Fiona - Liebe. Zsolt Majsai

Fiona - Liebe - Zsolt Majsai


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Gemüse-Smoothie erinnert, verabschieden wir uns von Reka, Reoka und Roake.

      Von Roakan nicht, was er sichtlich nicht gut findet. Aber darauf können wir keine Rücksicht nehmen.

      Diesmal nimmt Loiker das Schwert, er braucht schließlich nicht mehr die Hände, um seinen Dauersteifen zu verdecken. Ob er ihn überhaupt noch hat? Reka sah nicht ausgesprochen erotisch aus, Katharinas Brustansätze sind auch nicht mehr zu sehen, meine … Hm, meine schon.

      Ich knöpfe mein Hemd auch bis oben zu, begleitet von Katharinas Stirnrunzeln. Dann wirft sie einen Blick auf Loiker und schüttelt den Kopf.

      „Wo wollt ihr überhaupt hin?“, erkundigt sich Roakan.

      „Ich habe keine Ahnung“, erwidere ich. „Was gibt es hier denn?“

      „Wie meinst du das? Auf diesem Skeg? Die Stadt, in der wir uns befinden.“

      „Das ist eine Stadt?“ Als ich seinen verwirrten Gesichtsausdruck sehe, füge ich schnell hinzu: „Vergiss es. Nein, ich meine, in dieser Welt.“

      „In dieser Welt?“

      So kommen wir nicht weiter. Wir gehen, zur Tarnung, langsam auf das Lustzentrum zu. Wie hieß das Ding nochmal? Ach so, ja, Vagy. Und dann? Klar, wir könnten von Skeg zu Skeg wandern, bei über 66 Tausend davon wären wir eine längere Zeit beschäftigt.

      Da kommt mir eine Idee.

      „Sag mal, Roakan, was macht ihr eigentlich, wenn ihr zu einem weit entfernten Skeg gehen wollt? Das dauert zu Fuß ja sehr lange.“

      „Dann nehmen wir den Skonkan. Ihr wisst wirklich gar nichts?“

      „Skonkan? Wo ist das?“

      Er deutet stumm nach unten.

      „Eine U-Bahn also?“

      „Eine was?“

      „Dieser Skonkan bewegt sich unterirdisch durch eine Höhle?“

      „So könnte man das tatsächlich auch ausdrücken“, erwidert er nach kurzem Nachdenken und sichtlich verwirrt. „So hat es zwar noch niemand gesagt, aber irgendwie stimmt es.“

      „Hm. Also gut, wie kommen wir da rein? Und wohin sollten wir dann fahren?“

      „Fahren?“

      So kommen wir nicht weiter.

      „Zeige uns diesen Skonkan“, sagt Katharina. „Danach sehen wir weiter.“

      Roakan nickt und hält auf das Lustzentrum zu. Wir gelangen ungehindert hinein, begeben uns allerdings nicht in die Mitte wie auf dem Enskeg, sondern biegen nach rechts ab und nehmen eine Treppe nach unten. Also doch eine U-Bahn. Warum hat er damit so ein Problem?

      Dann wird es mir klar.

      Es ist schlichtweg keine U-Bahn.

      Roakan hält auf eine Vorrichtung zu, die ein wenig an den Turm eines U-Bootes erinnert. Eine Luke führt weiter nach unten, sie ist mit einem Geländer gesichert. Zwei Männer stehen daneben und halten lange Stangen mit gebogenen Enden in den Händen. Ein wenig wie überdimensionierte Schürhaken.

      Ich schaue in die Öffnung. Über eine metallische Leiter gelangt man nach unten. Es ist dunkel, und obwohl ich im Dunkeln sehen kann, sehe ich nichts. Okay, nicht nichts. So etwa stelle ich es mir vor, wenn ein Regenwurm im Erdreich ein Loch gegraben hat und schon fort ist.

      Das ist doch verrückt.

      „Gibt es da unten … Würmer?“, erkundige ich mich.

      „Den Skonkan“, antwortet Roakan und starrt mich an, genau wie die beiden Männer mit den überdimensionierten Schürhaken.

      „Der Skonkan ist ein Wurm?“

      „Nein, der Skonkan ist unsere Möglichkeit, schnell zu reisen. Das hast du doch gefragt?“

      Ich nicke. „Okay, aber da ist nichts.“

      Er sieht die beiden Männer an. „Ruft einen Skonkan!“

      Jetzt bin ich ja gespannt, und meine Gefährten auch, das sehe ich ihnen deutlich an. Ich werfe einen Blick auf Katharina, die ihn nachdenklich erwidert.

      Dann spüren wir ihn. Der Boden erzittert leicht. Und wieder. Und wieder. In einem absolut gleichmäßigen Rhythmus. Eigentlich ist es kaum zu merken.

      Dann schiebt sich etwas durch den Tunnel unten in den sichtbaren Bereich. Sieht wirklich wie ein riesiger Wurm aus, mit einem Durchmesser von mindestens fünf Metern. Und jetzt sehe ich auch, was die rhythmische Erschütterungen auslöst. Das Wasauchimmer bewegt sich durch Kontraktionen und Dehnungen fort, so wie sich auch ein Regenwurm vermutlich bewegen würde. Bewegt hat. Ich hatte nie einen dabei beobachtet, aber so stelle ich es mir ungefähr vor.

      Krass.

      Dann bleibt er stehen und die beiden Männer greifen mit ihren langen Haken nach unten und ziehen den Rücken des Wurms auseinander, sodass darunter eine Tür sichtbar wird. Sie befestigen ihre Haken am Geländer, dann klettert einer von ihnen nach unten und öffnet die Luke. Sie führt in einen Raum, der mich an die Rohrpost im Kernel erinnert.

      „Ach du Scheiße!“, sagt Katharina. „Ist das Ding lebendig?!“

      „Es ist ein Skonkan“, erwidert Roakan.

      Ich werfe einen Blick auf Loiker, der bleich geworden ist, dann zucke ich die Achseln und klettere nach unten. Katharina lässt Roakan und dann Loiker folgen, bevor auch sie nach unten kommt. Die Luke wird geschlossen.

      Der Raum ist länglich, es befinden sich Sitzbänke rundherum. An einer Stelle ist eine Art Schalttafel wie aus den Anfänger der Telefonie in die Wand eingebaut. Zwei Hebel ragen daraus hervor.

      Roakan tritt jetzt zu diesen und fragt nach unserem Ziel.

      „Irgendwohin mit vielen Menschen“, antworte ich. „Und von wo aus man nach unten kommt.“

      „Nach unten?“

      „Hast du nicht gesagt, unten leben auch noch Menschen?“

      „Da ist nur der Abschaum! Die Lustlosen!“

      „Unwahrscheinlich, dass wir Sarah dort finden“, bemerkt Katharina.

      „Meinst du? Rebellisch wie sie ist?“

      „Hm. Auch wieder wahr.“

      „Wer ist Sarah? Vielleicht kann ich euch helfen, sie zu finden.“

      Ich mustere den Lustwächter, dann schüttele ich den Kopf. „Das glaube ich nicht. Also, bring uns irgendwohin, von wo aus wir nach unten kommen.“

      Schweigend beginnt er, die beiden Hebel zu bewegen. Darüber erscheinen jetzt Zahlen auf einem Monitor. Eigentlich nur eine Zahl. Zum Schluss zieht er beide Hebel kurz zu sich heran, daraufhin setzt sich der … Wurm in Bewegung.

      Und zwar erstaunlich gleichmäßig und schnell beschleunigend. Von den Erschütterungen, die von den Kontraktionen verursacht werden, ist kaum was zu merken.

      „Stabilisatoren“, bemerkt Katharina auf meinen fragenden Blick hin. „Aber was ich nicht wirklich in den Schädel kriege, ist, dass das Ding hier etwas Lebendiges zu sein scheint. Vor allem, wie weiß es, wo es hin soll?“

      Roakan zuckt die Achseln und setzt sich. „Das weiß ich auch nicht. Wir haben Ingenieure, die das wissen. Es interessiert mich auch nicht. Wichtig ist nur die Lust, alles andere dient einem untergeordneten Zweck.“

      „Aha.“

      „Wie lange ist es noch notwendig, dass ich euch begleite?“

      Das ist allerdings eine gute Frage. Im Moment ist er unsere einzige Möglichkeit, in dieser Welt halbwegs normal unterwegs zu sein, ohne mehr als unbedingt nötig aufzufallen. Als Oberster Lustwächter ist er außerdem anscheinend mit einer gewissen Macht ausgestattet. Das birgt zugleich auch die Gefahr in sich, dass er vermisst und gesucht wird.

      Und


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