Butler Parker 172 – Kriminalroman. Günter Dönges
antwortete die etwa fünfundvierzigjährige Frau, »aber es geht nicht um Geld.«
»Sondern? Wollen Sie mich etwa umbringen?« Die Gekidnappte lächelte mühsam, aber verächtlich.
»Es geht um Ihren Butler, Lady Simpson«, sagte die Stämmige, »wir geben ihm die Chance, Sie zu befreien.«
»Wer ist wir?« Lady Agathas an sich schon baritonal gefärbte Stimme klang noch dunkler.
»Das werden Sie noch rechtzeitig erfahren, Lady Simpson«, gab die Frau zurück, »aber wie gesagt, es geht um Mr. Parker. Er soll beweisen, ob er tatsächlich so gut ist, wie allgemein behauptet wird.«
»Er ist begabt«, meinte die passionierte Detektivin, »aber wahrscheinlich überschätzen Sie ihn, junge Frau.«
»Das wäre dumm für Sie, Mylady«, sagte die Stämmige und lächelte kühl, »falls er seine Prüfungen nicht besteht, müssen auch Sie sterben.«
»Was soll der Unsinn?« raunzte die ältere Dame. »Von welchen Prüfungen reden Sie eigentlich? Und wie haben Sie mich gekidnappt? Ich verlange dazu einige Erklärungen.«
»Später vielleicht«, erwiderte die Wärterin, »wenn Sie sich ruhig verhalten, wird Ihnen vorerst nichts passieren.«
»Und falls nicht?« grollte Agatha Simpson gereizt.
»Falls Sie Ärger machen, werden wir Sie unter Drogen setzen und ruhig stellen«, drohte die Stämmige.
»Haben Sie mich etwa entführt?« fragte Lady Agatha.
»Aber nein«, lautete die Antwort, »es waren Mitglieder der Todesmeute, wie sie genannt wird.«
»Todesmeute? Das klingt ziemlich größenwahnsinnig«, fand die ältere Dame, »und was den Tee betrifft, wünsche ich ihn in Zukunft wesentlich stärker und heißer, merken Sie sich das!«
»Ihnen werden wir schon noch Bescheidenheit beibringen«, kam die höhnische Antwort, »Sie werden noch ganz klein werden ...«
»Sie können von Glück sagen, daß ich mich noch etwas schwach fühle«, schickte Agatha Simpson voraus, »sonst würde ich Ihnen jetzt ein paar Ohrfeigen verabreichen.«
»Ich warte nur darauf, daß Sie es versuchen werden«, entgegnete die Stämmige, »hoffentlich trauen Sie sich, Lady. Enttäuschen Sie mich nicht.«
Lady Agatha wäre am liebsten aufgestanden, doch sie fühlte, daß ihre Kräfte dazu noch nicht ausreichten. Tatenlos mußte sie zusehen, wie die Frau den fensterlosen Raum wieder verließ, kurz darauf wurde auch noch das Licht ausgeschaltet.
Lady Agatha ärgerte sich daraufhin noch intensiver.
*
»Der erwähnte Ford, Mr. Pickett, gehört einem gewissen Lester Faradin«, sagte Josuah Parker, als er wieder in seinen Wagen stieg, in dem der ehemalige Taschendieb zurückgeblieben war. Parker hatte von einer Telefonzelle aus das Büro des Chief-Superintendenten angerufen und ihn um Hilfe gebeten. McWarden hatte sofort reagiert und Parker den Namen des Wagenbesitzers mitgeteilt, ein Vorgang, der nur wenige Minuten gedauert hatte.
»Lester Faradin?« Pickett wiederholte den Namen nachdenklich, »ich möchte wetten, diesen Namen schon mal gehört zu haben, Mr. Parker.«
»Sie sollten Ihr Erinnerungsvermögen noch zusätzlich aktivieren«, bat Josuah Parker, während er anfuhr.
»Lester Faradin, Lester Faradin ...« wiederholte Pickett den Namen leise und fast beschwörend, »natürlich, Mr. Parker, es hat bei mir geklickt! Ich weiß jetzt, wer das ist.«
»Meine Wenigkeit geht davon aus, daß Sie mich umgehend ins Bild setzen werden.«
»Lester Faradin ist ein gerissener Hund, der sich mit Erpressung beschäftigt. Er hat sich auf kleine Leute spezialisiert, die Eiscafés und Pizzerias betreiben.«
»Sie sprechen von sogenannten Schutzgeldern?«
»Natürlich, Mr. Parker. Eine große Nummer ist Faradin nicht, aber eben gerissen.«
»Gehört er einem größeren kriminellen Verband an?«
»Nur indirekt«, berichtete Pickett weiter, »er hat sich ein Viertel gemietet und kann da frei ›arbeiten‹.«
»Kann man davon ausgehen, daß der Vermieter die Mafia ist?«
»So eine Art Mafia, Mr. Parker. Sein Viertel liegt drüben in Lambeth.«
»Die Adresse des besagten Lester Faradin ist Ihnen bekannt?«
»Faradin wohnt in der Nähe von Waterloo Station und hat da einen Wäscheverleih für Rollhandtücher.«
»Sie sprechen jetzt von jenen Handtüchern, die man in Waschräumen zu finden pflegt?«
»Die meine ich, Mr. Parker. Das sind diese Dinger, die nie richtig funktionieren.«
»Falls Sie einverstanden sind, wird meine Wenigkeit Sie in die Nähe dieser Firma bringen, Mr. Pickett.«
»Keine Frage, Mr. Parker, ich werde seinen Laden genau beobachten. Muß ich auf besondere Dinge achten?«
»Sie können sich beiläufig mit meiner Person befassen, Mr. Pickett. Ich habe nämlich die Absicht, diesem Mr. Faradin einen Besuch abzustatten. Noch dürfte man dort nicht bemerkt haben, daß man einen Miniatursender mitgebracht hat.«
»Nehmen Sie diesen Faradin nicht auf die leichte Schulter«, warnte Horace Pickett eindringlich, »er beschäftigt knochenharte Schläger. Wie gesagt, er macht in Erpressung und Schutzgeld. Da braucht er handfeste Kerle.«
»Man wird sich mit ihnen auseinanderzusetzen wissen, Mr. Pickett.« Parker deutete eine knappe Verbeugung an und lenkte sein hochbeiniges Monstrum auf dem schnellsten Weg über die nächste Themsebrücke. Er wollte möglichst umgehend bei Faradin erscheinen und diesem Gangster seine Aufwartung machen.
Er rechnete nicht damit, daß Lester Faradin der Entführer der Lady Simpson war, doch vielleicht war es möglich, einige Informationen von diesem Mann zu bekommen. Er schien von der mysteriösen Person ja immerhin engagiert worden zu sein. Ohne Grund hatte ein Wagen, der ihm gehörte, ja wohl kaum die beiden Männer aufgenommen, die in der Carnaby Street auf ihn gewartet hatten.
Horace Pickett kannte sich gut aus. Als man in die Nähe der Straße kam, in der Lester Faradin wohnte, wies er den Butler genau ein, stieg aus und war nach wenigen Augenblicken bereits in einem Schnellrestaurant verschwunden.
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