, Chef«, setzte Fillmore seinen Arbeitgeber ins Bild und deutete auf seinen verlängerten Rücken.

      »Mich hat es auch erwischt«, fügte Harry hinzu und präsentierte den lädierten Unterarm. »Tut verteufelt weh, Chef.«

      »Wie ist das denn passiert?« fragte Garney mißtrauisch.

      »Man könnte sagen, daß es sich um eine Art Jagdunfall handelt, Mister Garney«, erläuterte der Butler, der inzwischen seinen Privatwagen verlassen hatte und zu der Gruppe getreten war.

      »Verdammt!« knurrte der Farmer. »Dafür werden Sie Schadenersatz leisten. Die Arztkosten und der Verdienstausfall ...«

      »Selbstverständlich wird man Ihre Forderungen begleichen, soweit sie sich als berechtigt erweisen, Mister Garney«, versicherte Parker mit angedeuteter Verbeugung.

      »Seien Sie mit leichtfertigen Zusagen vorsichtig, Mister Parker«, gab Lady Simpson kund, die sich mittlerweile hinzugesellt hatte. »Schließlich sind die Lümmel selbst schuld. Eine alleinstehende Dame wie ich muß mit jedem Penny rechnen.«

      »Wenn Sie sich querlegen, rufe ich sofort die Polizei«, drohte Garney. »Schließlich muß ich auch mit dem Penny rechnen.«

      »Was man keineswegs bezweifeln möchte, Mister Garney«, erwiderte der Butler ruhig. »Im übrigen sollte man eine Einschaltung der Polizei durchaus erwägen. Allerdings nach einem klärenden Gespräch, falls der Vorschlag genehm ist.«

      »Was ist denn? Können wir jetzt zum Arzt fahren, Chef?« drängelten Peter und Harry.

      »Okay. Nehmt meinen Wagen«, willigte der Farmer ein. »Aber beeilt euch. Das Heu muß heute nachmittag noch rein.«

      »Was meinten Sie mit einem »klärenden Gespräch‹?« erkundigte sich Garney, während seine Knechte in einem betagten Landrover davonfuhren.

      »Mylady wurde zufällig Zeuge, wie Ihre Mitarbeiter eine größere Anzahl von Fässern in einem nahe gelegenen See versenkten, Mister Garney«, berichtete Parker.

      »So?« Die dunklen Augen des Farmers verengten sich zu Schlitzen.

      »Da Ihre Mitarbeiter sich außerstande sahen, über den Inhalt der erwähnten Fässer Auskunft zu geben, wäre Mylady Ihnen sehr verbunden, wenn Sie sich bereit finden könnten, auf diesbezügliche Fragen zu antworten,


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