Die unbeugsame Dienerin des Barbaren | Erotische Geschichte. Lucy Palmer
Impressum:
Die unbeugsame Dienerin des Barbaren | Erotische Geschichte
von Lucy Palmer
Lucy Palmer, die auch unter den Pseudonymen Inka Loreen Minden, Mona Hanke und Ariana Adaire schreibt, ist eine bekannte Autorin erotischer Literatur. Von ihr sind bereits über 50 Bücher, 9 Hörbücher, mehrere Übersetzungen und zahlreiche E-Books erschienen, die regelmäßig unter den Online-Jahresbestsellern zu finden sind.Neben einer spannenden Rahmenhandlung legt sie Wert auf eine niveauvolle Sprache und lebendige Figuren. Romantische Erotik – gepaart mit Liebe und Leidenschaft – findet sich in all ihren Storys, die an den unterschiedlichsten Schauplätzen spielen.Lucy Palmer liebt es, ihre Leser in andere Welten zu entführen, in denen es immer ein Happy End gibt.
Lektorat: Nicola Heubach
Originalausgabe
© 2012 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: Artgo @ istock.com
Umschlaggestaltung: www.heubach-media.de
ISBN 9783862771271
www.blue-panther-books.de
Die unbeugsame Dienerin des Barbaren von Lucy Palmer
Mit zitternden Fingern strich sich Menja über ihren einfachen Rock aus Leinen, bevor ihr Vater Tamto die Tür der Hütte öffnete, um die drei Waldländer einzulassen. Wie immer betrat Fürst Ragnar als Erster den Wohnraum. Die Bodenbretter knirschten, als er mit großen Schritten den Raum durchmaß, dicht gefolgt von zwei anderen Kriegern. Alle trugen sie lederne Hosen und einen Brustpanzer oder ein Kettenhemd. Die Schwerter in ihren Händen funkelten bedrohlich im Schein des flackernden Kaminfeuers. Doch Ragnar und seine Männer kamen in Frieden – so lange die Grasländer ihre Bedingungen erfüllten. Bis jetzt hatten die Waldländer ihre kleine Siedlung verschont, die am Fluss Lyve lag. Die Bewohner des Graslandes waren einfache Leute, die ihr Land bestellten, während die Waldländer von der Jagd lebten. Sie waren Krieger, richtige Barbaren, und wurden von allen gefürchtet. Menjas Volk, die Grasländer, verschonten sie nur, weil sie den Waldländern etwas von ihren Erträgen abgaben. Jedes Mal, wenn der Mond voll und rund am Himmel stand, kam Fürst Ragnar mit ein paar Männern in ihr Dorf, um die Waren abzuholen. Während zwei der Krieger die gefüllten Säcke nach draußen brachten und auf einen Karren luden, stand Ragnar mitten im Raum, die kräftigen Arme vor der Brust verschränkt, und starrte Menja finster an.
So auch heute. Ragnar war ihr schon lange aufgefallen. Menjas Herz klopfte immer wie wild, wenn sie diesen Barbaren sah, von dem man sich die übelsten Geschichten erzählte. Er gab schon eine imposante Gestalt ab, mit seinen breiten Schultern und den nackten, muskulösen Armen, die aus seinem Kettenhemd hervorschauten. Seine Augen wirkten beinahe schwarz und schienen sich in ihren Körper zu bohren, immer, wenn Ragnar sie anblickte. Menja wusste, dass sie hübsch war, ohne deswegen eingebildet zu sein, denn sie hatte sehr viele Verehrer unter den Grasländern. Ihr hellblondes Haar und die blauen Augen machten sie zu etwas Besonderem. Das sah man nicht oft in dieser Gegend. Aber ihren zukünftigen Ehemann durfte Menja nicht auswählen, dafür war allein ihr Vater Tamto zuständig. Er war der Herrscher von Grasland. Tamto war streng, aber gerecht, doch er konnte sich nicht gegen die Waldländer wehren, denn die Grasleute waren keine Krieger, nur einfache Bauern und Handwerker.
Ragnar wendete einfach nicht den Blick von ihr ab, was Menja immer nervöser machte. Verlegen zupfte sie an ihrem Kleid und versuchte, nicht zurückzustarren. Ragnar war ein Fürst, der Anführer seines Volkes, es war ihr nicht gestattet, ihm in die Augen zu blicken. Dennoch tat sie es. Sie war ja keine Waldländerin. Beim Grasvolk hatten die Frauen fast die gleichen Rechte wie die Männer. Fast ...
Menja starrte auf sein kurzes, rabenschwarzes Haar und die hohen Wangenknochen. Ragnar war auf seine Art schön, aber wild und unbeherrscht ... einfach eine gewaltige Erscheinung! Auch wenn er ein Mann genau nach ihrem Geschmack war, würde sie um nichts auf der Welt etwas mit ihm anfangen. Er war ein Barbar und ein Feind ihres Volkes.
Als Grasländerin war es ihr gestattet, sich einem Mann ihres Volkes hinzugeben, allerdings musste sie sich ihre Unversehrtheit bewahren, denn die durfte nur ihr Ehemann nehmen. Aber es gab ja so viele Spielarten der Liebe ...
Menja bemerkte, wie sie ins Träumen geriet, wobei sich ihre Brustspitzen aufrichteten. Sie dachte an ihren ersten Liebhaber Bove, der es verstanden hatte, sie mit dem Mund zu verwöhnen wie kein anderer. Wenn sie sich vorstellte ... Plötzlich wurde ihr gewahr, dass alle im Raum sie anstarrten. Heute war etwas anders als sonst. Ein ungutes Gefühl kroch wie tausend kleine Spinnen an ihrem Rücken nach oben und hinterließ eine eisige Spur.
»Vater, wo sind die Gaben?«, fragte Menja vorsichtig. Normalerweise standen zahlreiche Säcke und Kisten im Raum, gefüllt mit Getreide und Früchten.
Ihr Vater blickte sie traurig an. »Ragnar hat dieses Mal etwas anderes gefordert.«
»Was?« Menjas Blut rauschte ihr in den Ohren. Sie wusste die Antwort, bevor ihr Vater den Mund aufmachte: »Dich.«
Menja wich ein paar Schritte vor dem Hünen und seinen Kriegern zurück, die sie mit unverhohlenem Interesse mus-terten. »Nein ...«, flüsterte sie und schüttelte so vehement den Kopf, dass ihr das blonde Haar ins Gesicht fiel. »Das ist gegen die Abmachung!«
Einer der Krieger trat auf ein Nicken Ragnars nach vorne, um ihren Arm zu ergreifen. Menja versuchte ihn abzuschütteln, doch erfolglos. »Der Fürst braucht eine neue Dienerin. Es ist eine Ehre für dich, also zolle deinem Herrn den nötigen Respekt!« Er schubste sie vor sich her nach draußen, wo noch mehr Waldländer standen oder auf Pferden saßen. Die Scheuklappen der Tiere und selbst das Zaumzeug waren mit eisernen Dornen verziert. Sie wirkten ebenso bedrohlich wie ihre Reiter.
Viele Grasländer standen vor ihren Hütten und blickten ängstlich zu ihnen herüber, aber keiner eilte Menja zu Hilfe. Selbst ihr Vater nicht. Sie glaubte, zu ersticken. Sollte es etwa ihr Schicksal sein, die Dienerin eines Barbaren zu werden? »Ich bin keine Sklavin!«, schrie sie Ragnar an und wollte fliehen, aber der Krieger hielt sie immer noch in seinem stählernen Griff.
»Wie wagst du es, mit deinem Herrn zu sprechen! Du hast ihn gefälligst bei seinem Titel zu nennen!« Der Krieger holte aus. Es war eindeutig, dass er sie schlagen wollte. Im letzten Augenblick schoss Ragnars Hand hervor und stoppte ihn.
»Keiner von euch rührt sie an«, knurrte Ragnar bedrohlich. Es war das erste Mal, dass Menja ihn überhaupt sprechen hörte. Bis jetzt hatte er das immer seinen Handlangern überlassen. »Sollte es dennoch einer wagen, werde ich ihm den Kopf abschlagen.«
Dann wandte sich der Kriegerfürst an Menja. Beinahe zärtlich umschloss er mit seiner großen, schwieligen Hand ihre Wange und zwang sie dazu, ihm in die Augen zu blicken. Menja musste weit zu ihm aufschauen, da sie so klein war. »Wenn du machst, was ich dir sage, wird dir kein Leid geschehen.« Seine Stimme war tief und weich, dennoch schwang ein bedrohlicher Unterton darin mit. »Solltest du mir widersprechen, überlasse ich dich meinen Männern.«
Menja schluckte schwer, doch sie hielt seinem Blick stand. Sie würde sich von ihm nicht so behandeln lassen wie die Frauen seines Volkes. Sie war eine Grasländerin! Sie hatte bei seinesgleichen vielleicht keine Rechte, aber Menja besaß immer noch ihren Stolz. Den würde ihr dieser Barbar nicht nehmen. Niemals!
Überrascht keuchte sie auf, als Ragnar um ihre Taille griff und sie so leicht wie eine Feder auf sein Pferd hob. Dann schwang er sich hinter sie auf den Sattel. Sofort trabten sie los.
Mit Tränen in den Augen blickte sich Menja Hilfe suchend zu ihrem Vater um, aber sie konnte ihn nicht sehen. Anscheinend war er wieder in der Hütte verschwunden. Ein paar Grasländer ballten die Hände zu Fäusten, doch auch sie wagten nicht, sich gegen den Waldfürsten und seine Mannen aufzulehnen. Sie wussten, dass Ragnar sie zerquetschen würde wie lästige Insekten.
Menja zitterte, aber nicht, weil ihr kalt war – es war die Angst vor dem Unbekannten. Der Fürst hatte den Ruf, gewalttätig und grausam zu sein. Er würde sie bestimmt nicht gut behandeln. Deshalb erstaunte es sie, als er seinen weiten Pelzumhang ausbreitete und sie darin einhüllte.