Butler Parker Classic 45 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Classic 45 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Zimmermädchen, nach wie vor adrett und auch ein wenig naiv aussehend, blieb vor dem Anwalt stehen und griff nach dem Glas in seiner Hand.

      In diesem Moment packte der junge Anwalt schnell und energisch zu.

      Das Zimmermädchen war völlig überrascht. Schließlich hatte es ja mit einem Toten gerechnet. Es ließ sich gegen den niedrigen Tisch drängen, um dem Anwalt dann aber eine jähe Niederlage zu bereiten. Das Zimmermädchen war durchaus in Karate geschult. Mike Rander fühlte nur, daß er durch die Luft flog. Fast gleichzeitig spürte er, daß ihm das Bewußtsein schwand. Als er dann auf dem Boden landete, war er tatsächlich ohnmächtig. Doch nur für ganz wenige Sekunden. Schließlich war er kein Büromensch. Das Zusammenleben mit dem Butler hatte ihn körperlich derart fit gemacht, daß er schon einiges einzustecken vermochte.

      Mike Rander hörte im Unterbewußtsein schnelle Schritte. Instinktiv wußte er, daß das Zimmermädchen ihn umbringen wollte. Solch eine Chance ließ es sich mit Sicherheit nicht entgehen.

      Mike Rander handelte aus dem Unterbewußtsein heraus.

      Er warf sich herum, ohne zu wissen, ob das im Moment richtig war oder nicht. Gleichzeitig ließ er die angewinkelten Beine wie ein Katapult nach vorn fallen.

      Ein unterdrückter Schmerzensschrei!

      Rander richtete sich etwas auf.

      Das Zimmermädchen lag vor dem schweren Sessel. Es schien sich den rechten Arm verstaucht zu haben, denn es mühte sich ab, nach dem langen Messer zu greifen, das auf dem Teppich lag.

      Bevor das Girl sich herumwerfen und mit der linken Hand zufassen konnte, rollte Mike Rander sich heran und setzte alles auf eine Karte. Er parierte einen Ausfall, beantwortete ihn mit einem Handkantenschlag gegen den Oberarm des Zimmermädchens und trat das Messer unter einen niedrigen Schrank.

      Was dann folgte, war für Mike Rander nicht sonderlich angenehm.

      Das naiv aussehende Zimmermädchen hatte sich in eine fauchende Wildkatze verwandelt. Es kannte eine Unmenge Tricks. Mike Rander konnte mehr als froh sein, daß sein Butler ihn in der harten Schule des Nahkampfes geschult hatte. Er wußte sich also seiner Haut zu wehren und vergaß, daß er es schließlich mit einer jungen Frau zu tun hatte. Erst als sie ausgepumpt und ohnmächtig vor dem Sessel lag, erst in diesem Augenblick sah er wieder die Frau in ihr.

      Kopfschüttelnd sah er auf die Wildkatze hinunter.

      Keuchend ging sein Atem. Er fühlte sich zerschlagen. Er spürte die Schmerzen der Schläge, die sie ihm beigebracht hatte. Mike Rander trat ans Fenster, riß die Gardinenschnur aus der Halterung und machte sich daran, die Wildkatze erst einmal zu verschnüren. Dann hob er sie auf und legte sie auf der breiten Couch nieder. Seine Hände zitterten noch, als er sich eine Zigarette anzündete.

      Sie kam schnell wieder zu sich.

      Haß sprühte aus ihren Augen. Sie preßte die Lippen so fest zusammen, daß sie nur noch einen schmalen Strich bildeten.

      »Tut mir leid«, sagte er fast entschuldigend, »aber ich denke so mit den Stricken an den Handgelenken ist es für beide Teile besser!«

      »Sie werden sterben«, sagte sie wütend, »wir werden Sie erwischen! Früher oder später!«

      »Sie scheinen ja eine ganze Armee aufgeboten zu haben«, antwortete der junge Anwalt, der sich von den Strapazen bereits wieder erholt hatte.

      »Sie werden sich wundern, Mr. Rander!«

      »Ich bin bereits dabei«, meinte der Anwalt ironisch. »Sie hätten mich also in jedem Fall umgebracht, auch wenn das Gift nicht gewirkt hätte?«

      »Sie stehen auf der Liste unseres Herrn!« erwiderte sie in einem eingelernten Tonfall, der an den eines Papagei erinnerte. »Sie stehen auf der Liste! Und wir werden alle Namen auf dieser Liste streichen! Früher oder später!«

      »Ich glaube, das sagten Sie bereits«, bemerkte der Anwalt, »wie kann sich ein Mädchen Ihres Aussehens für so etwas hergeben? Das begreife ich einfach nicht!«

      »Bemühen Sie sich erst gar nicht. Sie werden uns nie verstehen.«

      »Waren Sie auch drüben auf Exuma Island?« wollte der Anwalt wissen.

      »Leider nicht«, fauchte sie, »sonst wäre vielleicht manches anders gelaufen.«

      »Kennen Sie eigentlich Miss Judy Holcomb?« erkundigte sich der Anwalt. »Sie war drüben auf Exuma Island so etwas wie der weibliche Boß. Rothaarig, etwas füllig!«

      »Miss Holcomb wird Ihren Weg kreuzen!«

      »Wie schöne, herrliche Aussichten«, sagte Rander, »sie muß ziemlich böse auf Mr. Parker und auf mich sein, wie?«

      »Sie haßt Sie!«

      »Und wie geht es der brünetten Liz?«

      »Fragen Sie nicht, machen Sie schon das Ende«, sagte sie leise. »Ich weiß, daß ich sterben muß!«

      »Natürlich, wer muß das nicht. Aber in dieser Hinsicht dürfen Sie von mir nichts erwarten!«

      »Sie wollen mich nicht töten?« fragte sie überrascht.

      »Ich denke nicht daran«, sagte der Anwalt, »ich bin doch kein Henker! Sie verwechseln mich mit Mr. Belmond, scheint mir … Ihr Chef … Nun ja, das ist ein Massenmörder. Aber das scheint Ihnen ja bisher nichts ausgemacht zu haben.«

      »Töten Sie mich! Ich habe versagt!«

      »Ach, Unsinn!« tadelte der Anwalt. »Sie wissen doch überhaupt noch gar nicht, was das Leben ist! Von mir aus können Sie gleich gehen. Ich möchte nur noch warten, bis mein Butler zurück ist!«

      »Sie werden ihn nicht mehr lebend sehen!«

      »Wie war das?«

      »Er ist um diese Zeit bereits gerichtet«, sagte das Zimmermädchen voll haßerfüllter Freude. »Der ›Herr der Welt‹ rechnet mit jedem Feind und Verräter ab!«

      »Er rechnet ab! Er drückt sich doch nur. Er schickt kleine Mädchen los. Warum kommt er nicht selbst? Wohl zuviel Angst, wie?«

      »Er hat für solche untergeordneten Aufgaben einfach keine Zeit«, blitzte sie wütend zurück, »ich dulde es nicht, daß Sie ihn beleidigen!«

      »Wann sind Sie zum letzten Mal beim Psychiater gewesen?« fragte Mike Rander kopfschüttelnd, »ich denke, wir lassen Sie mal ärztlich untersuchen!«

      »Wagen Sie es nicht!« reagierte sie giftig.

      »Sie verkennen die Situation«, meinte der Anwalt ironisch. »Sie haben doch hier versagt, wie Sie sich eben ausgedrückt haben!«

      »Nein!« erwiderte sie leise. Dann stöhnte sie plötzlich, riß weit die Augen auf und fiel förmlich in sich zusammen.

      Mike Rander beugte sich über sie.

      Doch er wußte bereits, daß sie sich selbst getötet hatte!

      *

      »Ich fürchte, Brown hat nicht übertrieben«, sagte Mike Rander eine Viertelstunde später zu seinem Butler, »die Treibjagd hat begonnen, Parker. Wir werden uns schnellstens absetzen.«

      »Und immer verfolgt werden, Sir, wenn ich mir diesen Hinweis erlauben darf.«

      »Doch, daran glaube ich jetzt auch«, pflichtete der Anwalt seinem Butler bei, »aber wir wollen uns wenigstens in einem Landstrich begegnen, wo keine unschuldigen Menschen gefährdet werden. Was machen wir mit dem Zimmermädchen?«

      Er deutete auf das Girl, das regungslos vor dem Sessel lag.

      »Wenn ich mir einen Vorschlag erlauben darf, Sir, so sollte man Mr. Brown verständigen. Seine Leute dürften den geeigneten Ausweg finden, zumal Sie ja keinen besonderen Wert auf das Erscheinen der Polizei legen.«

      »Diesmal wirklich nicht«, bestätigte der Anwalt. »Okay, ich werde ihn anrufen!«

      »Möglicherweise


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