Dr. Laurin Classic 51 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Laurin Classic 51 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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      »Ja, rundherum. Du wirst dich davon überzeugen können, wenn du am nächsten Donnerstag kommst. Bring doch deinen Mann, deine Kinder und deine Schwester mit. Ich würde mich freuen.«

      »Du bist lieb, Clem. Vielleicht bringe ich sie alle mit. Warum soll ich dich nicht schädigen.«

      »Tu es. Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Du wirst wahnsinnig nette Menschen kennen lernen. Mein bester Entschluss war überhaupt, mich hier niederzulassen. Man braucht ein Stück Land, auf das man gehört, ein Haus, in dem man sich ausruhen kann, eine Familie, die man liebt und von der man geliebt wird. Man braucht Zeit, um das zu begreifen, aber dir wird es auch einmal nicht anders ergehen, Victoria, glaub es mir.«

      Clemens Bennet entging es nicht, dass sie sich wieder an den Hals griff, und dann stieg eine hektische Röte in ihr zartes Gesicht.

      »Fühlst du dich nicht wohl, Victoria?«, fragte er besorgt.

      »Ich bin nur mal wieder zu warm angezogen«, erwiderte sie.

      An diesem Abend dachte Clemens Bennet nicht nur daran, dass bei der Hochzeitsfeier auch alles perfekt klappte, sondern er dachte auch über Victoria Sudoran nach.

      Victoria befand sich in einem Zwiespalt, das war nicht zu übersehen. Doch Clemens Bennet ahnte nicht, dass die berühmte Sängerin noch ganz andere Sorgen hat-

      te.

      Sie zitterte am ganzen Körper, als sie sich später im Spiegel betrachtete. Sie griff sich an die Kehle, hatte das Gefühl zu ersticken. Sie fand sich abstoßend, und eine schreckliche Angst ergriff sie.

      Mit hochgeschlossenen Kleidern ließ sich dieses Übel, das ein Arzt als Kropf bezeichnet hatte, noch verdecken, aber natürlich würde Martin diese Veränderung auch bemerken und Fragen stellen.

      *

      Dr. Eckart Sternberg, dem Chefarzt der Chirurgischen Abteilung der Prof.-Kayser-Klinik, behagte es nicht, dass auch Notiz von seinem vierzigsten Geburtstag genommen werden sollte.

      »Muss das sein?«, fragte er seinen Freund Dr. Laurin.

      »Warum soll es dir anders ergehen als mir?«, erwiderte Leon Laurin lächelnd. »Vierzig ist ein schönes Alter. Jetzt kommt das Jahrzehnt der Genießer.«

      »Oh, du liebe Güte, was genießen wir denn?«

      »Unsere zauberhaften Frauen und Kinder«, erwiderte Leon.

      »Die genießen wir mit siebzig auch noch, wenn es uns beschieden ist«, sagte Eckart Sternberg. »Herr Bennet meint es ja gut, und Corinna meint auch, dass es eine hübsche Idee ist…«

      »Dann lass mal deine Einwände«, unterbrach ihn Leon.

      »Wenn du mir sagst, wie der Betrieb hier aufrechterhalten werden soll.«

      »Auf Uhl ist doch Verlass, und aus der Welt sind wir nicht. Was denn macht eigentlich der große Schweiger Hillenberg?«

      Dr. Michael Hillenberg war noch neu in der Prof.-Kayser-Klinik und allem Anschein nach ein noch weit größerer Einzelgänger, als Dr. Uhl und Dr. Rasmus es mal gewesen waren.

      »Er arbeitet schweigend«, erwiderte Dr. Sternberg. »Man muss schon Fragen an ihn richten, damit er mal den Mund auftut.«

      »Ist er arrogant?«

      »Nicht die Spur. Nur verschlossen. Er scheint schlechte Erfahrungen mit Frauen gemacht zu haben. Von den Schwestern findet auch nur Melanie Gnade vor seinen Augen.«

      »Er muss sich auch erst einleben«, meinte Dr. Laurin nachsichtig. »Solche sind uns doch lieber als Wichtigtuer und Schwätzer.«

      Er kehrte auf seine Station zurück. Auch hier gab es eine Frisch-operierte, die ihm einige Sorgen bereitete. Sie war erst Anfang Dreißig, seit fünf Jahren verheiratet und kinderlos geblieben. Nun hatte sich herausgestellt gehabt, dass sie ein mehrpfündiges Myom hatte, und da es mit der Gebärmutter verwachsen gewesen war, hatte diese teilweise amputiert werden müssen. Das bedeutete für diese junge Frau, dass sie keine Kinder mehr bekommen konnte, und sie war darüber tief verzweifelt. Sie litt unter so starken Depressionen, dass die Genesung einfach nicht voranging, und selbst Dr. Laurin hatte sie nicht zuversichtlich stimmen können.

      Ursula Gärtner hieß die Patientin, und eben kam ihr Mann mit niedergeschlagener Miene aus ihrem Krankenzimmer. Er kam immer in seiner Mittagspause und war rührend besorgt um seine Frau. Darüber hätte sie wahrhaftig keine Klage zu führen brauchen, aber wohl gerade deshalb, weil sie eine so gute Ehe führten, bedrückte es sie, dass sie ihrem Mann keine Kinder schenken konnte.

      »Es geht Uschi von Tag zu Tag schlechter«, sagte Klaus Gärtner deprimiert. »Kann man denn gar nichts machen, Herr Doktor?«

      »Um gesund zu werden, müsste sie aber schon ein bisschen mithelfen. Vielleicht sollten Sie einmal mit ihr darüber sprechen, dass Sie ein Kind adoptieren könnten«, sagte Dr. Laurin.

      »Darüber haben wir schon gesprochen, aber sie hat Angst, dass man ihr das Kind dann später wieder wegnehmen könnte.«

      »Das kommt im Falle einer Adoption überhaupt nicht in Frage«, sagte Dr. Laurin.

      »Aber ich habe mich erkundigt. Drei Monate muss man warten. In der Zeit hat auch eine uneheliche Mutter noch das Recht, ihr Kind zurückzufordern. Das wäre für Uschi dann doch noch viel schlimmer, wenn sie sich erst mal an das Kind gewöhnt hätte.«

      Gewiss war das ein Argument, das nicht wegzureden war. Es war schon öfter passiert, dass solches geschehen war. Dr. Laurin runzelte nachdenklich die Stirn.

      »Aber im Prinzip wären Sie nicht gegen eine Adoption?«, fragte er.

      »Wenn wir das Kind dann ganz bestimmt behalten könnten, würden wir gern eins adoptieren.«

      »Ich werde mich mal umhorchen«, sagte Dr. Laurin. »Soll es ein Junge oder ein Mädchen sein?«

      »Das ist doch egal. Hauptsache, es ist gesund und es würde uns nicht wieder weggenommen werden.«

      »Verbinden Sie mich doch bitte mal mit Dr. Howard«, sagte Dr. Laurin zu Hanna Bluhme, als er durch das Vorzimmer ging.

      Er musste ein paar Minuten warten, da die Nummer besetzt war. Dann meldete sich Dr. Howard.

      »Fragen Sie bitte nicht, was wir uns zur Hochzeit wünschen«, sagte er sogleich seufzend.

      Geschenke waren immer Antonia Laurins Angelegenheit. Darum kümmerte sich Dr. Laurin nie. Antonia fand stets das Richtige.

      »Ich brauche ein Kind«, sagte er ohne Umschweife. »Ihr habt doch öfter solche Fälle, dass die Mütter schon vor der Geburt einer Adoption zustimmen.«

      Dr. Howard zeigte sich nicht mal überrascht. Er ließ sich von Dr. Laurin jedoch erklären, um welchen besonderen Fall es sich handelte.

      »Ich werde Herrn Gärtner Bescheid geben, dass er sich mit Ihnen in Verbindung setzt, Don«, sagte Leon Laurin. »Na, schon aufgeregt?«, erkundigte er sich dann aber doch ganz privat.

      »Ich bin froh, wenn ich den Trauschein in der Tasche habe«, versicherte Dr. Howard.

      *

      Während Dr. Laurin sich darum bemühte, Ursula Gärtners heißen Wunsch nach einem Kind der Erfüllung näherzubringen, machte Antonia Laurin mit ihrer Schwägerin Sandra Brink Einkäufe in der Stadt.

      »Vergessen wir bitte nicht, für Eckart ein Geburtstagsgeschenk zu besorgen«, erinnerte Antonia ihre temperamentvolle Schwägerin, die nun auch noch Schuhe entdeckt hatte, die ihr besonders gut gefielen.

      Sie suchten ein Antiquitätengeschäft auf. Eckart und Corinna Sternberg sammelten Antiquitäten, alte Stiche und Fayencen.

      »Du, das ist doch die Sudoran«, raunte Sandra ihrer Schwägerin Antonia ins Ohr. »Andreas großer Schwarm. Er hat neulich erst wieder drei CDs von ihr mitgebracht.«

      Antonia war da nicht so informiert. Sie liebte mehr sinfonische Musik als Gesang,


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