Butler Parker 119 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 119 – Kriminalroman - Günter Dönges


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geblieben. Das wäre ja unerhört. Warum hat sie mich in ihre Schwierigkeiten denn nicht eingeweiht? Das ist doch reine Dummheit.«

      Lady Simpson erregte sich merklich und bekam prompt Kreislaufbeschwerden. Sie goß sich einen Schluck Cognac ein und fühlte sich nach dieser Erfrischung wieder wohler.

      »Die noch verbliebenen Angestellten haben das bewußte Gespenst bisher nicht in Augenschein nehmen können«, berichtete Parker weiter. »Bis auf heute, als Missis Rose Robson damit konfrontiert wurde.«

      »Demnach hat also allein meine Schwägerin dieses komische Etwas gesehen?«

      »Dem scheint tatsächlich so zu sein, Mylady. Hinzu kommt dann allerdings noch die Begegnung vor einer halben Stunde, als Mylady einen Blick auf diese Erscheinung werfen konnten.«

      »Angenehm sah dieses komische Ding nicht gerade aus«, räumte Lady Simpson ein. »Wer kann es hier durchs Haus laufen lassen, Mister Parker? Ist es vielleicht eine Art Racheakt der Angestellten? Dieses Gespenst erschien ja erst nach der allgemeinen Kündigung, nicht wahr?«

      »Dieser Anregung werde ich nachgehen, Mylady«, versprach der Butler. »Ich möchte allerdings betonen, daß die betreffenden Angestellten als durchaus verträgliche Bewohner eines nahegelegenen Dorfes gelten.«

      »Fragt sich also, wer etwas gewinnt, wenn er meine Schwägerin in Angst und Schrecken versetzt?«

      »Zumal Lady Wolverton sich ja in finanziellen Schwierigkeiten befinden dürfte, Mylady.«

      »Sie haben den Mordanschlag auf uns vergessen, Mylady«, schaltete sich Kathy Porter ein. »Steht er mit dem Gespenst nicht in engem Zusammenhang?«

      »Darauf weise ich doch die ganze Zeit hin«, erwiderte die Lady sofort. »Ersparen Sie sich Ihre Frage, Mister Parker. Ja, es stimmt. Nach meinem Ableben wird auch meine Schwägerin einen ganz schönen Batzen erben, selbst wenn ich sie von einer Erbschaft ausschließen wollte. Das hängt mit einigen Vermögensklauseln zusammen, auf die ich hier nicht näher einzugehen brauche. Es ist nun einmal so.«

      »Darf ich mich erkühnen, Mylady eine diffizile Frage zu stellen?«

      »Sie wollen wissen, ob ich meiner Schwägerin einen geplanten Mord zutraue?«

      »Mylady dürfen versichert sein, daß ich diese Frage niemals so direkt gestellt hätte.«

      »Kann man Dorothy einen Mord zutrauen, weil sie ihre Finanzen damit aufbessern will?« Lady Simpson fragte sich das halblaut, konnte sich aber zu einer Antwort nicht entschließen. »Offen gesagt, ich kenne sie zu wenig.«

      »Lady Wolverton sind immerhin Myladys Schwägerin«, sagte Parker.

      »Aber wir haben uns eigentlich nie umeinander gekümmert.« Lady Simpson dachte über die erste und entscheidende Frage offensichtlich noch immer nach. »Sie liegt mir nicht besonders, um es vorsichtig auszudrücken. Sie ist mir zu empfindlich und hat niemals Sport getrieben, wie ich. Nein, eigentlich haben wir überhaupt keine Gemeinsamkeiten. Und daher gingen wir uns aus dem Weg.«

      »Lady Wolverton ist ohne Kinder?« Parker dachte auch an solch eine Möglichkeit.

      »Sie haßte Kinder«, lautete die Antwort Lady Simpsons. »Ich nehme an, sie hat immer um ihre Figur gefürchtet. Die Ehe mit dem Bruder meines Mannes ist wahrscheinlich daher kinderlos geblieben. Um noch einmal auf die erste Frage zurückzukommen, Mister Parker, nein, ich glaube nicht, daß sie raffiniert genug ist, einen Mord zu planen. Schlagen Sie sich das aus dem Kopf.«

      »Ich werde es versuchen, Mylady«, antwortete der Butler und deutete eine knappe Verbeugung an. »In Lady Wolvertons nächster Umgebung muß sich aber eine Person befinden, die von unserer Ankunft wußte. Sonst wäre der Lastwagen nicht auf der Geraden gestanden.«

      »Kathy und ich sahen immerhin zwei Gestalten«, stellte die Amateurdetektivin grimmig fest. »Zudem hat man uns ja eindeutig auf die falsche Straße gelockt, Mister Parker.«

      »An einem bewußten Verdrehen des Wegekreuzes ist tatsächlich nicht zu zweifeln, Mylady. Die Polizei wird dies bestätigen können.«

      »Wer will uns an den Kragen?« Lady Simpson marschierte nachdenklich durch den großen Wohnraum. »Oder geht es nur um mich allein, Mister Parker?«

      »Von dieser Tatsache möchte ich mir erlauben auszugehen, Mylady.« Parker nickte bestätigend. »Darf ich Mylady darum zur größten Vorsicht und Wachsamkeit raten?«

      »Sie dürfen, Mister Parker. Und darum werde ich mir irgendeine Schußwaffe besorgen. Ich möchte dem Gespenst, falls es wieder auftaucht, eines über den Pelz brennen.«

      »Wenn Mylady vielleicht mit dieser handlichen Waffe vorliebnehmen wollen?« Wie durch Zauberei lag auf Parkers rechter Handfläche plötzlich eine automatische Pistole vom Kaliber 6.35.

      »Etwas Kleineres hatten Sie wohl nicht parat, wie?« Die Lady, die mit einer Schußwaffe durchaus umgehen konnte, sah verächtlich auf die kleine Waffe.

      Im nächsten Moment fuhr sie zusammen und riß Parker die Pistole aus der Hand. Draußen vor der Tür war plötzlich ein seltsames Geräusch zu vernehmen, eine Mischung aus ersticktem Lachen und atemlosen Keuchen.

      Lady Simpson war schnell an der Tür, riß sie auf und reagierte recht erstaunlich.

      »Ruhe, wenn ich bitten darf!« rief sie mit barscher Stimme. »Spuken Sie gefälligst später!«

      *

      »Ich kann mir wirklich nicht erklären, wer die Flurbeleuchtung ausgeschaltet haben könnte«, sagte Verwalter James Cortlay, der wenige Minuten später im Zimmer Lady Simpsons erschien. Er machte einen hilflosen, zugleich aber auch nervösen Eindruck. Möglicherweise hing das aber auch mit der Waffe zusammen, deren Mündung Lady Simpson auf ihn richtete.

      »Wieso sind Sie hier?« wollte Lady Simpson wissen.

      »Ich – ich hörte ein seltsames Gelächter«, antwortete James Cortlay. »Ich lief hinauf zur Galerie und sah dann, daß das Licht nicht mehr brannte. Bitte, Mylady, könnten Sie die Waffe herunternehmen?«

      »Sie haben schwache Nerven, junger Mann.« Lady Agatha funkelte den Verwalter mißtrauisch an. »Falls Sie das Gespenst sehen sollten, Mister Cortlay, warnen Sie es gefälligst. Ich schieße gern und treffe sogar recht häufig.«

      »Wie – wieso sollte ich das Gespenst sehen, Mylady. Sie glauben doch nicht etwa, daß ich ...?«

      »Papperlapapp, junger Mann, ich glaube gar nichts. Glauben bedeutet nichts wissen.« Sie schnitt ihm ungnädig das Wort ab. »Sie können jetzt gehen. Wann wird gegessen? Ich möchte hier nicht unbedingt verhungern.«

      »In fünfzehn Minuten wird angerichtet sein, Lady Simpson.« James Cortlay beeilte sich, zurück in den Korridor zu gelangen. Er schloß die Tür behutsam hinter sich zu.

      »Sie sollten sich um diesen jungen Mann kümmern, Mister Parker«, sagte Lady Simpson. »Er gefällt mir nicht.«

      »Mylady verdächtigen Mister Cortlay?«

      »Das schon, aber er kann unmöglich der Drahtzieher sein«, erklärte Lady Simpson mit Nachdruck. »Das wäre dann wohl doch zu einfach und schon fast eine Beleidigung. Aber er scheint etwas zu wissen, und vor diesem Wissen hat er Angst.«

      Lady Simpson benahm sich recht ungeniert.

      Bevor sie zusammen mit Parker und Kathy Porter den Raum verließ, brachte sie ihre Schußwaffe an einem außerordentlich ungewöhnlichen Platz unter. Sie schob ihn in den Ausschnitt ihrer Bluse und barg ihn an ihrem wogenden Busen.

      »Gehen wir«, sagte sie dann. »Mister Parker, möchten Sie mit uns essen? Oder haben Sie andere Pläne?«

      »In der Tat, Mylady«, räumte der Butler ein. »Ich möchte Kontakt mit dem noch verbliebenen Personal herstellen, wenn es erlaubt ist.«

      »Gut, aber passen auch Sie auf sich auf. Das gilt auch für Sie, Kindchen.«

      Parker öffnete die Tür, um Lady Simpson hinaus in den Korridor


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