Familie Dr. Norden Classic 49 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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konnte es nicht glauben, daß da ein lebendiges kleines Wesen lag, das nur ganz leise wimmerte. Ich nahm es empor und trug es schnell ins Haus. Leo kam gleich angelaufen, als ich nach ihm rief.

      Welch ein süßes Kind, ein wunderschönes, kleines Mädchen! Eigentlich müßten wir es melden, sagte Leo, aber weil er eigentlich sagte, fühlte ich schon, daß er mir meinen Wunsch erfüllen würde. Er hatte ja gute Beziehungen zu hohen Beamten. Er fuhr sogar sofort zu unserer Drogerie, um alles für das Baby zu kaufen. Die hatten zwar schon geschlossen, aber wir kannten die Heimbergs privat und sie gaben ihm alles. Natürlich waren sie neugierig, aber Leo sagte, wir hätten plötzlich Besuch bekommen aus Südtirol und ihnen wäre der Babykoffer abhanden gekommen. Daß Leo für das Baby schwindelte, war rührend, und schon am selben Abend waren wir entschlossen, das Baby nicht mehr herzugeben.

      Ich hatte keine praktische Erfahrung, aber ich staunte selbst, wie schnell ich es lernte, mit dem Baby umzugehen. Es war sauber gekleidet. Unter dem Jäckchen fanden wir einen Zettel, auf dem in Druckschrift stand: Ich heiße Franca, geboren am 1. Mai, ich suche liebe Eltern.

      Nichts sonst, aber was brauchte ich auch mehr zu wissen. Ich liebte dieses kleine Wesen von der ersten Minute an. Wir entschieden uns bald, sie Lea Franca zu nennen.

      Bald erreichten wir es, daß wir sie behalten, sie adoptieren durften. Sie bekam auch den Namen Baran. Wir bemühten uns auch gar nicht, etwas über ihre Mutter herauszufinden und nahmen sie als ein Geschenk des Himmels. Leo, der korrekte Beamte, war ein überglücklicher Vater. Wir waren wunschlos glücklich.

      Dann folgten nur noch Eintragungen über Lea. Ihre ersten Laute, ihr erster Zahn, ihre ersten Schritte.

      Sie nannte Leo Fafi und mich Mumu, an ihrem ersten Geburtstag lief sie wie ein Wiesel durch die Zimmer und juchzte, als sie ihre Geschenke bekam.

      Alles drehte sich um das Kind, um sie, Lea, die sehr gerührt war, als sie das alles las.

      Unser Sonnenschein, unser Prinzeßchen, jeder sagte, wie reizend sie ist.

      Eigentlich war ich froh, als wir nach München übersiedelten, denn manchmal hatte ich doch Angst, es könnte jemand kommen und Anspruch auf sie erheben, aber Dr. Altmann sagte, daß die Adoption rechtmäßig sei und Lea somit unser Kind sei mit all seinen Rechten.

      Dann kamen keine Eintragungen mehr. Von Leos Tod hatte Carla nichts geschrieben.

      *

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