Rosen-Rendezvous in Mailand - Un Amore Italiano. Liza Moriani

Rosen-Rendezvous in Mailand - Un Amore Italiano - Liza Moriani


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      „Gut, so machen wir es. Wann soll ich fliegen?“

      „Passt es dir Ende Juli?“

      „Hervorragend“, antwortete Kathleen. „Dann haben wir bereits vorlesungsfreie Zeit und ich verpasse nichts an der Uni.“ Und sie fügte noch hinzu: „Und was bek...“

      Weiter kam sie nicht. „Du weißt doch, Kathleen, dass man in meinen Kreisen nicht über Geld spricht“, sagte Diana von Rosenberg. „Aber ich weiß nur zu gut, dass man als Studentin immer ein wenig um Geld verlegen ist. Also“, Diana von Rosenberg zog das Wort sehr breit, „ich zahle Hotel, Flug und eine Tagespauschale für deine sonstigen Ausgaben. Sagen wir mal 420 Euro pro Tag. Und ich denke, du wirst sicherlich so acht bis zehn Tage in Mailand verweilen müssen, um alles vor die Linse zu bekommen, was ich mir so vorstelle.“

      Kathleen wäre fast in einen Jubelschrei ausgebrochen. Wenn sie im Kopf schnell überflog, dann waren das locker einmal 4000 Euro für den Job – so viel verdiente sie sonst nicht einmal in drei Monaten.

      Gerade als sie Diana von Rosenberg antworten wollte, sagte diese: „Und dann zahle ich dir natürlich auch noch für jedes Foto, das wir ausstellen werden, ein angemessenes Honorar. Ich muss nur noch kurz mit Tim darüber sprechen, wo da aktuell der Satz liegt, aber ich denke, du wirst zufrieden sein. Und“, sie machte eine kurze Pause, „wie ich Tim, diesen Halunken, kenne, wird er für dich sicherlich noch einmal einen schönen Batzen Geld rausschlagen.“

      Damit hatte Kathleen nicht gerechnet. „Wow“, entfuhr es ihr deshalb gleich, „das ist ja super von dir, vielen Dank!“

      „Heißt aber auch“, antwortete Diana von Rosenberg nun ganz geschäftsmäßig, „wenn wir keines deiner Fotos verwenden können, dann gibt es kein Extra mehr. Letztendlich wird Tim später deine Fotos auswerten und schauen, welche wir für die Ausstellung im September auf Großformat ziehen und präsentieren können.“

      „Aber klar doch, Diana, kein Problem, so machen wir es.“ Mit nichts anderem hatte Kathleen gerechnet, es war aber auch egal. Sie würde sicherlich ihre Tagespauschale in Mailand nicht aufbrauchen, sodass ihr nach diesem Auftrag auch ohne weiteres Bildhonorar ausreichend Geld für die nächsten Wochen zur Verfügung stehen würde. Und dann noch Mailand! Was wollte sie zum Ende des Semesters mehr?

      Nachdem sie sich von Diana von Rosenberg verabschiedet und mit ihr verabredet hatte, in den nächsten Tagen mit Dianas Haus- und Hoffotografen Tim ein ausführliches Telefonat zu führen, damit er sie für die Aufgaben in Mailand briefen könne, hockte sie sich wieder an ihren Schreibtisch.

      Bis zum Ende des Semesters waren nicht mehr ganz drei Wochen Zeit und sie musste noch ihre Seminararbeit für diesen alten Stinkstiefel der Vergleichenden Sprachwissenschaft schreiben, worauf Kathleen überhaupt keine Lust hatte. Seit Wochen quälte sie sich durch dieses elendige Thema, das ihr so gar keinen Spaß machte, aber Pflichtprogramm ihres Germanistikstudiums war. Und Professor Dr. Dr. Heinz Hubertus Hubensiel nahm es mit den Seminararbeiten seiner Studenten sehr genau und ließ gerne auch mal den einen oder anderen eine Arbeit zweimal schreiben.

      Allein sein Name war schon ein Witz, wenn man dann aber den kleinen, verstaubten Professor selbst kannte, wusste man sogleich, warum er sich ausgerechnet seinen Forschungsschwerpunkt gewählt hatte – als Philologe und Volkskundler beschäftigte er sich seit Jahrzehnten mit Flur- und Straßennamen im Münsterland. Gab es etwas Langweiligeres?

      Leider hatte Kathleen erst im Laufe des Sommersemesters erkannt, wie schrecklich dieses Thema wirklich war. Nun aber gab es kein Zurück mehr – die Seminararbeit musste abgegeben werden, ob sie wollte oder nicht.

      Kathleen hatte zwar bereits einen Studienabschluss in der Tasche, doch der Bachelor of Arts reichte ihr eigentlich nicht aus, deshalb hatte sie gleich noch einen Masterstudiengang Germanistik angeschlossen. Nicht zuletzt, weil ihre Mutter, die ebenfalls in den 80er-Jahren an der Johannes-Gutenberg-Universität Münster Germanistik studiert hatte, immer wieder betonte, dass ein Bachelor doch eigentlich gar kein richtiger Studienabschluss sei.

      „Das ist für mich nicht mehr als der Abschluss eines Grundstudiums. Wie willst du denn in den paar Semestern Grundlagen für deine spätere berufliche Tätigkeit schaffen?“, hatte Iris mehr als einmal in Gesprächen betont. Sie hatte sowieso nie verstanden, dass man unbedingt das schöne alte Magister-Hochschulstudium so hatte herabwürdigen müssen und sich nun seit Jahren ein Großteil der Studenten stets nur mit diesem Bachelorabschluss begnügte.

      „Bildung braucht Zeit“, war ihr Leitspruch und sie hatte Kathleen geraten, auf jeden Fall noch einen Masterstudiengang zu absolvieren.

      Und das tat Kathleen nun auch. Eigentlich machte ihr das Studium sogar recht viel Freude, wären da nicht diese Pflichtveranstaltungen, die man besuchen musste und die so gar nicht Kathleens quirliger Art entsprachen. Vergleichende Sprachwissenschaft, das hörte sich schön förmlich nach Langeweile an. Eigentlich hatte sie den Kurs zum Thema Namensforschung bei Professor Dr. Dr. Heinz Hubertus Hubensiel auch nur gewählt, um etwas mehr über ihren eigenen Familiennamen Ayte erfahren zu können. Na ja, und weil sie eben ein Seminar in diesem Bereich belegen musste. Warum dann also nicht das Unabwendbare mit dem Nützlichen verbinden?

      Gerade als Kathleen sich wieder ihrer Seminararbeit zuwenden wollte, klingelte das Smartphone erneut. Der Name, den das Display anzeigte, ließ Kathleens Herz ein wenig schneller schlagen. „Christian, ich freue mich, dass du anrufst“, sagte sie zur Begrüßung und wechselte vom Schreibtisch zu ihrem gemütlichen Bettsofa, denn Gespräche mit Christian dauerten für gewöhnlich etwas länger.

      Christian Kahler war einer von Kathleens Professoren in Neuerer Deutscher Literaturwissenschaft während des Bachelorstudiums gewesen. Einer von denen, der mit Lust und Leidenschaft seinen Fachbereich vertrat. Stundenlang hatte Kathleen mit ihm über Brecht diskutiert ... und sich schließlich Hals über Kopf in den 45-Jährigen verliebt.

      Zunächst hatte sie gar nicht zu hoffen gewagt, dass er ihre Gefühle erwidern könnte, denn Christian, das wusste Kathleen, war verheiratet und hatte zwei bezaubernde Töchter. Doch beim Uni-Sommerfest vor zwei Jahren hatte er sanft ihre Hand genommen und ihr ins Ohr geraunt, dass sie eine ganz besondere Frau sei. Eine begehrenswerte Frau! Dann hatte er sie geküsst. Zart und vorsichtig und dann immer heftiger und fordernder. Wie zwei Teenager, die es kaum erwarten konnten, eins zu werden.

      Und so war es schon fast selbstverständlich gewesen, dass sie an diesem Abend gemeinsam in Kathleens Studentenbude gegangen waren und sich die ganze Nacht über voller Hingabe geliebt hatten.

      In dem Bett, auf das sich Kathleen nun gemütlich niedergelassen hatte.

      Christian und Kathleen waren seitdem ein Paar. Ganz fest. Und hätte es nicht die Ehefrau und die zwei Töchter gegeben, wäre es sicherlich eine ganz normale Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau gewesen, die sich einzig von anderen Beziehungen dadurch unterschied, dass er 20 Jahre älter als sie war. Doch das war in der heutigen Zeit ja nichts Besonderes mehr.

      Aber es gab eben diese Ehefrau, mit der Christian seit fast 20 Jahren verheiratet war. Und es gab zwei Töchter, acht und zehn Jahre alt. Immer wieder hatte Christian, wenn er mit Kathleen über eine gemeinsame Zukunft gesprochen hatte, betont, dass er seine Frau doch jetzt, wo die Mädchen noch so klein seien, unmöglich verlassen könne. In ein paar Jahren aber, da wäre er für sie frei. Für Kathleen, für seine große Liebe.

      Lange Zeit hatte Kathleen Christians Worten Glauben geschenkt und sich in die Rolle der Zweitfrau eingefunden. Hatte nur die Zeit mit ihm verbracht, die er seiner Familie hatte abringen können. Dann hatte Christian sie mit zu Tagungen genommen und auch schon mal zu seinem Kurzurlaub eingeladen. Aber an den Wochenenden, in den Ferien, an Feiertagen, da hatte er in der Regel keine Zeit für sie. Die verbrachte er mit Christiane, seiner Frau, und den Kindern.

      Christian hatte Kathleen einmal erzählt, dass Christiane und er sich in ihrer Studentenzeit ineinander verliebt und dann auch ganz schnell geheiratet hätten. Während er eine wissenschaftliche Karriere eingeschlagen hatte, hatte Christiane sich mehr und mehr in ein Hausfrauendasein geflüchtet. Und auch zwischendurch


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