Der exzellente Butler Parker 25 – Kriminalroman. Günter Dönges

Der exzellente Butler Parker 25 – Kriminalroman - Günter Dönges


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kürzlich hatte installieren lassen, und waren gespannt. Ebenso gespannt wie Mylady, die sich aber redlich mühte, ihre Neugier nicht zu zeigen.

      Trotz der trüben Beleuchtung hatte die lichtstarke Kamera technisch einwandfreie Bilder geliefert, wie sich schon bei der ersten Einstellung zeigte.

      »Ein schöner Rücken kann auch entzücken«, kommentierte der Anwalt, als die drei Gunstgewerblerinnen auftauchten. Nun eine von ihnen blickte kurz über die Schulter hinweg zur Kamera und – streckte die Zunge heraus.

      »Frechheit!« empörte sich Agatha Simpson. »Das verwahrloste Frauenzimmer kann natürlich nicht einschätzen, welche Ehre es bedeutet, in meinem Film auftreten zu dürfen. Andere würden sich darum reißen.«

      Im selben Augenblick machte die Kamera einen schwindelerregenden Schwenk nach links, und der Eingang der Spelunke zum »Blauen Mond« kam ins Bild. Gerade öffnete ein hochaufgeschossener Mann von wenig mehr als zwanzig Jahren die Fahrertür des weißen Ford Kombi und glitt hinter das Lenkrad.

      Ein schätzungsweise fünfzigjähriger Herr mit graumeliertem Haar, dessen gediegene Eleganz auf einen erfolgreichen Geschäftsmann schließen ließ, nahm gleich darauf auf dem Beifahrersitz Platz.

      Die Bilder des davonfahrenden Wagens waren so gestochen scharf, daß nicht nur das Kennzeichen zweifelsfrei abzulesen war. Auch die Kartons, mit denen die Ladefläche bis zum Dach vollgestopft war, konnten die Betrachter deutlich erkennen.

      Der nächste rasante Schwenk brachte die beiden Männer ins Bild, die vor dem Eingang der Kneipe zurückgeblieben waren. Fasziniert verfolgten Mike Rander und Kathy Porter, wie die breitschultrigen Gestalten wütend auf die Kamera stürmten.

      Gleich darauf wurde im Vordergrund eine Hand sichtbar, die den größten Teil des Bildes verdeckte. Sekunden später brach die turbulente Bildfolge unvermittelt ab.

      »Bei den ungehobelten Burschen handelte es sich natürlich um Zuhälter«, verriet die passionierte Detektivin, während Parker die Kassette zurückspulte. »Die Lümmel kochten vor Wut, weil ich kurz vorher ihre Mädchen gefilmt hatte.«

      »Durchaus denkbar«, merkte der Anwalt an. »Andererseits könnte man auch auf die Idee kommen, daß mit dem weißen Ford irgendwas nicht stimmt.«

      »... daß mit dem Wagen Diebesgut abtransportiert wurde«, ergänzte Kathy Porter.

      »Eine Vermutung, der auch meine bescheidene Wenigkeit sich ausdrücklich anschließen möchte«, schaltete Parker sich ein.

      »Selbstverständlich«, meinte umgehend auch Lady Agatha. »Mir war das schon auf den ersten Blick klar.«

      »Worum es sich bei der heißen Waren wohl handeln könnte?« rätselte Myladys attraktive Gesellschafterin.

      »Das herauszufinden, ist überhaupt kein Problem, Kindchen«, erwiderte die Hausherrin. »Nicht ohne Grund habe ich das Kennzeichen des Wagens im Film festgehalten.«

      »Das dürfte aber mit ziemlicher Sicherheit gefälscht sein, falls der Ford wirklich zum Abtransport von Diebesgut benutzt wurde«, gab Rander zu bedenken.

      »Mister Parker wird das schon klären«, meinte die ältere Dame unbeeindruckt »Um solche Details kann eine Kriminalistin sich nicht auch noch kümmern.«

      »Interessant wäre auch zu erfahren, wer der graumelierte Gentleman ist«, meinte der Anwalt. »Wie ein kleiner Ganove wirkt der Mann ja nicht gerade.«

      »Ein Eindruck, den man nur bestätigen kann, Sir«, pflichtete der Butler Mike Rander bei. »Falls man nicht sehr irrt, dürfte der Genannte eine Art Schlüsselposition einnehmen.«

      »Darauf wollte ich Sie im Moment aufmerksam machen, Mister Parker«, behauptete Agatha Simpson eilig. »An was für eine Schlüsselposition denke ich dabei?«

      »Falls es gelänge, Näheres über Person und Gewerbe des graumelierten Herrn in Erfahrung zu bringen«, erläuterte Parker, »dürfte auch die Erklärung auf der Hand liegen, warum die beiden anderen Herren so außerordentlich aggressiv auf Myladys Aufnahmetätigkeit reagierten.«

      »Wie ich die Sache sehe, ist im Augenblick nur auf dem Umweg über die Kneipe an den Mann heranzukommen«, sagte der Anwalt. »Oder haben Sie an eine andere Möglichkeit gedacht, Parker?«

      »Gegebenenfalls könnte es sich als sinnvoll erweisen, dem ehrenwerten Mister Pickett das Band vorzuspielen, Sir«, gab der Butler zur Antwort. »Grundsätzlich sollte man nicht ausschließen, daß er den Unbekannten kennt.«

      Bei Horace Pickett handelte es sich um einen ehemaligen Taschendieb, der aber auf den Pfaden des Gesetzes wandelte, seit Parker ihm in einer brenzligen Situation das Leben gerettet hatte. Seitdem rechnete Pickett es sich als Ehre an, für die passionierte Detektivin und ihren Butler tätig werden zu dürfen. Seine intimen Kenntnisse der Londoner Unterwelt hatten sich schon oft bewährt.

      »Gute Idee, Parker«, stimmte Rander zu. »Falls Pickett den Mann wirklich kennt, könnte dies zeitraubende und möglicherweise sogar gefährliche Umwege ersparen.«

      »Alles sieht so aus, als hätten Sie durch Zufall mal wieder in ein Wespennest gestochen, Mylady«, meinte Kathy Porter, bevor die Besucher sich verabschiedeten.

      »Zufall?« gab Agatha Simpson leicht eingeschnappt zurück. »Das hat nichts mit Zufall zu tun, Kindchen. Das ist mein untrüglicher Instinkt. Ich brauche nur einen Schritt vor die Tür zu tun – schon gerate ich mit der Unterwelt aneinander.«

      »Eine Feststellung, die man nur mit allem Nachdruck unterstreichen kann, Mylady«, merkte Parker an und lenkte seine Schritte in Richtung verglastem Vorflur, um die Besucher hinauszulassen.

      *

      In gemächlichem Tempo bog Josuah Parker in eine düstere Seitenstraße und stellte sein hochbeiniges Monstrum ab.

      Das schwarze, eckige Gefährt hatte früher mal als Taxi gedient. Inzwischen hatte es sich jedoch zu einer von Freund und Feind respektierten »Trickkiste auf Rädern« gemausert. Zu den Neuerungen, die der Butler dem schwerfällig wirkenden Vehikel verordnet hatte, zählten ein bulliger Rennmotor und diverse technische Raffinessen, die der Abwehr von Verfolgern dienten.

      Parkers Chronometer zeigte kurz nach elf Uhr, als er das Fahrzeug verließ und sich zu Fuß auf den Weg machte.

      Am Nachmittag hatte Horace Pickett sich in Myladys Studio das Videoband aufmerksam angesehen. Aber auf Parkers Fragen schüttelte der etwa 60jährige Mann, der seine frühere Tätigkeit mit Eigentumsumverteiler angab, weil er stets nur nach den Brieftaschen betuchter Zeitgenossen gegriffen hatte, bedauernd den Kopf.

      Auch Pickett hatte den graumelierten Herrn im eleganten Maßanzug noch nie gesehen. Dennoch tippte er sofort auf ein hochkarätiges Mitglied der Londoner Unterwelt.

      Daraufhin hatte der Butler sich entschlossen, dem »Blauen Mond« einen abendlichen Informationsbesuch abzustatten, während Mylady es vorzog, die Produktionsplanung für ihren Film voranzutreiben. Das hatte sie jedenfalls nachdrücklich versichert, als Parker ihr vor dem Verlassen des Hauses noch die gewünschten hochprozentigen Stärkungsmittel ins Studio hinaufbrachte.

      Auf kleinen Umwegen hatte der Butler inzwischen die Straße erreicht, wo der »Blaue Mond« lag. Im Schutz der Dunkelheit spähte er um die Ecke. Die Spelunke lag in etwa 200 Meter Entfernung. Daß der weiße Ford Kombi heute abend nicht vor der Tür parkte, überraschte ihn keineswegs. Auch sonst war auf den ersten Blick nichts Verdächtiges zu entdecken.

      An die junge Frau, die auf halbem Weg zur Kneipe unter einer Laterne stand und gelangweilt ein glitzerndes Täschchen schwenkte, erinnerte er sich noch vom Vorabend her. Es handelte sich um die rothaarige Schöne, die ihr Mißfallen über Myladys Filmaufnahmen besonders deutlich zum Ausdruck gebracht hatte.

      In würdevoller Haltung, die fast so wirkte, als hätte er einen Ladestock verschluckt, setzte Parker sich in Bewegung. Vielleicht erübrigte sich – vorerst jedenfalls – ein Besuch im »Blauen Mond«, wenn es ihm gelang, der jungen Frau Einzelheiten über den weißen Ford zu entlocken. Daß sie mehr darüber wissen mußte als er selbst,


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