Flüstern der Natur. Fritjof Capra
mit Ihm zu haben vermag, ohne den ganzen Entwicklungsprozess der Natur zu durchlaufen.
Die Mutter
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Verborgen in den Tiefen, im Kern der Materie, ist die Göttliche Gegenwart und... die ganze irdische Evolution erarbeitet die Rückkehr der Schöpfung zu ihrem Ursprung, zu dieser Göttlichen Gegenwart, die sich im Zentrum aller Dinge befindet – das ist die Absicht der Natur.
Das Universum ist eine Objektivierung des Höchsten Wesens, wie wenn Er sich außerhalb seiner selbst objektiviert hätte, um sich selbst zu sehen, sich selbst zu leben, sich selbst zu erkennen, und auf dass es eine Existenz und ein Bewusstsein gebe, die in der Lage sind, ihn als ihren Ursprung zu erkennen und sich bewusst mit ihm zu vereinigen, um ihn im Werden zu manifestieren. Es gibt keinen anderen Grund für das Universum. Die Erde ist eine Art symbolische Kristallisierung des universalen Lebens, eine Reduktion, eine Konzentration, auf dass das Werk der Evolution leichter zu vollbringen und ihm leichter zu folgen sei. Und wenn wir die Geschichte der Erde betrachten, können wir verstehen, warum das Universum geschaffen worden ist. Es ist das Höchste Wesen, das sich seiner selbst bewusst wird in einem ewigen Werden; und das Ziel ist die Vereinigung des Geschaffenen mit dem Schöpfer in der Manifestation, eine Vereinigung, die bewusst, willig und frei ist.
Das ist das Geheimnis der Natur. Natur ist die Vollzugskraft, sie ist es, die das Werk vollbringt. Und sie nimmt diese Schöpfung auf, die völlig unbewusst zu sein scheint, die aber das Höchste Bewusstsein und die einzige Wirklichkeit enthält, und sie tut ihr Werk, damit sich all dies entwickeln kann, selbstbewusst werden und sich selbst vollständig erkennen kann. Aber sie zeigt es nicht gleich von Anfang an. Es entwickelt sich stufenweise, und aus diesem Grund ist es zu Beginn ein Geheimnis, das dann enthüllt werden wird, wenn es sich dem Ende nähert. Und der Mensch hat nun einen Punkt in der Evolution erreicht, der hoch genug ist, so dass jenes Geheimnis enthüllt werden kann und jenes, was vorher in scheinbarer Unbewusstheit getan wurde, nun bewusst, willig und daher sehr viel schneller und mit der Freude der Verwirklichung getan werden kann.
Beim Menschen kann man bereits die spirituelle Wirklichkeit in Entwicklung sehen und erkennen, dass sie sich vollständig und frei ausdrücken wird. Vorher, im Tier und in der Pflanze, war es... notwendig, eine sehr klare Schau zu haben, um sie zu sehen, aber der Mensch ist sich dieser spirituellen Wirklichkeit selbst bewusst, zumindest im höheren Teil seines menschlichen Daseins. Der Mensch beginnt zu wissen, was der höchste Ursprung von ihm will, und arbeitet daran mit, es zu verwirklichen. Die Natur möchte, dass die Schöpfung sich dessen bewusst wird, der Schöpfer selbst zu sein in einer Objektivierung, das heißt, es besteht kein Unterschied zwischen dem Schöpfer und der Schöpfung, und das Ziel ist eine bewusste und verwirklichte Vereinigung. Das ist das Geheimnis der Natur.
Die Mutter
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Partikel Gottes
Die Natur manifestiert sich zuerst durch Materie als Energie. Dies ist nicht bloß eine wissenschaftliche Tatsache, sondern eine tiefe spirituelle Wahrheit und Erfahrung...
Stabilität und Bewegung, daran müssen wir uns erinnern, sind nur unsere psychologischen Darstellungen des Absoluten, ebenso wie es Einheit und Vielheit sind. Das Absolute ist jenseits von Stabilität und Bewegung, so wie es jenseits von Einheit und Vielheit ist. Aber es lagert sich ewig im Einen und Stabilen und wirbelt unendlich, unvorstellbar, sicher im Sich-Bewegenden und Vielfältigen, um sich selbst herum. Weltdasein ist der ekstatische Tanz Shivas, welcher den Körper Gottes für das Auge zahllos vervielfältigt: er belässt jenes blanke Dasein genau wo und was es war, immer ist und immer sein wird; sein einziges absolutes Anliegen ist die Freude am Tanzen.
Sri Aurobindo
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Der kosmische Tanz
Vor fünf Jahren hatte ich eine schöne Erfahrung... Eines Nach- mittags im Spätsommer saß ich am Meer und sah den Wellen zu, wie sie anrollten, und fühlte den Rhythmus meines Atems, als ich plötzlich gewahr wurde, wie meine ganze Umgebung in einem mächtigen kosmischen Tanz begriffen war. Als Physiker wusste ich, dass der Sand, die Felsen, das Wasser und die Luft um mich herum aus vibrierenden Molekülen und Atomen bestanden, und dass diese aus Partikeln bestehen, die aufeinander einwirken, indem sie andere Partikel schaffen und zerstören. Ich wusste auch, dass die Erdatmosphäre ständig von Schauern „kosmischer Strahlen“ bombardiert wird, Partikeln von Hochenergie, die vielfach kollidieren, indem sie die Luft durchdringen. Mit all dem war ich vertraut von meiner Forschung in Hochenergie-Physik, aber bis zu jenem Augenblick hatte ich es nur durch Schaubilder, Diagramme und mathematische Theorien erfahren. Als ich nun dort am Strand saß, wurden meine früheren Erfahrungen mit Leben erfüllt; ich „sah“ Kaskaden von Energie, die vom äußeren Raum herabkamen, wobei Partikel in rhythmischen Pulsen geschaffen und zerstört wurden; ich „sah“ die Atome der Elemente und jene meines Körpers teilhaben an diesem kosmischen Energietanz; ich fühlte seinen Rhythmus und ich „hörte“ seinen Ton, und in jenem Augenblick wusste ich, dass dies der Tanz Shivas war, des Herrn der Tänzer, angebetet von den Hindus.
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Die Tendenz von Partikeln, auf Beengung mit Bewegung zu reagieren, impliziert eine grundlegende „Ruhelosigkeit“ der Materie, welche charakteristisch für die subatomare Welt ist. In dieser Welt sind die meisten materiellen Partikel an die molekularen, atomaren und nuklearen Strukturen gebunden und befinden sich daher nicht im Ruhezustand, sondern haben eine inhärente Tendenz, herumzuschweifen – sie sind wesenhaft ruhelos. Gemäß der Quantentheorie ist die Materie daher nie statisch, sondern befindet sich stets in einem Zustand der Bewegung. Makroskopisch mögen die materiellen Objekte um uns herum passiv und leblos erscheinen, aber wenn wir ein solches „totes“ Stück Stein oder Metall vergrößern, sehen wir, dass es voller Aktivität ist. Je näher wir es betrachten, desto lebendiger erscheint es. Alle materiellen Objekte in unserer Umwelt bestehen aus Atomen, die sich in verschiedener Weise miteinander verbinden, um eine gewaltige Vielfalt molekularer Strukturen zu formen, die nicht starr und bewegungslos sind, sondern entsprechend ihrer Temperatur und in Harmonie mit den thermischen Schwingungen ihrer Umwelt oszillieren. In den vibrierenden Atomen sind die Elektronen durch elektrische Kräfte an die Atomkerne gebunden, die sie so nahe wie möglich beieinander zu halten versuchen, und sie reagieren auf diese Beengung, indem sie äußerst schnell herumwirbeln. In den Atomkernen schließlich werden die Protonen und Neutronen von den starken nuklearen Kräften auf ein winziges Volumen zusammengepresst, und folglich rasen sie mit unvorstellbaren Geschwindigkeiten herum. Die moderne Physik stellt also die Materie keineswegs als passiv und leblos dar, sondern als etwas, was sich in einer ständigen tanzenden und vibrierenden Bewegung befindet, deren rhythmische Muster durch die molekularen, atomaren und nuklearen Strukturen bestimmt werden. In gleicher Weise sehen auch die östlichen Mystiker die materielle Welt. Sie heben alle heraus, dass das Universum dynamisch zu erfassen ist, wie es sich bewegt, vibriert und tanzt; jene Natur befindet sich nicht in einem statischen, sondern einem dynamischen Gleichgewicht. Mit den Worten eines taoistischen Textes:
„Die Stille in der Stille ist nicht die wirkliche Stille. Nur wenn Stille in der Bewegung vorhanden ist, kann der spirituelle Rhythmus erscheinen, der Himmel und Erde erfüllt.“
In der Physik erkennen wir die dynamische Natur des Universums nicht nur, wenn wir in die kleinen Dimensionen gehen – in die Welt der Atome und Atomkerne – sondern auch, wenn wir uns großen Dimensionen zuwenden – der Welt von Sternen und Galaxien. Durch unsere starken Teleskope beobachten wir ein Universum in unaufhörlicher Bewegung. Rotierende Wolken von Wasserstoffgas schrumpfen zusammen, um Sterne zu bilden, wobei sie sich erhitzen, bis sie