Butler Parker Jubiläumsbox 4 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Jubiläumsbox 4 – Kriminalroman - Günter Dönges


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wie kleine Geschosse durch die Luft. Dann steuerte Parker seinen Wagen zurück zur Farm. Und zwar in solch einem Höllentempo, daß Mike Rander unwillkürlich die Augen schloß, zumal Parker die Absicht zu haben schien, diesmal das Farmgebäude zu rammen.

      Im letzten Moment riß er das Monstrum auf Rädern wieder herum und stoppte es hart neben der fensterlosen Wand des Farmhauses ab. Und genau damit hatte er erreicht, was er bezweckte. Der Wagen, und damit natürlich auch die beiden Insassen, befanden sich im toten Winkel. Sie konnten, um es noch deutlicher auszudrücken, nicht unmittelbar unter Feuer genommen werden.

      »Wenn ich mir den bescheidenen Hinweis gestatten darf, Sir, so halte ich es für angebracht, jetzt und sofort auszusteigen«, sagte Parker. Gleichzeitig aber klinkte er die Wagentür auf und trat hinaus ins Freie. Scheinbar gemessen, fast langsam, in Wirklichkeit aber schnell und durchaus geschmeidig, hielt der Butler dann auf die linke Stirnseite des Farmhauses zu und verschwand unter dem Dach der Remise, unter dem alte, verstaubte und zum größten Teil unbrauchbare Farmgeräte herumstanden.

      Er zog seine Schußwaffe.

      Es handelte sich um jenen alten Colt, der schon zu Zeiten der Goldgräber am Klondike wegen zu hohen Alters als Ladenhüter in den Regalen liegengeblieben wäre.

      In der Hand des Butlers allerdings war und blieb dieser Colt eine gefährliche Waffe. Er wußte sehr gut damit umzugehen.

      Mike Rander hatte natürlich längst begriffen, welche Taktik sein Butler einzuschlagen beabsichtigte. Er zog ebenfalls seinen 38er und begab sich in Position. Er lief in geduckter Haltung an der Hauswand entlang und hielt auf die Tür des Farmhauses zu.

      Genau in diesem Augenblick war ein Arm zu sehen. Er ragte aus einem der Fenster des Farmhauses und hielt in der verlängerten Hand einen Revolver.

      Die Mündung dieser wenig erfreulichen Waffe war direkt auf den jungen Anwalt gerichtet. Im nächsten Bruchteil der Sekunde mußte der Schuß fallen, eine Tatsache, die der scharf beobachtende Butler keineswegs schätzte oder hinzunehmen gedachte.

      Parkers Colt hob sich. Dann löste sich der Schuß.

      Das Abschußgeräusch war derart stark und laut, daß nicht nur einige Fensterscheiben des Farmhauses klirrten, sondern sich sogar zwei oder auch drei Dachschindeln lösten.

      Der Revolver am Fenster verschwand augenblicklich. Und zwar in einer aufwallenden Wolke aus Kalk und kleinen Steinsplitterchen. Parkers Geschoß hatte die Fensterbank getroffen und den Schützen veranlaßt, sich schleunigst in Sicherheit zu begeben.

      Mike Rander war bereits im Haus.

      Und Parker sehr besorgt, zumal jetzt im Haus selbst einige Schüsse abgefeuert wurden, die auf eine lebhafte Gefechtstätigkeit schließen ließen.

      *

      Mike Rander befand sich in der geräumigen Wohndiele des Farmhauses und hatte hinter der frei nach oben schwingenden Treppe Deckung genommen.

      Von hier aus belegte er die beiden Gestalten mit Feuer, die für kurze Zeit zu sehen waren. Schon nach den ersten Schüssen zogen sie sich blitzartig zurück. Mike Rander konnte mit einer Handfeuerwaffe durchaus fach- und sachgerecht umgehen. Er hatte seinem Butler im Laufe der Monate und Jahre sehr viel abgesehen.

      Als die Luft rein war, jagte Rander über die Treppe nach oben. Er wurde nicht mehr beschossen, ein sicheres Zeichen dafür, daß die beiden Schützen sich zurückgezogen hatten.

      Rander wollte gerade an einer nur angelehnten Tür vorüberlaufen, als er schwache, aber verzweifelt klingende Stöhnlaute hörte. Er blieb sofort stehen.

      Mit der Schuhspitze trat er die Tür vollends auf.

      Betroffen schaute er in den kleinen Raum hinein, der als Gästezimmer eingerichtet war.

      Auf dem breiten, niedrigen Bett herrschte eine Art Hochbetrieb. Zwei gefesselte und geknebelte Männer lagen auf den schwellenden Polstern. Sie waren mit soliden Stricken an den Bettpfosten festgezurrt worden.

      Rander lief in das Zimmer hinein.

      Mit einem schnellen Blick überzeugte er sich davon, daß er es mit Shultz und Shelby zu tun hatte, jenen beiden Privatdetektiven, die im Moment wieder einmal für ihn arbeiteten und die Rita Malcona hierher auf die Farm gebracht hatten.

      Shultz, dick und feist, mit hervorquellenden Augen und gerötetem Gesicht, schien einem Schlaganfall nahe zu sein. Shelby hingegen schien sich relativ wohl zu fühlen, obwohl Shultz ihn fast mit seinem Gewicht erdrückte.

      »Ich bin gleich wieder zurück«, rief Rander den beiden Privatdetektiven zu. Dann machte er sich daran, die flüchtenden Schatten weiter zu verfolgen.

      Er rannte zurück auf die Galerie, um dann aber sofort stehenzubleiben.

      Draußen auf dem Farmgelände schien ein mittelschwerer Minenwerfer bei der Arbeit zu sein.

      Womit Rander wußte, daß sein Butler sich in die bleierne Unterhaltung eingeschaltet hatte.

      Vorsichtig betrat Rander das Giebelzimmer am Ende der Galerie. Es war leer, das heißt, von zwei Gangstern war nichts zu sehen. Sie mußten durch das geöffnete Fenster hinunter auf das Dach der Remise gestiegen sein. Von dort aus hatten sie sich wohl hinunter in den Farmhof geflüchtet.

      Zu sehen war von ihnen nichts.

      Nur zu hören. Parkers Colt überdeckte aber fast das Antwortfeuer der beiden Gangster, Er schien sie bereits so etwas wie in die Enge getrieben zu haben.

      Rander wollte seinem Butler um jeden Preis beistehen.

      Er stieg geschickt durch das Fenster, ließ sich auf das Dach der Remise herunter und … sah plötzlich von seinem überhöhten Standort aus die beiden Flüchtenden.

      Zwei Männer rannten wie von Furien gehetzt auf das nahe Waldstück zu. Sie nahmen sich nicht mehr die Zeit, stehenzubleiben und zurückzuschießen. Bevor Mike Rander sie stoppen konnte, verschwanden sie bereits im Unterholz und hinter dichten Dornbüschen.

      »Parker, wo stecken Sie …?« rief Rander in den Farmhof hinunter.

      »Stets zu Ihren Diensten, Sir«, kam die prompte Antwort. Parker trat unter dem Remisedach hervor und lüftete höflich seine schwarze, steife Melone.

      »Haben Sie die beiden Männer erkannt?« fragte Rander laut.

      »Ich bedaure außerordentlich, nein, Sir«, erwiderte Parker. »Ich kann allerdings mit Sicherheit sagen, daß ich diese beiden Männer nicht in Mr. Hayes Gegenwart zu sehen bekam, was nicht ausschließt, daß sie dennoch seiner Gang angehören. Darf ich mich höflichst nach den beiden Herren Shultz und Shelby erkundigen?«

      »Die warten darauf, losgebunden zu werden.«

      »Und Miss Rita Malcona. Sir?«

      »Zum Donnerwetter, die habe ich doch bald vergessen«, erinnerte sich der Anwalt. »Warten Sie, ich werde nachsehen …!«

      »Ich werde mir die Frechheit nehmen, Sie dabei zu unterstützen«, rief Parker höflich zum Remisedach hinauf. »In einigen, wenigen Sekunden werde ich bei Ihnen sein, Sir …!«

      *

      Rita Malcona lag in der geräumigen Küche des Farmhauses.

      Sie war von zwei Schüssen getroffen worden und lebte nicht mehr. Diese Schüsse waren aus nächster Nähe auf sie abgefeuert worden. Mike Rander blieb an der Tür stehen und sah seinem Butler zu, der die Tote untersuchte.

      »Glatter Mord«, sagte Rander, nachdem sein Butler sich wieder aufgerichtet hatte. »Rätselhaft, wie das geschehen konnte.«

      »Ich stelle mir ebenfalls die Frage, Sir, woher die Mörder von Miss Malconas Aufenthalt hier auf der Farm wußten«, entgegnete der Butler. »Mr. Shultz und Shelby scheiden als Informanten aus. Bleibt nur die Möglichkeit, daß Miss Malcona selbst ihren Aufenthaltsort verraten hat.«

      »Reden wir erst mal mit Shultz und Shelby«, meinte der Anwalt. »Sie werden sich inzwischen ja wohl erholt haben.«

      »Müßte


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