Taping in der Schwangerschaft. Roland Kreutzer
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Wissenswertes über bunte und elastische Tapes
› Vorteile des Tapings in der Schwangerschaft
Die Schwangerschaft ist eine besondere Zeit, besondere Ereignisse stehen bevor! Man möchte die Zeit genießen und vor allem kein Risiko für die Mutter oder das Kind eingehen. Was ist also zu tun, wenn der Rücken schmerzt, Übelkeit plagt, die Beine geschwollen sind oder die Finger einschlafen?
Während der Schwangerschaft treten typische Veränderungen im Körper auf: Gewichtszunahme, Veränderung der Statik, Wassereinlagerungen oder eine veränderte hormonelle Lage können zu typischen Beschwerden führen, die dieser besonderen Situation geschuldet sind! Das Taping ist eine sanfte und vor allem medikamentenfreie Behandlung von Muskulatur, Sehnen, Bändern, Gelenken, dem Lymphsystem u.v.m. Mutter und Kind werden auf diese Weise unterstützt, um beschwerdefrei und ohne Risiko die Schwangerschaft genießen zu können.
Das Taping ist eine leicht zu erlernende Technik, sodass Sie sich selber oder von Ihrem Partner oder Ihrer Hebamme bei Bedarf schnell und effektiv behandeln (lassen) können. Eine medikamentöse Behandlung hingegen sollte stets mit der Hebamme oder der behandelnden Ärztin besprochen werden!
› Grundidee der Tapeanlage
Auch wenn das Tapen in den letzten Jahren mehr und mehr bekannt wurde – in Therapie und Sport ist es etabliert und nicht mehr wegzudenken –, so sollte man dennoch den Blick zurückwerfen auf die Grundidee des Tapens, seine Wirkungsweise und Einsatzmöglichkeiten.
Das Taping ist nicht mit dem klassischen Tapen zu verwechseln. Beim klassischen Tape werden Gelenke mit unelastischen Klebeverbänden stabilisiert. Das möchten wir nicht. Das Tape hat seine größte Wirkung, wenn sich die Anwenderin mit ihrer Tapeanlage nicht etwa ausruht und schont, sondern im Gegenteil, wenn sie sich bewegt!
In der Bezeichnung »Kinesiologisches Taping« steckt das Wort Kinesis und bedeutet Bewegung. Leben ist Bewegung. Bewegung und Beweglichkeit sind grundlegende Qualitäten des Menschen. Leider bewegen sich viele Menschen in der heutigen Zeit (auch vor der Schwangerschaft) viel zu wenig. Diese Bewegungsarmut führt dazu, dass die Muskulatur, die Gelenke, Bänder und Sehnen nicht mehr ausreichend »durchbewegt« werden. Gleichförmige Bewegungs- und Verhaltensmuster im Beruf und Alltag führen zu einer einseitigen Belastung und können zu Muskelverkürzungen, Gelenkschmerzen u. Ä. führen. Während der Schwangerschaft kann sich diese Situation noch verstärken, Gewichtszunahme, höhere Belastungen für Muskulatur, Sehnen, Bänder und Gelenke sowie Wassereinlagerungen können dazu führen, dass man (Frau) etwas bewegungsärmer wird und Beschwerdebilder entstehen.
Hier kann das Taping therapeutisch eingesetzt werden. Das Tape wird direkt auf die Haut geklebt. Die Haut besitzt sehr viele Rezeptoren, die durch das Tape aktiviert werden. Diese Rezeptoren haben nun eine Wirkung auf die gesamte Muskulatur, auf Bänder, Gelenke, Nerven, das Lymphsystem und die Durchblutung.
Über die Aktivierung der Rezeptoren kommt es zu einer Normalisierung des Muskeltonus, zur Durchblutungsförderung und einem schnelleren Abtransport von Schadstoffen. Somit werden die natürlichen Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert.
› Wie ist das Tape aufgebaut? Wie funktioniert es?
Das Tape ist ein selbstklebendes, elastisches Band. Es besteht aus einem 100%igen Baumwollstoff, der mit einer Klebebeschichtung auf der Rückseite versehen ist.
Das Tape ist in Längsrichtung um 30 bis 40 % seiner Länge dehnbar, in Querrichtung ist es nicht dehnbar. Durch diese Elastizität und eine spezielle Anlagetechnik ist es möglich und gewollt, dass das Tape die Rezeptoren der Haut stimuliert, der Anwender aber keine Bewegungseinschränkung verspürt! Das Tape ist antiallergisch und atmungsaktiv, sodass Hautirritationen selten auftreten. Zudem ist es recht wasserfest, sodass das Tape auch beim Schwimmen oder Duschen getragen werden kann. Treten keine Beschwerden oder Allergien (Juckreiz) auf, so kann das Tape bis zu einer Woche an Ort und Stellen gelassen werden.
Da das Tape elastisch ist und mit einem gewissen Zug auf die Haut geklebt wird, entstehen leichte Hautfalten; das Tape hebt die Haut im Minibereich an. Bei jeder Bewegung verschiebt sich nun die Haut gegen das Unterhautgewebe. Es kommt zu einer Lockerung des Gewebes, einer besseren Durchblutung (Versorgung mit Nährstoffen) und zu einem schnelleren Abtransport von Zerfallsprodukten. Im Weiteren stimuliert das Tape die Rezeptoren der Haut und hat somit Einfluss auf Muskeln, Gelenke, Gelenkkapseln und Sehnen. Dies führt zu einer Beeinflussung der Muskelanspannung; die Gelenkstrukturen werden stabilisiert, der Gelenkstoffwechsel und die Knorpelernährung verbessert.
Durch die verbesserte »Versorgung und Entsorgung« der betroffenen Regionen wird bei Verletzungen oder Überbelastungen die Selbstheilungskraft des Körpers unterstützt und beschleunigt.
› Das Tape führt zu keiner Bewegungseinschränkung, die Anwenderin ist sogar aufgefordert, sich mit dem Tape mehr zu bewegen!
Hierzu werden bei jeder Tapeanlage praktische Beispiele gezeigt, welche Übungen oder Ausgleichsbewegungen mit und ohne Tape gemacht werden können, um einen Rückfall zu vermeiden, z. B. eine Ausgleichsbewegung bei seitlichen Hüftschmerzen.
Durch die Anlage des Tapes und die Bewegung der Anwenderin werden Bewegungsrezeptoren aktiviert und die Schmerzrezeptoren gedämpft; eine reflektorische Schmerzlinderung ist die Folge.
Ziele des Tapens
• Schmerzreduktion
• Regulation der Muskelspannung
• Förderung der Durchblutung und Regeneration
• Aktivierung des Lymphflusses/Reduktion von Schwellungen
• Unterstützung von Bändern und der Gelenkkapsel
• Mechanische Unterstützung des Bauches
• allgemeine Prophylaxe bei Belastungen im Alltag
Das Tape wird bei akuten Beschwerden angelegt, um die Heilung und Regeneration bestmöglich zu fördern. Häufige Gründe für eine Tapeanlage sind Muskel- und Gelenkschmerzen, Verspannungen, Schwellungen, Nervenirritationen oder Schmerzen im Bereich der Bänder, Sehnen oder Gelenke. Insbesondere im letzten Schwangerschaftsstadium bzw. bei Zwillings- und Mehrlingsschwangerschaften kann das Tape bauchunterstützend oder nach der Geburt vorbeugend zum Schutz vor Überbelastungen, z. B. beim Stillen, eingesetzt werden.
› Indikationen in der Schwangerschaft
Grundsätzlich sollte vor jeder Tapeanlage abgeklärt werden, dass keine Kontraindikation vorliegt. Bei Zweifeln sollte ein Arzt oder Ihre Hebamme hinzugezogen werden! Folgende Indikationen stehen beispielhaft für die vielfältigen Anwendungsbereiche des Tapens:
• verspannte oder zu schwache Muskulatur
• Überbelastung von Sehnen und Bändern
• Überbelastung von Gelenken
• Schwellungen mit Nervenirritationen
• Gewicht des Bauches
• allgemeine Schmerzen wie Kopfschmerzen, Nackenschmerzen, Rückenschmerzen, Bandscheibenprobleme, Schulter- und Armschmerzen, Karpaltunnelsyndrom, Hüft- und Knieprobleme, Achillessehnenprobleme, Verletzungen des Sprunggelenks usw.