Stella Block – Reporterin mit Lust und Leidenschaft | Erotischer Roman. Anne Sheldon
– wo steckst du denn?« Helmut Spanner blickte ihr vorwurfsvoll entgegen, als Stella ihm auf dem Weg zur Redaktion in die Arme lief. »Wir hatten eine Verabredung, schon vergessen?« Helmut fuchtelte mit den Händen in der Luft herum. »Ich bedeute dir nichts mehr, Schätzchen.« Er trug ein schrecklich gemustertes Hemd, dessen obere Knöpfe offen standen, dazu eine verblichene Jeans im Surferlook. Heute war Dreitagebart und Bad-Hair-Day angesagt. Kaum zu glauben, dass Helmut sein tägliches Brot an den Catwalks der großen Modedesigner verdiente.
Die Lust, die sie eben noch mit einem angenehmen Kribbeln im Schoß mit sich herumgetragen hatte, war wie ausgelöscht. Stella zog eine Grimasse und betrachtete Helmut mit säuerlicher Miene.
Der Fotograf der »Trend it« stützte beide Hände in die Hüften. Seit einigen Jahren arbeiteten sie für dasselbe Magazin und waren auf etlichen Terminen als Team aufgetaucht. Stella wusste, dass Helmut, auch wenn er an manchen Tagen herumzickte wie ein Mädchen in der Pubertät, ein hervorragender Fotograf war und sie sich blind auf ihn verlassen konnte. Auch privat verband die beiden eine enge Freundschaft. Ein Paar waren die beiden nicht – er stand ausschließlich auf Männer.
»Hi, Helmut.« Stella blieb stehen und lächelte. Das Treffen mit ihm hatte sie tatsächlich verschwitzt. Doch Stella hatte keine Lust, sich jetzt seinen Vorwürfen auszusetzen. »Ich bin doch da, wollte gerade zu dir kommen«, behauptete sie.
»Jetzt erst?« Helmut warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Wo warst du denn?«, wiederholte er pikiert, als Stella nicht gleich antwortete.
»Beim Alten«, erwiderte sie kurz angebunden. Auf eine Diskussion mit dem schwulen Fotografen hatte sie heute keine Lust. »Es gab was zu besprechen.« Ihr Slip war noch immer feucht.
»Ach so.« Helmut war wirklich eingeschnappt. »Mit Paul Jaschke? Du gehst bei ihm ein und aus, als wärt ihr beste Freunde.« Er beruhigte sich nur langsam. »Stella – du bist eine Jetset-Reporterin, wahrscheinlich die Beste, die er sich wünschen kann … aber er ist der Boss dieses Ladens hier. Und er ist unser Brötchengeber.« Plötzlich grinste er. »Oder läuft da was?«
»Wie kommst du denn darauf?«, fragte Stella. Sie fühlte sich ertappt und musste sich eingestehen, dass Helmut sie offenbar besser kannte, als ihr lieb sein konnte.
Der Fotograf ging nicht darauf ein. »Hast du denn jetzt einen Moment für mich?« Er blickte sich genervt um. »Aber nicht hier, unter vier Augen.« Die Kollegen im Großraumbüro schenkten dem ungleichen Paar keine Beachtung.
Stellas Wunsch, sich an einem stillen Örtchen zu befriedigen, war verraucht. Der Traum von heißem Sex mit Paul rückte in weite Ferne. Vielleicht würde sie das heute Abend, wenn sie allein im Bett lag, nachholen.
»Also gut«, nickte sie. »Komm, wir gehen in mein Büro.« Sie zog ihn wie ein ungehorsames Kind am Hemdsärmel hinter sich her. Im Büro angekommen, schloss sie die Tür und sperrte den Lärm und die Hektik der Redaktion aus. Das Stimmengewirr der Kollegen und das ständige Klingeln irgendwelcher Telefone drangen gedämpft an ihre Ohren.
Als sie allein waren, seufzte Helmut erleichtert. Stella drückte die Bürotür zu, deutete auf einen freien Stuhl und ließ sich auf ihren Drehstuhl sinken. Obwohl Helmut ihr Büro längst kannte, schaute er sich so interessiert um, als würde er es heute zum ersten Mal sehen. Sein Blick huschte über die sachlich-nüchterne Einrichtung des Raumes.
Eine Wand wurde komplett von einem Bücherregal eingenommen. Gegenüber gab es einen kleinen, runden Tisch mit vier einfachen Stühlen, an dem kleinere Meetings stattfanden. Stellas Schreibtisch stand vor dem Fenster, von dem aus man die Skyline der Hauptstadt sehen konnte. Weit hinten schälte sich der Fernsehturm aus dem trüben Dunst.
Die einzige persönliche Note auf Stellas Schreibtisch war der knallgrüne Wackeldackel, den ihr Paul Jaschke irgendwann mal geschenkt hatte. Na ja, genau genommen hatte er das Werbegeschenk eines Tages in den Müll werfen wollen. Stella hatte der kleine Kerl leidgetan. So hatte sie sich der Figur angenommen und sie vor der Müllkippe bewahrt.
Stella tippte den Kopf des Wackeldackels an und betrachtete ihren Besucher neugierig. Helmut Spanner war Mitte dreißig. Auch wenn er als freier Fotograf arbeitete, war Paul Jaschke sein Hauptauftraggeber. Mit seinen drei Magazinen, allen voran die »Trend it«, gab es immer Arbeit für den begabten Fotografen.
Helmut war mehr als begabt – er war ein wahrer Künstler hinter der Kamera, ein Lichtbildkünstler, wie er sich immer gern bezeichnete. So hatte er bereits mehrere Preise einsammeln können. Die Reichen und Schönen der Welt, Berühmtheiten aus dem Showbiz und der Wirtschaft hatten schon für ihn posiert. Entsprechend gut kam er über die Runden. Obwohl sich Helmut eine andere Wohnung hätte leisten können, lebte er in einer Altbauwohnung am Prenzlauer Berg. Hier war er aufgewachsen, sein Herz hing an diesem Stadtteil.
Manchmal glaubte Stella, dass ihr alter Freund mehr Einkommen generierte als sie selbst, die sich als Glamour-Reporterin an den roten Teppichen der Welt herumtrieb und ein abenteuerliches Jetset-Leben führte.
»Also«, brach Stella das Schweigen. »Was brennt dir so unter den Nägeln, dass du gleich auf beleidigte Leberwurst machst, weil ich unser Treffen um ein Haar verdaddelt hätte?«
»Es geht nicht um den Grund«, lamentierte Helmut und rollte theatralisch die Augen. »Es geht darum, dass du keine Zeit für mich hast, Schätzchen.«
»Es tut mir leid«, beteuerte Stella. Sie bemühte sich, nicht auszurasten. Manchmal war Helmut bockig wie ein kleines Kind. Sie rang sich ein Lächeln ab. »Nun schieß schon los.«
Nach einem Seufzer blickte Helmut sie mit unbewegter Miene an. »Ich brauche ein neues Auto.«
Stella lachte. »Meins kriegst du nicht.«
»Will ich auch gar nicht.«
»Was dann?«
»Gestern war ich im Autohaus, um mir die neuesten Modelle anzusehen. Aber ich glaube, der Typ wollte mich abziehen.«
»Inwiefern?« Stella runzelte die Stirn.
»Im Preis«, präzisierte Helmut. »Ich hatte den Eindruck, dass der Typ mir nicht genügend Rabatt einräumen wollte.«
»Und was soll ich da tun?« Manchmal hatte Helmut eine seltsame Art, Stellas Zeit zu stehlen. Jetzt grinste er spitzbübisch. Er massierte sich das Kinn. Die Stoppeln seines Dreitagebartes raschelten vernehmlich. »Ich dachte, vielleicht kannst du dich – rein zufällig – für das gleiche Modell interessieren und zusehen, ob du einen besseren Preis aushandeln kannst als ich.«
Stella drückte den Rücken durch und zeigte auf ihre Brüste. »Deshalb meinst du?«
Grinsend hob Helmut den Daumen. »Jetzt verstehst du mich, Schätzchen. Geh hin und versuch, einen besseren Preis rauszuholen.«
»Und dann?«
»Kaufen wir für die Differenz kartonweise Prosecco«, versprach Helmut. »Und dann betrinken wir uns.« Er zwinkerte ihr zu, dann wurde er ernst. »Nein, mal ohne Scheiß: Mir kam dabei eine Idee: Wär das nicht mal ein Anlass für eine Reportage nach dem Motto ›Wie klappt es eigentlich mit …?‹ oder so?«
Stella begann der Gedanke zu gefallen. »Ich hätte da Spaß dran«, räumte sie ein. Sie zückte einen Stift und nahm einen Zettel aus der Plexiglasbox. Dann ließ sie sich von Helmut den Namen des Autohauses und des Verkäufers geben, mit dem ihr Freund vergeblich gehandelt hatte.
»Er ist so süß«, schwärmte Helmut. »Aber er ist jung, keine dreißig, schätze ich. Gut aussehend, sportlich – und er hat einen knackigen Arsch.«
Stellas Interesse war schon geweckt. Jetzt wurde die Geschichte interessant. Gegen einen gut aussehenden Typen hatte sie nie etwas einzuwenden. Dennoch gab sie sich empört. »Helmut!«, machte sie entrüstet.
»Ist so«, grinste er. »Du wirst es sehen. Sehr schade, dass der Typ eine Hete ist und ich keine Chance habe, ihn zu missionieren.«
»Du bist echt nicht zu toppen«, lachte Stella. Vielleicht, so hoffte sie, würde das der erste Beitrag für