Taping in der Schwangerschaft. Roland Kreutzer

Taping in der Schwangerschaft - Roland Kreutzer


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sollte kein Tape angelegt werden:

      • Hautverletzungen und Wunden

      • Hautallergien (v. a. Acrylunverträglichkeit)

      • Knochenbrüche

      Vorsicht ist geboten bei einer gestörten Sensibilität und bei Gefäßerkrankungen (z. B. Thrombosen, Diabetes mellitus) sowie bei der Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten. Sollten Sie ein Tape als unangenehm empfinden, so entfernen Sie es bitte umgehend! Im Zweifelsfall sollte nicht getapt, sondern Rücksprache mit dem behandelnden Arzt oder der Hebamme gehalten werden.

      Bei Beschwerden und Schmerzen kann das Tape verwendet werden, um die Heilung der betroffenen Strukturen zu fördern, sei es durch eine verbesserte Durchblutung, durch eine Spannungsregulation der Muskulatur oder durch einen erhöhten Abtransport der Zerfallsprodukte.

      Schmerzen sind etwas sehr »Wichtiges« für unseren Körper! Schmerzen sind Warnsignale, dass gewisse Strukturen fehl- oder überbelastet werden: »Bevor etwas kaputtgeht, tut es in der Regel weh!« Somit ist der Schmerz eine struktur- und lebenserhaltende Funktion unseres Organismus! Andererseits können Schmerzen zu Schonhaltungen führen. Wenn diese Schonhaltungen über einen längeren Zeitraum eingenommen oder durchgeführt werden, kann es sekundär zu Muskelverkürzungen und Fehlbelastungen der Gelenke kommen, die wiederum Schmerzen bereiten: Ein Teufelskreis beginnt, der mit der Tapeanlage durchbrochen werden kann! Tritt eine Schmerzlinderung durch das Tape ein, sollten Sie sich intensiv bewegen. Das können spezielle Ausgleichsbewegungen sein, wie sie im Praxiskapitel beschrieben werden, oder Sie gehen einfach spazieren, schwimmen o. Ä., was Ihnen Freude macht!

      Das Tape wird direkt auf die schmerzhafte Region geklebt, es kommt zur Aktivierung der körpereigenen, schmerzregulierenden Systeme und zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte des Körpers. Die Verbesserung der Durchblutung und des Abtransports von Flüssigkeiten hat eine optimale Regeneration zur Folge. Im Weiteren übt das Tape einen Reiz auf die Muskulatur aus. Es erfolgt eine schmerzlindernde Wirkung, eine Normalisierung der Muskelspannung, eine Aktivierung und Korrektur der Muskelfunktionen. Die Bewegungsabläufe werden normalisiert und Schonhaltungen vermieden.

      Jeder kennt wohl »Verspannungen«: Gerade in der Schwangerschaft können sie auftreten, wenn das Gewicht zunimmt und die Statik (Bauch, größere Brust) sich ändert! Werden Muskeln über einen längeren Zeitraum beansprucht und zwischendurch nicht einmal gedehnt, so kann es zu schmerzhaften Verspannungen kommen. An Muskelverspannungen leiden Schwangere ebenso wie Nichtschwangere. Bei verspannten Muskeln wird mit einem entspannenden Tape therapiert, das den Abbau der Muskelspannung begünstigt. Hierfür wird das Tape vom beweglichen Ansatzpunkt des Muskels zu seinem meist körpernahen Ursprungsort angelegt (s. S. 34). Bei einer schmerzhaften Muskelschwäche sollte eine Tapeanlage zur Steigerung der Muskelspannung erfolgen. Hier wird das Tape vom körpernahen Ursprung des Muskels ausgehend zu seinem beweglichen Ansatz hin angelegt.

      Bänder und Gelenkkapseln umgeben jedes Gelenk, sie halten die Gelenke zusammen, stabilisieren sie und begrenzen ihre Beweglichkeit. Darüber hinaus haben sie eine hohe Anzahl von Melderezeptoren. Diese informieren das Gehirn über die aktuelle Stellung des Gelenks und über Zugspannungen, die auf sie einwirken. Somit kann der Körper über die Aktivität der Muskulatur die Gelenke aktiv sichern.

      In der Schwangerschaft werden viele Bänder aufgrund der hormonellen Umstellung etwas lockerer. Daher ist diese Meldefunktion verzögert und es kann, neben den Schmerzen, zu einer Verletzung kommen, wenn die Muskulatur das Gelenk nicht genügend stabilisieren kann wie beim Umknicken oder Bänderschmerzen am Knie bei X-Beinstellung. Ein fest angelegtes Tape stabilisiert und schützt das Gelenk und limitiert eine schmerzhafte Bewegung. Auch stimuliert es die Bänder und aktiviert die Selbstheilungskräfte. Durch diese Unterstützungsfunktion, Durchblutungsförderung, Ödemreduktion und Entlastung des Gewebes kommt es rasch zur Schmerzreduktion.

      Jegliche Art von Schwellung verursacht Schmerzen, da sie eine Raumforderung darstellt und anderes Gewebe drückt oder verdrängt. Schwellungen entstehen meist nach Verletzungen. Während der Schwangerschaft wird häufig Flüssigkeit im Gewebe eingelagert, meist sind die Beine und Arme betroffen. Im Bereich des Unterarms kann es dadurch zur Kompression des Medianusnervs kommen, was mit Schmerzen und Einschlafen der Finger einhergeht. Über das Lymphgefäßsystem werden Gewebeflüssigkeiten abtransportiert. Das Tape unterstützt und fördert die Aktivität des lymphatischen Systems und wird daher bei jeglicher Form von Gewebeschwellung angewendet.

      Nur über das Blut können Nährstoffe zu unseren Körperzellen gelangen. Bei Beschwerden oder einer Verletzung stehen die Heilung und Regeneration im Vordergrund. Daher sollte die betroffene Region möglichst gut durchblutet werden! Bei einer Verletzung kommt es zu einem erhöhten Flüssigkeitsaustritt im betroffenen Gewebe. Die Druckerhöhung führt zuerst zu einer verminderten Durchblutung. Durch zu wenig Nährstoffe und Sauerstoff wird die Heilung gehemmt. Die Anlage des Tapes direkt auf die Haut erzeugt einen Anhebungseffekt (Lifting) der Haut über der geschwollenen, schmerzenden Region. Der vergrößerte Zirkulationsraum bewirkt, dass die Schichten unter der Haut weniger Druck erfahren und sich besser gegeneinander bewegen können. Die Durchblutung wird angeregt, und die überschüssige Flüssigkeit im Gewebe wird besser über die Lymph- und Blutzirkulation abtransportiert. Es kommt zu einem Mikromassageeffekt, einer Stoffwechselverbesserung und somit zur Schmerzreduktion.

      Gerade in den letzten Schwangerschaftsmonaten und bei Zwillings- bzw. Mehrlingsschwangerschaften kann das Tape auch unterstützend eingesetzt werden, um das Bauchgewicht zu halten und die Last in Richtung Wirbelsäule zu ziehen. So erfährt die Bauchmuskulatur durch diese »Aufhängung« eine Entlastung! Die Unterstützung kann global oder direkt über die gerade oder schräge Bauchmuskulatur erfolgen. Es werden verschiedene Tapeanlagen zur Unterstützung des Bauches angeboten, da diese unterschiedlich empfunden werden.

      Jede Schwangerschaft ist individuell! Bitte besprechen Sie vorab mit Ihrer Hebamme oder Ihrer Ärztin, welche Tapeanlage für Sie geeignet ist! Sollte ein Tape als unangenehm empfunden werden, so entfernen Sie es bitte umgehend!

      Stehen höhere Belastungen im Alltag an oder neigen Sie z. B. nach der Geburt beim Stillen zu Rückenschmerzen, so kann das Tape auch vorbeugend angebracht werden, um (in diesem Fall) die Muskulatur zu unterstützen. Das Tape aktiviert die Muskulatur, die Bänder und Gelenke, die Durchblutung und den Abtransport.

      Nur durch ein optimales Zusammenspiel von allen Bausteinen des Körpers ist auch eine optimale Leistung und Langlebigkeit der Strukturen möglich. Arbeiten alle Systeme »Hand in Hand«, dann werden die Bausteine des Körpers optimal belastet, sodass es nicht zu Fehl- oder Überbelastungen des Bewegungsapparats kommt. Stark beanspruchte Strukturen können durch das Tape gezielt unterstützt werden, sodass ein Überbelastungs- oder ein Schmerzrisiko verringert wird.

      Die Wirkung der Tapeanlage wird

      über folgende unterschiedliche

      Faktoren erzielt:

      • Tapeform (Zuschnitt)

      • Farbe

      • Zugrichtung (wohin das Tape gedehnt wird)

      • Wirkungsrichtung (wie sich das Tape zusammenzieht)

      • Zugstärke, mit der das Tape angelegt wird

      • Kombinationen mehrerer Tapes (s. Abbildung oben)


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