Das Salz der Friesen. Andreas Scheepker

Das Salz der Friesen - Andreas Scheepker


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gerade ein Bote gebracht. Eine Flugschrift«, erklärte er. »Sie ist seit gestern in Umlauf.« Er wollte Rimberti und Fockena ein Blatt reichen, zog es aber zurück und wies auf die Tür zum Nebenraum. »Kommt mit. Das ist jetzt wichtiger.«

      Die Talglichter in dem großen dunklen Raum mit den winzigen Fenstern gaben anheimelndes Licht. Diese Beleuchtung passte wenig zu dem traurigen Fund, zu dem man sie gerufen hatte.

      Zwei Männer standen vor einem Tisch und traten beiseite, als der Drost mit Rimberti und Fockena hereintrat. Auf dem Tisch lag ein toter Mann. Seine Kleidung war dreckig und zerschlissen, sein Haupthaar und sein Bart waren verfilzt. Eggerik Beninga gab den beiden Wächtern ein Zeichen, und sie verließen den Raum.

      Rimberti sah den Toten an. Die Hände waren schmutzig, trugen aber keine Spuren schwerer Arbeit. Der Leichnam verströmte einen starken, unangenehmen Geruch. In der Brust des Mannes steckte ein Armbrustbolzen.

      »Wer ist er?«, fragte Rimberti.

      »Seht ihn Euch genau an«, sagte Beninga.

      Fockena ging einen Schritt zurück. »Wenn der so aussieht, wie er riecht, dann will ich da nicht näher ran. Das stinkt ja alles nach Pisse hier drin. Und das ist noch der harmloseste Geruch, den meine Nase ertragen muss. Ich warte draußen.«

      Eggerik Beninga maß Fockena mit tadelndem Blick. »Wie es Euch mit diesen Gerüchen geht, so geht es anderen mit den Reden, die Ihr so von Euch gebt. Also reißt Euch zusammen, Ulfert. Ihr seid der Einzige, der die beiden anderen Toten mit dem Armbrustbolzen gesehen hat.«

      »War der Tote mit Salz überstreut?«, fragte Rimberti.

      Beninga nickte. »Meine Männer haben es sorgfältig in einem kleinen Lederbeutel aufgesammelt. Das meiste hat sich durch den Regen aufgelöst, aber in seinen Kleidern war noch etwas.«

      »Wo wurde er gefunden?«, wollte Rimberti wissen.

      »In einer kleinen Lohne in der Nähe des Gasthauses, in dem die Armen unserer Stadt untergebracht sind. Die Wachen befragen die Bewohner, aber ich glaube kaum, dass jemand etwas bemerkt hat. Einige der Hütten stehen leer. Vielleicht hat der Mörder dort gewartet.«

      »Habt Ihr schon etwas in Erfahrung gebracht?«

      »So gut wie nichts«, antwortete Beninga. »Er übernachtete im Gasthaus. Dort nannte er sich Johannes. Vor ein paar Wochen ist er in Norden aufgetaucht. Niemand weiß, wer er ist und woher er kommt. Irgendwie hat er auf den Vorsteher des Gasthauses doch Eindruck gemacht, denn der konnte sich recht genau an den Tag erinnern, an dem Johannes kam.«

      »Wenn nicht der Bolzen in ihm steckte …«, begann Rimberti.

      »Dann hätte sich keiner von uns um den Toten gekümmert. Er hätte ein Armenbegräbnis erhalten, und niemand hätte Fragen gestellt«, sagte Beninga.

      »Ich …«, flüsterte Fockena. Er kam langsam Schritt für Schritt näher.

      Rimberti drehte sich zu ihm um.

      »Ich weiß, wer der Tote ist«, flüsterte Ulfert Fockena.

      Eggerik Beninga sah ihn scharf an. »Ich habe es kaum zu denken gewagt, darum ließ ich Euch holen.«

      Rimberti betrachtete die beiden Männer erstaunt.

      Fockena sagte: »Ich kenne ihn nicht besonders gut, aber wir haben vor ein paar Monaten lange miteinander gesprochen, bevor er zu seiner Reise nach Brüssel aufgebrochen ist. Der Tote ist Drost Haiko Ibenga.«

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