Aurelia - Nymphe der Lust | Historischer Erotik-Roman. Maria Bertani

Aurelia - Nymphe der Lust | Historischer Erotik-Roman - Maria Bertani


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mich zwar auch über etwas anderes gefreut, aber du weißt ja, wie sehr ich schöne Kleinigkeiten liebe.« Dabei blickte sie ihm tief in die Augen.

      Ich wollte mich unauffällig zurückziehen.

      »Und du, Aurelia, soll ich dir auch etwas mitbringen?« Romero warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu.

      »Ich wüsste nicht was. Sucht Ihr etwas für mich aus, Ihr werdet schon das Richtige finden.« Purpurrot und mit gesenktem Blick verließ ich das Esszimmer.

      Beim Abendessen sah ich Francesca wieder. Sie trug ein neues Kleid und ein glitzerndes Geschmeide aus Smaragden. Ich war froh, dass sie die Aufmerksamkeit auf sich zog, denn Di Lorenzo hatte mich mit einer süffisanten Bemerkung begrüßt und nur Romero hatte ich es zu verdanken, dass er seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenkte. Ich saß neben Marco und machte mich so klein wie möglich. Am Tischgespräch nahm ich nur Anteil, indem ich aufmerksam zuhörte.

      Später im Salon verzog ich mich in eine Ecke und beobachtete, wie sich Francesca in den Vordergrund rückte. Sie lachte, unterhielt die Herren mit allerlei schlüpfrigen Witzen. Unter dem Einfluss des Weines wurden die Ereignisse im Pferdestall erörtert, wobei man meine Rolle glücklicherweise ausließ. Allerdings bemerkte ich, wie Di Lorenzo mir glühende Blicke zuwarf. Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken und war froh, als Marco sich zu mir gesellte.

      »Heute Abend, da kannst du zusehen«, flüsterte er mir zu.

      »Wie bitte?«, fragte ich zerstreut.

      »Wie ich es mit Francesca treibe.«

      »Schon wieder?« Ich war erstaunt. »Warst du nicht erst heute Morgen bei ihr?«

      »Stimmt.« Er lächelte versonnen. »Ich sagte dir doch: sie kann immer.«

      »Aber Romero war heute mit ihr in der Stadt und hat ihr neue Kleider gekauft.«

      Ich verstand das nicht. Das sollte doch bestimmt eine Art der Entschuldigung sein, weil er sie vernachlässigt hatte.

      »Ich weiß, dass er ein schlechtes Gewissen hat.« Marco lachte leise. »Wenn es mit einer Frau zu Ende geht, dann läuft das immer so.«

      Ich sah ihn entsetzt an. »Willst du damit sagen, er lässt sie fallen?«

      »Genau das. Aber vorher darf ich noch ein bisschen Spaß haben. Da ist der Meister großzügig.«

      »Das glaube ich dir nicht!«

      Francesca hatte doch gesagt, er käme immer zu ihr zurück.

      »Ich habe das schon ein paar Mal erlebt. Die Frauen bemerken es immer erst, wenn es zu spät ist.«

      Er sah meinen fassungslosen Blick. »Der Meister liebt eben nur die Kunst wirklich.«

      Marco legte mir die Hand leicht auf die Schulter. »Mach dir nichts draus. Dafür kannst du heute noch mal zu schauen, wie das ist, wenn ich es ihr so richtig besorge. Ich hol dich nachher in deinem Zimmer ab.«

      Mit einem unguten Gefühl ließ er mich stehen.

      Nun liege ich hier und weiß nicht, was ich fühlen soll. Ich muss an Romero denken.

      Bevor ich zum Essen gegangen war, hatte es geklopft. Romero stand vor meiner Tür und überreichte mir ein Päckchen. Das versprochene Geschenk. Ungeduldig riss ich das Paket auf. Darin befanden sich feine Kreiden und einige Pinsel.

      »Oh, wie wundervoll! Ich weiß gar nicht, wie ich das wiedergutmachen kann.«

      »Ich wusste, dass es dir gefallen wird.« Romero lächelte und küsste meine Hand, was mich sehr verlegen machte. »Für dich, meine kleine Meisterschülerin, ist mir nichts zu teuer. Und über die Revanche werde ich zu gegebener Zeit nachdenken.«

      Dann verließ er mich.

      Romero ist also doch ein feinfühliger Künstler. Sollte er so abgebrüht sein, Francesca, die ihn anbetet, einfach fallen zu lassen? Das kann, oder besser will, ich nicht begreifen. Andererseits, denke ich an seine Blicke, seinen Atem auf meiner Haut, diese vibrierende Stimme und dann an dieses köstliche Erschauern, als er seine Fingerspitzen über meine Haut gleiten ließ ... Kann es sein, dass Francesca recht hat? Würde ich ihm genauso verfallen, wie alle anderen, wenn er mich wollte?

      »Aurelia«, flüstert Marco, »schläfst du?«

      »Nein. Und wenn, dann wäre ich jetzt wach.«

      Er lacht leise. »Komm, es wird Zeit.«

      »Marco, ich ... ich weiß nicht, ob ich das wirklich möchte«, versuche ich aus der Sache herauszukommen.

      »Ach, komm! Ich dachte, du bist anders.«

      »Anders als wer?« Ich richte mich auf.

      »Als diese dummen Gören, die sonst hierher kommen und den Meister angaffen und anhimmeln.«

      »Wie meinst du das?«

      »Ich dachte, du würdest eine echte Schülerin sein und nicht nur eine, die herkommt und Romeros kostbare Zeit raubt.«

      »Ich bin eine echte Schülerin!«

      »Das hat Romero auch gesagt, aber ich glaube, dass er im Irrtum ist.« Marco wirft mir einen verächtlichen Blick zu.

      »Ist er nicht!«

      »Dann beweise es, indem du über deine Grenzen gehst. Wie willst du jemals die Erhabenheit der Liebe darstellen, wenn du sie nicht kennst?«

      »Das ist keine Liebe«, fauche ich ihn an, »das ist doch nur viehisches Vögeln.«

      »Siehst du! Da haben wir es. Du hast keine Ahnung, aber du urteilst. Ich bin mir sicher, dass du dich schon jetzt nach dem Stoß des Meisters verzehrst, so wie alle anderen auch, du Heuchlerin!« Marco schaut hochmütig auf mich herunter.

      »Das ist nicht wahr! Du weißt nichts über mich.« Mir ist elend und ich muss die Tränen unterdrücken, die mir in die Augen steigen.

      »Ich weiß mehr, als du denkst. Du hast noch nie gesehen, wie man vögelt, es noch nie gefühlt. Die Ekstase, die Wildheit, das Rohe und das Schöne ...« Mit einem Ruck dreht er sich um, geht zur Tür. »Wenn dein Vater deine Mutter nicht gevögelt hätte, wärst du gar nicht da. Das gehört eben zur Liebe dazu.« Er öffnet die Tür.

      »Warte!« Zögernd erhebe ich mich. Er hat nicht unrecht, aber deswegen muss es mir ja nicht gefallen. »Na gut«, sage ich und denke, dass ich es ja nicht selbst tun muss, sondern nur zusehe. »Ich komme mit.«

      »Los dann. Ich bin spät dran.« Marco zieht mich hinter sich her, den Gang hinunter, um die nächste Ecke, dann schiebt er mich in sein Zimmer und öffnet einen großen Wandschrank.

      »Da rein! Hier ist ein Guckloch, dadurch kannst du alles genau sehen.«

      »Aber es ist so dunkel da drin«, murre ich.

      »Ich mache gleich Licht im Zimmer, dann fällt es durch das Loch auch in den Schrank. Halt dir die Nase zu, falls du niesen musst. Schließlich soll Francesca nicht merken, dass wir beobachtet werden.«

      Und schon fällt die Tür vor meiner Nase ins Schloss. Es dauert nicht lange und Marcos Zimmer erstrahlt im Kerzenlicht. Ich sehe es zum ersten Mal. Wie pompös es eingerichtet ist! Marcos Bett ist so groß, dass gut und gern vier Menschen hineinpassen würden. Über dem Bett hängt der größte Spiegel, den ich je gesehen habe. Er hat bestimmt ein Vermögen gekostet. Ob das Zimmer Romeros genauso egozentrisch eingerichtet ist? Auch an den Seitenwänden hängen Spiegel. Man kann sich in jeder Position von allen Seiten betrachten. Ich weiß, dass Spiegel sehr beliebt sind und dass einige Adelige geradezu einem Spiegelwahn verfallen sind, ganze Kabinette erschaffen haben, in denen man sich tausendfach spiegelt. Allerdings habe ich dies noch nie mit eigenen Augen gesehen.

      Die Wände sind mit Engeln geschmückt, die aber keineswegs engelgleich auf die Szene hinabschauen. Auf kleinen Tischchen stehen so viele Kerzen, dass es fast der Sünde der Verschwendung gleichkommt. Die ganze Szene hat etwas Religiöses an sich. Das Bett ist der Altar und die Frau, die Marco gleich besteigen


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