Wyatt Earp Staffel 10 – Western. William Mark D.
verblüfft, daß seine Arme runtersanken und er nur fassungslos auf den Fremden stierte.
Der zog die Brauen zusammen.
»Haben Sie sonst noch Wünsche, Elliot? Nicht? Wollte ich Ihnen auch geraten haben. Wir lieben diese Brüllerei nicht. Wenden Sie Ihr Pferd und danken Sie Gott, daß ich Ihre Beleidigungen überhört habe.«
Elliot hatte seine Fassung wiedergewonnen.
»Hören Sie, Mann«, keuchte er heiser, »ich weiß gar nicht, wer Sie sind. Aber lassen Sie sich eines gesagt sein: Sie schaffen mich nicht.«
»Ich hatte diese Absicht bisher auch nicht, Elliot. Aber wenn Sie es darauf anlegen, mich näher kennenzulernen, soll es mir recht sein.«
»Sie haben diesen Mann da niedergeschlagen, und der andere hat ein blaues Auge. Eine solche rüde…«
»Vorsicht, Elliot, nicht vorschnell urteilen. Der Junge da hinter Ihnen, der jetzt angestrengt auf seine unsauberen Hände sieht, fiel mich an wie ein Wilder. Er ließ mich nicht zu Wort kommen, und da habe ich ihm eins auf die Nase gegeben. Der andere, der sich jetzt hinter Ihnen versteckt, war so dumm, den Revolver zu ziehen. Wissen Sie, solche Scherze liebe ich bei der Arbeit nicht. Und ich war bei der Arbeit, Elliot. Ein gewissenloser Bursche, den ich auch noch finden werde, hat nämlich einen Abzweig in den Creek gebaut. Deshalb sind die Tiere auf das Westufer gewandert. Ich habe sie zurückgeholt. Hoffentlich hatten Sie nichts dagegen.«
Elliot starrte den Mann fassungslos an.
Dann wandte er mit einem Ruck das Pferd, ritt, gefolgt von seinen Leuten, zum Tor, hielt da wieder an und brüllte drohend: »Das schwöre ich dir, Barring, du wirst wimmern! Wimmern wirst…«
Da fauchte ein Revolverschuß über den Hof.
Auf eine solche Distanz hatte weder John Barring noch James Elliot je einen Revolverschuß erlebt.
Er kam aus seinem großen Buntline Special mit sechskantigem Lauf, den der Fremde in der linken Faust hielt, und die Kugel stieß dem Rancher Elliot den Hut vom Kopf.
Gelähmt vor namenloser Verwunderung blickte Elliot auf den Fremden.
Das war einfach zuviel für ihn.
Der Fremde lud gelassen die verschossene Patrone nach, und bei dieser Beschäftigung behielt er die drei Reiter im Auge und rief: »Verschwindet! Wenn noch einmal einer von euch hier ungebeten auftaucht, gibt’s Kattun.«
»Barring!« röhrte Elliot heiser. »Das wer…«
»Sie sollen verschwinden!« fegte der Fremde mit metallischer Stimme entgegen.
Da trabten die drei Reiter aus dem Hof.
Der seltsame Cowboy schob den Colt ins Halfter zurück und nahm die Zigarre wieder auf, die er solange auf die metallbeschlagene Verandakante gelegt hatte.
»Das nennen Sie: Wir haben uns ausgesprochen, Mann?« krächzte Barring.
»Na, wer wird denn aus dieser kleinen Geschichte gleich einen Wirbel machen. –?Übrigens, Mister Barring, wollen Sie in die Berge hinaufreiten, oder soll ich es tun? Da oben muß irgendwo ein Abzweig sein. Und er muß heute noch verschwinden.«
Barring musterte den Mann kopfschüttelnd.
»Wer sind Sie eigentlich?
»Das wollte ich Ihnen gestern schon sagen, Rancher, aber Sie hatten ja kein Interesse daran.«
»Nein, ich habe es auch jetzt nicht. Sie meinen es gut, Mister. Und ich kann Ihnen bescheinigen, daß Sie ein großartiger Cowboy, ein handfester, sehr selbstsicherer Weidemann sind. Aber es hilft mir in meiner Lage, die Sie nicht kennen können, gar nichts…!«
»Wer sagt, daß ich Ihre Lage nicht kenne?«
»Ich. Sonst hätten Sie sich gehütet, ausgerechnet hierher zu kommen.«
Ann hatte den Fremden schärfer betrachtet.
»Doch, Vater, er weiß etwas. Und mehr als wir ahnen. Woher kannte er Elliots Namen? Und woher wußte er, daß Elliot sich schon seit gestern drüben bei seiner Vorwerkhütte aufhält?«
Der Fremde schickte dem Mädchen einen anerkennenden Blick zu.
»Die Sache ist nicht geheimnisvoll, Miß. Ich kam durch Dillon, und da haben die Leute offenbar nur ein Thema. Ich erfuhr genug, um niemandem noch eine Frage stellen zu müssen.«
»Und… da sind Sie trotzdem zu mir herausgeritten?« fragte Barring verdutzt.
»Weshalb nicht? Einer, der droht und schlägt und stark ist, braucht wahrscheinlich keine Leute und ist nicht mein Fall. Ich dachte mir, daß ich hier am Platze bin.«
Barring nickte. »So, das dachten Sie. Hm. Ja, am Platze scheinen Sie ja zu sein, und vor allem fragen Sie ja nicht viel.«
»Wer viel fragt, bekommt viel Antwort, sagte mein Vater immer.«
»Sie müssen einen klugen Vater gehabt haben.«
»Doch, sicher. – Wie sieht’s nun aus, soll ich in die Berge reiten?«
»Nein, ich reite selbst. Sie müßten die Stelle erst suchen, und ich kenne sie schon.«
»Das heißt, daß dieser wohlmeinende Mensch den Abzweig schon öfter in den Creek gesetzt hat?«
»Ja, genau das.« Barring sah den Fremden nachdenklich an. »Sie sind ein ziemlich harter Brocken, Mister…«
»Earp.«
»Earp«, wiederholte der Rancher, ohne näher auf den Namen zu achten, den ihm dieser sonderbare Cowboy da genannt hatte. »Aber es hilft nichts, so gern ich einen so nützlichen Mann wie Sie hier gehabt hätte – ich kann Sie nicht brauchen.«
»Brauchen bestimmt«, gab der Fremde zurück.
»Ja, aber nicht bezahlen.«
»Hören Sie, Rancher, wenn die beiden Hacatts und Roger Elliot für fünfundzwanzig Dollar hier gerackert haben, dann werde ich nicht mehr verlangen.«
»Nicht mehr? Mann, Sie sind doch ein Vormanntyp, ein Klasse-Cowboy, den man selbst mit vierzig Bucks noch beleidigt.«
»Kann sein, aber ich habe so meine Ticks, Rancher. Und diesmal stehe ich auf fünfundzwanzig.«
Barring schüttelte stumm den Kopf, ging sein Pferd holen und ritt davon.
Als er zurückkam, war der Cowboy nirgends zu sehen.
Fast enttäuscht wandte sich John Barring dem Hause zu.
Ann kam ihm entgegen.
»Ist alles wieder in Ordnung, Vater?«
»Ja, aber ich habe oben vom Fuß der Berge aus gesehen, daß sich drüben auf Elliots Weiden irgend etwas tut. Deshalb habe ich meinen Gaul in den Schweiß gebracht, so bin ich gejagt. Jetzt tut es mir leid, daß ich den Mann weggeschickt habe.«
»Wen?«
»Diesen eigenartigen Earp, oder wie er sich nannte. Hatte den richtigen Nerv für unsere Situation. Drüben rottet sich etwas zusammen. Ich habe mehrere Reiter bemerkt und wette, daß sie auf unseren Hof zuhalten.«
»Vater!« entfuhr es dem Mädchen erschrocken. »Ich werde ihn holen.«
»Wen?«
»Den Fremden.«
»Wieso? Ist er denn noch hier?«
»Ja. Er hat erst drei neue Latten drüben in den Corral gesetzt, die der weiße Hengst zerschlagen hatte: Der ist übrigens jetzt wirklich lammfromm, vor allem, seit ihm der Falbe einen derben Tritt gegeben hat, den er nicht so leicht vergißt.«
»Einen Tritt?« fragte der Rancher bestürzt. »Wer… wem?«
»Der Falbe unserem Satan.«
»Und der Mann, wo steckt der?«
»Ich glaube, er ist jetzt