Butler Parker 177 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 177 – Kriminalroman - Günter Dönges


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fühlte sich angegriffen. Er schoß seinerseits. Er begnügte sich nicht mit einem einzigen Schuß. Er war derart nervös geworden, daß er die Trommel leerte. Schuß auf Schuß dröhnte aus dem kurzen Lauf. Die nächtliche Stille nahm jene Lautstärke an, wie sie bei einer mittleren Gefechtstätigkeit auf dem Manöverfeld zu hören ist.

      Josuah Parker war ausgesprochen zufrieden. Mehr konnte er wirklich nicht erwarten. Er war nicht der Mensch, der alles auf die Spitze treibt. Er schloß die kleine Mauerpforte, verstaute seine zusammenlegbare Gabelschleuder und dann hakte er sich seinen Universal-Regenschirm über den linken Unterarm.

      Würdevoll und gemessen schritt er über den weiten, leeren Fabrikhof. Er verließ den Tatort. Und Parker war sich vollkommen klar darüber, daß dieser Zwischenfall Wirbel und Bewegung auslösen würde. Er hatte den Kontakt zu den Rauschgiftgangstern gesucht und gefunden. Sie würden diese Schmach bestimmt nicht auf sich sitzen lassen, sondern alle Anstrengungen machen, um Rache zu nehmen.

      Genau das bezweckte der Butler. Er liebte es, seine Gegner zu reizen, herauszufordern und sie zu Unbesonnenheiten zu verleiten. Auf diese ungewöhnliche Art und Weise ließen sich Gangster bekämpfen, denen auch jedes Mittel recht war.

      Im Gegensatz zu solchen Machenschaften begnügte Parker sich aber stets mit jenen Albernheiten, die ihn auszeichneten. Daß sie sinnvoll waren, hatte er gerade erst wieder bewiesen. Seine Taktik der Nadelstiche war wirkungsvoller als der massive Einsatz irgendeiner Gangsterbande.

      Mit traumwandlerischer Sicherheit fand Parker natürlich den Weg in eine Seitenstraße. Der ganze Zwischenfall hatte noch nicht mal zwanzig Minuten gedauert. Innerhalb dieser kurzen Zeit war es ihm gelungen, sich in das Blickfeld dieser Rauschgiftgangster zu schieben …

      *

      Das Haus des Dr. Basil Snyder stand in der Saville Street in der Nähe des Victoria Park. Es handelte sich um einen dreistöckigen, villenartigen Bau im Stil der Jahrhundertwende. Es gab schmale, hohe Fenster, viele Erker und Türmchen und noch mehr Schornsteine.

      In den beiden unteren Etagen befanden sich die Labors des Chemikers. In der dritten Etage hatte sich Dr. Basil Snyder seine Wohnräume eingerichtet.

      Der Chemiker war freiberuflich tätig. Er arbeitete an der Grundlagenforschung für die Kunststoffindustrie. Um diese kostspieligen Forschungen finanzieren zu können, hatte er seinen Labors eine Großhandlung für chemische und pharmazeutische Artikel angegliedert.

      Normalerweise arbeiteten zwölf Angestellte für den Chemiker. Seit vier Tagen aber war das Haus praktisch leer. Dr. Snyder hatte seine Angestellten in Urlaub geschickt und eine Art Betriebsferien angeordnet. Er selbst befand sich in Frankreich. Er hatte nur seinen Butler zurückgelassen.

      Die Saville Street war menschenleer, als Josuah Parker vor dem Haus eintraf. Nach seinen neckischen Spielereien mit den Gangstern war er sofort nach Hause gegangen. Er hätte ein Taxi benutzen können, denn der Weg von den India-Docks bis zum Victoria Park war kein kleiner Spaziergang. Der Butler hatte bewußt darauf verzichtet. Er wollte den Gangstern Zeit und Gelegenheit geben, sich um dieses Haus zu kümmern. Daß sie versuchen würden, ihn hier abzufangen, war Parker klar.

      Parker benutzte den Seiteneingang. Von hier aus führte ein schmuckloses Treppenhaus hinauf in die Wohnetage. Dieses Treppenhaus diente zusätzlich als Feuertreppe.

      Im Erdgeschoß und in der ersten Etage führte je eine Treppe in die Räume der Labors und Großhandlung. Zur Straße hin waren diese beiden Etagen durch starke Scherengitter gegen Einbruch gesichert. Der Haupteingang und die Fenster hätten nur von erstklassigen Spezialisten überwunden werden können. Dr. Basil Snyder war ein vorsichtiger Mann, der ungebetenen, nächtlichen Besuch absolut nicht schätzte.

      Scheinbar arglos sperrte der Butler die Tür des Seiteneingangs auf und stieg dann durch das nur spärlich beleuchtete Treppenhaus hinauf in die dritte Etage. Er wußte aber längst, daß diese Tür vor ihm geöffnet worden war.

      Ein kleiner schwarzer Zwirnsfaden, den er zwischen Schwelle und Tür angeklebt und befestigt hatte, war nämlich zerrissen worden. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatten die Rauschgiftgangster ihren Zeitvorsprung genutzt und sich in das Haus eingeschlichen.

      In der dritten Etage angekommen, öffnete der Butler die Wohnungstür. Er erwartete von nun an jede Sekunde den Überfall. Angst hatte er nicht. Er wußte, daß er viel zu wertvoll war, als daß die Gangster ihn niederschießen würden. Sie wollten schließlich nicht sein Leben, sondern sie wollten Rauschgift besitzen. Nach Parkers Prognose witterten sie ein tolles Geschäft.

      Als er in der Küche das Licht einschaltete, standen plötzlich zwei Männer vor ihm. Sie waren nicht allein. Sie wurden begleitet von zwei Trommelrevolvern, deren Mündungen auf Parkers Leib gerichtet waren.

      »Welch eine Überraschung«, schwindelte Josuah Parker, ohne allerdings Erschrecken zu zeigen. »Was kann ich für Sie tun?«

      »Keine falsche Bewegung!« Scharf klang die Stimme des Mannes, der eine blau eingefärbte Brille trug. Er war schlank, mittelgroß und hatte stark behaarte Hände. Sein schütteres Haar war aschblond. Der Mann trug einen eleganten Zweireiher und schien aus sogenannten besseren Kreisen zu stammen.

      Sein Begleiter war aus wesentlich gröberem Holz geschnitzt. Es handelte sich um einen Bilderbuch-Gauner. Er hatte ein grobes Gesicht, dichtes schwarzes Haar und in der oberen Reihe eine Zahnlücke. Er trug eine Tweedjacke, die sich über seinen Oberarmmuskeln und über seinem schwammigen Leib spannte.

      Dieser Gauner mit der Zahnlücke löste sich von der gekachelten Küchenwand und baute sich schräg hinter dem Butler auf. Daraufhin steckte der Elegante seinen Trommelrevolver weg.

      »Ist Ihnen an einem guten schwarzen Tee gelegen?« erkundigte sich Josuah Parker.

      »Reden Sie keinen Unsinn! Sie wissen genau, was ich haben will.« Der Elegante wies auf Parkers kleine Ledertasche. »Sie können froh sein, wenn wir uns damit begnügen.«

      »Oh, ich verstehe.«

      »Endlich geht Ihnen ein Licht auf, Parker. Haben Sie im Traum daran gedacht, uns abschütteln zu können?«

      »Mit solch einer Schnelligkeit hatte ich in der Tat kaum gerechnet«, räumte der Butler höflich ein »Wenn ich recht verstanden habe, wünschen Sie die Ware zu holen.«

      »Erraten.« Der Elegante lächelte ironisch.

      »Darf ich fragen, ob Sie auch das vereinbarte Geld mitgebracht haben?«

      »Sie sind verrückt. Wir bezahlen doch nicht für etwas, was wir auch umsonst haben können. Auf welchem Stern leben Sie eigentlich?«

      »Ich bin ein Kind meines Jahrhunderts«, stellte Parker richtig. »Deshalb glaube ich auch, daß Sie sich nicht mit einem Teilgeschäft zufrieden geben werden. Sind Sie der Gentleman, mit dem ich per Sprechfunk gesprochen habe?«

      »Wo haben Sie den Apparat?«

      »Er wurde mir ausgesprochen lästig. Deshalb beförderte ich ihn in die Themse.«

      »Das Gerät werden Sie uns ersetzen.«

      Der Elegante sah den Butler spöttisch an. »Was meinten Sie gerade mit einem Teilgeschäft, he? Drücken Sie sich deutlicher aus.«

      »In dieser Ledertasche befinden sich 580,6 Gramm Kokain«, antwortete Parker gelassen.

      »Hoffentlich«, sagte der Gangster. Sein Partner stand inzwischen endgültig hinter dem Butler. Er konnte jeder seiner Bewegungen überblicken und kontrollieren.

      »Wenn ich meine Lage richtig beurteile, sind Sie durchaus in der Lage, mir diese Ware abzujagen.«

      »Gut, daß Sie das einsehen.« Der Elegante nickte spöttisch.

      »Diese Wegnahme wäre das Teilgeschäft, von dem ich spreche.«

      »Soll das heißen, daß Sie noch mehr von dem Zeug haben?«

      »Ich deutete es bereits diskret an.« Josuah Parker nickte.

      »Sehr schön.« Der Gangster strich sich über das schüttere


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