Todeswunsch (Blutsbündnis-Serie Buch 12). Amy Blankenship
einzigen Auftrag, für den er angeheuert worden war, versagt hatte… und bestimmt auch nicht in solchen, die er für sich selbst gemacht hatte.
Man hatte ihn als Meister der Tarnung beschrieben, und aufgrund der Tatsache, dass man ihn Chamäleon nannte, hatte sie sofort gewusst, dass es ihr Opa war, obwohl sie das nie jemandem verraten hatte, nicht einmal Vincent. Die Theorie, die die meisten Anhänger hatte, war, dass er ein Formwandler war, was ihrer Meinung nach der Wahrheit am nächsten kam, denn sie wussten natürlich nicht, dass Opa einen Tarnschild hatte.
Die Dämonenwelt versuchte immer noch, ihn zu finden, aber viele glaubten, dass er tot war. Nach seinem letzten Auftrag, bei dem er eine Seelenkugel von einem uralten Dämon stehlen hatte sollen, war er plötzlich verschwunden, und hatte die Kristallkugel mitgenommen. Niemand hatte ihn seither finden können… sie hatten gesucht, daran zweifelte Lacey nicht. Sie hatten keine Ahnung, dass die Seelenkugel in einem Tresor mitten in LA war, umgeben von einem Dämonenabwehrschild.
Deswegen hatte Lacey gewusst, dass es gefährlich gewesen wäre, mit irgendeinem ihrer Familienmitglieder Kontakt zu haben, weil sie Angst hatte, dass die Dämonen ihren Großvater finden könnten. Sie hatte ihn natürlich nicht angerufen. Er hätte nicht verstanden und wäre wahrscheinlich gekommen, um sie herauszuholen, wobei er zweifellos umgekommen wäre.
Über ein Jahr lang hatte sie geschwiegen, ihrer Familie keine Hinweise auf ihren Aufenthaltsort gegeben und war in der Zeit immer tiefer in den Diebesring gesogen worden. Sobald sie erkannte, dass sie nicht mehr ständig beobachtet wurde, hatte sie ihre Flucht geplant. Sie hatte Vincent sogar vorgewarnt, dass sie es tun würde, sobald sie eine Möglichkeit sah.
Er hatte sie an die Markierung erinnert, die Master auf ihrer Schulter angebracht hatte, aber sie hatte sich schon überlegt, was sie diesbezüglich unternehmen wollte. Sie hatte ihm versichert, dass sie gleich als erstes in einen bestimmten Tresor einbrechen würde, in dem ein Zauberspruchbuch lag, das ihr gegen die Dämonenmarkierung helfen würde… sie hatte ihm nur nicht erzählt, dass es der Tresor ihres Großvaters war. Vincent wusste nicht einmal, dass sie einen Großvater hatte.
Die beiden letzten Missionen, auf die sie geschickt worden waren, waren so gefährlich gewesen, dass sie beide Male beinahe gestorben wäre, und sie wäre nicht mehr am Leben, wenn Vincent nicht dagewesen wäre, um die Verletzungen abzufangen, die für sie bestimmt gewesen waren. Er hatte sich selbst geopfert, damit sie fliehen konnte. Beide Male war er brutal ermordet und seine Leiche entsorgt worden, doch als er wieder erwacht und sein Körper geheilt war, war er immer wieder zurückgekommen.
Als er endlich zugegeben hatte, dass es zu gefährlich für sie wurde, wenn sie bleiben sollte, hatte Vincent ihr angeboten, ihr zur Flucht zu verhelfen. Wie der Zufall es wollte, hatte ihr nächster Auftrag sie in genau dasselbe Museum geführt, in dem sie sich kennengelernt hatten. Sie sollten ein Gerät stehlen, das alle Dämonen in einem Umkreis von hundert Metern kampfunfähig machen sollte. Perfekt.
Der Plan war, dass nur einer von ihnen beiden von diesem Auftrag zurückkehren sollte. Sie hofften, dass, wenn Vincent Master das Gerät übergeben würde, der Dämon sich auf das neue Spielzeug konzentrieren würde, was offensichtlich eine Waffe gegen seine Art war, und sie nicht gleich verfolgen würde, sodass sie genug Zeit hatte, um den Zauberspruch zu finden, der die Markierung, die Master ihr verpasst hatte, wirkungslos machte.
Sie hatten problemlos das Gerät gestohlen, das für sie aussah, wie ein zehnseitiger, metallener Zauberwürfel, der statt der Farben goldene Symbole zeigte. Während sie da waren, hatten sie die Wächter ausgeschaltet und ihre Waffen gestohlen. Vincent hatte sich umgedreht, ihr eine süße Abschiedsrede gehalten und ihr einen schnellen Kuss auf die Wange gegeben.
Das Problem wurde deutlich, als sie das Museum verließen, und Master mit einer Horde von Dämonen vor der Tür auf sie wartete. Master hatte gelacht und ihr erzählt, dass die Markierung, die er ihr verpasst hatte, ihn über ihren Plan informiert hatte… bis hin zu der Tatsache, dass sie die Enkelin von Chamäleon war und zu seinem Laden zurück wollte, wo ein ganzer Tresor voller Dinge war, die ihn interessierten… inklusive der Seelenkugel.
Master hatte Vincent zugenickt und ihm dafür gedankt, dass er sie abgelenkt und nicht über die wahre Macht der Markierung informiert hatte.
Sie hatte Vincent wütend angesehen und ihm das Gerät aus der Hand gerissen, während sie betete, dass sie wusste, was sie machte, hatte sie begonnen, die Teile schnell zu drehen. Sie hatte die Bilder des Würfels auswendig gelernt, ehe sie zum Museum gekommen war, um ihn zu stehlen, und nutzte nun diese Erinnerung, um die Symbole schnell zu verbinden.
Einer nach dem anderen sanken die Dämonen unter schrillen Schmerzensschreien zu Boden, aber nicht Master… nein, dieser Hurensohn schritt geradewegs auf sie zu, Wut glitzerte in seinen Augen.
Da bewegte sich Vincent. Sie hatte nicht bemerkt, dass er ein uraltes Schwert aus demselben Tresorraum entwendet hatte, in dem der Würfel gewesen war, aber plötzlich war es in seiner Hand, und er hielt es an den Hals des Dämons. Mit einer ebenso schnellen Bewegung senkte der Dämon seine Hand in Vincents Brust, sodass sie auf der anderen Seite wieder herauskam.
„Lauf“, knurrte Vincent, gerade bevor seine Augen sich schlossen und der Kopf des Dämons neben ihm zu Boden fiel.
Alle anderen Dämonen starrten sie von ihren unglücklichen Positionen aus wütend an, also hatte sie den Würfel auf den Boden gelegt und genau das gemacht, was Vincent ihr aufgetragen hatte… rennen, so schnell sie konnte.
Sie konnte nicht wissen, ob Master jemandem erzählt hatte, was er über sie wusste, konnte nur hoffen, dass dieser gierige Hurensohn ihre Geheimnisse nicht verraten hatte, weil er Angst hatte, dass ein anderer Dämon vor ihm zu der legendären Seelenkugel kommen könnte. Ihre Gedanken kehrten immer wieder zu Vincent zurück, sie fragte sich, ob es ihm gut ging, oder ob er dafür gefoltert wurde, dass er ihr zur Flucht verholfen hatte.
Sie konnten ihn nicht für immer töten, aber sie wusste mittlerweile, dass es viel schlimmere Dinge gab, als tot zu bleiben… immer und immer wieder brutal ermordet zu werden, war eines davon.
Sie schielte hinunter auf ihre Schulter, wusste, dass sie irgendwie den Zauberspruch bekommen musste, um die Wirkung der Markierung zu zerstören, damit Vincents Opfer nicht umsonst gewesen war. Sie ließ das heiße Wasser der Dusche ihre stillen Tränen wegwaschen, als sie ihre neuen Ziele formulierte.
Oben war Ren plötzlich stehengeblieben und schaute auf den Boden, hörte, wie das Wasser durch das Haus floss. Ein teuflisches Lächeln erhellte seine Züge, als ihm klar wurde, dass er genau über dem Badezimmer stand, in dem Lacey war. Sein Blick folgte dem Geräusch des Wassers hinüber zu der Wand, in der die Wasserleitungen verliefen.
Sie war mittlerweile lange genug in der Dusche, und er war bereit, seine Befragung fortzuführen.
Mit schnellen Schritten ging Ren zur Wand, legte seine Hand über die Leitung, die er brauchte, und konzentrierte sich mit geschlossenen Augen auf den Temperaturregler des Warmwasserboilers. Seine Mundwinkel hoben sich zu einem zufriedenen Lächeln, als Frost unter seinen Fingern auf der Wand erschien. Der Schrei, der durch den Bombenkeller schallte, ließ alle außer Ren überrascht zusammenzucken.
In der dampfenden Dusche war das vorhin brennheiße Wasser plötzlich eiskalt geworden, sodass Lacey sich ruckartig von dem Wasserstrahl entfernte. Dabei rutschte sie in der Badewanne aus und fiel, wobei sie fast den Duschvorhang mitgenommen hätte.
„Lacey!“, rief Gypsy besorgt.
Lacey befreite sich von dem Duschvorhang und schob ihn zur Seite, froh, dass sie ihn nicht heruntergerissen hatte.
„Mir geht es gut“, rief Lacey und starrte wütend den Duschkopf an. „Du brauchst einen neuen Wasserboiler… das verdammte Ding hat gerade innerhalb einer Sekunde von heiß auf eiskalt umgestellt.“
Gypsy runzelte die Stirn auf der anderen Seite der Tür, fragte sich, was dazu geführt hatte, dass das Wasser so etwas machte. Sie hatte vorhin eine Stunde lang geduscht, ohne jedes Problem.
„Ich werde Ren bitten, es sich anzusehen“, rief Gypsy durch die geschlossene Tür. „Er hat eine besondere Beziehung zu Maschinen und kann sie dazu bringen, wieder zu funktionieren, wenn sie kaputt sind.“
Lacey