Para - Das Schicksal liegt in euren Händen.... Zeraphina Cloud
Probleme mit diesen Männern gehabt hatte… In Wahrheit wusste Handix, was es bedeutete, aber das konnte, nein, wollte er sich nicht eingestehen.
Sein Neffe ließ sich auf den Platz neben Liah fallen und stützte sich den Kopf ab. Handix zögerte.
„Willst du wieder Tabletten?“, fragte er schließlich und war einmal mehr erstaunt, wie sich seine Stimme in den letzten sieben Jahren entwickelt hatte. Er klang mürrischer als damals mit Mandi. Mandi. Er verdrängte den Gedanken an sie. Nex brummte irgendwas vor sich hin und sein Onkel nahm es als ein Ja.
Das Frühstück verlief wie immer schweigend. Liah sah aus, als ob sie gerne etwas sagen wollte, aber ihr Bruder war offensichtlich nicht in der Stimmung für so etwas und Handix bemühte sich darum, so desinteressiert wie möglich auszusehen. Er dachte daran, dass er den Kindern versprochen hatte, ihnen bei dieser Sache zu helfen, und wenn er das tun wollte, dann musste er ihnen sagen, was er wusste. Aber wo sollte er anfangen? Am besten wäre es wohl, wenn er darüber nachdachte, wenn die Kinder in der Schule waren. Handix warf Nex über seine Tasse hinweg einen Blick zu und fragte sich allen Ernstes, ob er nicht besser hierbleiben sollte. Der Mann wollte es gerade vorschlagen, als ihm klar wurde, was Nex darauf erwidert würde. „Nein, geht schon, ich kann Liah nicht allein lassen. Sind nur Kopfschmerzen, das geht wieder weg…“ Also ließ er es bleiben.
„Okay, hör mal: Du hast mir gestern gesagt, dass du nicht darüber reden willst, und das verstehe ich. Aber du machst mich wirklich neugierig. Schließlich kommst du in die Schule und siehst aus, als hättest du dich mit jemandem zu Tode geprügelt, und dann läufst du auch noch so leicht angeschlagen. Willst du´s mir echt nicht sagen? Ich bin wirklich neugierig-“. Basti redete wie ein Wasserfall auf Nex ein, der es eine ganze Weile über sich ergehen ließ, bis er seinen Klassenkameraden unterbrechen musste.
„Wie lange willst du mich denn noch bearbeiten?“, warf er ein und Basti hielt einen Moment lang die Klappe, während er ihn überrascht ansah.
„Ich… naja, ich habe nur laut nachgedacht, das ist alles.“ Aus irgendeinem Grund musste Nex ein wenig lächeln.
„Zugegeben, an deiner Stelle würde mich das auch interessieren, aber es ist kompliziert. Wenn du verstehst, was ich meine.“
Basti nickte.
„Klar, du hast sicher recht. Sag mal, wollen wir uns mal ein nettes Plätzchen suchen und da ein bisschen abhängen? Deine Schwester hat jetzt ihre eigenen Freunde“, schlug er vor und Nex zuckte mit den Schultern.
„Warum nicht?“
Die Jungs liefen über den Schulhof, auf der Suche nach einem guten Platz, und Nex musste sich eingestehen, dass sein Sitznachbar recht hatte. Liah hatte sich anscheinend mit zwei Mädchen angefreundet, und jetzt tauchte sie nicht mehr bei ihrem Bruder auf. Wahrscheinlich war es auch besser so, denn dann musste er sich keine Sorgen darum machen, dass seine Schwester niemanden hatte, wenn er mal nicht zur Schule gehen sollte. Wenn sich seine Kopfschmerzen wieder verschlimmern sollten, dann war das sicher bald der Fall.
„Du, Nex?“
„Hm?“
„Wollen wir uns vielleicht mal treffen? Also, irgendwo zu Hause. Bei dir, bei mir, völlig egal. Was meinst du?“ Basti hob die Augenbrauen und sah ihn fragend an. Verdutzt blieb Nex stehen.
„Wie kommst du denn darauf?“
Der andere sah zu Boden.
„Du musst ja nicht, wenn du nicht willst, aber ich dachte mir, dass das keine schlechte Idee wäre. Ich finde dich nämlich echt korrekt und-“ Jetzt musste Nex grinsen.
„Hey, das war doch nicht böse gemeint. Wenn du unbedingt willst, kann ich mal meinen Onkel fragen, wann es für ihn passt.“ Er konnte selbst nicht fassen, was er das sagte. Basti sah überrascht auf.
„Dein Onkel?“
Nex zuckte mit den Schultern.
„Ja, wieso?“
„Naja… Ich dachte, du wohnst hier mit deinen Eltern.“
Irgendwie traf ihn diese Frage. Nex schluckte, dann sah auch er ein wenig nach unten.
„Nein, leider nicht.“
Basti schien zu verstehen.
„Oh. Tut mir leid, ich wollte wirklich nicht…“
„Ist schon okay“, blockte Nex ab und zwang sich wieder zu einem Lächeln.
„Also, soll ich nachfragen?“ Oh Mann, es gibt eine ganze Welt, die meine Hilfe braucht, und ich treffe mich mit jemandem, den ich in ein paar Wochen sowieso zum letzten Mal sehen werde? Nex verstand sich selbst nicht mehr, aber im Grunde genommen war ihm das die letzten Tage schon oft passiert, also war es wohl in Ordnung. Das hoffte er jedenfalls.
Zurück bei der Villa wartete die nächste Überraschung: Auf dem Küchentisch lagen drei Schachteln, aus denen es stark nach Pizza roch, und dazu standen dort noch eine Flasche Cola, eine Apfelschorle und ein Bier. Nex blieb wie angewurzelt in der Tür stehen und sah seinen Onkel mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Womit haben wir das denn verdient?“, fragte er und Liah spähte an ihm vorbei in die Küche. Handix brummte kurz vor sich hin.
„Hatte keine Lust zu kochen“, erwiderte er bloß und setzte sich. Sein Neffe war vollkommen perplex. Was war denn mit dem los? Hatte sein Onkel tatsächlich noch genug Gefühle in sich, um so ein schlechtes Gewissen zu haben? Sieben Jahre lang wollte er nichts machen, aber jetzt schon? Dieser Mann war wohl doch nicht so leicht zu durchschauen, wie Nex geglaubt hatte. Andererseits hatte er sich seit seinem Einzug schon oft Irrtümer eingestehen müssen, dass das jetzt wohl auch keine Rolle spielte. Es ging darum, nach Para zu kommen und sich um die Zahlen an der Mauer zu kümmern, bevor sie die anderen Rätsel lösten. Hoffentlich wechselten sie das nächste Mal zusammen. Für einen Augenblick fiel ihm ein, dass auch Moona hätte kochen können, doch er entschied sich dafür, seinen Onkel nicht darauf anzusprechen.
Die Pizza schmeckte großartig, und Nex zerbrach sich den Kopf darüber, wie Handix herausgefunden hatte, welche er am liebsten aß, aber vielleicht war es auch nur Zufall. Nach dem Essen verschwanden die Kinder wieder auf dem Dachboden, wo sie sich auf die lederne Couch pflanzten und Löcher in die Luft starrten. Es war Liah, die das Schweigen brach.
„Also, was ist denn jetzt mit der Mauer?“, wollte sie wissen und warf ihm einen ungeduldigen Blick zu. Nex seufzte.
„Ich habe dir doch gesagt, dass ich es dir erkläre, wenn wir da sind. Es ist… leichter zu verstehen, wenn du sie siehst. Aber wenn ich das richtig verstanden habe, dann sind die Zahlen irgendwie wichtig, weil sie etwas über den Wechsler, zu dem sie gehören, sagen“, erklärte er wage und hoffte inständig, dass ihn seine Schwester mit ihren Fragen in Ruhe lassen würde, aber leider war das nicht der Fall. Sie sah ihn mit hochgezogenen Brauen an.
„Aha, und was soll das sein?“
„Das sage ich dir, wenn wir da sind.“
„Aber wieso erst dann? Wieso nicht jetzt?“ Nex stöhnte. Er hatte sich fest vorgenommen, von jetzt an immer gut zu Liah zu sein, weil sie nur noch zu zweit übriggeblieben waren, aber das hatte er sich wirklich nicht verkneifen können. Er lehnte sich etwas weiter vor und sah dem Mädchen direkt in die Augen.
„Weil Glina dann auch da ist. Wenn sie dabei ist, dann verstehe ich das einfach besser. Und wenn ich mal was nicht weiß, kann sie es uns beiden gleich erklären. Verstehst du?“ Liah nickte.
„Ja, das tue ich. Ach, wo du schon von Glina redest: Ich habe dir doch mal erzählt, dass ich auch mal ein Glühwürmchen getroffen habe, weißt du noch? Das war das eine Mal, wo ich allein ich Para gewesen bin.“ Nex nickte. Ja, da war tatsächlich so etwas in der Art gewesen. Das hatte er in der Aufregung der letzten Tage völlig vergessen.
„Was ist denn damit?“ Seine Schwester setzte sich gerade hin und legte diesen Ich-bin-echt-toll-und-habewas-geschafft-auf-das-ich-stolz-sein-kann-Blick auf. Nex bemühte sich vergebens darum, nicht