Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman. Günter Dönges
kommt auf die Größe des Modells und auf den Motor an, Sir.“
„Ließe sich, sagen wir, ein Kilo transportieren?“
„Selbstverständlich, Sir, das dürfte nicht schwerfallen. Aber wie gesagt, das kommt auf den Motor und auf die Größe des Modells an.“
„Und welche Reichweite haben diese Modelle?“ schaltete Mike Rander sich ein.
„Das hängt von der Reichweite der Sender ab, Sir.“ Caldy wandte sich jetzt dem jungen Anwalt zu, „diese Reichweiten sind beschränkt. Zudem braucht man ja stets Sichtweite, sonst weiß man nicht, was mit dem Modell los ist.“
„Wo starten Sie Ihre kleinen Wunderwerke, wenn ich mich so ausdrücken darf?“ Nun war der Butler an der Reihe.
„Auf dem Gelände des Sportflugplatzes, Sir.“
„Sie sind Mitglied des Modellbauclubs?“
„Schon seit fast anderthalb Jahren, Sir.“
„Sagen Ihnen die Namen Halligon, Hastert und Falving etwas?“
„Aber sicher, Sir. Sie sind auch in diesem Club. Und Mister Falving ist sogar der Clubpräsident!“
„Über wieviele Modelle verfügt der Modellbauclub?“ wollte Rander wissen.
„Wir haben fast drei Dutzend Mitglieder“, zählte Caldy auf. „Und jedes Mitglied hat zumindest zwei Modelle. Wissen Sie, es gibt eben doch häufig Bruch. Ich würde sagen, wir haben rund 85 bis 90 Modelle, aber die sind natürlich nicht alle einsatzbereit.“
„Und wo werden diese Modelle aufbewahrt?“
„Teils in der Werkstatt, teils zu Hause. Ich glaube, die meisten Mitglieder nehmen ihre Modelle mit nach Hause. Man muß sich ja dauernd mit ihnen beschäftigen. Und die meisten Clubmitglieder haben ihre Bastelecken. Ich übrigens auch. Wenn Sie wollen, werde ich Ihnen die gern einmal zeigen. Ist es nicht so, Mister Elsner?“
Caldy hatte sich an Assistent Elsner gewandt, der fast peinlich berührt zu sein schien.
„Sie sind gleichfalls ein Mitglied dieses bemerkenswerten Clubs?“ fragte Josuah Parker sofort.
„Seit ein paar Monaten, kam die schnelle Antwort, „aber ich glaube, ich schaffe das alles nicht. Ich bin wohl handwerklich zu unbegabt.“
„Das sollten Sie aber nicht sagen, Sir“, korrigierte Caldy arglos und sofort, „gerade Sie haben’s doch in den Fingerspitzen. Die Modelle tun doch haargenau, was Sie wollen …
*
„Waren doch aufschlußreiche Gespräche, oder?“ Rander hatte sich eine Zigarette angezündet und saß bequem und entspannt neben seinem Butler, der das hochbeinige Monstrum zurück nach Midland steuerte. „Plötzlich haben wir einen ganzen Club beisammen. Elsner, der Assistent von Draken, Hastert, den man aus der All Texas Oil gefeuert hat, Falving, der eine Getränkefirma Rittmans leitet und schließlich sogar noch den Leiter der Poststelle der All Texas, Caldy.“
„Die Modellfliegerei scheint sich in Midland größter Beliebtheit zu erfreuen“, pflichtete der Butler seinem jungen Herrn bei, „bis auf Mister Falving sind alle Herren nun inzwischen bekannt.“
„Richtig. Und diesen Falving müssen wir uns jetzt unbedingt ansehen, Parker. Immerhin stand er mit Rittman in enger Verbindung. Vielleicht haben wir es da mit einem raffinierten und ausgekochten Gangster zu tun.“
„Vielleicht ergibt sich in diesem Zusammenhang die erfreuliche Möglichkeit, Mister Rittmans habhaft zu werden, Sir. Er befindet sich nach wie vor auf freiem Fuß.“
„Dann wissen Sie ja, Parker, wie das nächste Ziel heißt. Auf zur Getränkefirma.“
„Falls nichts dazwischenkommt, Sir!“
Parker sprach noch, als er plötzlich das Steuer seines Monstrums herumriß und einen jähen Haken schlug. Nicht ohne Grund, wie Mike Rander Sekunden später herausfand.
Links vom Wagen sirrte ein Modellflugzeug vorbei und wurde steil hochgezogen.
Auf der Straße landete eine Art Konservendose, die sich plötzlich in eine detonierende Bombe verwandelte.
Der Luftdruck war derart stark, daß das hochbeinige Monstrum des Butlers fast hochgehoben wurde. Nur durch waghalsige Lenkmanöver schaffte der Butler es, den Wagen vor dem Umkippen zu bewahren. Rauch, Feuer, ein Regen aus hochgewirbeltem Split, Steinen und Stahlsplittern machten die nähere Umgebung gesundheitsunzuträglich.
„Was, was war denn das?“ fragte Rander leicht betroffen, als der Wagen auf einer Wiese zur Ruhe kam.
„Eine Bombe des bewußten Feuersalamanders“, stellte Butler Parker gemessen und ohne jede Erregung fest, „ich würde sagen, daß Sie und meine Wenigkeit uns äußerst unbeliebt gemacht haben, Sir.“
„Das hätte aber ins Auge gehen können. Sehen Sie sich mal den Bombentrichter an.“
Rander stieg aus dem Wagen und näherte sich der Aufschlagstelle. Ein Krater von der Tiefe von wenigstens anderthalb Metern hatte die Straße unbrauchbar gemacht. Es roch nach Tod und Verderben. Wieder einmal.
„Ich fühle mich fast verpflichtet, Sir, dem Feuersalamander für diesen neuerlichen Anschlag zu danken“, sagte Parker, der neben seinem jungen Herrn erschien.
„Da komme ich nicht ganz mit, Parker.“
„Nun, eines dürfte jetzt feststehen, Sir, die Herren Elsner und Caldy können das Modell unmöglich gesteuert haben. Wir ließen Sie in der Hauptverwaltung der All Texas Oil zurück, wie ich bemerken möchte.“
„Richtig. Eingeholt und überholt können Sie uns nicht haben. Das ist ausgeschlossen. Bleiben nur noch Hastert und Falving. Hoffentlich können Sie uns sagen, wo sie um diese Zeit gewesen sind.“
Parker wurde einer Antwort enthoben. Er winkte warnend einige ankommende Personenwagen ab, die von dem Bombentrichter noch nichts gesehen hatten. Erst nach dem Auftauchen einer Polizeistreife setzte der Butler sich wieder ans Steuer und fuhr weiter in Richtung Midland.
„Eines macht mich stutzig“, sagte Rander kopfschüttelnd, „der Feuersalamander bleibt hartnäckig bei seinen Modellen. Damit weist er doch unnötigerweise, ja, fast mit Gewalt, auf den Modellbauclub hin!“
„Vielleicht, Sir, ist dies seine Absicht, weil er mit diesem Club überhaupt nichts zu tun hat.“
*
Rittman war ungeduldig und nervös.
Nach seiner Pleite mit Parker wußte er, daß er in Midland seine Zelte abbrechen mußte. Die Polizei würde mit Sicherheit unangenehme Fragen stellen. Da war schließlich der Mord an seinem Konkurrenten Pollert. Gewiß, er selbst hatte nicht auf ihn geschossen, aber Charly, der Schütze, würde, um seinen Kopf zu retten, alle Schuld auf seinen Boß abwälzen. Damit behielt er, Rittman, den Schwarzen Peter in der Hand.
Voller Wut dachte Rittman an den Butler. Wer hatte auch damit rechnen können, daß er sich ausgerechnet bei Pollert aufhielt? Ohne diesen Parker wäre die ganze Aktion gegen Pollert und dessen Mitarbeiter ohne Ärger über die Bühne gegangen.
Rittman war also ungeduldig und nervös und wartete in einer kleinen Blockhütte auf Mel Falving. Der Leiter seiner Getränkefirma war von ihm hierherbestellt worden. Er sollte flüssige Mittel mitbringen, Dollarnoten in reichhaltiger Menge, damit Rittman seine Absetzbewegung besser finanzieren konnte.
Die Blockhütte befand sich in einem hügeligen Gelände, hart am Rand eines kleinen Sees. Den Wagen hatte Rittman im nahen Buschwerk verborgen. Es handelte sich selbstverständlich um einen neuen, unversehrten Wagen. Sein sonst gewohntes Gefährt war nicht mehr fahrtüchtig. Die Geschosse aus Parkers Colt hatten es schrottreif werden lassen.
Rittman trat wieder an das kleine, viereckige Fenster der Hütte und schaute hinunter auf die Zufahrtsstraße, die im Grund nur ein schmaler, ausgefahrener Weg war. Die vereinbarte Zeit war längst