8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009. Frank Rehfeld

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      Wir kehrten zu Eddie Vincente zurück.

      „Ich sollte Ihnen vielleicht einiges erklären“, sagte er.

      „Ja, das sollten Sie“, stellte Milo fest. „Sonst sitzen Sie ziemlich tief in der Tinte!“

      „Ich kenne Harry. Wir waren Freunde, bis sich unsere Wege trennten, nachdem ich wegen Drogenhandels festgenommen wurde und eine zweite Chance erhielt, sodass mein Leben eine ganz andere Bahn genommen hat.“

      „Aber eines Tages tauchte Harry Gonzales hier auf, um Sie um einen Gefallen zu bitten!“, stellte ich fest.

      Vincente nickte.

      „Ja, genau so war es. Er hat kurz gesagt, dass er Schwierigkeiten mit ein paar Leuten in der Bronx hätte.“

      „Das hat er vielleicht auch – aber außerdem wird er im Zusammenhang mit den Morden an zwei Polizisten gesucht“, gab ich ihm zu bedenken.

      „Davon hat er mir nichts gesagt“, erwiderte Vincente.

      „Haben Sie eine Ahnung, wo wir Harry Gonzales finden können?“

      „Nein.“

      „Gibt es noch irgendwelche Verwandte, bei denen er vielleicht untertauchen könnte – so wie bei der Tante Donata in Spanish Harlem?“

      „Es gibt einen Onkel in Jersey City, von dem er gesprochen hat.“

      „Wie heißt dieser Onkel?“

      „Eric Gonzales. Er besitzt eine Autoverleihfirma. Mit einer Adresse kann ich Ihnen leider nicht dienen, aber ich nehme an, dass Sie die auch so herausbekommen.“

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      Die Adresse von Eric Gonzales in Jersey City war durch unsere Innendienstler schnell ermittelt. Wir rückten mit großem Aufgebot an. Das Reihenhaus, in dem, Eric Gonzales wohnte, wurde durch Kollegen des Field Office New Jersey umstellt. Wir trafen etwas später ein. Ich parkte den Sportwagen in einer Seitenstraße und wir stiegen in einen Transporter mit dem Schriftzug eines Pizza Service, der auf der Seite schräg gegenüber der Garageneinfahrt des Reihenhauses am Straßenrand parkte. Dort befand sich die Einsatzzentrale.

      Special Agent Randy Pulaski vom hiesigen FBI Field Office begrüßte uns. Er war der Einsatzleiter dieser Operation.

      „Unsere Leute sind auf den Nachbargrundstücken oder befinden sich in parkenden Fahrzeugen“, erklärte Pulaski. „Sollte er im Haus sein, kann er uns nicht entkommen. Allerdings können wir nicht einfach das Gebäude stürmen.“

      „Warum nicht?“, fragte Milo.

      „Das Risiko ist zu groß. Eric Gonzales hat eine Frau und drei Kinder. Es ist vermutlich ein Säugling im Haus.“

      „Dann warten wir ab, was sich tut“, schlug ich vor.

      Pulaski nickte. „Genau. Sicherheitshalber haben war eine Thermoskanne voll Kaffee dabei.“

      Über Funk meldete sich einer der Agenten, die die Rückseite des Hauses überwachten.

      Er berichtete, dass sich Gonzales kurz im Freien auf der Terrasse gezeigt hatte.

      „Ein Zugriff war leider nicht möglich. Er ist jetzt wieder im Haus“, meldete der Agent.

      „War die Identifizierung eindeutig?“, fragte Pulaski.

      „Ja. Der Mann entspricht dem Bild in den NYSIS-Dateien.“

      „Dann wissen wir jedenfalls, dass wir hier nicht umsonst warten“, meinte Milo.

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      Die Dämmerung brach bereits herein, als endlich etwas geschah. Gonzales ging ins Freie. In der Garageneinfahrt stand ein Chrysler, der auf Eric Gonzales zugelassen war, wie die Kollegen inzwischen längst überprüft hatten.

      Harry Gonzales öffnete per Fernbedienung das Garagentor. Automatisch ging das Licht an. Wir erkannten den Ford wieder, mit dem er geflüchtet war. Das Nummernschild wurde zwar durch den Chrysler verdeckt, aber ich war überzeugt davon, dass es übereinstimmte.

      Gonzales öffnete den Kofferraum. Er wollte irgendetwas aus dem Wagen herausnehmen.

      „Zugriff!“, befahl Pulaski.

      Im nächsten Moment stürzten wir mit der Dienstwaffe in der Hand ins Freie. Auch die anderen an diesem Einsatz beteiligten Agenten verließen ihre Verstecke.

      Harry Gonzales merkte, dass etwas nicht stimmte, drehte sich um und riss dabei seine Automatik aus dem Hosenbund.

      „FBI! Waffe weg!“, rief ich.

      Gonzales zögerte eine Sekunde. Er blickte sich um, sah die in Stellung gegangenen FBI-Agenten und ahnte wohl, dass er keine Chance mehr hatte.

      Das Spiel war aus.

      Er ließ die Waffe sinken. Milo schnellte auf ihn zu, nahm ihm die Waffe ab. Im nächsten Moment ließ einer der anderen Kollegen die Handschellen klicken.

      „Sie sind verhaftet, Mister Gonzales. Es besteht der Verdacht, dass Sie Sean McKenzie und Brian O’Rourke getötet haben. Von nun an kann alles, was Sie sagen vor Gericht gegen Sie verwendet werden…“ Ich klärte ihn über seine Rechte auf.

      „Ich habe niemanden getötet!“, rief er.

      „Wir nehmen ihn mit zu unserem Field Office“, bestimmte Milo. „Ich nehme an, dass wir uns länger mit ihm unterhalten müssen…“

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      Gonzales saß gefesselt in auf der ziemlich engen Rückbank des Sportwagens, während wir uns auf den Weg nach Manhattan machten.

      „Ich habe niemanden umgebracht!“, behauptete er, während wir in Richtung der New Jersey-Ausfahrt des Lincoln Tunnels fuhren.

      „Vielleicht beraten Sie sich besser mit einem Anwalt, bevor Sie irgendeine Aussage machen“, sagte ich ihm. „Zumindest in einem der Fälle gibt es jemanden, der Sie gesehen hat.“

      „Und wo soll das bitteschön gewesen sein?“

      „Bei Fredo’s Fish Bar. Sie hatten eine Waffe dabei und standen unter einer Laterne. Wahrscheinlich haben Sie O’Rourke angerufen, damit er mit Ihnen auf die Pier geht. Dort haben Sie ihn erschossen.“

      Er schwieg.

      „Und was McKenzie angeht…“, begann Milo, aber Gonzales unterbrach ihn.

      „Ich habe niemanden umgebracht! Untersuchen Sie meine Waffe!“

      „Das werden die Kollegen vom Labor mit Sicherheit sehr gründlich tun“, versprach ich. „Sie wollten Rache, nehme ich an. O’Rourke, McKenzie und Atkins hatten irgendetwas gegen Sie in der Hand, womit man Sie dazu erpresste, Ihre Gang zu verraten, die ‚Matadores’. Ihre Eltern und Ihre Schwester sind der Rache dieser Gang zum Opfer gefallen. Aber Sie haben sich die Schuld gegeben. Atkins wäre wahrscheinlich der dritte Tote gewesen.“

      „Atkins wird der dritte Tote sein“, murmelte Gonzales. „Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.“

      „Vielleicht reden Sie jetzt und packen alles aus, Gonzales. Sie können nichts mehr verlieren. Eine Mordanklage ist Ihnen sicher.“

      Im Rückspiegel konnte ich sehen, wie er mit sich kämpfte.

      Ich konnte nur hoffen, dass er sich für das richtige entschied.

      „Betreiben Sie eigentlich Kampfsport?“, fragte ich.

      „Nein.“

      Ich ließ ihn eine Weile in Ruhe. Als wir den Lincoln Tunnel hinter uns hatten und auf der Manhattan-Seite wieder an die Oberfläche


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