Wyatt Earp Staffel 10 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 10 – Western - William Mark D.


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solches Mißgeschick geraten sei, aber der Cowboy winkte ab.

      »Ich weiß von den Dingen, Miß Barring.«

      Ann ließ den Eimer stehen und kam näher.

      »Es war nicht gut, seit dem Tage, an dem meine Mutter dem Vater ihre Hand gegeben hatte. Aber Schlimmes geschah erst seit jenem Unglückstag, als sich oben in Dillon dieser schreckliche Revolverkampf abspielte. Seitdem ist hier im County alles wie verhext. Wir haben gar nichts damit zu tun gehabt. Im Gegenteil, die Leute in der Stadt können Ihnen sagen, daß mein Vater den unsinnigen Kampf aufhalten wollte, wenn es ihm leider auch nicht gelang.«

      »Er hat gehandelt, wie ein richtiger Mann handeln sollte. Vielleicht hätten ohne ihn nicht vier, sondern noch mehr Tote auf der Mainstreet gelegen.«

      Ann nickte.

      »Das ist richtig. Aber manchmal denke ich, daß er gar nichts hätte tun sollen. Denn seit dieser Zeit geht nichts mehr gut. Die Männer, die hier arbeiteten, gehörten den Ranches an, die sich in Dillon an jenem Julitag gegenüberstanden. Es war absurd – aber sie arbeiteten hier zusammen. Und Roger Elliot…« Sie senkte den Kopf. »Ich glaubte, er…, vielleicht meinte er es ja doch ehrlich. Aber er ging davon ohne ein Wort. Wie die andern. Und seitdem bekämpft Elliot meinen Vater, und niemand weiß warum.«

      »Haben Sie diesen Skinner eigentlich früher schon einmal gesehen?« fragte der Cowboy Earp unvermittelt.

      »Er war bei uns auf der Ranch, eine ganze Zeit, das heißt…«

      »Nein, ich meine noch früher. Vorher?«

      Ann schüttelte den Kopf.

      »Nein, er kam damals und blieb. Aber er ist kein guter Mann. Wir wußten es. Seit ich gesehen habe, daß er den kleinen Hund vor Hillers Bar in Dillon getreten hat – ich habe es zufällig beobachtet – er wußte gar nicht, daß ich auch in der Stadt war – seitdem wußte ich, daß er nicht gut ist.«

      Der Fremde schwieg.

      So sagte Ann: »Vielleicht ist ja nun alles vorüber. Aber selbst wenn es so wäre: Vater hat keinen Mut mehr, und vielleicht auch keine Kraft mehr, noch einmal von vorn zu beginnen. Sie brechen ihm immer wieder den Creek ab, dann brannte es hier – und jetzt kommen sie schon auf den Hof geritten, um ihn zu bedrohen. Glauben Sie, daß es vorüber ist?«

      »Nein, Miß. Das glaube ich nicht. Elliot ist noch krank und wird nicht nachgeben.«

      »Auf die Dauer kann ihn niemand halten! Wenn er will, wirft er uns leicht an die Erde. Er ist reich, und wir sind arm. Er kann sich so viel Hilfe leisten, wie er will. Wir sind froh, wenn wir leben und durchkommen können.«

      »Ich weiß.«

      Ann blickte in das dunkle Gesicht des Mannes, das sie jetzt in der Dunkelheit kaum noch erkennen konnte.

      »Und Sie werden ihn allein ein drittes Mal auch nicht aufhalten können.«

      Es war keine Frage, es war eine Feststellung, die das Mädchen beklommen ausgesprochen hatte.

      Der Fremde schwieg.

      »Weshalb sagen Sie nichts, Mister?«

      »Earp«, wiederholte er halblaut.

      Ann fiel der Name jetzt auf.

      »Earp? Wie dieser Sheriff?«

      »Genauso.«

      »Weshalb antworten Sie nicht, Mister Earp?«

      »Weil ich Ihre Worte nicht für eine Frage hielt.«

      »Es war auch keine Frage. Und dennoch hoffe ich…«

      Da stand der Mann und reckte sich zu seiner vollen Größe.

      »Es ist schon eine böse Sache, Miß. Ich kann wenig dazu sagen. Selbstverständlich kann ein einzelner Mann kein halbes Dutzend Männer aufhalten, jedenfalls nicht auf die Dauer. So etwas gelingt vielleicht einmal mit viel Bluff und Worten, aber…«

      »Nein, Mister Earp«, unterbrach sie ihn, »das dürfen Sie nicht sagen. Es war nicht nur Bluff, und es waren nicht nur Worte. Und eigentlich… Ach, ich kann es gar nicht über die Lippen bringen, was ich sagen wollte.«

      »Ich weiß es ohnehin, Miß Barring«, entgegnete der Mann.

      »Nein, Sie können es gar nicht wissen. Ich wollte Ihnen nämlich Mut machen. Weil Sie… unsere einzige Hoffnung sind.«

      Sie schluckte, ehe sie weitersprach.

      »Auch Vaters einzige Hoffnung. Wenn er auch anders spricht. Die Menschen in der Stadt haben andere Sorgen, als sich um die Kämpfe der Rancher untereinander zu kümmern. Sie tratschen höchstens darüber an den Theken. Und die kleinen Farmer im County haben Angst. Sie sind froh, wenn ihnen niemand etwas tut. Die einzigen, die uns vielleicht hätten helfen können, sind die von der Hacatt Ranch, der dritten großen Ranch in diesem District. Aber gerade die Hacatts haben allen Grund, die Finger aus dem Spiel zu lassen. Zu hart war der Zusammenprall, den ihre Söhne mit denen der Elliot Ranch damals hatten. Es ist ein wahres Glück, daß nichts Schlimmeres entstanden ist.«

      All dies wußte der Mann, der vor ihr stand. Und er wußte auch, daß es bitter schwer sein würde, James Elliot aufzuhalten.

      »Ich weiß nicht, was in Mister Elliot gefahren ist«, sagte Ann bedrückt. »Sollte ein Mensch so nachtragend und haßerfüllt sein können, daß er nach so vielen Jahren seinen Gefühlen einen solchen Ausbruch erlaubt?«

      »Doch, Miß, das wäre kein einzig dastehender Fall. Aber ich glaube nicht, daß James Elliot aus diesem Grund so erbittert gegen Ihren Vater vorgeht.«

      »Und weshalb, glauben Sie, tut er es?«

      »Ich weiß es selbst noch nicht. Aber ich werde es herausbringen.«

      Da stellte sie eine sehr entscheidende Frage: »Weshalb wollen Sie es herausbringen, Mister Earp?«

      Ein kleines Lächeln stand in den Augenwinkeln des hochgewachsenen Mannes. Ann Barring gewahrte es trotz der Dunkelheit.

      »Weil ich schon als kleiner Junge sehr neugierig war, Ann Barring«, sagte er.

      Sie blickte forschend in sein markantes Gesicht.

      »Haben Sie etwas mit den Elliots?«

      Er schüttelte den Kopf.

      »Es wäre ja nicht ausgeschlossen«, fand das Mädchen. »Man hat ja schon gehört, daß ein Mann nach Jahren zurückkommt, um sich zu rächen.«

      »Ich kenne James Elliot erst seit heute, Miß Ann. Und gehört habe ich von ihm gestern zum erstenmal in Dillon.«

      Die hübsche kleine Ann Barring konnte sich nicht vorstellen, was einen Mann bewegte, den Spuren so gefährlicher Dinge so haarscharf nachzureiten.

      Was hätte sie wohl gesagt, wenn sie gewußt hätte, daß der Mann, der da so dunkel und groß vor ihr stand und schon mehr Eindruck auf sie gemacht hatte, nicht irgendein Cowboy namens Earp war, sondern selbst der berühmte Marshal Earp, von dem sie vorhin noch gesprochen hatte?

      Er war durch Dillon gekommen und hatte die Geschichte nicht einmal selbst gehört. Sein Freund, der im ganzen Westen gefürchtete Spieler und Gunman Doc Holliday, hatte sie am Spieltisch erfahren.

      Obgleich die beiden Dodger auf dem Heimritt von Montana nach Kansas gewesen waren, hatte der Marshal sich sofort dazu entschlossen, auf die Barring Ranch zu reiten.

      Vielleicht hätte der Rancher nur verzweifelt den Kopf geschüttelt, wenn er erfahren hätte, wer da zu ihm gekommen war. Der große Wyatt Earp! Himmel, die Gegner würden vielleicht ferngeblieben sein, aber auch nur so lange, bis sie gewußt hätten, daß der Marshal weitergeritten war. Und wenn die Barrings ihr Geheimnis gehütet hätten? Well, sie selbst waren jedenfalls dem Marshal gegenüber nicht so unbefangen gewesen, wie sie es einem Cowboy gegenüber waren.

      Er hätte keine Ruhe auf dem Weiterritt nach Kansas gefunden, der Missourier, wenn er sich nicht wenigstens hier umgesehen hätte,


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