Fiona - Reloaded. Zsolt Majsai

Fiona - Reloaded - Zsolt Majsai


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auf der Burg wohnen. Dort befindet sich außerdem auch die Schule, außer im Oseum.“

      „Wo ist sie dann?“

      „Gar nicht. Dann haben die Kinder frei.“

      „Sehr sinnvoll. Gefällt mir.“

      „Keine Sorge, du bist schon zu groß für die Schule.“

      Ich starre ihn an. Manchmal sagt er Sachen mit völlig ernstem Gesicht und ich weiß dann nicht, was ich davon halten soll. So wie jetzt.

      „Oder hast du dir doch Sorgen gemacht?“

      „Nein! Aber du sollst wenigstens lächeln, wenn du einen Scherz machst!“

      „Ist das ein königlicher Befehl?“

      „Ja!“

      „Ist gut.“

      Jetzt muss ich doch grinsen, und er dann auch.

      „Und was ist rechts?“

      „Die Lustgärten des Königs und des Hofstaats.“

      „Lustgärten?“

      „Das heißt so. Es sind Gartenanlagen mit Brunnen, verschiedenen Bäumen. Sitzbänken. Und so halt.“

      „Da hältst du dich eher selten auf, oder?“

      „Nur wenn der König mich dabei haben will. Das kommt vor.“

      „Und gibt es noch etwas?“

      „Gibt es. Das Beste habe ich zum Schluss aufgehoben. Komm mit!“

      Ich folge ihm zwischen die Bäume vor uns, also weder nach rechts noch nach links. Nach ein paar Schritten gelangen wir zu einem Gittertor, dahinter beginnt eine Brücke. Aus Holz, nicht aus Stein, das finde ich gut. Aber wozu eine Brücke mitten im Wald?

      Dann sehe ich es. Die Brücke führt nach oben, erst ganz leicht, dann windet sie sich im Kreis und steigt dabei immer höher. Spiralförmig, erklärt Gaskama auf meine Nachfrage. Das sei so was wie eine Wendeltreppe, bloß ohne Stufen. Als ich ihm sage, dass ich nicht weiß, was eine Wendeltreppe ist, seufzt er nur.

      Die Brücke führt über die Bäume hinaus und endet in einem Turm. Der Turm ist an einer Stelle überdacht, als Schutz vor Regen. Im blöden Oseum. Den ich sowieso hasse.

      Aber der Turm ist atemberaubend. Dadurch, dass er weit über die Bäume hinausragt, kann man von hier aus alles sehen. Jedenfalls die gesamte Stadt, die Felder und auch den Wald dahinter, durch den wir hinabgestiegen sind. Dieser Turm macht es unmöglich, die Stadt unbemerkt zu überfallen.

      Allerdings ist es windig und kalt, vor allem in einem Kleid.

      Die vier Soldaten, die gerade Wache halten und zur Leibgarde gehören, wie ich von Gaskama erfahre, mustern mich neugierig. Ob das daran liegt, dass ich eine Frau bin und sich Frauen eher selten hierher verirren, oder daran, dass sie irgendwie wissen, wer ich bin, das ist mir nicht klar.

      „Habe ich recht?“, erkundigt sich Gaskama, während er neben mir steht und auf die Stadt schaut. „Ist das das Beste?“

      „Auf jeden Fall!“

      „Besser noch als Askan?“

      Ich sehe ihn an. „Natürlich nicht. Du hast das Lächeln vergessen!“

      „Entschuldige.“ Aber er sieht nicht sehr zerknirscht aus.

      „Dir ist kalt, glaube ich. Wollen wir wieder ins Schloss gehen?“

      Ich nicke und werfe einen letzten Blick auf die riesige Stadt. Mir kommt der Gedanke, dass es schon eine unglaublich große Verantwortung ist, nur für diese Stadt zu sorgen. Aber Askan ist ja der König eines ganzen Landes. Das ist eine unvorstellbare Verantwortung. Für mich zumindest.

      Gerade als wir das Schloss betreten, ertönt der Gong und es wird dunkel. Draußen jedenfalls. Im Schloss leuchten ja überall Fackeln.

      Gaskama begleitet mich zum Ministersaal. Der auch Sitzungssaal heißt, wie ich dann erfahre. Das ist der kleine Sitzungssaal. Obwohl er schon ziemlich groß ist, aber natürlich nicht so groß wie der Saal für das Volk. Die Minister sind ja auch viel weniger, also irgendwie sinnvoll gemacht.

      Askan sitzt allein am großen Tisch und ist am Lesen. Als wir eintreten, blickt er auf und lächelt mich an. Ich gehe zu ihm, unsicher, was ich nun darf und was nicht. Er scheint es zu bemerken, denn plötzlich umfasst er meine Taille und zieht mich auf seinen Schoß.

      „Darf eine Dame das?“, erkundige ich mich.

      „Nein“, erwidert Askan nach einem fragenden Blick auf Gaskama. „Aber Kyo darf das. Zumindest wenn wir unter uns sind.“

      „Gaskama zählt zu unter uns?“

      „Manchmal. Nicht immer.“

      Das scheint ein Zeichen zu sein, denn Gaskama dreht sich um und verlässt den Sitzungssaal. Den kleinen. Obwohl er mir ziemlich groß vorkommt für zwei Menschen, selbst wenn einer der beiden so groß ist wie der König.

      „Du hast ein schönes Kleid an“, stellt der fest.

      „Ja. Gaskama hat mir erzählt, wem es gehört hat.“

      „Ich habe es vermutet.“ Er lässt den Blick zum Fenster schweifen, doch draußen ist es völlig dunkel, da ist nichts zu sehen. Dann berühren seine Fingerspitzen mein Gesicht, wandern über den Mund. „Das ist lange her, und jetzt bist du da. Deine Schönheit verdient schöne Kleider.“

      „Jetzt bin ich nicht nur hübsch, sondern auch schön?“

      „Stört dich das?“

      „Ich verstehe ja nicht einmal den Unterschied.“

      „Es gibt ja auch keinen.“

      „So, so.“

      Seine blauen Augen schauen jetzt in meine Augen, dann lässt er seine Lippen näherkommen. An meinen Mund. Endlich. Wir verschmelzen, so fühlt es sich zumindest an. Eine Hand liegt auf meiner Hüfte, mit der anderen Hand erforscht er meine Brüste. Allerdings durch den Stoff hindurch, was ich eigentlich für keine so gute Idee halte. Aber ich sehe keine Möglichkeit, selbst daran etwas zu ändern, so gelenkig bin nicht einmal ich, die kunstvolle Verschnürung des Kleides zu lösen. Jedenfalls nicht ohne Hilfe.

      Ich löse mich von seinen Lippen. „Schlafen wir hier?“

      „Hier? Im Sitzungssaal?“

      „Wo schlafen wir dann?“

      „Ich schlage vor, im königlichen Schlafgemach.“

      „Dass es so was gibt, hätte ich mir ja denken können. Und wie kommen wir dahin? Kennst du den Weg? Ich nämlich nicht.“

      „Das traue ich mir durchaus zu, den Weg zu finden“, erwidert er und spielt jetzt mit meinen Lippen.

      „Wir müssen über die Treppe nach oben, nicht wahr? Und vorher in die große Halle? Das ist ein ziemlich weiter Weg!“

      „Bist du etwa müde?“

      „Ja!“, erwidere ich und lege die Arme um seinen Hals.“Sehr müde!“

      „Heißt das, du möchtest sofort schlafen?“

      „Das entscheide ich dann, wenn wir im königlichen Schlafgemach sind, König Askan!“

      Er lacht auf. „Ich glaube, es wird dir gar nicht so schwerfallen, dich wie eine Dame zu benehmen.“

      „Ach?“

      Statt einer Antwort erhebt er sich und trägt mich auf den Armen. Die Wachen blicken etwas erstaunt, als sie uns sehen, ansonsten zeigen sie keine Reaktion. Außer dass sie uns folgen.

      „Kommen die auch ins königliche Schlafgemach?“, frage ich flüsternd.

      „Sie bleiben davor stehen.“

      „Dann hören sie es ja, wenn ich schreie!“


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