Der exzellente Butler Parker 25 – Kriminalroman. Günter Dönges

Der exzellente Butler Parker 25 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Stahlkappen zu tragen, falls man diesen wohlgemeinten Rat erteilen darf.«

      »Wir wissen schon selber, was wir zu tun und zu lassen haben«, reagierte der Stoppelbärtige wütend. »Wo ist die Kassette?«

      »Wie meinen die Herren?« stellte der Butler sich ahnungslos.

      »Die Kassette!« fauchte der falsche Gasableser. »Mann, sind Sie schwerhörig?«

      »Bisher war man der unmaßgeblichen Meinung, die Herren wären gekommen, um den Gaszähler abzulesen«, entgegnete der Butler, während das breite Gesicht seines Gegenübers die Farbe einer Vollreifen Tomate annahm.

      »Wir wollen die Kassette haben, die Ihre Chefin vorgestern abend vor dem ›Blauen Mond‹ aufgenommen hat«, preßte der Wortführer des Duos zähneknirschend hervor. »Wenn Sie uns nicht verstehen wollen, müssen wir eine deutlichere Sprache sprechen,«

      Unvermittelt griff der Mann in den Ausschnitt seines blauen Arbeitskittels und ... machte ein maßlos verdutztes Gesicht. Irritiert faßte er noch mal nach, doch die langläufige Automatic, mit der er seine Forderung hatte unterstreichen wollen, blieb unauffindbar.

      Seinem bebrillten Kollegen erging es nicht anders.

      Die Besucher wechselten einen schnellen Blick, ehe sie sich mit bloßen Fäusten auf Parker stürzten. Der Butler, der mit einer Verschärfung des Gesprächsklimas gerechnet hatte, kam ihren unfreundlichen Absichten jedoch zuvor und erstickte sie im Keim.

      Ehe die Angreifer sich versahen, hielt er den schwarzen Universal-Regenschirm in der Hand, der griffbereit im Schirmständer gesteckt hatte. Dicht über dem Boden beschrieb der bleigefütterte Bambusgriff einen flachen Halbkreis.

      Der Stoppelbärtige schrie überrascht auf, als der gebogene Griff sich unwiderstehlich um seine Knöchel legte und ihm buchstäblich die Beine unter dem Leib wegriß. Spontan versuchte er es mit einem Gleitflug, der aber zwangsläufig an den allseits bekannten Gesetzen der Schwerkraft scheiterte.

      Ein dumpfes Klatschen wurde hörbar, als der Ganove mit ausgebreiteten Armen vor Parkers Füßen auf dem Teppich landete. Fast gleichzeitig ertönte ein metallisches Scheppern. Der Bruchpilot hatte seinen massigen Schädel dazu benutzt, die störende Werkzeugkiste aus der Einflugschneise zu räumen.

      Der Brillenträger war wie angewurzelt stehengeblieben und hatte die mißglückte Darbietung mit weit aufgerissenem Mund und fassungslosen Blicken verfolgt. Danach besann er sich jedoch wieder auf sein Vorhaben und warf sich mit einem gekonnten Hechtsprung in Parkers Richtung.

      Überrascht registrierte der ungestüme Angreifer, wie sein Gegenüber sich im selben Moment tief verneigte. Der wahre Sinn dieser höflichen Geste wurde ihm jedoch erst bewußt, als der stahlgefütterte Rand von Parkers schwarzem Bowler nachhaltig seine Magengrube massierte.

      Mit einem pfeifenden Geräusch, das an eine altersschwache Dampflok erinnerte, gab der Mann schlagartig alle Atemluft von sich. Röchelnd blieb er wie ein nasses Handtuch über der Schulter des Butlers hängen. Nur seine Brille flog noch ein Stück weiter und zerschellte an der Wand.

      *

      »Was soll dieses infernalische Getöse im Morgengrauen, Mister Parker?« grollte das sonore Organ der Hausherrin von der Galerie herab.

      Im Morgenmantel aus dunkelrotem Samt, bestickte Pantoffeln an den bloßen Füßen, stand Agatha Simpson am Kopfende der geschwungenen Freitreppe und war sichtlich ungehalten. Ihre Haare, die sie zu einem straffen Knoten zu ordnen pflegte, umflossen in wirren Strähnen ihre breiten Schultern. Ihre Augen versprühten zornige Blitze.

      Obwohl Agatha Simpson die Sechzig überschritten hatte, war sie immer noch eine eindrucksvolle Erscheinung. Hinzu kam, daß sie ihre Auftritte mit dem Pathos einer Bühnenheroine zu gestalten wußte.

      »Man bedauert zutiefst, Myladys Ruhe gestört zu haben«, versicherte der Butler höflich. »Aber ...«

      »Papperlapapp!« unterbrach die Hausherrin. »Ich habe natürlich nicht geschlafen, sondern die ganze Nacht an der Auswertung meiner Videoaufnahmen gearbeitet, Mister Parker.«

      »Eben diese Aufnahmen dürften es gewesen sein, die die störende Geräuschentwicklung auslösten, Mylady«, teilte Parker mit.

      »Wie habe ich das zu verstehen, Mister Parker?« fragte die ältere Dame irritiert.

      »Zwei Herren, deren Umgangsformen meine bescheidene Wenigkeit nur als rüde bezeichnen kann, wurden vor wenigen Minuten vorstellig und forderten die Herausgabe der Videokassette«, gab der Butler zur Antwort. »Man war so frei, die Genannten von der Unbotmäßigkeit ihres Verlangens zu überzeugen. Dabei erwiesen sich gewisse Nebenwirkungen akustischer Art als unvermeidlich, falls der Hinweis erlaubt ist.«

      »Entsprechendes habe ich mir natürlich schon gedacht, Mister Parker«, erwiderte die passionierte Detektivin. »Wer hat mir die Lümmel denn schon am frühen Morgen auf den Hals geschickt?«

      »Die Herren wurden von einer vorübergehenden Unpäßlichkeit befallen, so daß eine Befragung momentan keinerlei verwertbare Ergebnisse zeitigen dürfte, Mylady«, teilte Parker mit.

      »Dann werde ich die Schurken nach dem Frühstück einer eingehenden Vernehmung unterziehen«, entschied Lady Agatha und zog sich wieder in ihre privaten Gemächer zurück, um die unterbrochene Morgentoilette zu vollenden.

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