Todeswunsch (Blutsbündnis-Serie Buch 12). Amy Blankenship
er widerwillig.
Gypsy saß im Schneidersitz am Sofa, während sie Lacey alles erzählte, was seit Opas Tod geschehen war. Die Geschichte zu erzählen dauerte nicht so lange, wie sie erwartet hatte, und sie beugte sich ein wenig nach vor, als sie Lacey von Nick, Ren und dieser Sache mit Samuel erzählte. Sie errötete, als sie zugab, dass sie seit Jahren ein wenig in Nick verliebt war.
Draußen, vor der Tür, atmete Nick beruhigt aus, als er Gypsys Bekenntnis hörte, und schielte hinüber zu Ren, um zu sehen, wie er es aufnahm. Es war ein wenig enttäuschend zu sehen, dass der andere Mann völlig unbeeindruckt wirkte.
„Halt’s Maul.“ Ren runzelte die Stirn, wünschte sich, dass Nick aufhören würde, so laut zu denken.
Nick wollte lachen, aber unterdrückte den Drang, denn er wollte auch hören, was drinnen im Raum gesprochen wurde.
Als Gypsy fertig war und Lacey auf den neuesten Stand gebracht hatte, rieb diese ihre Schläfe mit ihrer freien Hand und ihre Augenbrauen waren zusammengezogen als hätte sie starke Kopfschmerzen.
„Nach all dem bist du immer noch am Leben? Und Opa dachte ernsthaft, dass er mir den gefährlichen Job gegeben hat. Gibt es sonst noch etwas, das ich wissen sollte?“, fragte Lacey und betete, dass es nicht noch mehr schlechte Nachrichten gab.
Gypsy dachte einen Moment lang nach und schüttelte dann langsam ihren Kopf. „Nein, ich denke, das war im Moment alles Wichtige.“
„Es ist ein Wunder, dass das Hexenbräu noch steht“, flüsterte Lacey und umklammerte die Hand ihrer Cousine ein wenig fester, ehe sie sie hochhob. „Und du hast versucht, einen Dämon mit einer Holzkugel zu erschießen.“ Sie schüttelte ihren Kopf beeindruckt aber mitfühlend. Mutig und dumm schien etwas zu sein, was auf sie beide zutraf. „Ich bin so froh, dass dieser Michael die Macht hatte, dich zu heilen. Ich wäre gestorben, wenn ich nach Hause gekommen wäre, und ihre beide, du und Opa… weg gewesen wärt.“
„Mir geht es gut und du bist jetzt zu Hause. Du bleibst doch hier… nicht wahr?“, fragte Gypsy und ließ die Hoffnung in ihren Augen leuchten.
Lacey wollte gerade verneinen, aber hielt dann inne und biss auf ihre Unterlippe, als sie versuchte, etwas zu verstehen, was ihre Cousine ihr erzählt hatte. Sie hob ihr Kinn und sah Gypsy fest in die Augen, fragte sich, ob sie vielleicht wirklich gerade die Sicherheit gefunden hatte, die sie suchte. Wenn die Dämonen sie hier nicht finden konnten, dann würde sie sich sicher nicht beschweren.
„Warte mal… hast du das ernst gemeint, als du sagtest, Dämonen können ohne deine Erlaubnis nicht in dieses Gebäude?“, fragte sie, denn sie wusste, wenn etwas so klang, als wäre es zu schön um wahr zu sein… dann war es das meist auch.
„Es ist wahr“, bestätigte Gypsy enthusiastisch. „Wir haben den Zauber sogar getestet, um sicherzugehen, dass er funktioniert und, nun… er funktioniert ausgezeichnet.“ Sie versuchte, ein Grinsen zu unterdrücken, als sie sich daran erinnerte, wie Nick und Ren zur Ladentür hinausbefördert worden waren.
„Nun, das ist das Beste, was ich seit hmmm… ungefähr einem Jahr gehört habe“, sagte Lacey ehrlich und fühlte, wie ein Teil der Anspannung in ihren Schultern sich löste. Vielleicht konnte sie eine Weile bleiben, und sich ein wenig erholen, bevor sie dem Sensenmann gegenübertrat. „Und du sagtest, das war einer der Zaubersprüche, die die ganze Zeit im Tresor gelegen haben?“
Insgeheim fragte sie sich, ob er aus demselben Zauberspruchbuch kam, in dem auch der Zauber stand, der die Macht der Dämonenmarkierung, die sie trug, abwehren konnte. So wie sie es verstanden hatte… würde der Zauber es fast unmöglich machen, sie mithilfe der Dämonenmarkierung zu finden. Es würde die Markierung nicht entfernen, aber es war fast ebenso wirkungsvoll.
Sie musste herausfinden, wohin sie das Buch gebracht hatten. Danach würde sie das Versteck der mächtigsten Hexe der Stadt finden und sie davon überzeugen, ihr mit dem Zauber zu helfen. Das Problem war… jemand hatte das verdammte Buch weggenommen.
Gypsy legte ihren Kopf besorgt zur Seite, als die Erleichterung in Laceys Augen verblasste und die Sorge wieder erschien. „Lacey, wo warst du das letzte Jahr? Was ist passiert, weshalb bist du nicht mehr nach Hause gekommen?“
Als Lacey nicht gleich antwortete, senkte Gypsy ihren Blick auf ihrer beider Hände, die noch immer den Kristall festhielten. „Du musst wissen, dass Opa sich schreckliche Sorgen um dich machte, als du einfach verschwunden bist. Er versuchte, es vor mir zu verstecken, aber du bist so lange weg gewesen, dass er schließlich überzeugt war, dass du nicht mehr zurückkommen würdest… dass dir etwas Schlimmes zugestoßen war.“
Lacey verzog leicht das Gesicht, wusste, dass Opa am wenigsten verantwortlich war, für die Patsche, in der sie nun saß. Das hatte sie ganz alleine geschafft.
Sie hatten Gypsy nie etwas erzählt, aber jetzt, wo Opa weg war, schien es keinen Grund mehr zu geben, nicht zumindest einen Teil zu erzählen. Außerdem, falls ihre Vergangenheit sie einholte, dann würde Gypsy zumindest wissen, was ihr wirklich zugestoßen war, und vielleicht würde sie sogar einen Grabstein neben Opa aufstellen, um ihrer zu gedenken.
Sie fühlte, wie sie völlig ruhig wurde, als sie beschloss, ihrer Cousine die geheimen Aktivitäten ihrer Familie zu offenbaren.
„Opa hat dich immer zu den Versteigerungen und an die sicheren Orte geschickt, um die Artefakte zu bekommen, die er für seine Sammlung wollte, um seine Klienten zu beeindrucken. Das war deine Aufgabe und du warst sehr gut darin.“ Sie schenkte ihrer Cousine ein stolzes Lächeln, ehe sie hinzufügte: „Aber ich… mein Talent war etwas ganz anderes.“
„Worauf willst du hinaus?“, fragte Gypsy und runzelte ihre Stirn. Sie hatte das Gefühl, dass ihr nicht gefallen würde, was auch immer Lacey ihr erzählen wollte.
Lacey zuckte die Schultern, als wäre es keine große Sache. „Opa hat dich geschickt, um die Dinge zu holen, die man einfach kaufen oder ersteigern konnte… einfach indem man viel Geld oder eine Sache, die alle haben wollten, auf den Tisch legte. Er schickte mich, um die Dinge zu holen, die nicht so… einfach zu bekommen waren.“
„Wie zum Beispiel?“, fragte Gypsy.
„Wie zum Beispiel Dinge, die die Leute nicht hergeben wollen“, erklärte Lacey und sah zu, wie ihrer Cousine der Mund offen stehenblieb.
Kapitel 2
„Er hat dich geschickt, um Dinge zu stehlen?“ Gypsys Stimme wurde lauter, weil sie es nicht fassen konnte. „Ich kann nicht glauben, dass Opa dich dazu animieren würde, etwas so Gefährliches zu tun.“
„Wie, glaubst du, ist er überhaupt erst in dieses Geschäft eingestiegen?“, fragte Lacey mit einem scheuen Lächeln.
„Ich habe nur Gerüchte gehört“, flüsterte Gypsy mehr als nur ein wenig überrascht über dieses Geständnis. Einige der wichtigsten Leute bei den Versteigerungen im Untergrund hatten ihr in den letzten Jahren einzelne Hinweise gegeben. Sie hatte immer nur höflich genickt und gelächelt und die Gerüchte dann schnell vergessen, weil sie nicht darüber nachdenken wollte.
Sie seufzte, als sie zugab: „Ich habe sie nie ernst genommen, dachte immer, dass sie mich nur ärgern wollten, weil ich oft Dinge bekam, die sie selbst haben wollten.“
„Sie hatten jedes Recht, eifersüchtig zu sein. Opa war in seiner Jugend einer der besten Diebe und er hat es in jener Zeit geschafft, eine Menge sehr wertvoller Dinge zu bekommen“, erklärte Lacey stolz.
„Seine Spezialität waren übernatürliche Gegenstände… alte Zauberbücher, Zeitschriften, Gemälde und verschiedenste Zauberutensilien. Die Gerüchte im Untergrund behaupten, dass er tatsächlich den Heiligen Gral gefunden hat, aber dann vor dem Mann versteckt hat, der ihn dafür angeheuert hatte. Ich bezweifle, dass er ihn wirklich hat, aber das Gerücht hält sich hartnäckig und lässt den Mythos um Opa nur noch wachsen.“
Gypsy runzelte die Stirn. „Wie hat er es geschafft, so lange am Leben zu bleiben, wenn er so gefährliche Dinge gestohlen hat?“
Lacey zuckte die Schulter. „Wer weiß? Opa hat sich eine Menge Feinde gemacht, ehe er sich aus seinem Lieblingshobby zurückgezogen hat. Niemand