Wyatt Earp Staffel 10 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 10 – Western - William Mark D.


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atmete hörbar auf, als Hal das Bleistück herausbefördert hatte.

      »Es ist übrigens nicht schlimm«, sagte Hal, als er aufstand und dem Bruder blitzschnell die entsicherte Waffe aus der Linken nahm, sie um den Mittelfinger rotieren ließ, sie über Macirian schwang, dann grinsend sicherte und ins Futteral gleiten ließ.

      Frank fühlte sich sofort besser.

      Als die Wagen wieder anzogen, rief er leise: »Ed!«

      Chester wandte sich nicht um, sondern tat, als wenn er es nicht gehört hätte.

      Aber die kleine Erica stieß ihn von der Seite an.

      »Onkel Ed! Onkel Frank hat dich gerufen.«

      Die beiden Kinder blickten ängstlich in die Landschaft, auf die sich bereits die Schatten der Nacht wie dunkle Tücher legten.

      Ed wandte den Kopf und meinte knurrig: »Was gibt es, Frank? Hast du Durst?«

      »Nein, Ed«, log der Arizonamann, obgleich er das Gefühl hatte, jetzt den ganzen Missouri austrinken zu können, »ich wollte dir nur danken.«

      »Kein Grund!« Ed wandte sich um.

      »Doch, eine Menge Grund, Ed. Du hattest eine verdammt schwierige Lage vor dir. Viel schwieriger als ich.«

      »Quatsch.«

      Frank hatte ein schwaches Lächeln um die Lippen.

      »Ich wollte, du könntest auch noch verhindern, daß Hal zu Cassedy fährt.«

      Es blieb eine Weile still. Dann brummte Ed: »Wie stellst du dir das vor? Soll ich gegen meinen Bruder kämpfen?«

      »Für das Recht mußt du kämpfen, Ed.«

      »Geht nicht, wenn mein Bruder auf der anderen Seite steht.«

      »Ihn würde es wenig kümmern, auf welcher Seite du stehst, wenn es nur seine eigene Seite ist.«

      »Kann sein. Ich weiß es nicht. Ich jedenfalls kann nicht gegen meinen Bruder kämpfen.«

      Frank machte einen letzten Vorstoß: »Wenn die Kinder zu Cassedy gebracht worden sind, ist nichts mehr daran zu ändern, und der Wagen rollt.«

      »Er rollt ohnehin«, knurrte Ed mit gesenktem Kopf.

      »Nein, Ed, wir können selbst am Ende der Welt noch umkehren, nicht aber mehr, wenn wir auf dem Hof Jack Cassedys sind und seine Tore sich hinter uns geschlossen haben.«

      »Gib’s auf und laß mich in Ruhe, Frank!« maulte Ed.

      »Es ist nicht zu ändern. Wir können die Kinder nirgends sonst unterbringen. Allein bei Cassedy sind sie sicher.«

      »Sicher? Bei jedem Sheriff sind sie sicherer, bei einem Farmer oder jedem x-beliebigen Bürger einer Ansiedlung. Nicht aber bei dem gefürchteten Banditenführer Cassedy. Er macht die ganze Sache erst richtig gefährlich, das weiß ich genau. Und noch etwas: Glaube ja nicht, daß sich dieser Mann mit einer kleinen Geldsumme zufriedengeben wird.«

      »Hals Sache. Ich will kein Geld, nicht einen Dollar will ich! Ich bin Peon und bleibe es bis zu dem Tage, wo mich vielleicht einmal ein Rancher als Cowboy nehmen wird.«

      Dieser Tag würde für den texanischen Peon Edward Chester sicher einmal gekommen sein. Und sein früherer Bestman bestätigte es ihm sogar.

      »Du bist bestimmt eines Tages ein richtiger Cowboy, Ed. Ein Mann, der seine vierzig oder gar fünfundvierzig Bucks im Monat verdient, von denen sich schon einiges kaufen läßt. Man kann Tabak dafür kaufen, Whisky, Kölner Duftwasser in den Stores, um ein Girl an sich zu fesseln, man kann sogar einen Sattel damit abzahlen. Man kann ein eigenes Pferd…«

      »Hör auf!«

      »Nein, Ed, ich bin noch nicht fertig. Ich muß dir noch sagen, daß das alles Dinge sind, die sich der ehrliche junge Cowboy ehrlich kaufen und leisten kann. Die dann jeder sehen darf. Du brauchst nicht rot zu werden, wenn die kleine Peggy unten in Harpers Speiseküche, die dir doch gefällt, wie ich bemerkt habe, Duftwasser von dir geschenkt bekommt, wenn sie fragt, woher du das Geld dafür hast. Weil es ehrlich verdient ist, mit Weidearbeit.«

      »Laß mich zufrieden mit deinen Sprüchen.«

      »Es sind keine Sprüche.«

      »Doch!«

      »Nein, und du weißt es längst, Ed. Das viele Geld, von dem dein Bruder träumt, würde einen Burschen wie dich niemals sehr glücklich machen. Das Fäßchen mit Kölner Duftwasser, das du dann vielleicht kaufen könntest für Peggy, würde dich drücken wie ein Mühlstein, im Gegensatz zu dem ehrlich erworbenen kleinen Fläschchen…«

      »Verdammt, halte dein Maul, Frank. Du hättest Prediger werden sollen.«

      Frank Macirian wußte, daß er jetzt am heikelsten, gefährlichsten Punkt angelangt war.

      Der Weg zu dem Desperado Jack Cassedy mußte verhindert werden.

      Und nur Ed konnte das. Wenn überhaupt einer.

      Aber Ed war abhängig von seinem älteren Bruder Halbom, zu dem er achtzehn Jahre aufgeblickt hatte. So etwas ließ sich nicht mit ein paar Worten auslöschen.

      Was der Verwundete auch versuchte, es prallte an der Bruderliebe Eds ab. Er konnte und würde nicht gegen Halbom handeln.

      So, wie er am Vormittag keinen tödlichen Schuß auf den Arizonamann hatte abgeben können und der teuflischen Versuchung durch den Bruder widerstanden hatte, so widerstand er jetzt Franks Bitten um Einsicht.

      Als in der Ferne unten im Tal ein helles, glitzerndes Schimmern zu sehen war, wußte Ed, daß es der Garcia-See war.

      Da sagte Frank Macirian hinter ihm: »Ed, hast du auch daran gedacht, daß Cassedy die Kinder vielleicht töten wird?«

      »Töten?«

      Ed warf den Kopf herum und starrte in das Dunkel des schaukelnden Wagens.

      »Ja, töten! Was soll ihn veranlassen, die Kinder bei sich aufzunehmen? Er wird bei eurer Erpressung helfen – aber nicht euren Plan teilen, die entführten Kinder tatsächlich auch wieder zurückzubringen.«

      »Weshalb denn nicht?«

      »Weil er sich da einer großen Gefahr aussetzen würde.«

      »Der müßten wir uns auch aussetzen!«

      »Nicht unbedingt. Ihr könnt erzählen, ihr hättet die Kinder da und dort gefunden und aufgegriffen. Aber ein Mann vom Rufe Jack Cassedy kann so etwas nicht mehr erzählen. Zudem wird er in beiden Staaten gesucht, drüben bei uns in New Mexico und hier in Texas!«

      »Und du glaubst, er würde die Kinder umbringen lassen?« fragte Ed unsicher.

      »Das denke ich. Weil er die offene Gefahr scheut. Dafür ist er doch bekannt.«

      »Hal wird ihn dazu zwingen, die Kinder wohlbehalten nach Tucumcari zurückzusenden.«

      »Hal wird ihn zwingen? Das träumst du, weil du Cassedy nicht kennst!«

      »Ich kenne ihn wohl. Wir haben ihn zweimal getroffen. Und im vergangenen Herbst hat Jack Hal auf die Schulter geklopft und gesagt: Junge, du bist richtig. Du wirst eine Kanone! Ich bin dein Freund, hat er zu meinem Bruder gesagt…«

      Ja, das hatte der Llano-Bandit wirklich zu dem jungen Hal Chester gesagt, und Hal war sehr stolz darauf gewesen. So stolz, daß er jetzt glaubte, mit seinem lebenden Raub zu Cassedy gehen zu können.

      Es half nichts, daß Frank dem jungen Chester in allen Farben ausmalte, was ihm und Hal bevorstehen könnte – sie blieben auf dem Weg.

      Wenn auch Ed ein schlechtes Gewissen bei der ganzen Sache nicht los wurde, er wagte nicht, sich gegen Hal zu stellen.

      Längst lagen die Kinder neben Frank im Schlaf.

      Da rollten die drei schweren Prärieschooner in Garcia ein.

      Es


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