Das Erbe der Macht - Band 24: Schattenkrieg. Andreas Suchanek

Das Erbe der Macht - Band 24: Schattenkrieg - Andreas Suchanek


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»Der Stab ist beim Monolith, wir haben entschieden, ihn erst einmal dort zu lassen.«

      Einstein ergänzte ein paar Worte über seine Zeit in der Bühne, wo er gemütlich in einem Boot gelegen hatte. Eine Flussfahrt, während der die Archivarin aufgetaucht war, um ihn zu warnen. Doch sie hatte auch davon gesprochen, dass sie ihm Hilfe schicken würde. Das war in Form der Monolith-Reisenden geschehen.

      »Es fügt sich zu einem Bild«, sagte Annora leise.

      Teresa berichtete von ihrem Kampf gegen Merlin hinter den Kulissen und enthüllte allen ihre Identität. Die Enthüllung kam überraschend, doch kaum schockierend. Zu viel war in den letzten Wochen und Monaten auf sie eingeprasselt.

      »Ich muss wohl froh sein, dass ich bei alldem nicht anwesend war«, sagte Einstein. »Merlin hätte mich kurzerhand auch in den Immortalis-Kerker geworfen. Ein wirklich interessantes Konstrukt übrigens. Zeit hat mich schon immer fasziniert und ich habe vor einigen Jahren eine genaue Analyse über die Struktur des Kerkers angest…«

      »Ein anderes Mal«, unterbrach ihn Leonardo. »Sei mir nicht böse, Albert, aber wenn ich das richtig verstanden habe, ist Merlin unterwegs, um seine vier Helfer zu bergen. Einer davon ist mein Sohn!«

      Die Herrin vom See deutete ein Nicken an.

      »Aber bei den Aquarianern haben wir die alten Piktogramme in der Wand studiert«, meldete Jen sich zu Wort. »Wir konnten sie nicht richtig deuten, aber jetzt ergibt das langsam Sinn. Durch die Befreiung der vier Wesen entsteht ein fünftes Bild.«

      »Das Symbol für den Anbeginn, nehme ich an.« Teresa nickte gedankenverloren. »Die Unterwasserwesen waren die Hüter des Artefaktes, ihr Reich eines der versiegelten.«

      »Genau wie jenes der El-O-Hym«, ergänzte Tomoe. »Aber das der Aquarianer war nicht an die Brücke angeschlossen.«

      »Zu Pfeilern werden nur jene Schlüsselreiche, in denen der Krieg geendet hat, in denen unsere Seite siegreich war. Bei den El-O-Hym ist es Shairi gelungen, den Anbeginn vollständig zu vertreiben. Bei den Aquarianern leider nicht.«

      Das Reich war mittlerweile kollabiert, alle Wesen vom Anbeginn waren vernichtet worden. Die Unterwasserwesen hatten gerettet werden können und lebten nun mit Nemo tief am Meeresgrund.

      »Aber die Piktogramme haben auch enthüllt, dass sich im Artefakt etwas befindet«, zog Jen die Aufmerksamkeit wieder auf sich. »Die Seele der vier.«

      »Piero«, hauchte Leonardo.

      Sie gingen längst davon aus, dass der Sohn von Leonardo und Johanna gerettet werden konnte, weil sein Ich sich noch im Seelenmosaik befand. Nagi Tanka – der Geist eines uralten bösen Schamanen – hatte den Körper des Kindes übernommen, doch der Geist war nur beiseitegedrängt worden. Später hatte Merlin ihn vermutlich in das Artefakt gezogen.

      »Aber das Seelenmosaik ist bei Merlin«, sagte Chloe müde. »Ich selbst habe es dort hingebracht. Es war ihm wichtiger als alles andere.«

      Was im Zuge der Enthüllungen Sinn ergab.

      Er benötigte das Mosaik, um seine vier Reiter aufzuwecken und mit ihnen irgendwie den Anbeginn zu stärken. Oder zurückzuholen. So genau verstand Alex es noch nicht.

      »Die Zeit drängt, doch auch ich sehe nicht über das hinaus, was direkt vor uns liegt«, erklärte Teresa. »Er will die Särge öffnen. Einen nach dem anderen. Damit ich nicht aufmerksam werde, hat er eine Kette gebildet. Jede Öffnung eines Sarkophags führt zum nächsten. Doch was danach kommt, ist mir verschlossen.«

      »Wir sollten aufhören, darüber zu diskutieren!«, mischte Leonardo sich ein. »Wochenlang habe ich meinen Sohn gesucht. Dafür habe ich das Castillo verlassen, Splitterreiche durchsucht und alles aufs Spiel gesetzt. Wohin müssen wir reisen?«

      »So einfach ist das nicht. Es wird ein Rennen gegen Merlin, doch das ist nicht genug.« Sie atmete langsam ein, ließ ihren Blick schweifen und atmete wieder aus. »So vieles habe ich gesehen, so viele Kämpfe. Die Jahrhunderte sind im Rückblick ein nicht greifbares Etwas aus verschwommenen Leben.«

      »Wie metaphorisch«, sagte Leonardo trocken.

      »Es geht mir um etwas Bestimmtes. Auch Merlin hat eine Ewigkeit gelebt. Außerhalb wie auch innerhalb des Onyxquaders. Seine Pläne reichen weit voraus.«

      Clara lachte bitter auf. »Das kann ich bestätigen. Als Schattenfrau hat mein dunkles Ich ähnlich gehandelt.«

      »Wir müssen herausfinden, was er vorhat, nachdem die vier erweckt sind«, schloss Alex. »Auf diese Art bleiben uns zwei Angriffspunkte.«

      »Ich werde meinen Sohn suchen gehen!«, bekräftigte Leonardo. »In einem dieser … Särge liegt er. Ich werde Nagi Tanka herausreißen und diesen elenden Schamanen ein für alle Mal vernichten.«

      »Vergiss nicht, was er trägt.« Annoras Stimme war leise, aber eindringlich. »Die Macht Nagi Tankas beruhte auf einem Blutstein.«

      Annora hatte ihren Mann, den Großvater von Kevin, an eines dieser Artefakte verloren. Es waren mächtige Instrumente von grausamer Brutalität.

      »Glaub mir, Annora«, Leonardos Stimme war rau wie Gestein, der von den Jahren der Herausforderung geformt worden war: »Niemals werde ich das vergessen.«

      Die Zuflucht wirkte fremd und gleichermaßen vertraut, als Chloe nach der Zusammenkunft durch die Räume streifte. Sie fühlte sich wie ein Gast, der ein Teil von alledem war und doch nicht dazugehörte. Seltsamerweise war es ausgerechnet Max, der keinerlei Vorbehalte ihr gegenüber zu haben schien.

      Der Rat hatte sich darauf verständigt, zwei Gruppen zu bilden, um Merlin zu schlagen. Zaubertränke wurden zusammengesucht, Kampfzauber erprobt, alles wurde schnellstmöglich vorbereitet. Damit blieben ihr nur wenige Minuten.

      In der Küche hatte sich nicht viel verändert.

      Auf der Couch im Eck saß Tilda, neben ihr Einstein. Beide waren in ein Gespräch vertieft und bemerkten Chloes Anwesenheit nicht. Es blieb nur eine kurze Pause, dann würde die Köchin erneut Verwundete behandeln.

      »Ich habe ihn nur für dich gebraut.« Tilda schob ein Glas in seine Richtung. »Essenzfeuer 2.0, so sagt man doch. Das wird deine Forschung beschleunigen.«

      Wie immer wirkte Einstein mit seinen zerzausten Haaren wie ein verwirrter Kauz, was seine Gegner oftmals dazu brachte, ihn zu unterschätzen. »Wie lieb von dir.« Er setzte das Glas an die Lippen.

      Chloe wandte sich ab und verließ den Raum. Die beiden sollten die wenigen gemeinsamen Minuten ohne Störung genießen. Hinter ihr erklang einen lauter Rums.

      »Albert!«, rief Tilda erschrocken.

      Chloe schmunzelte. Ja, sie war zurück. Die Zuflucht mit all ihren unterschiedlichen Charakteren, Menschen voller Leidenschaft, Fehlern und Schwächen. Kein durchstrukturierter Apparat, bei dem alle einem Anführer huldigten.

      Doch wo sollte sie noch suchen?

      In Gedanken kehrte sie zurück nach Antarktika, wo es begonnen hatte. Das Band war noch immer vorhanden, auch wenn sie Ataciaru in den letzten Monaten durch den Pakt des falschen Glücks völlig vergessen hatte.

      Sie stieg die Treppe immer weiter in die Höhe, bis sie den Speicher erreichte. Vermutlich war seit über einhundert Jahren niemand mehr hier gewesen, einen Großteil der Utensilien konnte sie nicht zuordnen. Haushaltsgegenstände, Bücher, alte Kleidung, sogar eine Kiste mit erloschenen Bernsteinen sah sie.

      In der hintersten Ecke gab es zwischen dem Gerümpel einen schmalen Spalt.

      »Darf ich hereinkommen?«, fragte sie.

      »Nein«, kam es entschieden von Nils zurück.

      »Ich möchte mich aber gerne mit Ataciaru unterhalten.«

      »Er will aber nicht.«

      Ein Jaulen erklang.

      »Er


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