Ich will dich ganz | Erotische Geschichten. Trinity Taylor
»Oh nein, nun hör schon auf! Es wird toll, das verspreche ich dir. Und es wird mit Sicherheit anders, als du es dir gerade ausmalst. Nun komm schon und lass mich nicht so lange zappeln.«
Judy öffnete die Tür. Sie hatte sich ein Handtuch um die Brust geschlungen und verdeckte ihren Badeanzug samt Figur.
Christine schüttelte den Kopf, sagte: »Dir ist nicht zu helfen«, und ging vor.
Sie duschten sich kurz ab und huschten in die Schwimmhalle. Mit einem eleganten Köpfer tauchte Christine ins stahlblaue Wasser, allerdings erst dann, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass auch ja der Trainer und sämtliche anderen Anwesenden zu ihr blickten.
Judy stand nun alleine da und sie hatte das Gefühl, nach dieser filmreifen Badenixen-Szene erwarteten die anderen von ihr Ähnliches. Weit gefehlt. Schüchtern zog sie sich auf die Bank zurück, legte ihr Duschgel ab und ließ das Handtuch um.
»Komm, Judy. Worauf wartest du?«, rief ihr Christine zu.
»Ja, Judy, komm, wir wollen anfangen«, erklang die Stimme des Trainers wie ein Echo. Dieser Typ war etwa Mitte dreißig, hatte blonde, engelsgleiche Locken, einen leicht gebräunten Körper mit Muskeln genau dort, wo sie auch hingehörten. Er trug eng geschnittene Badeshorts, die so einiges erkennen ließen, und sah einfach umwerfend aus.
Judy konnte sich nicht bewegen, sie starrte diesen Mann an und saß da wie gelähmt. Was sollte sie jetzt tun? Ihr Handtuch elfengleich fallen lassen, zum Beckenrand schweben und sich ins wohlige Nass gleiten lassen?
»Judy!« Christines Stimme wurde ungeduldig.
Der Trainer winkte und lächelte, machte die Situation dadurch noch schlimmer. Denn inzwischen hatten sich alle nach ihr umgedreht. Judy schloss die Augen, atmete tief durch. Sie wollte es nicht noch schlimmer machen und schon gar nicht, sich wie ein kleines Kind benehmen.
Noch mit geschlossenen Augen nahm sie ihr Handtuch ab und stand auf. Dann blickte sie zum Wasser, ging zum Beckenrand und stieg vorsichtig die Leiter hinunter. Das kühle Nass tat ihr gut und spendete Zuversicht. Judy tat einige Schwimmzüge und fühlte sich auf einmal befreit und sehr wohl. Mit ein paar Schwimmbewegungen hatte sie sich den anderen angeschlossen und stellte sich ins etwas flachere Wasser neben Christine.
»Na endlich. War’s so schlimm?«
Judy schüttelte den Kopf und wagte erst dann, den Blick zum Trainer zu heben. Dieser guckte sie freundlich an und lächelte. Konnte es sein, dass sie rot wurde? Gut, dass das Licht so schummrig war und das Blau des Wassers jegliche andere Farbe zur Hälfte schluckte.
»Okay, meine Damen. Herren sind heute keine unter uns, wie ich sehe. Für alle, die mich noch nicht kennen, ich bin Ron, euer Kursleiter. Wir machen ein paar Aufwärmübungen im Wasser und arbeiten später mit den Hanteln. Dazu gibt’s ein bisschen aufmunternde Musik, die euch hoffentlich etwas Feuer unterm Hintern macht. Also, dann geht’s los.«
»Feuer unterm Hintern …«, flüsterte Judy Christine zu.
Christine lachte. »Der Typ ist doch witzig. Er ist gut aussehend und cool. Also, ich mag ihn.«
»Du magst alle Männer.«
»Stimmt nicht. Nur die, die smart sind und so einen wunderbaren Knackarsch haben, wie dieser hier. Ich frage mich, wie der Typ wohl im Bett ist. Da geht bestimmt richtig die Post ab. Oh Mann, ich glaube, ich muss den vernaschen.«
»Christine!«
Der Kursleiter schaltete die Musik ein. Rhythmische Technomusik drang aus den Boxen. Christine grinste. Judy guckte entgeistert.
Ron winkte mit beiden Armen die Frauen dichter zu sich heran und ruderte in der Luft, wie ein »Follow Me«-Männchen auf dem Rollfeld eines Flughafens. Dann machte er die Übung draußen am Rand stehend vor und die Damen waren nur zu bereit, ihm Folge zu leisten. Als erstes war zum Aufwärmen ein »Hampelmann« dran.
Judy kam sich absolut albern vor, und nicht nur sich, sondern auch die anderen, dass sie so etwas Beklopptes nachahmten. Hampelmann … Doch das, was am Beckenrand einen einfachen Vorführeffeckt besaß, ließ sich unter Wasser noch lange nicht leicht nachmachen. Auch musste man darauf achten, sein Gleichgewicht zu halten, stellte Judy fest.
Nach einer Weile, wo sie nur mit den Füßen, den Rumpf drehend, von rechts nach links springen sollte, war Judy ganz schön am Schnaufen. Sie hatte sogar das Gefühl, dass sich Schweißperlen auf ihrer Stirn bildeten. Und das nach den ersten zehn Minuten!
Nach weiteren zehn Minuten, in denen nach rechts und nach links ins Wasser geboxt und anschließend beide Arme, Fäuste nach oben, geknickt im Ellenbogen, zusammen gebracht werden sollten, war Judy mehr als fertig. Nun kamen die Beinübungen dran. Judy keuchte und glaubte, es nicht weiter zu schaffen. Doch sie wollte sich nicht vor ihrer Freundin die Blöße geben und schon gar nicht vor Ron! Wenn sie darüber nachdachte, dass der Kurs insgesamt fünfundvierzig Minuten laufen sollte, und davon erst zwanzig rum waren, wurde ihr ganz schwindelig.
Die Hanteln kamen zum Einsatz. Auch diese fünfzehn Minuten schaffte sie und war danach fix und fertig. Keuchend versuchte sie ihren Atem zu regulieren.
»So, bevor wir zur Streching-Ausruh-Phase kommen, machen wir noch eine Powerrunde von zwei Minuten«, feuerte Ron die Damen an.
Judy schnappte nach den ersten zwanzig Sekunden nach Luft. Neben sich hörte sie ihre Freundin schwer atmen, allerdings summte sie zusätzlich bei den Liedern mit. Judy zwang sich zum Durchhalten, sie wollte die zwei Minuten unbedingt schaffen. Doch sie merkte, wie ihr die Beine den Dienst versagten und wie von einer magischen Hand unter Wasser gezogen wurde. Sie zwang sich, die Augen dabei aufzubehalten. Unter Wasser konnte sie das Gestrampel der anderen Frauen sehen, wie es Blasen und Schaum im grellen Licht der kreisrunden Pool-Lampen aufwarf. Das Licht verblasste nach und nach. Atmen und Stille, dachte Judy. Undeutlich erkannte sie, wie da etwas ins Wasser schoss, ebenso viele Blasen aufwarf, wie die trampelnden Frauen, die Judy an eine Herde wilder Nielpferde erinnerte. Etwas kam auf sie zugeschnellt. Kraftvoll wurde sie gepackt, dann versank alles in Dunkelheit um sie herum.
»Mein Gott, Judy, komm doch endlich zu dir«, hörte sie von weiter Ferne. Bilder und Lichter stürmten auf sie ein. Etwas Weiches, Warmes presste sich auf ihre Lippen. Dann musste sie Husten. Wasser lief aus ihrem Mund und sie wurde zur Seite gedreht. Fast hätte sie sich erbrochen. Doch es kam nur Wasser.
»Da ist sie wieder«, vernahm sie Rons gepresste Stimme.
Judy schnappte nach Luft und japste.
»Atmen Sie ruhig«, wies Ron sie an. »Sonst klappen Sie mir noch mal zusammen.«
»Tut mir leid«, stammelte Judy, als sie einigermaßen Luft hatte.
»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen.«
»Doch, ich habe nicht rechtzeitig aufgehört.«
»Ach so, na dann entschuldigen Sie sich bitte weiter.«
Judy blickte ihn entgeistert an. Die anderen Frauen glucksten. Jetzt erst bemerkte Judy, dass sie am Beckenrand lag, über ihr der Kursleiter, der gerade eine Mund-zu-Mund-Beatmung durchgeführt hatte. Daneben die anderen Kursteilnehmerinnen, die besorgt auf Judy hinabblickten. Christine streichelte Judys nasse Haare und im Hintergrund dröhnte der Technosound weiter, als wäre nichts gewesen.
Tropfen aus Rons Haaren lösten sich und fielen Judy ins Gesicht. Sie merkte, wie sie rot wurde und ihr Körper erst jetzt auf das reagierte, was da eben mit ihm gemacht wurde. Die Lippen dieses Mannes auf ihren. Und sie hatte es nicht einmal genießen können. Sie spürte, wie sich ihre Brustspitzen aufstellten und ihr Atem, der sich gerade etwas beruhigt hatte, wieder flacher wurde.
»Danke!«, sagte sie leise.
Es brachte Ron nicht aus dem Konzept und er lächelte. Auch nicht, als er einen Blick auf ihre Brüste warf, die zwar gut unter dem Badeanzug behütet waren, sich aber nicht verstecken ließen. »Gern geschehen. Ich hoffe nur, das passiert nicht öfter, meine Damen.« Damit stand er auf und blickte in die Runde.
Die Frauen lachten leise.