Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 3 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 3 – Familienroman - Michaela Dornberg


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zu können, ohne dass sie dadurch selbst eine Einbuße zu erleiden hatte. Das Geld, das sie geben konnte, tat nicht weh. Sie hatte es für Schmuck bekommen, der unnütz und unbeachtet in der Schmuckschatulle gelegen hatte.

      Sie schob ihre Tasse ein wenig beiseite, griff nach ihrer Tasche, dann holte sie das viele Geld daraus hervor und legte es auf den Tisch.

      »Zunächst einmal muss hier kein Tier abgewiesen werden, und dann sehen wir weiter«, sagte sie.

      Es war still im Raum.

      Frau Doktor Fischer und Teresa von Roth starrten auf die vielen Geldscheine, beide Frauen waren sprachlos.

      Es war Teresa, die sich als Erste fing.

      »Rosmarie, wo kommt das viele Geld her? Hast du eine Bank überfallen? Ich weiß ja, dass Heinz nichts mehr herausrücken will.«

      Rosmarie lachte.

      »Es ist alles ganz legal, ich habe Schmuck verkauft, der eh nur sinnlos herumlag.«

      Die beiden Frauen sahen sie an. »Du hast was getan?«, erkundigte Teresa sich.

      »Um Gottes willen, Frau Rückert, das kann ich doch nicht annehmen«, sagte Frau Doktor Fischer ganz schuldbewusst, »einfach Schmuck verkaufen, das geht gar nicht. Gerade Schmuck ist doch etwas, an dem viele Emotionen hängen.«

      Jetzt war es Rosmarie, die lachen musste.

      »Frau Doktor Fischer, da müssen Sie sich überhaupt keine Sorgen machen. Es handelt sich dabei um Schmuck, der keinerlei Bedeutung für mich hat. Ich habe ihn einfach nur gekauft und nie getragen.«

      »Jetzt tust du etwas Sinnvolles damit, Rosmarie«, bemerkte Teresa. »Es ist großartig. Ehrlich, meine Liebe, dass ich so etwas einmal erleben würde, das hätte ich nie für möglich gehalten. Und ich hätte auch jede Wette verloren. Es ist schön, wie du dich veränderst.«

      Rosmarie freute sich. Ein Lob von Teresa, das ging bei ihr herunter wie Öl, und jetzt das Strahlen von Frau Doktor Fischer, das war wie ein schönes Geschenk.

      »Jetzt können wir uns Gedanken machen, was zuerst gemacht werden muss«, rief Rosmarie.

      »Ich denke, zuerst muss ich Ihnen eine Spendenbescheinigung ausstellen«, rief Frau Doktor Fischer. »Darauf besteht Ihr Mann doch immer.«

      Rosmarie lächelte.

      »Mein Mann vielleicht, ich nicht. Dass ich für die Tiere etwas Gutes tue, das muss ich nicht von der Steuer absetzen können.«

      »Richtig, Rosmarie«, rief Teresa. »Also, wenn es nach mir ginge, ich würde mit dem Außenkäfig und den Boxen, die er haben muss, anfangen.«

      Der Meinung war auch Frau Doktor Fischer, und Rosmarie war einfach nur glücklich, zu diesen Frauen zu gehören, für die andere Dinge im Leben wichtig waren, anstatt einer Designertasche nachzujagen, auf die man normalerweise monatelang warten musste.

      »Ich kenne da einen Hersteller«, sagte Rosmarie, »mit dem kann ich mich gern in Verbindung setzen, und ich bin mir sicher, dass ich da einen Sonderpreis herausholen kann. Mein Mann hat ihm einmal mit seiner Firma sehr geholfen, für die es sonst böse ausgegangen wäre.«

      »Wenn Sie das tun würden«, rief Frau Doktor Fischer. »Ich gebe Ihnen zum Vergleich das Angebot, das ich bereits eingeholt habe.«

      Rosmarie spürte eine unglaubliche Energie in sich wachsen. Und sie nahm sich ganz fest vor, alles in Bewegung zu setzen, um den günstigsten Preis herauszuholen. Und sie war sich sicher, dass es ihr gelingen würde. Schließlich ging es darum, jeden Cent einzusparen.

      Sie war ein wenig erschrocken über sich selbst, dass sie auf einmal so dachte. Bislang hatte sie sich doch niemals auch nur einen Gedanken darüber gemacht, was was kostete und ob es zu teuer war oder nicht.

      Sie wusste ja, dass es nicht der Fall war. Aber ein Außenstehender, der sie kannte, würde sich jetzt vermutlich fragen, ob man ihr etwas in den Kaffee getan hatte, oder ob sie mit Alkohol abgefüllt worden war.

      Die drei Frauen begannen sich über das Tierheim zu unterhalten, über das, war neben dem Außenkäfig sonst noch notwendig war, und Rosmarie genoss es. Und sie wunderte sich über sich selbst, welch brauchbare Gedanken sie hatte.

      Darüber wurde sogar ernsthaft diskutiert.

      Als sie aufstanden, um nach draußen zu gehen und sich das Gelände anzusehen, das für den neuen Außenkäfig vorgesehen war, umarmte Teresa von Roth Rosmarie ganz spontan.

      »Wenn du meine Tochter wärst, würde ich dir jetzt sagen, wie stolz ich auf dich bin. Das bist du nicht, obwohl ich nichts dagegen hätte, so wie du dich entwickelt hast. Ich bin glücklich, dass du zu unserer Familie gehörst, ich bin glücklich, dich näher kennenlernen zu dürfen. Ich glaube nicht, dass alle aus deinem Umkreis diese wunderbare Veränderung bereits mitbekommen haben. Sie sollten es wissen, ganz besonders Fabian und Stella. Die können wirklich sehr, sehr stolz auf ihre Mutter sein.«

      Rosmarie war so sehr gerührt, dass sie nur mühsam die Tränen zurückhalten konnte.

      Solche Worte aus Teresas Mund!

      Die hatten wirklich eine besondere Bedeutung, denn Teresa gehörte nicht zu den Menschen, die mit Komplimenten nur so um sich warfen. Sie ging sparsam damit um, man konnte ihr eher eine spitze Zunge nachsagen, vor der man sich in Acht nehmen musste. Das wusste Rosmarie aus ihrer Vergangenheit, aus ihrem früheren Leben, das ihr mittlerweile vorkam wie das Leben einer Anderen.

      Die drei Frauen verließen das Gebäude, Hundegebell schlug ihnen entgegen.

      Eine Helferin kam ihnen entgegen mit einer Katze auf dem Arm.

      »Frau Doktor, die müssen Sie sich bitte gleich einmal ansehen. Mir ist aufgefallen, dass Minka kaum noch frisst.«

      Frau Doktor Fischer versprach, sich gleich darum zu kümmern, dann gingen sie weiter, und als sie an dem Gelände ankamen, das für den Käfig vorgesehen war, der nun von ihrem gespendeten Geld gebaut werden konnte, war Rosmarie so richtig stolz. Sie hätte niemals für möglich gehalten, welch unglaubliches Gefühl es war, Gutes zu tun.

      »Du bist auf dem richtigen Weg, Rosmarie«, sagte Teresa und drückte Rosmaries Arm. »Lass dich davon nicht mehr abbringen.«

      Rosmarie schüttelte den Kopf. Sagen konnte sie vor lauter ­Ergriffenheit augenblicklich nichts. In Gedanken war sie bereits ein wenig bei dem Schmuck, der auch verkauft werden konnte, und es schoss ihr in den Sinn, dass vielleicht eine Spendengala ganz sinnvoll sein könnte. So etwas ganz Großes, etwas Festliches. Das gefiel Menschen immer, und wenn dann auch noch Fernsehen und Presse dabei waren, umso besser.

      Wenn Rosmarie sich mit etwas auskannte, dann waren es spektakuläre Bälle, und sie kannte, wie man so schön sagte, Gott und die Welt. Die Rückerts waren wer in Hohenborn, und warum sollte sie das nicht für sich nutzen?

      Am liebsten hätte sie mit Frau Doktor Fischer und Teresa darüber geredet, aber sie wollte keine falschen Hoffnungen wecken. Ihre Idee konnte sich zerschlagen. Vielleicht war es ja auch überhaupt nicht durchführbar. Allein konnte sie es nicht stemmen, sie brauchte dazu Heinz, zumindest das Geld, das er verdiente.

      Aber es war eine gute Idee!

      Rosmarie kannte Spendengalas, sie musste nur die richtigen Leute zusammenbringen, und sie musste die Werbetrommel rühren.

      Es bedeutete, dass sie auf der anderen Seite stehen würde. Bislang war es so gewesen, dass man um die Rückerts als Gäste bemüht war, weil bekannt war, dass sie, allein schon wegen der Leute, recht freigiebig waren.

      Rosmarie konnte kaum nach zuhören, so besessen war sie von dem Gedanken, der ihr gerade gekommen war. Er würde viele, viele Probleme lösen.

      So richtig bewusst wurde Rosmarie nicht, was ihr durch den Kopf ging, im Grunde genommen war es eine Sensation, sie als Bittstellerin für ein Tierheim wirken zu lassen.

      Es war so, und sie war sich sicher, dass alles so hatte kommen müssen, zuerst mit Teresa, die sie in eine ihr unbekannte Welt


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