Fiona - Reloaded. Zsolt Majsai
zu tun, der sich beharrlich weigert, mir nahe genug zu kommen, um mich küssen zu können, aber mich immer wieder anlächelt. Will er mich quälen? Oder will er seine Gefühle nicht noch einmal vor den Soldaten zeigen? Das wäre ja völlig sinnlos, die wissen es doch sowieso. So blind können sie ja gar nicht sein.
Ich atme wieder tief durch.
„Alles in Ordnung?“, erkundigt sich Meitor, seinen eigenen Redeschwall unterbrechend.
„Wieso kommt er nicht wieder her?“
„Weil er der König ist. Er hat dir und den anderen mitgeteilt, dass du ihm gehörst. Und dir hat er mitgeteilt, dass er es ernst meint. Das hat er noch für keine Frau getan. Alles andere geht uns nichts an.“ Und nach einer kurzen Pause fügt er hinzu: „Dich natürlich schon.“
„Aha.“
„Glaubst du mir nicht?“
Ich sehe ihn an. „Kennst du ihn so gut?“
„Allerdings!“
Ich sage nichts mehr. Wüsste sowieso nicht, was. Ich will ja auch nicht reden. Wahrscheinlich sieht mir Meitor das endlich auch an, denn den Rest des Weges schweigt er.
Als das große Zelt aufgebaut wird, bin ich als Erste drin. Und bleibe eine Weile auch die Erste und Einzige. Unschlüssig bleibe ich in der Mitte stehen. Will er mich wirklich quälen? Warum?
Kurz bevor ich soweit bin, auf die Suche nach ihm zu gehen, betritt er gemeinsam mit Gaskama das Zelt. Beide sind am Lachen. Dann erblickt er mich und stößt Gaskama an. „Na, was habe ich dir gesagt?“
„Habe ich dir widersprochen?“
Ich kaue auf meiner Unterlippe herum und bin mir nicht ganz sicher, wie ich mich verhalten soll. Ich beschließe, dass alle Männer in der Lage sind, sich so zu verhalten, dass eine Frau sie auf gar keinen Fall verstehen kann und es auch gar nicht erst versuchen sollte.
„Mir geht es gut und mir ist nicht kalt“, sage ich. „Getötet habe ich auch niemanden. Gibt es noch etwas zu wissen?“
Die beiden Männer starren mich ziemlich entgeistert an, dann beginnen sie zu lachen und kommen näher. Der König nimmt mich in die Arme und küsst meine Stirn.
„Ich finde deinen Humor sehr erfrischend, meine Liebe“, sagt er dann. „Aber wenn dir nicht kalt ist, möchtest du sicherlich auch nicht baden.“
„Doch!“
„So, so.“
„Ich sage Meitor Bescheid und lasse euch allein“, erklärt Gaskama und geht.
Immer noch lachend nimmt Askan mein Gesicht zwischen die Hände und küsst mich endlich. „Kyo, ich bin der König und kann niemals nur dir gehören. Ich werde immer auch meinem Volk und meinen Soldaten gehören.“
„Hauptsache, du küsst nur mich“, erwidere ich murmelnd.
„Darüber lasse ich mit mir reden.“
Er unterbricht das Küssen, als Meitor und andere Soldaten mit dem Badewasser ankommen und die Holzwanne füllen. Sie beobachten uns verstohlen, aber sie sehen nicht mehr, als dass wir uns in den Armen halten. Und das scheint schon viel zu sein. Ob sie mit mir tauschen möchten? Oder doch eher mit dem König.
Als wir endlich allein sind und Askan sich nicht rührt, übernehme ich die Führung. Das bedeutet, dass wir schon nach kurzer Zeit im warmen Wasser sitzen und den Akt der Liebe machen. Askan scheint das nicht schlimm zu finden, eher im Gegenteil. Vielleicht will er nicht immer nur Befehle erteilen. Wenn er das von mir erwartet, kein Problem, kann er haben.
Wir vergessen sogar das Essen, was uns erst einfällt, als wir schon schlaftrunken im Bett liegen. Askan erklärt, dass er jetzt ganz sicher nicht mehr aufstehen wird, um etwas zu essen zu holen, und da ich nicht einmal Hunger habe, ist mir das nur recht.
Dann schlafe ich ein.
Das Aufwachen ähnelt dem letzten Mal. Draußen ist es hell und ich bin allein. Ich höre Askans Stimme nicht, aber es kann ja auch nicht genauso sein wie gestern.
Nachdem ich eine Weile gelegen habe und niemand kommt, beschließe ich, etwas zu tun.
„Meitor!“
Kurz darauf kommt Meitor. Er hat Essen für mich dabei.
„Geht es dir gut?“, erkundigt er sich.
„Ja“, erwidere ich, während ich mich aufsetze und nach dem Brot greife. „Wann brechen wir auf?“
„Sobald du bereit bist.“
Ich halte inne. „Hat Askan es heute nicht mehr so eilig?“
„Der König ist schon fort.“
„Was?!“ Ich richte mich kerzengerade auf, dadurch rutscht die Decke nach unten. Hastig ziehe ich sie wieder hoch. „Warum?“
„Ein Bote aus Kasunga kam. Er wird dringend wegen politischer Geschäfte benötigt. Um was es geht, habe ich nicht verstanden. Er sagte, wir sollen dich schlafen lassen, bis du von selbst wach wirst. Dann folgen wir ihm. Er hat uns zwei Handvoll Soldaten dagelassen.“
„Wie gestern?“
„Fast wie gestern.“
„Wann ist er fortgeritten?“
„Vor etwa drei Quons. Mach dir keine Sorgen. Wir schaffen es ohne Probleme rechtzeitig vor dem Dunkelgong nach Kasunga.“
„Wieso hat er mich nicht geweckt?“
„Er hielt es vermutlich nicht für nötig. Er ist der König und legt niemandem Rechenschaft über seine Entscheidungen ab.“
Ich atme tief durch. Meitor kann nichts dafür und Askan hat ja angekündigt, dass er auch dem Volk gehört. Meine Angst, wieder eingesperrt zu werden, dürfte unbegründet sein. Sie ist dennoch da, ich spüre sie.
Ich atme erneut tief durch und nicke dann. „Du hast recht, Meitor. Ich sollte mich nicht so dumm benehmen. Askan ist ein König und wird immer ein König bleiben.“
„So ist es. Und, Kyo, er vertraut dir. Das hat er gezeigt.“
„Ja, das ist wahr. Entschuldige, dass ich dich so angefahren habe, das hast du nicht verdient.“
„Mach dir keine Sorgen, Wildkatze. Ich kann damit umgehen, ich diene dem König. Das härtet ab. Ich bin wie Stahl.“ Er grinst, dann erhebt er sich und geht.
Ich beende meine Mahlzeit, dann stehe ich auf und ziehe mich an. Ich könnte baden, wenn ich wollte, aber danach ist mir nicht. Nicht allein.
Ich verlasse das Zelt und betrachte die wenigen Soldaten, die hiergeblieben sind. Sie grüßen mich freundlich, ich erwidere den Gruß. Meine Laune wird langsam wieder besser.
Während die Soldaten das Zelt abbauen und alles auf dem Versorgungswagen verstauen, beschäftige ich mich mit den Pferden. Ich will so bald wie möglich reiten lernen. Ich denke, es ist etwas Besonderes, so ein Lebewesen unter sich zu spüren, mit ihm gemeinsam dahinzugleiten und das Spiel seiner Muskeln zu spüren.
Da ich aber noch nicht reiten kann, sitze ich bei Meitor auf dem Versorgungswagen und kämpfe gegen meine zunehmende Unruhe an. Die einzige Stadt, in der ich bisher war, hinterließ unangenehme Erinnerungen. Und jetzt soll ich in eine noch sehr viel größere Stadt einziehen. Das ist nicht gut.
Wir fahren zwischen Hügeln über Wiesen entlang, dann erreichen wir einen Wald, durch den ein Weg bergab führt. Plötzlich zeigt Meitor nach vorne.
„Da ist Kasunga!“
Ich folge mit dem Blick seinem Finger und kann jetzt zwischen den Bäumen etwas erkennen, was wohl eine Stadt sein wird. Viele Gebäuden sind zu sehen. Auf der anderen Seite zieht sich ein Wald hoch. Davor erstrecken sich gewaltige Felder, auf denen gearbeitet zu werden scheint. Der breite Weg zwischen ihnen, der geradewegs in die Stadt führt, wirkt belebt.
„Es sieht ziemlich