Initiale Topiks und Foki im gesprochenen Französisch, Spanisch und Italienisch. Christoph Hülsmann

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Akzeptabilität von Strukturen wie (15) erklärt. (cf. Prince 1981, 236)

(15) en. ?A guy a woman works with. (Prince 1981, 233)

      Den komplexesten Typ von Diskurseinheiten stellen Prince zufolge die inferierbaren Elemente dar. Die Autorin spricht von Inferierbarkeit, wenn der Sprecher annimmt, dass der Hörer ein Element über logisches oder plausibles Denken, ausgehend von bereits evozierten oder anderen inferierbaren Diskurseinheiten, ableiten kann.17 In der Äußerung (16) betrifft dies die Nominalphrase the driver, die aufgrund der zuvor realisierten Konstituente a bus für den Hörer inferierbar ist. (cf. Prince 1981, 236)

(16) en. I got on a bus yesterday and the driver was drunk. (Prince 1981, 233)

      Eine Untergruppe bilden die containing inferrables, bei denen das Element, von dem aus ein anderes inferiert wird, selbst einer inferierbaren Konstituente entspricht. Ein Beispiel dafür ist die Nominalphrase one of these eggs in (17), deren Referent für den Hörer ausgehend von den (situationell) inferierbaren Eiern (these eggs), d.h. anhand einer Teil-Ganzes-Beziehung, abgeleitet werden kann. (cf. Prince 1981, 236)

(17) en. Hey, one of these eggs is broken! (Prince 1981, 233)

      Evozierte Elemente schließlich können durch eine Vorerwähnung im Diskurs ihren Status beim Hörer erlangen. Diese Art der Evokation nennt Prince textually evoked. Ist eine Entität für den Hörer aufgrund einer konkreten Situation salient, spricht Prince von situationally evoked. In (18) ist he textuell evoziert, in (19) ist you situationell evoziert. (cf. Prince 1981, 236)

(18) en. A guy I work with says he knows your sister.
(19) en. Pardon, would you have change of a quarter? (Prince 1981, 232)

      Abbildung 1 gibt einen Überblick über die zentralen Begriffe des Modells von Prince:

      Abb. 1: Assumed familiarity (Prince 1981, 245)

      Ausgehend von den vorgenommenen Differenzierungen erstellt Prince folgende familiarity scale zur Beschreibung der Grade an „(Un-)Vertrautheit“ von Elementen:

      Abb. 2: Familiarity scale18 (Prince 1981, 245)

      Vergleicht man das Modell von Prince mit jenem von Chafe, fällt auf, dass zwei der grundlegenden Kategorisierungen großteils übereinstimmen. So entsprechen Chafes aktive Elemente grosso modo den evozierten nach Prince und die halbaktivierten den inferierbaren Elementen. Insgesamt kann das Modell von Prince als differenzierter gesehen werden, vor allem insofern, als es durch die Subklassifikation von neuer Information in brand-new und unused neben der Bewusstseinsebene auch die Wissensebene von Sprechern berücksichtigt, was bei Chafes Kategorie der inaktiven Elemente nicht der Fall ist. Auch gegenüber der binären Differenzierung der Ebenen von Ewert-Kling [±NEU/±IDENT] bietet das Modell von Prince den Vorteil, dass die einzelnen Arten von Gegebenheit jeweils eigene Kategorien (mit entsprechenden Bezeichnungen) bilden, während die Kategorie [±IDENT] bei Ewert-Kling doch recht heterogene Arten von Gegebenheit und Identifizierbarkeit subsumiert.19

      Einen im Vergleich zu den Modellen von Chafe und Prince alternativen bottom-up-Zugang wählen Gundel et al. (1993). Sie knüpfen den kognitiven Status von nominalen Elementen bei Sprechern direkt an die einzelnen Verweisausdrücke des Englischen. In ihrer givenness hierarchy, die hier in Abbildung 3 wiedergegeben wird, nehmen die Autoren insgesamt sechs kognitive Status an.

      Abb. 3: Givenness hierarchy (Gundel et al. 1993, 275)

      Der Grundgedanke in diesem Modell ist folgender: Verwendet ein Sprecher eine bestimmte Verweisform zusammen mit einem nominalen Element, signalisiert er damit dem Hörer, dass er annimmt, dass bei ihm der jeweils zugrundeliegende kognitive Status für den Referenten vorliegt. (cf. Gundel et al. 1993, 275) Produziert ein Sprecher des Englischen etwa eine Nominalphrase mit einem unbestimmten Artikel wie in (20), impliziert dies seine Annahme, dass der Hörer über die Vorstellung eines Typus der jeweiligen Entität verfügt. Die Autoren nennen diese erste Kategorie type identifiable. (cf. Gundel et al. 1993, 276)

(20) en. I couldn’t sleep last night. A dog (next door) kept me awake. (Gundel et al. 1993, 276)

      Will ein Sprecher auf eine spezifische Entität hinweisen, wird er eine Verweisform wählen, durch die der Hörer in der Lage ist, auf diese zu schließen. Das kann im umgangssprachlichen Englisch durch this + Nomen erfolgen. (cf. Gundel et al. 1993, 276)

(21) en. I couldn’t sleep last night. This dog (next door) kept me awake. (Gundel et al. 1993, 277)

      Bei uniquely identifiable elements ist der Hörer alleine durch das Nomen in der Lage den vom Sprecher intendierten Referenten zu identifizieren. Hier kann ein Sprecher des Englischen etwa den bestimmten Artikel the verwenden. (cf. Gundel et al. 1993, 277)

(22) en. I couldn’t sleep last night. The dog (next door) kept me awake. (Gundel et al. 1993, 277)

      Familiar elements kann der Hörer identifizieren, da sie entweder in seinem Langzeitgedächtnis oder – durch Vorerwähnung im Diskurs – in seinem Kurzzeitgedächtnis sind. Nimmt ein Sprecher dies beim Hörer an, kann er im Englischen den Demonstrativbegleiter that realisieren. (cf. Gundel et al. 1993, 278)

(23) en. I couldn’t sleep last night. That dog (next door) kept me awake. (Gundel et al. 1993, 278)

      Bei activated elements ist der Referent im aktuellen Kurzzeitgedächtnis präsent. Ein entsprechendes Verweiselement ist unter anderem das Demonstrativpronomen that. (cf. Gundel et al. 1993, 278)

(24) en. I couldn’t sleep last night. That kept me awake. (Gundel et al. 1993, 278)

      Einheiten, die in focus sind, befinden sich nicht nur im Kurzzeitgedächtnis des Hörers, auf sie konzentriert sich darüber hinaus dessen momentane Aufmerksamkeit.20 Passende Verweisformen sind Nullpronomen sowie prosodisch nicht prominente Pronomen.21 (cf. Gundel et al. 1993, 279)

      Nach einem Vergleich ihres Modells mit jenem von Prince kommen Gundel et al. zu dem Ergebnis, dass manche Status einander entsprechen, während andere sich nur teilweise decken. (cf. Gundel et al. 1993, 280–281) Darüber hinaus ist bei der givenness hierarchy zu beachten, dass – wie durch den Begriff Hierarchie bereits angedeutet wird – jeder Status die jeweils niedrigeren Status miteinschließt, sodass ein Element, das als in focus zu klassifizieren ist, automatisch auch activated, familiar, uniquely identifiable, referential und type identifiable ist. (cf. Gundel et al. 1993, 276) Damit impliziert das Modell, dass eine bestimmte Verweisform grundsätzlich immer mit den anderen Formen, die bei niedrigeren kognitiven Status realisiert werden können, austauschbar ist, wodurch die genaue Distribution der expression forms hinsichtlich der konkreten kognitiven Status von Referenten nicht näher erklärt werden kann. (cf. Gundel et al. 1993, 294) Um dieses Problem zu lösen, greifen die Autoren auf die zwei Submaximen


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