Fanny Hill. John Cleland

Fanny Hill - John Cleland


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ich von neuem und mit genauerer Überschauung die Struktur dieses Hauptteiles des Mannes: der glühende, rote Kopf, unverhüllt, die Weiße des Schaftes, und das braunlichte Haar, das seine Wurzel mit Schatten überdeckte, der runde Sack, der herunterhing, - alles fesselte meine heißeste Aufmerksamkeit und erneuerte meine Hitze; da aber jetzt die Hauptsache auf dem Punkte war, wohin die erfahrene Dame sie zu haben sich bemüht hatte, so war sie nicht Willens, ihre Mühe umsonst gehabt zu haben, sondern legte sich nach rückwärts, zog ihn sanft über sich - und so endigten sie auf dieselbe Art, wie vorher diesen letzten Auftritt des Spieles.

      Sobald dieses vorbei war, gingen sie beide liebevoll mit einander hinaus; nicht ohne dass die alte Dame dem Burschen vorher ein Geschenk, so weit ich sehen konnte, von drei oder vier Goldstücken gemacht hatte; denn er war nicht bloß ihr erster Liebling wegen seiner Liebestüchtigkeit, sondern er gehörte gewissermaßen mit zum Hause; die Alte hielt mich aber sorgfältig vor ihm verborgen, damit er nicht darauf bestünde, der Vorläufer des Lord zu sein; denn jedes Mädchen im Hause fiel dem Burschen der Reihe nach zu, und die alte Dame kriegte nur dann und wann was ab, in Anbetracht der Unterstützung, die er von ihr erhielt, und deren er sich kaum rühmen durfte.

      Sobald ich die Beiden die Treppe hinuntergehen hörte, stahl ich mich leise in mein Zimmer, in dem ich glücklicherweise nicht vermisst worden war. Hier erst fing ich an etwas freier zu atmen und mich der wonnigen Erregung zu überlassen, die das gerade Gesehene in mir hervorgerufen hatte. Ich legte mich auf das Bett, streckte mich und war voll heißer, drängender Begierde, jene Gefühle zu zerstreuen oder zu besänftigen, die alle auf ein Ziel: den Mann, hinstrebten. Ich tastete auf dem Bette umher, als wenn ich nach etwas suchte, das ich in meinem wachen Traume fassen möchte, und als ich nichts fand, hätte ich vor Schmerz schreien mögen, denn jeder Teil an mir glühte von stechendem Feuer. Schließlich nahm ich meine Zuflucht zu dem einzigen Mittel, dem des Fingerspiels - aber die Enge der Bühne hatte nicht Raum genug für die Handlung und die Schmerzen, die mir meine Finger gaben, indem sie hineindringen wollten, erweckten in mir eine Befürchtung, die mich nicht ruhen ließ, bis ich sie Phöbe mitgeteilt und ihre Aufklärung darüber empfangen hatte.

      Dazu bot sich nicht eher Gelegenheit, als am andern Morgen, denn Phöbe kam erst zu Bett, als ich schon längst schlief. Sobald wir beide wach waren, dauerte es nicht lange, dass wir unser Bettgeplauder auf jenen Punkt brachten, wozu eine Erzählung der Liebesszene, bei der ich Zuschauerin gewesen war als Vorrede diente.

      Phöbe konnte das Ende nicht abwarten, ohne mich mehr als einmal durch ein heftiges Gelächter zu unterbrechen und meine naive Art zu erzählen mehrte noch sehr ihr Vergnügen daran.

      Als sie aber nach dem Eindruck forschte, den das Schauspiel auf mich gemacht hatte, sagte ich ihr, ohne das Mindeste von den angenehmen Erregungen, in die es mich versetzt hatte, zu verringern oder zu verbergen, dass eine Beobachtung mich beunruhigt hätte und das recht sehr.

      "Und das wäre?" fragte sie.

      "Denken Sie," antwortete ich," wie ich sehr sorgfältig und aufmerksam die Gestalt jener ungeheueren Maschine, die meiner furchtsamen Phantasie wenigstens so stark wie der Knöchel meiner Hand und mindestens drei meiner Hände lang schien, mit dem zarten, kleinen Ding verglich, das da gemacht ist, sie aufzunehmen, da konnte ich nicht begreifen, wie es möglich sei, dass sie da hineinkommen könnte, ohne daran zu sterben, oder doch nicht ohne die größten Schmerzen; ich weiß, dass schon ein Finger, da hineingesteckt, mir unerträglichen Schmerz macht. Was die Ihrige und die meiner Herrin betrifft, so kann ich den verschiedenen Durchmesser von der meinigen wohl unterscheiden: ich kann das fühlen und sehen - aber ich, ich fürchte mich schrecklich vor dem Versuch, so groß auch das versprochene Vergnügen sein mag."

      Jetzt lachte Phöbe nur noch mehr, und während ich auf eine ernsthafte Lösung meiner Zweifel wartete, sagte sie mir nur, sie hätte nie davon gehört. dass jener schreckliche Speer an diesem Teile jemals eine tödliche Wunde gemacht hätte und dass jüngere und noch zarter gebaute Mädchen als ich die Operation überlebt hätten; und dass sie glaube, ich würde auch im schlimmsten Falle großes Vergnügen dabei finden, mich auf diese Weise töten zu lassen.

      Es sei richtig, dass die Natur eine nicht geringe Verschiedenheit der Größe dieser Teile hervorbringe, was vom Kindergebären herkomme, vom Öfteren Gebrauch der Maschine oder einfach vom natürlichen Bau; dass aber in einem gewissen Alter und bei einer besonderen Gewöhnung des Körpers auch der Erfahrenste in solchen Sachen die Frau nicht vom Mädchen zu unterscheiden vermöge, vorausgesetzt, dass keine künstliche Mittel gebraucht und alles in seinem natürlichen Zustande wäre; und da mich der Zufall zu einem Schauspiel dieser Art geführt hätte, sie mir noch ein anderes verschaffen wolle, das mir noch größere Augenweide bieten und mich von meinen Befürchtungen heilen solle.

      Und nun fragte mich Phöbe, ob ich Polly Philips kennte. "Ist es, fragte ich, das schöne Mädchen, das so zärtlich gegen mich war, als ich krank war und die erst, wie Sie mir sagten, zwei Monate hier im Hause ist?" "Die ist es, sagte Phöbe; sie wird von einem jungen genuesischen Kaufmann ausgehalten, den sein Onkel, der unermesslich reich und dessen Liebling er ist, mit einem befreundeten Kaufmann nach England geschickt hat, angeblich in Geschäften, tatsächlich aber, um ihm zum Reisen Lust zu machen. Der Genueser traf Polly zufällig in einer Gesellschaft und weil sie ihm gefiel, so gab er sich mit ihr ab; er besucht sie zwei- oder dreimal die Woche und sie empfängt ihn im gelben Kabinett, eine Treppe hoch, wo er sie auf eine Art genießt, die, wie ich glaube, der Hitze, oder vielleicht der Eigenart seines Vaterlandes gemäß ist. Ich sage nicht mehr; aber morgen ist sein Tag, und da sollen Sie sehen, was zwischen beiden vorgeht und zwar von einem Platz aus, den bloß Frau Brown und ich kennen."

      Sie können sich denken, dass ich nichts dagegen einzuwenden hatte.

      Folgenden Tages um fünf Uhr abends kam Phöbe auf mein Zimmer und bat mich ihr zu folgen.

      Wir gingen die Hintertreppe leise hinunter und Phöbe öffnete die Tür eines finstern Kabinetts, wo alte Möbel und Schnaps- und Weinkisten standen; hier zog sie mich herein; und wie sie die Tür zumachte, hatten wir kein anderes Licht als das durch eine Öffnung in der Wand fiel, die zwischen uns und dem gelben Kabinett war, in dem die Sache vorging, so dass wir auf niedern Kistchen sitzend alles mit größter Bequemlichkeit und Deutlichkeit sehen konnten, ohne selbst gesehen zu werden; wir hielten bloß unser Auge dicht an die Öffnung.

      Der junge Genueser war der erste, den ich sah; er war mit dem Rücken gegen uns gewandt und beschaute einen Kupfer. Polly war noch nicht da, aber da öffnete sich schon die Tür, und sie trat ein; bei dem Geräusch drehte er sich um und ging ihr entgegen; der Ausdruck seines Gesichtes war Zärtlichkeit und Glück.

      Nachdem sie einander begrüßt hatten, führte er sie auf ein Ruhebett, das uns gegenüber stand, und ließen sich darauf nieder; der junge Genueser reichte ihr ein Glas Wein mit etwas neapolitanischem Biskuit auf einem Teller.

      Dann ein paar Küsse, ein paar Worte in gebrochenem Englisch und schon fing er an sich aufzuknöpfen und sich bis aufs Hemd auszuziehen.

      Und als ob dieses Signal verabredet gewesen wäre, fing auch Polly an sich zu entkleiden und da sie kein Schnürleib anhatte, war sie mit Hilfe ihres Liebhabers in einer Sekunde bis aufs Hemd ausgezogen.

      Nun legte auch er alles bis auf sein Hemd ab und entblößte Polly, die, obgleich daran gewöhnt, doch errötete, aber nicht so sehr wie ich, als ich sie jetzt ganz nackend da stehen sah, wie sie aus den Händen der Mutter Natur hervorgegangen war; mit gelöstem schwarzen Haar, das an ihrem weißen Nacken und Rücken herab fiel, währenddem ihre Wangen die Farbe des von der Sonne beschienenen Schnees bekamen, so fein und blendend waren die Tiefen ihres Teints.

      Das Mädchen konnte nicht über achtzehn Jahre haben. Ihr regelmäßiges, sanftes Gesicht, ihr graziler Bau, ihr weißer, bezaubernder Busen, der so hart im Fleisch war, dass die runden und festen Brüste sich ohne Schnürbrust aufrecht hielten, dann der liebliche Bauch, der nach unten in einen sanften, kaum bemerkbaren Spalt endigte, der sich bescheiden zwischen ein paar fleischigen, runden Schenkeln zu verstecken suchte, das gekräuselte Haar, das die Scham überschattete - sie war in ihrer Würde und dem Stolz ihrer Nacktheit das ideale Modell eines Malers.

      Der junge Italiener - noch im Hemde - stand staunend da


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