Fiona - Spinnen. Zsolt Majsai

Fiona - Spinnen - Zsolt Majsai


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Arme, alles geht! Aber jeder muss leben, wenn der Kampf zu Ende ist! Gewonnen hat derjenige, der nicht aufgibt und sich noch auf eigenen Beinen bewegen kann! Wer aufgibt und als Zeichen dafür dreimal auf den Boden klopft, darf nicht angegangen werden! Der Verstoß hiergegen führt sofort und unweigerlich zur Disqualifikation! Waffen sind in der ganzen Arena an unterschiedlichen Stellen versteckt! Wer sie findet, darf sie nutzen! Habt ihr das verstanden?“

      „Komm zum Ende!“, erwidert Flutschie.

      „Das war das Ende, du Schwachkopf! Ihr könnt anfangen!“

      Flutschie sprintet los. Er ist unglaublich schnell. Im Lauf springt er hoch und schlägt in meine Richtung. Seine Fingernägel sind so lang wie bei einem Löwen die Krallen. Damit kann er einem sicher böse Verletzungen zufügen.

      Ich ducke mich weg und springe zur Seite. Ein Fehler, den er provoziert hat, wie ich feststelle, denn er berührt den Boden mit den Füßen und als hätte er eingebaute Federn, stößt er sich wieder ab, diesmal gefährlich nahe.

      Er will es wohl wissen.

      Ich packe sein linkes Handgelenk, bevor die Krallen mich erwischen, und drehe mich dabei nach rechts, seinen Schwung nutzend. Er fliegt noch ein bisschen herum, bevor er aufkommt und sich elegant abrollt.

      Derweil steht das Riesenmonster hinter mir, packt meine Hüften und hebt mich unter dem Jubel der Zuschauer in die Höhe wie eine Trophäe. So arbeiten die also. Der Kleine lenkt ab, der Große schleicht sich heran.

      Stiernackenmonster hat einen unglaublichen Griff. Einer gewöhnlichen jungen Frau könnte er problemlos die Knochen brechen.

      Ich lege meine Hände auf seine Unterarme, die ich nicht einmal beidhändig umfassen könnte, und lasse meine Füße nach hinten schwingen, sodass ich sie mit angewinkelten Knien auf seine Schulter stellen kann.

      Damit hat er nicht gerechnet, er sieht mich überrascht an. Ich grinse zurück, dann trete ich mit der linken Ferse kräftig gegen seine Brust in Herzhöhe. Er stöhnt auf und fasst mit beiden Händen dahin. Damit habe ich gerechnet und mich genau deswegen auf seine Schulter gestellt, auch wenn mein linker Fuß noch in der Luft hängt. Mir reicht die Kraft des anderen Fußes, um mich nach oben abzustoßen und nach einem Salto auf dem Boden zu landen.

      Da ich ja weiß, wie schnell und eingespielt die beiden sind, gönne ich mir keine Ruhepause. Federn wie der Kleine kann ich auch. Aus derselben Bewegung, mit der ich aufgekommen bin, springe ich hoch und drehe mich dabei. Mein Fuß trifft gegen die Nase des Riesen, der rückwärts taumelt, während Blut aus seiner Nase spritzt.

      Das will das Volk sehen!

      Ich höre den Aufschrei, während ich mich dem Kleinen zuwende, der mit Bocksprüngen auf mich zukommt. Damit will er mich wohl irritieren. Dann setzt er zu einem langen Sprung an, bei dem er sich streckt. Hat was von einem Kaninchen. Der hat echt keine Knochen im Leib.

      Ich springe hoch und spreize die Beine zum Spagat in der Luft, dadurch flutscht der Kleine unter mir durch. Er rollt sich elegant ab und springt mit erstauntem Gesichtsausdruck wieder auf.

      Diesen Moment könnte ich nutzen, um ihn auszuschalten. Aber das wäre langweilig. Das Volk soll was zu sehen bekommen, das bin ich Baro schuldig. Und außerdem sauer wegen der Buh-Rufe.

      Statt den Knochenlosen also aus dem Verkehr zu ziehen, wende ich mich lieber dem nächstgelegenen Gebilde zu. Sieht aus wie eine schiefe Pyramide aus Pappe. Letztlich ist es das auch. Ich werfe sie zur Seite, neugierig, welche Waffe darunter versteckt wurde.

      Keine.

      So eine Scheiße.

      Ich höre den bockspringenden Knochenlosen lachen. Er hat sich ein anderes Gebilde vorgenommen und hält eine riesige Axt hoch, dann wirft er sie dem Monster zu. Zu dem passt sie wirklich besser. Er dreht sie mit einer Hand, während er auf mich zukommt. Flutschie schleicht sich von der Seite heran.

      „Ihr seid wie zwei schlechte Witze“, erkläre ich, während ich schräg zurückweiche.

      „Dann hör doch auf zu lachen“, sagt Flutschie, während er nun auf allen vieren wie ein Affe losrennt.

      Aus dem Augenwinkel sehe ich den Riesen, der ausholt. Flutschie packt meinen Arm und zieht ihn an sich, während die Klinge herabsaust. Im Normalfall eine Scheißsituation. Ich wäre meinen linken Arm los und sie könnten sich mit mir vergnügen.

      Allerdings rechnet Flutschie nicht damit, dass ich viel stärker bin, als ich aussehe. Kurz bevor die Axt meinen Arm trifft, ziehe ich ihn zurück. Flutschie schreit auf und lässt mich los, aber trotz seiner eigentlich unglaublichen Reflexe ist er zu langsam.

      Er verliert zwei Finger.

      Das Volk tobt, Flutschie schreit nun vor Schmerzen, das Monster starrt ihn entsetzt an.

      „Mach sie fertig!“, kreischt Flutschie. „Mach die verdammte Nutte fertig!“

      Stiernackenmonster sieht mich an, dann holt er in einem weiten Bogen aus und wirft die Axt in meine Richtung. Für die meisten Gegner wäre das vermutlich tödlich.

      Ich springe nach rechts zur Seite und drehe mich dabei nach links, sodass ich mit der rechten Hand die an mir vorbeisausende Axt greifen kann. Die Kraft dahinter ist gewaltig, also setze ich meine Drehung einfach fort. Mit ausgestrecktem rechten Arm führe ich die Axt in einem Bogen und lasse sie los, als ich einmal eine vollständige Drehung gemacht habe.

      Die Klinge fährt dem staunenden Muskelmann knapp neben der Schulter durch den linken Arm und trennt ihn vollständig ab. Während die Axt völlig unbeeindruckt weiter fliegt und schließlich in der Tribünenwand steckenbleibt, ohne jemanden zu verletzen, weil die Zuschauer wohl geübt darin sind, solchen Waffen aus dem Weg zu springen, fällt der herrenlos gewordene Arm mit einem dumpfen Laut auf den Boden.

      „Wie ist die Lage?“, erkundige ich mich. „Wollt ihr aufgeben?“

      „Bring sie um!“, kreischt Flutschie. „Das schaffst du auch mit einem Arm!“

      Wie er nach den aktuellen Ereignissen zu dieser überaus optimistischen Einschätzung kommt, kann ich nicht nachvollziehen. Aber das Muskelpaket glaubt ihm auch noch. Er stapft nämlich auf mich zu, als würde aus dem Stumpf an seiner linken Schulter kein Blut spritzen, als würde er nicht gleich verbluten, als wüsste er nicht, dass er nicht einmal mit zwei Armen gegen mich ankommt.

      „Das ist nicht dein Ernst?“, frage ich ihn verwundert. „Soll ich dir auch noch ein Bein abschneiden, damit du es einsiehst?“

      Statt einer Antwort greift er mit der vorhandenen Hand nach mir. Ein schwachsinniges Unterfangen, er ist viel zu langsam. Psychologisch allerdings gar nicht so dumm, er lenkt mich damit, insbesondere weil ich so verblüfft bin, von Flutschie ab, den ich weiter weg wähne, seinen Fingern nachweinend.

      Tatsächlich ist er aber bereits hinter mir und legt triumphierend lachend beide Arme um mich. Er ist erstaunlich kräftig, stelle ich dabei fest.

      Ich drehe den Kopf und sehe ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Er grinst mir zu.

      „Du weißt, dass ihr disqualifiziert werdet, wenn ihr mich tötet?“, erkundige ich mich.

      „Das ist mir so egal“, erwidert er. „Ohne seinen Arm ist mein Bruder in der Arena wertlos. Du hast unsere Zukunft zerstört.“

      „Er ist dein Bruder? Wusste ich nicht. Ist aber nicht wichtig. Was die Zukunft angeht, wie viele habt ihr denn zerstört?“

      „Wen interessiert das? Mach sie fertig, Kleiner!“

      Das gilt seinem Bruder, der in der Zwischenzeit natürlich problemlos bei uns angekommen ist und nun vor uns steht. Seine rechte Hand schließt sich wie ein Schraubstock um meinen Hals und er hebt mich mühelos hoch.

      Bis zu der Bemerkung Flutschies habe ich noch darüber nachgedacht, die beiden mehr oder weniger zu verschonen, aber nun ist mir nicht mehr danach. Ich sollte derartige, romantische Retterideen endlich und endgültig begraben. Als wenn ich nicht wüsste, dass der Mensch an sich ein völlig unmoralischer Idiot ist. Bisher


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