Der Malaiische Archipel. Alfred Russel Wallace
wie ich hoffe, viel zur Hebung und zu dem Wert des Buches beitragen. Sie sind nach meinen eigenen Skizzen, nach Photographien oder nach aufbewahrten Exemplaren angefertigt worden; und nur solche Gegenstände wurden ausgewählt, welche in Wirklichkeit die Erzählung oder die Beschreibung erläutern.
Ich habe den Herren Walter und Henry Woodbury, deren Bekanntschaft ich auf Java zu machen das Vergnügen hatte, meinen Dank abzustatten für eine Anzahl von Photographien der Gegenden und der Eingeborenen, welche mir von größtem Nutzen gewesen sind. Herr William Wilson Saunders gestattete mir in entgegenkommender Weise, die seltsamen gehörnten Fliegen abzubilden; und Herrn Pascoe bin ich verpflichtet für die Darleihung von zweien der sehr seltenen Bockkäfer, welche auf der Tafel der borneonischen Käfer dargestellt sind. Alle anderen abgebildeten Spezimina befinden sich in meiner eigenen Sammlung.
Da der Hauptzweck aller meiner Reisen der war, naturgeschichtliche Gegenstände sowohl für meine Privatsammlung zu erhalten, als auch Museen und Liebhaber mit Duplikaten zu versorgen, so will ich eine zusammenfassende Angabe über die Zahl der Exemplare machen, welche ich gesammelt habe und welche in gutem Zustand angekommen sind. Ich muss vorausschicken, dass ich gewöhnlich einen oder zwei und manchmal auch drei malaiische Diener zu meiner Unterstützung hatte, und fast während der Hälfte der Zeit half mir ein englischer Assistent, Charles Allen. Ich war gerade acht Jahre von England fort, aber da ich ungefähr 14 000 Meilen innerhalb des Archipels durchreist und 60 bis 70 einzelne Ausflüge gemacht habe, von denen jeder einige Vorbereitungen und etwas Zeitverlust involvierte, so denke ich, dass ich nicht mehr als sechs Jahre wirklich mit Sammeln zubrachte.
Ich finde, dass sich meine östlichen Sammlungen auf Folgendes belaufen:
Es bleibt mir jetzt nur noch übrig, allen jenen Freunden meinen Dank auszusprechen, denen ich für ihre Hilfe und ihre Auskünfte verpflichtet bin. Besonders gebührt mein Dank dem Council of the Royal Geographical Society, durch dessen wertvolle Empfehlungen ich gewichtige Unterstützung bei unserer eigenen Regierung und bei der holländischen erhielt; ferner Herrn William Wilson Saunders, dessen liebenswürdige und liberale Aufmunterung am Anfang meiner Reise mir von großem Nutzen gewesen ist. Ich fühle mich auch Herrn Samuel Stevens (welcher als mein Agent tätig gewesen) für die Sorgfalt in hohem Maße verpflichtet, welche er meinen Sammlungen schenkte, und für die unermüdliche Ausdauer, mit welcher er mich sowohl mit nützlichen Auskünften als auch mit allen Dingen, welche ich notwendig brauchte, versorgt hat.
Ich hoffe zuversichtlich, dass diese und alle anderen Freunde, welche auf irgendeine Weise an meinen Reisen und Sammlungen Interesse genommen haben, beim Durchlesen meines Buches einen schwachen Widerschein der Freuden empfinden werden, welche ich selbst bei den darin beschriebenen Erlebnissen und Dingen genossen habe.
ERSTES KAPITEL
PHYSISCHE GEOGRAPHIE
Bei einem Blick auf den Globus oder auf eine Karte der östlichen Hemisphäre fällt uns zwischen Asien und Australien eine Anzahl großer und kleiner Inseln auf, welche eine zusammenhängende, von jenen bedeutenden Ländermassen geschiedene und mit ihnen nur in loser Verbindung stehende Gruppe bilden. Unter dem Äquator liegend und bespült von dem lauen Wasser des großen tropischen Ozeans, erfreut sich diese Gegend eines gleichmäßiger heißen und feuchten Klimas als fast irgendein anderer Teil der Erdkugel und ist fruchtbar an anderswo unbekannten Naturprodukten. Früchte in reichstem Maße und die wertvollsten Gewürze sind in derselben zu Hause. Sie bringt die Riesenblumen der Rafflesia hervor, die großen grün beschwingten Ornithoptera (Fürsten des Schmetterlingsgeschlechtes), den menschenähnlichen Orang-Utan und die schimmernden Paradiesvögel. Sie ist bewohnt von einer ihr eigentümlichen, interessanten und nirgends sonst auf diesem Inselzug vorkommenden Menschenrasse, den Malaien, und ist nach diesen der Malaiische Archipel genannt worden.
Derselbe ist für die meisten Engländer vielleicht der mindestbekannte Teil der Erde. Unsere Besitzungen darin sind gering an Zahl und dürftig; selten werden von uns Erforschungsreisen dorthin unternommen, und in vielen Kartenwerken wird er beinahe nicht beachtet und teils dem Festland von Asien, teils den Inseln des Großen Ozeans beigefügt. So gewinnen wenige Menschen die Vorstellung, dass er als großes Ganzes den Haupterdteilen verglichen werden kann und dass einige der einzelnen Inseln größer sind als Frankreich oder Österreich. Der Reisende aber wird bald anderer Meinung. Er segelt Tage, selbst Wochen längs den Ufern einer dieser Inseln, die oft so groß sind, dass deren Bewohner sie für ein ausgedehntes Festland halten. Er erfährt, dass man Touren zwischen diesen Inseln meist nur nach Wochen und Monaten berechnet und dass ihre verschiedenen Einwohner oft so wenig untereinander bekannt sind wie die Eingeborenen des nördlichen Festlands von Amerika denen des südlichen. Bald gelangt er dahin, diese Region als eine von der ganzen übrigen Welt gesonderte anzusehen, mit ihren eigenen Menschenrassen und ihren eigenen Ansichten der Natur; mit ihren eigenen Ideen, Empfindungen, Sitten und Sprechweisen, mit einem Klima, einer Vegetation, einer Tierwelt, alles von durchaus ihr eigentümlichem Charakter.
Von vielen Gesichtspunkten aus bilden diese Inseln ein geschlossenes geographisches Ganzes, und als solches sind sie stets von Reisenden und Männern der Wissenschaft behandelt worden; aber ein sorgsameres und mehr ins Einzelne gehendes Studium derselben von verschiedenen Seiten aus offenbart die unerwartete Tatsache, dass man sie in zwei Teile von fast gleicher Ausdehnung trennen muss, welche weit auseinandergehen in ihren Naturprodukten und in Wirklichkeit zu zweien der Haupterdteile gehören. Ich bin in der Lage gewesen, dieses in bemerkenswerten Einzelheiten durch meine Beobachtungen über die Naturgeschichte der verschiedensten Teile des Archipels darzutun; und da ich bei der Beschreibung meiner Reisen und meines Aufenthalts auf den verschiedenen Inseln mich beständig auf diesen Gesichtspunkt beziehe und Tatsachen zu seiner Stütze beibringe, so halte ich es für ratsam, mit einer allgemeinen Skizze derjenigen der wichtigsten Charaktere der malaiischen Region zu beginnen, welche die später darzulegenden Tatsachen interessanter erscheinen lassen und ihre Tragweite für die allgemeine Frage leichter verständlich machen. Ich beginne daher damit, die Grenzen und die Ausdehnung des Archipels zu skizzieren und die wesentlicheren Charaktere seiner Geologie, physischen Geographie, Vegetation und seines animalischen Lebens zu bezeichnen.
Begriffsbestimmung und Grenzen – Aus Gründen, welche sich vornehmlich auf die Verbreitung des Tierlebens stützen, betrachte ich als in den Malaiischen Archipel eingeschlossen die Malaiische Halbinsel1 bis zu den Tenasserim und die Nikobaren im Westen, die Philippinen im Norden und die Salomonen jenseits Neuguineas im Osten. Alle großen Inseln, die innerhalb dieser Grenzen liegen, sind durch unzählige kleinere miteinander verknüpft, sodass keine einzige derselben von den anderen gänzlich geschieden zu sein scheint. Mit nur wenigen Ausnahmen erfreuen sie sich alle eines gleichmäßigen und sehr ähnlichen Klimas und sind bedeckt von einer üppigen Waldvegetation. Ob wir nun ihre Form und Verteilung auf Karten studieren oder wirklich von Eiland zu Eiland reisen, unser erster Eindruck wird der sein, dass sie ein zusammenhängendes Ganzes bilden, dessen Teile alle aufs Nächste miteinander verwandt sind.
Ausdehnung des Archipels und der Inseln – Der Malaiische Archipel erstreckt sich auf mehr als viertausend Meilen2 Länge von Ost nach West und ist über dreizehnhundert Meilen breit von Nord nach Süd. Er würde sich über einen Flächenraum gleich dem von Europa vom äußersten Westen bis tief nach Zentralasien hinein ausdehnen oder würde die breitesten Teile Südamerikas bedecken und noch weit jenseits des Landes bis in den Großen und Atlantischen Ozean hinein reichen. Er enthält drei Inseln, die größer sind als Großbritannien, und auf eine derselben, Borneo, könnte man alle Britischen Inseln legen, und sie würden noch von einer See von Wäldern eingerahmt werden. Neuguinea, wenn es auch eine weniger geschlossene Figur bildet, ist wahrscheinlich größer als Borneo. Sumatra ist ungefähr von gleicher Ausdehnung wie Großbritannien; Java, Luzon und Celebes sind jede etwa von dem Umfang Irlands. Achtzehn weitere Inseln sind durchschnittlich so groß wie Jamaika; mehr als hundert sind so groß wie die Insel Wight, und Eilande und Inselchen von geringerem Umfang gibt es unzählige.
Die absolute Ausdehnung des Landes im Archipel ist nicht größer als die, welche