So gewinnen Sie mehr Selbstvertrauen. Rolf Merkle

So gewinnen Sie mehr Selbstvertrauen - Rolf Merkle


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im Nacken, eines Tages ihre Attraktivität doch noch zu verlieren.

      Sabrina findet sich bzw. ihren Körper total hässlich und unattraktiv. Wenn sie in den Spiegel schaut, findet sie sich zum Kotzen. Sie macht eine Diät nach der anderen und besucht wegen ihrer vermeintlichen Problemzonen regelmäßig ein Fitnessstudio. In ihren Augen bleibt sie jedoch ein hässliches Entlein. Also versteckt sie sich und ihren Körper unter weiten Kleidern und geht als graue Maus durchs Leben, damit niemand auf sie aufmerksam wird.

      Corinna hat panische Angst, sich in der Gesellschaft anderer daneben zu benehmen, ein falsches Wort zu sagen oder sich ungeschickt zu verhalten. Wenn sie jemanden sieht, den sie für hübscher hält, dann ist sie todunglücklich und kommt sich hässlich vor. Sie hat Angst, in hell erleuchtete Räume zu gehen, da sie befürchtet, die anderen könnten dann bei ihr einen Makel entdecken. Sie findet es furchtbar blöd und doof, unsicher zu sein oder zu erröten. Nur wenn sie perfekt geschminkt und gestylt ist, dann fühlt sie sich einigermaßen sicher. Infolgedessen legt sie übertrieben viel Wert auf Kleidung und ihr Äußeres. Ist sie mit anderen zusammen, kommt sie sich wie auf dem Prüfstand vor und ist deshalb sehr angespannt und verkrampft.

       Essstörungen, Kontrollzwänge, Süchte, selbstverletzendes Verhalten, sexuelle Probleme

      Viele Kontrollzwänge, viele stoffliche und nichtstoffliche Süchte (Alkohol, Drogen, Spielsucht, Kaufsucht, Sexsucht) nehmen ihren Anfang bei Minderwertigkeitsgefühlen und den daraus resultierenden Ängsten.

      Kontrollzwänge wie etwa der Zwang, überprüfen zu müssen, ob man den Herd oder das Licht ausgeschaltet hat, entstehen, wenn Betroffene als Kinder starke Ängste haben, einen Fehler zu machen und dafür bestraft zu werden. Um Fehler zu vermeiden und der Bestrafung aus dem Weg zu gehen, beginnen manche Menschen, ihre Umgebung zu kontrollieren und daraufhin zu überprüfen, ob alles in Ordnung ist. Diese Kontrolle reduziert kurzfristig ihre Angst. Mit der Zeit entsteht daraus ein Kontrollzwang.

      Lisa hatte den Zwang, jede ihrer Handlungsweisen im Voraus mehrmals daraufhin zu überprüfen, ob sie richtig ist. Bei der Arbeit überlegte sie sich fortwährend, ob sie alles richtig machte, nichts vergessen oder übersehen hatte. Warum tat sie das? Als kleines Mädchen war sie häufig dafür bestraft worden, wenn sie etwas falsch machte. Ihre Eltern ließen ihr nichts durchgehen, beschimpften sie als dumm und unfähig und bestraften sie körperlich. In dieser Zeit lernte Lisa, dass es schlimme Folgen hat, wenn man im Leben einen Fehler macht. Sie begann, an sich und ihren Fähigkeiten zu zweifeln, und aus Angst vor den schlimmen Folgen gewöhnte sie sich an, im Voraus alles, was sie tat, daraufhin zu überprüfen, ob es auch richtig war.

      Die Sexsucht bei Frauen hat ihren Ursprung darin, dass manche Frauen mit starken Selbstzweifeln ihren Selbstwert fast ausschließlich an ihrer sexuellen Attraktivität festmachen – nach dem Motto: Solange attraktive Männer mit mir schlafen und mich begehren, solange bin ich begehrenswert und wertvoll. Deshalb müssen/wollen sie ihren Marktwert immer wieder testen. Kurzfristig fühlen sie sich nach einem sexuellen Abenteuer bestätigt, hassen sich aber danach. Wenn ihre Attraktivität im Alter schwindet, begehen viele dieser Frauen Selbstmord.

      Thomas hat Potenzprobleme. Entweder wird sein Penis nicht steif, wenn er mit seiner Freundin schlafen will, oder er ist so erregt, dass er schon nach ganz kurzer Zeit „kommt“. Seine sexuellen Probleme rühren daher, dass er Angst hat, zu versagen bzw. von seiner Freundin als schlechter Liebhaber abgestempelt zu werden. Auch fühlt er sich seiner Freundin gegenüber unterlegen und hat Angst, sie zu verlieren.

       Die Auswirkungen einer geringen Selbstachtung auf das körperliche Befinden

      Wenn man ständig Angst hat, einen Fehler zu machen oder abgelehnt zu werden, dann steht man ständig unter Strom, ist angespannt und nervös. Der Körper ist dann in einem permanenten Alarm- und Stresszustand und reagiert mit den bekannten Stresssymptomen wie zum Beispiel hohem Blutdruck, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Magen- und Darmbeschwerden, Schlafstörungen.

      Menschen, die ihre geringe Selbstachtung durch besondere und herausragende Leistungen und Erfolge kompensieren wollen, fühlen sich ständig getrieben und rastlos, achten meist wenig auf ihre Gesundheit, überfordern sich leicht und erkranken deshalb nicht selten an einem Burnout.

       Die Auswirkungen einer geringen Selbstachtung auf den Beruf

      Menschen mit einer geringen Selbstachtung bringen es im Leben entweder sehr weit oder sie bleiben weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Aufgrund der Angst, zu versagen, oder der Angst, nicht zu genügen, nehmen sie keine Herausforderungen an und engagieren sich kaum. Wieder andere versuchen verbissen, sich und anderen durch ihre Erfolge und Leistungen zu beweisen, dass sie wer sind und es zu etwas bringen können. Sie sind besonders gefährdet, ein Workaholic zu werden.

      Patrick ist Sachbearbeiter bei einer Versicherung. Er sollte schon mehrmals zum Abteilungsleiter befördert werden. Jedes Mal jedoch hatte er sich davor gedrückt. Er begründete seine Entscheidung damit, dass er lieber nicht so viel Verantwortung haben wolle und überhaupt sei er mit seiner Arbeit ganz zufrieden. Mir erzählte er jedoch, dass er im Grunde nur Angst habe, er könnte den Aufgaben, die an ihn als Abteilungsleiter gestellt würden, nicht gerecht werden und er könnte versagen. Also mache er lieber das, was er kenne, und verzichte auf die Beförderung. Sein Vorgesetzter wertete seinen Wunsch, nicht befördert zu werden, als sehr negativ, und nun hatte Patrick Angst, dass er Schwierigkeiten bekommen oder entlassen werden könnte.

      Bei Sarah wirkte sich das Gefühl, nutzlos und überflüssig zu sein, auf ihre Berufswahl aus. Sie wählte den Beruf der Altenpflegerin, um das Gefühl zu haben, gebraucht zu werden und wichtig zu sein. Wenn sie frei hat oder im Urlaub ist, dann kommt sie sich nutzlos und überflüssig vor und verfällt in depressive Verstimmungen.

      Annika ist Sekretärin in einer Spedition. Sie kommt in Therapie, da sie infolge beruflicher Überlastung seelisch und körperlich am Ende sei. Sie ist in ihrer Firma, in der überwiegend Männer arbeiten, Mädchen für alles. Da sie sich nicht durchsetzen und nicht Nein sagen kann, erlaubt sie den Kollegen, ihr Arbeit auf den Tisch zu legen, die gar nicht in ihren Aufgabenbereich gehört. Dadurch ist sie immer im Verzug mit ihrer eigentlichen Arbeit. Folglich macht sie eine Menge Überstunden und kommt auch an den Wochenenden ins Büro, um Liegengebliebenes aufzuarbeiten. Sie getraut sich nicht, sich gegen ihre männlichen Kollegen durchzusetzen und denen zu sagen, sie sollten ihre Arbeit selbst erledigen.

       Die Auswirkungen einer geringen Selbstachtung auf Beziehungen

      Wenn wir Beziehungsprobleme haben – egal ob mit Freunden oder dem Partner – dann ist die Hauptursache dafür meist ein geringes Selbstwertgefühl.

      Wir fühlen uns nämlich nur in dem Maße von anderen akzeptiert und geliebt, wie wir uns selbst annehmen und lieben.

      Lehnen wir uns selbst ab, dann interpretieren wir viele Äußerungen und Verhaltensweisen von Freunden und dem Partner als Ablehnung und Kritik.

      Und dies führt dann zu Vorwürfen, Streitereien und Partnerschaftsproblemen.

      Hinzu kommt: Wenn wir gering von uns denken, dann versuchen wir vielleicht sehr stark, dem anderen zu gefallen, und tun Vieles nur, um ihn nicht zu verlieren und von ihm geliebt zu werden. Honoriert der andere unsere Bemühungen nicht (ausreichend), dann fühlen wir uns ausgenutzt, ärgern uns über unsere Blödheit, dass wir dem anderen so viel geben, ärgern uns über den Partner, dass er unseren Einsatz so wenig honoriert und wir von ihm so wenig zurückbekommen.

      Menschen mit einer geringen Selbstachtung neigen dazu, sich emotional und körperlich missbrauchen zu lassen. Wenn man sich für wertlos hält, dann denkt man, man habe es verdient, schlecht behandelt zu werden.

      Yvonne lässt sich von ihrem Partner herumstoßen, beschimpfen und körperlich misshandeln. Sie sagt: „Wenn man sich für nicht


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