Todeswunsch (Blutsbündnis-Serie Buch 12). Amy Blankenship
hatte es gerade erst erfahren.
Ren starrte Gypsy einen Moment lang an, ehe er wieder auf das Mädchen hinuntersah, das er immer noch festhielt. Seine Finger umklammerten ihre Schulter ein wenig fester, als er sich hinunterbeugte, sodass seine Lippen nur zwei Zentimeter von ihrem Ohr entfernt waren. „Ich werde in der Nähe sein.“
Lacey war sicher kein Neuling im Business und sie verstand die Drohung, die zwischen den Zeilen seiner Worte lag, ausgezeichnet.
Gypsy seufzte und schüttelte ihren Kopf, ehe sie mit weiten Handbewegungen beide Männer aus dem Zimmer winkte. „Geht schon, ich komme schon alleine klar.“ Sie blies ihre Stirnfransen aus ihren Augen, als sie das Schlafzimmer verließen, aber direkt dahinter im Wohnzimmer stehenblieben und sie anstarrten.
Mit gerunzelte Stirn schritt sie ruhig zur Tür des Bombenkellers und zeigte hinaus. „Ich will euch nicht zu nahe treten, aber ich habe meine Cousine seit über einem Jahr nicht gesehen und ich denke, sie hat mindestens genauso viele Fragen wie ihr… also raus.“
Nick legte eine Hand auf Rens Schulter und schob ihn sanft Richtung Tür. Er zog die Hand schnell wieder zurück, als Ren sie abschüttelte und vor ihm durch die Tür stürmte.
Ehe er ihm folgte, drehte Nick seinen Kopf und lächelte Gypsy beruhigend an. „Wir werden gleich hier draußen sein, falls du etwas brauchst. Lasst euch ruhig Zeit.“
Ren wirbelte herum, um Nicks letzter Aussage zu widersprechen, aber die Worte erstarben auf seinen Lippen, als er sah, dass Lacey nun direkt hinter Gypsy stand, ein zufriedenes Grinsen auf ihrem Gesicht, als hätte sie gerade alles bekommen, was sie wollte. Diese kleine Göre ging ihm furchtbar auf die Nerven und war kurz davor, ihn zur Weißglut zu bringen… also beschloss er, ihr kleines Spielchen mitzuspielen.
Den Kopf so zur Seite gelegt, dass sie das Silber seiner Augen sehen konnte, erwiderte Ren ihr Grinsen mit einem finsteren Ausdruck, sodass ihr Lächeln ein wenig verblasste.
Lacey konnte nicht glauben, dass dieser Typ sie tatsächlich angrinste, als wüsste er etwas, was sie nicht wusste. Nun, zur Hölle mit ihm. Als Rache streckte sie die Hand aus und warf die Tür so fest ins Schloss, dass ein lautes Donnern ertönte, ehe sie sie absperrte.
‚Da hast du, du sexy 80er-Verschnitt‘, maulte sie innerlich, wobei sie die Tatsache, dass sie ihm mit dieser Beleidigung gerade ein Kompliment gemacht hatte, einfach überging.
„Du kleines…“, donnerte Ren und streckte die Hand nach dem Rad aus, um die Tür wieder aufzuschließen, aber Nick schlug den Arm schnell weg.
„Ach komm schon, ich bezweifle, dass sie gefährlich ist“, meinte Nick in dem Versuch, Ren zu beruhigen. „Falls es dir nicht aufgefallen ist, sie zittert fast vor Angst, sie hat nicht vor, die Weltmacht an sich zu reißen. Außerdem gibt es nur einen Weg aus diesem Bombenkeller und wir stehen genau davor. Glaub mir… diese Frau stellt keine Gefahr dar.“
„Verpiss dich!“, zischte Ren verbittert. „Wenn sie so verdammt unschuldig ist, wieso ist sie dann als Junge verkleidet und bricht mitten in der Nacht in den Laden ihres Opas ein? Oh, und lass uns nicht vergessen, dass sie geradewegs zu dem Tresor gegangen ist, in dem bis gestern noch eine Menge sehr mächtiger Stücke lagen, für die jeder Dämon sein Dämonenschwert geben würde? Erklär mir das, Robin“, endete er großspurig.
Nick grinste und schüttelte langsam den Kopf. „Oh nein… ich bin Batman.“
„Wie du willst… Robin“, sagte Ren, während er seine Hand ausstreckte und flach auf die Tür legte und seine Augen schloss, um sich zu konzentrieren.
Er runzelte die Stirn, als Nicks Gedanken, die nicht besonders nett waren, plötzlich laut und deutlich durch seinen Kopf schossen. Ren konnte sich nicht davon abhalten, still über die Macht des Gedankenlesens zu jammern, die gerade vorhin, als er sie gebraucht hätte, nicht dagewesen war. Wo auch immer dieser gedankenlesende Dämon war… er musste einmal stehenbleiben, verdammt.
Gypsy seufzte über Laceys Dickköpfigkeit und drehte sich um, um ihre Cousine zu betrachten. Sie machte sich nicht die Mühe, ihr zu sagen, dass beide Männer wussten, wie sie die Tür öffnen konnten, die sie ihnen gerade vor der Nase zugeschlagen hatte. Wenn sie Ren weiterhin so gegenübertrat, dann würde sie es bald herausfinden… dessen war Gypsy sicher.
„Was, um alles in der Welt…“, begann Gypsy, nur um ihre Lippen fest aufeinanderzupressen, als Lacey plötzlich die Hand ausstreckte, ihre Fingerspitzen auf Gypsys Lippen legte und „pssst“ machte.
„Wo ist unser Kristall?“, flüsterte Lacey kaum hörbar, ehe sie durch das Zimmer ging und die große Anzahl von Glaskugeln betrachtete, die Gypsy in ihrer Privatsammlung hatte.
Gypsy lächelte, als ihr klar wurde, wonach Lacey suchte, und sie ging zu ihrem Schreibtisch, um den leuchtend roten Kristall zu holen, der dort lag. Als Kinder hatten sie ihn oft benutzt, um einander die Geheimnisse zu erzählen, die sonst niemand hören durfte… vor allem keine Erwachsenen.
Der Kristall war ihr Geheimnis gewesen, ihr Großvater hatte ihn den beiden Mädchen gegeben. Als sie älter geworden waren, war der Stein zum Ausstellungsstück verkommen, weil sie keine Verwendung mehr für ihn hatten. Gypsy wusste nicht, wieso dieser Kristall immer noch bei ihr war, anstatt weiterzureisen, so wie die meisten Kristalle das machten… vielleicht würde sie nun die Antwort darauf finden.
Ren hatte seine Hand immer noch an die Tür gepresst, um durch den dicken Stahl zu lauschen. Seine Augen wurden schmal, als Gypsys Stimme plötzlich mitten im Satz verstummte.
Nick stand neben ihm, sein Ohr an das kalte Metall gepresst. Er musste sich sehr anstrengen, aber er konnte immer noch dasselbe hören wie Ren.
Ren runzelte die Stirn, als er hörte, wie Lacey Gypsy nach einem Kristall fragte, ehe der Raum still wurde, abgesehen von dem Klang ihrer Schritte.
„Was hat ein Kristall damit zu tun?“, fragte Nick.
Ren warf ihm einen Blick zu, der im Wesentlichen sagte, dass er die Klappe halten sollte, ehe er seine Augen wieder schloss und sich wieder konzentrierte.
Gypsy und Lacey setzten sich gegenüber auf das Sofa, wobei Gypsy den Kristall in ihrer Hand hielt und Lacey ihre Hand auf Gypsys legte, sodass der Kristall zwischen ihren Händen eingeschlossen war, dann seufzte Lacey schwer.
„Erzähl mir alles, was passiert ist, seit ich weggegangen bin“, sagte Lacey leise.
Ren wurde langsam ungeduldig, als er sich bemühte, zu lauschen, während er versuchte, die Reichweite seines Sukkubus auszudehnen. Doch nur einzelne Fragmente ihrer Konversation erreichten ihn, wie bei einem Radiosender mit sehr schlechtem Empfang, und plötzlich wurde ihm klar, dass er von irgendeiner Form von Magie abgehalten wurde. Die Luft um sie enthielt ein wenig Macht und die Falten auf seiner Stirn vertieften sich, ehe er die Tür wütend anfauchte.
Nick löste seinen Kopf verwirrt von der Tür. „Ich kann kein Wort mehr hören.“
„Es scheint, dass Gypsy etwas hat, womit man eine private Unterhaltung abschirmen kann“, sagte Ren und seine Lippen wurden schmal vor Anspannung. „Sie verwenden einen Zauber, um uns davon abzuhalten, sie zu belauschen.“
Nick schnaubte darüber, dass der große, böse Ren so leicht überlistet werden konnte. „Willst du mir erklären, dass du, mit all deiner Macht, diesen Zauber nicht durchbrechen kannst?“
Rens Zähne knirschten, als er an der Macht des Kristalls zog und den Schutzschild so weit ausdehnte, bis er selbst drinnen war. „Das habe ich nicht gesagt. Es braucht mehr als das dumme Spielzeug eines kleinen Mädchens und einen schlappen Zaubertrick, um mich abzuhalten.“ Er beugte sich ein wenig näher zu der Tür und sah Nick mit einem spitzbübischen Grinsen an. „Willst du hören, was sie sagen?“
„Was, meinst du ich bin bescheuert… natürlich will ich das“, antwortete Nick mit einem ebensolchen Grinsen. Wenn es ihm nützlich erschien, dann war Lauschen absolut nicht tabu für ihn. Genau genommen war er normalerweise der Meister darin.
Ren winkte den Jaguar zu sich und legte eine Hand auf seine Schulter, wobei er ein wenig zu fest drückte, nur weil er wollte.
Nick zuckte